Das Projekt ?Schreibwerkstatt
?Produzierst Du auch Leerstellen??
So lockte eines schönen Herbsttages ein Plakat im Institut für Deutsche Philologie. Mein erster Gedanke ging in die Richtung: ?Hm, wenn ich im Zug sitze und meine Schuhe ausziehe, dann entsteht schon so manches Mal eine Leerstelle neben mir?.
Doch kurz darauf fiel mir wieder ein, wo ich mich befand und fühlte mich schnell an meinen Einführungskurs in die Literaturwissenschaft erinnert. „Leerstelle: Ein Zwischenraum im Text, der markiert oder versteckt sein kann und durch den Leser ausgefüllt werden muss – Das Nicht-Gesagte, dass konstitutiv für das ist, was der Text sagt“ Also etwas, was ein Schriftsteller in einen Text legt, damit der Leser auch zum Nachdenken angeregt wird. Es geht also um die Praxis des Schreibens.
Hört sich doch recht interessant an, denn wer hat denn noch nie versucht ein Gedicht, eine Kurzgeschichte oder eine Erzählung zu schreiben? Dem wollte ich also auf den Grund gehen und so besuchte ich nach dem ersten Treffen die Organisatorin Haike Püschel.
Sie erzählte davon, dass sie es immer schade gefunden habe , dass es in Greifswald keine geeignete Plattform für (junge) Studenten gäbe, die sich mit den erlernten Fähigkeiten der Textinterpretation und – produktion intensiver beschäftigten. Als sie von der Schreib- Akademie in Leipzig hörte, fasste sie deshalb den Entschluss, so etwas Ähnliches auch in Greifswald zu versuchen. Dieses Projekt, also die so genannte ?Schreibwerkstatt? soll allen Schreiberlingen die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und über ihre Werke zu diskutieren. Dadurch sollen die individuellen Fähigkeiten aus- und weitergebildet werden.
Haike hat die Hoffnung, dass „durch das Ausprobieren der theoretischen Methoden eine neue Generation von Schriftstellern entsteht“, die bewusst Ideen anwendet, welche von anderen entwickelt wurden und es so zu einer neuen Qualität der Literatur führt.
In der Praxis soll das so aussehen: Alle Interessierten treffen sich einmal pro Woche und unterhalten sich über ihre Schriftstücke. Seien es Dramen, Gedichte, Kurzgeschichten oder was man sonst noch so produziert. Es werden Auszüge vorgelesen und vorher schon per e-mail zur Vorbereitung verschickt. Nun wird in der Runde darüber geredet. Über Stil, Wirkung, Inhalt und Struktur. Es entsteht ein ehrliches Austauschmedium, welches dem Autor ein unmittelbares Feedback gibt.
Das erste Treffen der „Schreibwerkstatt“ verlief, laut Haike, sehr positiv. Fanden sich doch 16 Schreibwütige ein, die dem Ruf folgten. Haike selbst war zunächst etwas verschüchtert, da sie, obwohl auch sie schon ein kleines Büchlein herausgegeben hat, nicht damit gerechnet hatte, dass schon Profis anrücken, die eine ganze Reihe an Veröffentlichungen aufweisen können. Aber es waren auch „normale“ Schreiber da, die einige Gedichte dabei hatten und diese nicht in der Schublade verstauben lassen wollten. Nach kurzem Kennenlernen kam es zu einer angeregten Diskussion über Literatur. „Eigentlich haben sich alle gefreut, dass so ein Forum nun endlich in Greifswald existiert“.
Angestrebtes Ziel der Gruppe ist es, nach jedem Semester eine Anthologie aus den erarbeiteten Texten zu erstellen, die dann in Form einer Lesung vorgestellt werden soll.
Wer sich nun angesprochen fühlt und sich dieser Gruppe nähern möchte, kann das jeden Donnerstag abend von 18-20 Uhr im Institut für Deutsche Philologie (R.1.22) tun oder sich direkt an Haike_Pueschel@gmx.de wenden
Geschrieben von Jens Kirch