Studierendenparlament setzte sich mit der Geschlechterfrage auseinander

Das Studierendenparlament setzte sich auf seiner Sitzung am 18. Juni mit der Frage auseinander, inwiefern es sich der Geschlechterfrage in den Formulierungen der Satzungen der Studierendenschaft stellen will. Drei Anträge standen zur Debatte. Antrag Nummer eins forderte die konsequente Verwendung beider Geschlechtsformen in den Satzungstexten. Antrag zwei dachte an, die weibliche Form durchgehend zu verwenden und am Ende den üblichen Gleichstellungsparagrafen anzuhängen: ?Sämtliche verwendeten Bezeichnungen gelten für beide Geschlechter.? Der dritte Antrag schließlich lautete, bei der männlichen Form zu bleiben, aber immerhin den Gleichstellungsparagrafen einzufügen.

Das Problem war schon mehrfach angesprochen worden und hatte zu hitzigen Diskussionen und blockierten Abstimmungen geführt. Die Gegner der ersten beiden Anträge führten die historische Tradition der männlichen Form an, die ja beide Geschlechter implizit meine.
Befürworter einer Änderung können sich dagegen auf die längst erwiesene Tatsache verweisen, dass eben die maskuline Sprache in Gesetzen und fast allen anderen Texten das Denken von Männern und Frauen geprägt hat. Die Texte erzeugen rein sprachlich eine Differenz zwischen den Geschlechtern, die sie sachlich eben zu vermeiden versuchen. Eine Reform der Sprache ist schon vor vielen Jahrzehnten von Feministinnen als wichtiger Schritt zur Gleichstellung angemahnt worden. Inzwischen haben sich viele Lager dem angeschlossen, und die Nennung beider Geschlechter ist üblich geworden.
Dagegen spricht vor allem die Lesbarkeit der Texte, die durch komplizierte Konstruktionen wie ?der/die Referent/in? eingeschränkt wird. Andererseits gab es viele, die mit der ausschließlichen Verwendung der weiblichen Form sympathisierten – als politisch-sprachliches Korrektiv.
Die Abstimmungen am Ende der Debatte führten allerdings zu keinem Ergebnis. Eine Änderung der Satzung hätte eine Mehrheit von 14 Stimmen erfordert. Leider waren nur 15 Abgeordnete anwesend. Am meisten Ja-Stimmen vereinte Antrag Nummer zwei auf sich: ganze zehn Stupisten sprachen sich für die weibliche Form aus.
Leider nicht genug. So bleibt also alles beim alten Chauvi-Text. Wenigstens an das Wort ?Studierende? hat mann sich inzwischen gewöhnt.

Geschrieben von Mirko Gründer