Graffiti ist wohl eine der umstrittensten Kunstformen im öffentlichen Raum und wird häufig auch nicht als Kunst, sondern als Verunstaltung empfunden. Jährlich entstehen Schäden in dreistelliger Millionenhöhe, Sprayer werden wie Schwerkriminelle bekämpft, aber öffentliche Flächen zur freien Ausübung der Kreativität sind in vielen Städten Mangelware.
Die Sprayer leben im Untergrund, im wahrsten Sinne des Wortes, wenn sie U-Bahnen besprühen. Für sie ist es Kunst, für die Besitzer Sachbeschädigung. Der Großteil der Bevölkerung empfindet Graffiti als Verunstaltung des öffentlichen Raums. Dabei sehen einige Menschen die ältesten Zeugnisse menschlichen Schaffens, die Höhlenmalereien, auch nur als eine Form von Graffiti an.
Graffiti ist neben B-Boying (Breakdancing), DJing (auflegen), MCing (rappen) eines der vier Elemente des HipHops und prägt heute das Bild vieler Großstädte. Dabei gibt es viele Arten von Graffiti: Signaturen (Tags) mit Edding, Sprühdose, oder eingeritzt, einfache bis kunstvolle Wörter oder Bilder genannt Pieces, Streetart, politische Parolen und viele weitere. Meist wird nur den Pieces und der Streetart der Kunststatus zugestanden.
Um Graffiti aus der illegalen Ecke herauszuholen und bleibende Pieces zu schaffen, werden immer wieder öffentlichkeitswirksame Aktionen gestartet. So sind auch die bunt-angesprühten Häusschen der Stadtwerke Greifswald entstanden.
Nun sollen am Samstag, 25. April, in der Hafenstrasse am Ryck 180 Meter Wand legal angesprüht werden. Dazu werden ca. 40 Sprayer aus ganz Deutschland erwartet. Als Begleitprogramm gibt es neben Getränken und Essen (auch vom Grill) noch Breakdance vom tanzstudio54° und DJ StepFunk#One will Oldschool-HipHop und Funk auflegen. Damit wird es das größte bisher stattgefundene HipHop-Event in Greifswald.
Hier muss man nicht Profi sein, um zu sprayen, auch Anfänger können sich unter Anleitung mit der Spraydose ausprobieren. Interessierte melden sich dazu bei Benny Cornehl vom Graffiti Atelier.
Was die B-Girls und B-Boys vom tanzstudio54° so draufhaben, zeigen sie in diesem Video.
Termin: 25.04.2009
Beginn: 10 Uhr
Veranstaltungsort: Hafenstrasse am alten Möbelwerk Höhe Marienstraße (Karte).
Kategoriefoto: the waving cat via flickr
schöne veranstaltung, hoffentlich kommen viele interessierte…
Ja, wird spannend. Ich hab sowas noch nie in der Dimension gesehen und freu mich drauf zu sehen, was HipHop in Greifswald zu bieten hat.
Um meiner Meinung nochmal Nachdruck zu verleihen und den kleingeistigen Kommentaren unserer Bayern- Trolle zuvorzukommen, wiederhole ich einfach nochma mein Kommentar von Jockels Blog 😉
Tja, ich glaube das grundsätzliche Problem, dass die meisten Leute in dieser Hinsicht haben, ist eine mangelhafte Kenntnis und eben auch ein mangelndes Interesse an der subkulturellen Ausdrucksform. Graffiti ohne Tags gibt es nunmal nicht. Und wer sagt: “bunte Bilder, die man erkennen kann, finde ich klasse, aber Tags dürfen nicht sein” der verleugnet Graffiti nunmal. Ich erwarte jetzt nicht, dass das jeder versteht, das wäre zu viel verlangt. Im Gegenteil, ich kann sehr wohl nachvollziehen, dass die breite Öffentlichkeit Tags an einer Wand scheiße findet. Aber das eine geht nicht ohne das andere. Eine (Sub-)Kultur ist doch kein Supermarkt, wo sich die Schönen und Reichen aussuchen können, was passiert, den Rest lässt man beiseite. Und genau das ist es eben auch, was die Bewegung, so möchte ich es mal nennen, ausmacht. Jagt doch die Jungs und Mädels mit Hubschraubert, gründet Sokos, setzt euch nachts in eure verkackten Züge, macht Hausdurchsuchungen, erhebt Repressalien: ihr werdet sie NIEMALS aufhalten können.
So, nun noch was zu der legalen Mal- Aktion am Ryck/ Auftragsarbeiten in HGW: diese Form der künstlerischen Gestaltung hat nix, aber auch gar nix mit dem zu tun, was "bomben" genannt wird, also die flächendeckende, massive, illegale Verbreitung des eigenen Namens. Darum ist der Ansatz: "wir holen die Geschichte aus der illegalen ecke raus, indem wir Wände zur Verfügung stelln" völlig sinnfrei.
Klar freut sich die Szene über legale Wände und bezahlte Dosen, aber vom Saulus zum Paulus kriegt man damit niemanden. Wer einmal nachts in Yards eingebrochen ist, wer so abgebrüht ist, tagsüber Züge zu malen, die nur ma kurz im Bahnhof halten und wer Spaß dran findet, die Polizei an der Nase rumzuführen – und dabei noch "fame" wird… meint ihr, so ne Leute sind geläutert, wenn sie ma Sonntag nachmittags erlaubterweise 10 quadratmeter verschönern dürfen? LOL!
Naja, es gibts ja aber auch Writer, die den Sprung aus der Illegalität gemacht haben und nur noch legale Sachen produzieren, sei es auf Wänden, T-Shirts oder Blackbooks.
Wer anderen Kleingeistigkeit unterstellt, sollte vielleicht mal überlegen, warum er das tut. Ansonsten ist das, was Du schreibst, nicht weniger, aber auch nicht mehr, als Deine ganz ureigene Meinung. Wer Künstler sein möchte kann Künstler sein, wer weiterhin Kleinkrimineller bleiben möchte, dem sei dies unbenommen, wenn er mit möglichen Folgen leben kann und leben möchte.
BTT: Ich finde das eine tolle Aktion. So eine Art North-Side-Gallery könnte auch für den einen oder anderen Touristen in Greifswald ein Anziehungspunkt sein.
@ Sören (+Oliver)
Ich weiß schon genau, warum ich manchen Leuten hier aufm Blog Kleingeistigkeit attestiere. Dies resultiert aus endlosen Diskussionen, in deren Verlauf nur polemische, undruchdachte – eben kleingeistige – "Argumente" angeführt wurden. Aber danke nochmal für deinen Aufruf zur Reflexion!
Wenn du es nicht gemerkt haben solltest: Graffiti ist seit jeher charakterisiert durch die Vermischung von Kunst und Kriminalität. Diese Verbindung aufheben zu wollen, kann nur Leuten einfallen, die nicht wirklich wissen, was los ist. Klar gibt es Writer, die den "Sprung in die Legalität" geschafft haben (klingt nach RAF- Aussteigern), aber die wenigsten geben das illegale Malen auf. Es ist einfach nur scheinheilig, sich in der Szene zu bedienen "Hier, mach mir ma das Stromhaus bunt" aber auf der andere Seite "Da wurde wieder ein Zug beschmiert: H- H- H-Hubschraubereinsatz!!!"
Dein Schubladendenken a) Künstler, b) Kleinkrimineller ist also für die Katz.
Dir ist klar, dass die Macher der Aktion schon aus der Szene kommen oder? Das ist nicht auf dem Mist der Stadt gebaut, die sowas wie ne bunte Anti-Rechts-Kampagne oder so starten will 😉
Graffiti war, ist und bleibt underground. Aber das ist bei den anderen Elemten von HipHop genauso. Es gab und gibt immer die Versuche oder Bestrebungen etwas daraus zu kommerzialisieren oder einer breiteren Masse zugänglich zu machen, aber es ist immer eine Jugendkultur auf den Straßen geblieben.
Ja, na sicher ist mir dieser Punkt klar. Aber nicht selten wird in solche Dinge ja die Stadt/ Gemeinde einbezogen – hauptsächlich um finanzielle Mittel beizusteuern. Und dann rate mal, als was das verkauft wird…..
Und die Auftragsgraffiti, die ich ansprach, wurden mit Sicherheit nicht so aus freien Stücken angefertigt, weil man es eben mal gut meinte mit den Stadtwerken 😉
Das ist nicht dem Kampf gegen Rechts[TM] gewidmet?! Ich bin erschüttert, wo kommt denn dann das Geld her?
Voll Fascho! Nazi-Sprayer abschalten! Mauer smashen! Lesebrillen entglasen! 😉
Die Mehrzahl der kleinen Pisser die hier rumlaufen und irgendwas vollschmieren kann wohl nichtmal malen…Hauptsachen nen Edding in der Tasche oder ein bissel die Scheiben scratchen…
Fame ala Beat Street gibts schon lang nicht mehr… ausser in den Köpfen der Gestrigen 🙂
Erwisch ich einen der Spinner an irgendeiner Hauswand, muss nichtmal meine sein, versuch ich sein Gesicht zu lackieren… mit seiner Spraydose… er darf auch die Augen zumachen…
versteht mich richtig, ich will niemanden verletzen… für mich ist das Kunst 🙂
Und der lackierte Affe fühlt sich dann wohl ähnlich beschissen wie manch anderer der sauer Verdientes in saubere Wände investiert…
…und da ist er, der Kommentar, auf den wir alle schon sehnsüchtig gewartet haben. Mindestens vier Stunden zu spät, als dass ich meine Wette gewonnen hätte. Mist.
…"da lässt sich doch was draus machen" dachte ich mir… dazumal die aktuelle rechts/links Debatte keine neuen Erkenntnisse geschweige denn Unterhaltung bietet…
Da sind mir eiskalte,routinierte und bewaffnete Sprayer unter (starkem) Kokaineinfluss (ö.ä.) schon lieber…
wobei ich immer noch über o.ä. rätsele… kenn keinen Kokainuser der vergleichbare Ergebnisse mit anderen Substanzen erzielt oder erzielen will…
Leute hört mal: Martin hat Kontakte in die Kokainszene 😉
ui ui ui, du nimmst den Mund aber gaaanz schön voll mein Lieber. ich glaube, da hat jemand ein falsches Bild von der Szene. Klar, es gibt die Kiddies, die irgendwo mal ihren permanent- Marker ausprobieren, aber ich denke mit 90% der Leute, die bomben gehn, legst du dich nicht an!
bestimmt gibt es einige, die so routiniert und eiskalt sind, dass sie einfach so malen gehn, aber ein nicht ganz geringer Teil der Crews ist bewaffnet/ steht unter starkem Koks- Einfluss o.ä.
Da will ich dich ma sehn, Martin, wie du denen die Kannen abnimmst und ihre Gesichter lackierst. LOL! eher wirst du da zerlegt und als neues Kunstwerk direkt mit an die Wand genagelt.
allein der Preis verhindert oft den Kontakt zwischen Koks und solchen Subjekten…
ähhh, ne… ich geh nicht zur Schule…ich hör HipHop :)[youtube ZVJPBq1v2x4 http://www.youtube.com/watch?v=ZVJPBq1v2x4 youtube]
LOL! der typische Sprayer… !
Naja, eben mangelhafte Kenntnis der Szene
Lass die lieber in Ruhe:
Erkenntnisse aus einem Sprayer-Papier der Polizei für den Berliner Senat:
„Vierzig Prozent der auf frischer Tat Festgenommenen führen Gaswaffen, Messer, Schlagwerkzeuge oder ähnliche gefährliche Gegenstände mit sich . . . Insgesamt ist festzustellen, daß die Gewaltbereitschaft sowohl untereinander als auch gegenüber Polizeibeamten und Mitarbeitern von Wachschutzunternehmen stetig wächst.“
Die Gangs haben alle Scheu verloren. Als Wachmänner in Berlin eine Sprayer-Gruppe auf frischer Tat erwischen, denken die Ertappten nicht an Flucht, sondern setzen sich mit Knüppeln und Schlagringen zur Wehr. Ein Wachmann muß ins Krankenhaus.
Selbst Kritik ist gefährlich. Zufallszeugen einer Spray-Orgie in einem Berliner S-Bahnhof, die Unmut über Schmierereien äußern, beziehen dafür Prügel. Ein Sprayer setzt einem der Kritiker die Gaspistole an die Schläfe und drückt ab. Der Schwerverletzte überlebt gerade noch."
Wenn die paar Pfeifen so einen Mist machen, leiden auch nichtgewalttätige Sprayer unter steigender Verfolgung. Vielleicht bin ich zu normal, aber ich finde den Gedanken, sich auch noch zu bewaffnen, recht krass. Ich hatte eher die Vorstellung, das man das still, leise und elegant durchzieht und unerkannt verschwindet.
Wenn man sich z.B. die Selbstdarstellung von PURE HATE anschaut – zum Kotzen.
NACHTRAG
Habe gerade erfahren, das PURE HATE sogar noch ein Zusammenschluss verschiedener Crews für das gleichnamige Video war. Der geneigte Leser findet das auf Anhieb. Darin turnen maskierte Muskelprolls mit nem Haufen Messer etc. vor der Linse rum und versuchen möglichst böse auszuschauen. Die "Kunst" ist da anscheinend zur Nebensache geworden, oder ich verstehe die Botschaft dahinter nicht.
Bombing… !
der maßstab, mit dem der künstlerische wert von graffitis bemessen wird, ist also ein juristischer. das ist das scheinheilige, was mich stört. am stromhaus ist es kunst, wenn die stadtwerke es wollen. an der mauer des nächtens ist es sachbeschädigung und schmiererei. danke zorro für die hinweis auf den katalog der subkultur. da stimme ich dir zu, auch wenn ich tags furchtbar finde, ausser im web2.0 🙂
Der Unterschied liegt darin, wann wo jemand in die persönliche Freiheit eines anderen eingreift. Auch der Ansatz, Kunst machen zu wollen, rechtfertigt kein straftrechtlich relevantes Handeln. So einfach ist.
@Zorro: Bewaffnete und graffitisprayende Koksnasen? Na, so langsam wird es lächerlich. Du kuckst eindeutig zu viel Fernsehen. 😉
Ich glaube nicht, wie man ja dem genannten Papier der Polizei entnehmen kann (siehe Zitat bei mens_sana)
Da ist nix lächerlich dran, lachhaft ist höchstens euer verqueres Bild von der Writerszene. naja, viel Spaß beim Bürgerwehr spielen 😉
der punkt bleibt für mich dennoch, dass die bewertung des künstlerischen gehalts der 'werke' vermittels eines juristischen, keines ästhetischen codes geschieht.
fett! der webmoritz wird auf meinem lieblings blog verlinkt…großes kino jungs…ich freu mich auf samstag!
http://www.ilovegraffiti.de/de/2009/04/23/greifsw…
Das ist Web 2.0. Ich hab fleissig getwittert und begloggt. Der Weg zwischen ILOVEGRAFFITi und mir ist dann schon kurz.
Leute hört mal: Zorro hat gesagt Sprayer sind kokainabhängige Waffennarren 🙂
Sind das nicht alle Künstler 😉
? 🙂
Leute, egal, was ihr davon haltet, ich geh morgen malen! Remember IGM-Crew.
tja wer sich mit der tmr anlegt, bekommt halt was ab!
schönes ding!
Ich weiß nich, vielleicht war ich zu spät da, aber wenn das "das größte bisher stattgefundene HipHop-Event in Greifswald" war, dann ist Hiphop wohl irgendwie tot.
nicht tot, nur nicht mehr in der öffentlichkeit, und das ist auch gut so
Naja, je nachdem wie man das sieht. HipHop like AggroBerlin war heute irgendwie tot und das ist auch gut so. Allerdings war es doch etwas schade, dass weniger Sprayer da waren, als angekündigt. Wie auch immer, wir hatten unseren Spaß. Bilder gibt es spätestens morgen.
jo – war nen bisschen mau…
jetzt sind noch ca.5 flächen frei,der rest ist bemalt.
schön bunt!
🙂
Erste Bilder gibts (Eigenwerbung) bei mir im Blog unter http://www.daburna.de/blog/2009/04/25/erste-bilde… Mehr Fotos und auch ein Bericht fürn Webmoritz folgen.