Aufgrund der schwierigen Situation an der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald planen Studierende eine etwas andere Protestform: Eine Jubeldemo am 15. Juli 2015.

An diesem Tag kommt der Landesbildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) zur Senatssitzung nach Greifswald. Die Demonstration läuft unter dem Motto „Endlich nur noch Hansestadt! Feier zur Stadtumbenennung“. Während der AG Bildungsstreik wurde heftig debattiert, inwieweit dieses Konzept genutzt werden solle. Die Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses Anna-Lou Beckmann, ebenfalls Mitglied der AG, erklärt: „Die AG Bildungsstreik überlegte lange, ob es nicht vielleicht eine neue und kreativere Form des Bildungsprotests gäbe, die vielleicht auch den Kreis der Studierenden, die sich von den Aktion sonst nicht angesprochen fühlen, erweitern würde.“ Aufmerksamkeit hat die Aktion auf alle Fälle recht schnell erreicht, so Anna-Lou: „Auf facebook ist die Seite des AStA über Nacht explodiert und es kamen unzählige Nachrichten, Kommentare und Posts – sowohl positiv als auch negativ.“

Wird neuer Unislogan zur Farce?

Die Domgemeinde erlaubte den Studierenden, zwei Banner auf dem Dom St. Nikolai aufzuhängen, die auf die Problematik aufmerksam machen. Seit gestern hängen nun „bye bye Phil-Fak“ und „Unistadt“. Clemens Bohl zur Idee: „Der Dom ist aus der Innenstadt, allen Stadtteilen und über Greifswald hinaus zu sehen. Ein Banner an dessen Turm würde für die nötige Präsenz des Themas sorgen.“ Clemens ist Mitglied im Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät und beteiligt sich auch an der Vorbreitung zur Demoparty. Hauptsächlich wolle man den Unmut darüber zeigen, dass die BAföG-Millionen, die durch studentischen Einsatz in das Land und damit auch an die Universitäten kamen, nicht an die Institute und Fakultäten verteilt werden, die es bitter nötig haben.

„Sowohl das Rektorat als auch Herr Brodkorb sollen lautstark mitbekommen, dass die Studierenden die massiven Kürzungsmaßnahmen an diversen Instituten nicht einfach hinnehmen. Wenn wir ein vielfältiges, lebendiges, kulturreiches und junges Greifswald bleiben wollen, muss Schluss mit der Wegrationalisierung sein“, erklärt Clemens. Für ihn wäre sonst der neue Slogan „Lange Tradition. Kurze Wege. Weiter Blick.“ nichts weiter als Hohn. Auf der Senatssitzung am 15. Juli wird ab 14 Uhr über die weitere Verteilung der BAföG-Mittel gesprochen, weswegen der Bildungsminister den Senat besucht. Ab 14 Uhr beginnt die Sitzung, ab 13 Uhr findet auf dem Rubenowplatz davor allerdings schon die Jubeldemo statt.

An der Philosophischen Fakultät stehen aufgrund des Landespersonalkonzepts von 2004 Strukturänderungen vor. Auf der letzten Fakultätsratssitzung wurde der erste Entwurf von den Mitgliedern abgelehnt. Mehrere Szenarien standen zur Debatte, die alle hätten durchgeführt werden müssen, um die erforderlichen 10 zehn bis zwölf Stellen zu streichen. Dort gab der Dekan Professor Thomas Stamm-Kuhlmann bekannt, dass das Defizit der Philosophischen Fakultät von rund 140.000 Euro übernommen wird. Es herrscht allerdings unter den Professoren eine große Uneinigkeit darüber, wie die Stellen aufgebracht werden sollen. Am 22. Juli trifft sich dann erneut der Philosophische Fakultätsrat, um erneut Strukturänderungen zu besprechen.

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Fotos: Katrin Haubold