Am Samstag, den 13. Juni 2015, fand im Rahmen des StadtImPuls das „Fest der Begegnung“ statt. Ziel war es Kontakte zu knüpfen, neue Leute kennenzulernen, und den Flüchtlingen eine Möglichkeit des Austausches und der Information zu geben.
Um 17.30 Uhr eröffneten Ronja und Marieke den Abend mit einer ansprechenden Rede, dabei konnte man auch schon einen ersten Überblick darüber gewinnen, aus wie viel verschiedenen Ländern Flüchtlinge erwartet wurden oder bereits anwesend waren. Darunter waren Flüchtlinge aus Ghana, Eritrea, Afghanistan, Iran, Irak, Ukraine. Verschiedenste Kulturen haben hier zueinander gefunden, dabei wurden die Sprachbarrieren notfalls auch mit Händen und Füßen umgangen. Veranstaltet und initiiert wurde der Abend und das Fest durch die Arbeitsgruppe (AG) „Willkommen in Greifswald“, die sich im September des letzten Jahres gegründet hat.
Jessica Barth von der AG „Willkommen in Greifswald“ erklärt, woher die Idee für diese Veranstaltung kam: „Das Ziel unserer AG ist es, eine Willkommenskultur zu etablieren. Als wir vor ein paar Monaten erfuhren, dass das Zirkuszelt hier sein wird, da kam uns dann die Idee dieses Festes der Begegnung.“ Sie erzählt, an diesem Abend wolle man den Flüchtlingen die Möglichkeit geben, sich über Unterstützungsangebote hier in Greifswald und im Kreis zu informieren. Aber auch das „Brücken bauen“ zwischen uns und den Flüchtlingen, ein „Willkommensfest“ eben.
Flüchtlinge erzählen ihre Geschichte
In der Menge begegne ich Ruslan und Vova, die beiden sind Cousins und gemeinsam aus der Ukraine vor dem Krieg geflüchtet. Sie sind jetzt seit drei Monaten in Deutschland. Auf meine Frage, ob sie noch Kontakt zu ihrer Familie haben, nicken die beiden ganz wild und erzählen, dass sie regelmäßig mit ihrer Familie skypen. Beide lernen erst seit einem Monat deutsch, für diese kurze Zeit können die zwei das schon echt gut. Im Gespräch mit ihrer Deutschlehrerin Laura-Ann erfahre ich, dass die beiden, wenn sie einen Satz unbedingt auf deutsch sagen können wollen, sich eine Notiz machen oder ein Stichwort aufschreiben und dann im Deutschkurs mit Laura diesen Satz üben. Doch Deutsch lernen ist erst die erste von vielen Hürden.
Auch mit Issa komme ich ins Gespräch. Issa kommt aus Ghana und ist seit einem Monat und drei Wochen in Deutschland. Der Grund für seine Flucht sind die sozialen Probleme in seinem Heimatland. Seine Flucht war lang, beschwerlich und er hat dabei alles verloren. Drei Jahre war er unterwegs von Ghana nach Libyen, um von dort aus mit dem Boot nach fünf Tagen auf Sizilien zu stranden. Über Rom kam er dann schließlich nach Deutschland. Seit er von zu Hause fort ging hat er keinen Kontakt mehr zu Familie oder Freunden, weil er die Kontaktdaten und Adressen auf der Flucht verloren hat. Seine einzige Hoffnung, wieder etwas von seiner Familie zu hören, ist im Moment ein anderer Flüchtling, den er hier in Deutschland kennen gelernt hat. Dessen Bruder lebt in Afrika, zu dem er auch Kontakt hat. Der Bruder als Kontaktmann vor Ort soll Issas Familie finden und den Kontakt wieder herstellen. Issa ist der festen Überzeugung, dass er eine Frau von hier heiraten muss, da sie alle seine Probleme lösen könnte.
Im Gespräch mit Gregor Kochhan, einem Mitglied in der AG „Willkommen in Greifswald“, wird noch einmal deutlich, welch positive Resonanz das Fest der Begegnung mit sich bringt: „Dass Flüchtlinge aus dem ganzen Landkreis hier sind und den Weg hierher gefunden haben, spricht für sich. Die ganze Organisation war sehr viel Arbeit, wir haben anfangs mit 50 bis 80 Leuten gerechnet. Ende letzter Woche waren bereits 180 Anmeldungen eingegangen und jetzt sind 300 Flüchtlinge da.“
Beitragsbild: Katrin Haubold
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