Sechs, zehn, zwölf – das sind die Zahlen, wenn es um die Strukturentscheidungen an der Philosophischen Fakultät geht. Am gestrigen Mittwoch tagte der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät und stellte das Konzept vor.

Die Universität muss aufgrund des Landespersonalkonzepts 64 Stellen bis 2017 einsparen. Der Begriff „Stelle“ umfasst dabei 40 Stunden Arbeitszeit die Woche. Dementsprechend können auch mehrere Teilzeitstellen gestrichen werden. An der Philosophischen Fakultät bedeutet das konkret, dass bis 2017 noch zehn bis zwölf Stellen gestrichen werden müssen. Der Dekan Professor Thomas Stamm-Kuhlmann dazu: „Wir müssen Einschnitte vornehmen, die wir alle nicht wollen.“

Letztes Jahr gründete sich daraufhin eine Strukturkommission, die sich in sechs Sitzungen überlegte, wie dies zu bewerkstelligen sei. Professor Matthias Schneider vom Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft erklärte als Vorsitzender der Kommission das Konzept. Insgesamt gibt es sechs Szenarien, durch die die Stellen eingespart werden können. „Wir haben dabei versucht, alle Institute solidarisch zu beteiligen“, erklärte er. Um auf die erforderliche Stellenanzahl zu kommen, müssten allerdings alle Szenarien umgesetzt werden. Mittelfristig könnten damit acht bis neun, langfristig zwölf bis 13 Stellen gespart werden. Allerdings ist eine tatsächliche Kürzung noch von Faktoren wie etwa dem Alter der Person und des Vertrags sowie des Vertrags an sich abhängig.

Lehrangebot stark eingeschränkt

Durch die Kürzungen würde die Philosophische Fakultät einige Studiengänge verlieren. Unter anderem könnte bei der Baltistik die Professur eine reine Forschungsprofessur werden, Mitarbeiter und Lektorate würden gestrichen. Das bringt bis zu einer Stelle. Auch der Bachelorstudiengang Musikwissenschaft steht auf dieser Vorschlagsliste, weil dessen Professur Musikwissenschaft nicht wieder besetzt werden soll. Das Lehrangebot dieser Professur für den Bachelor Musik und das Diplom Kirchenmusik sollen Mitarbeiter stemmen, wodurch anderthalb Stellen gespart werden könnte. Betroffen ist ebenfalls die Slawistik. Hier steht zur Debatte, die Professur für Slawische Literaturwissenschaft erst ab 2024 wieder zu besetzen, eventuell ab 2018 mit einer Juniorprofessur zu arbeiten. Zwei bis drei Mitarbeiter würden zudem wegfallen, wodurch bis zu drei Stellen eingespart werden. Gerade die Kürzungen bei der Baltistik und Slawisitik wurden mehrmals bemängelt, weil man dem Forschungsschwerpunkt „Kulturen des Ostseeraums“ zuwider laufe. Der Dekan erklärte hier, dass man versuche, verstärkt Bundesmittel für diese Bereiche einzuwerben.

Ein weiteres Szenario sieht vor, dass ein großer Pool gebildet wird. In diesem werden befristete Stellen der gesamten Fakultät gesammelt und das Dekanat entscheidet dann, welches Institut bei einer Neubesetzung eine Stelle bekommt und welche Stellen frei bleiben. Auch hier könnte man drei Stellen einsparen. „Dieses Modell liegt schwer im Magen“, erklärte Prodekan und Mitglied des Instituts für Skandinavistik und Fennistik, Professor Joachim Schiedermair. Man gefährde die Funktionsfähigkeit des Instituts. Das sieht allerdings bei anderen Instituten nicht anders aus. Auch wurde bemerkt, dass man bei diesem Modell ganz stark auf die Familienfreundlichkeit achten solle, soweit dies überhaupt möglich sei. Es könne sich schlecht auf die Attraktivität für den wissenschaftlichen Nachwuchs auswirken.

Auswirkungen auch für Studenten anderer Fakultäten

Des Weiteren könnte das Lektorat für Deutsch als Fremdsprache gestrichen werden. „Natürlich widerspricht das der Internationalisierungsstrategie der Universität“, erklärte Schneider. Die Lektoratsmitarbeiter geben Nicht-Muttersprachlern insoweit Deutschunterricht, sodass sie später an einer deutschen Universität studieren können. Anderthalb Stellen würde das einsparen. Aber auch die Lektorate an den anderen Philologien sind von Einsparungen betroffen. Unter dem Oberbegriff „Synergieeffekte nutzen“ schlägt die Strukturkommission vor, dass die Lektorate ans Fremdsprachen- und Medienzentrum (FMZ) verlagert werden, um Dopplungen zu vermeiden. Mittelfristig würde das also die Lektorate reduzieren und anders herum betrachtet Stellen beim FMZ einsparen. Bedenken gibt es aber auch hier: So ist die Ausbildungen an den jeweiligen Einrichtungen völlig unterschiedlich. Das FMZ beispielsweise bietet für Englisch sehr viele Fachsprachkurse auch für Studenten anderer Fakultäten an, die so von den Lektoraten nicht offeriert werden und auch nicht in den Lehrplan der Philologie passen.

Deutlich wurde, dass diese Szenarien mit großen Bauchschmerzen betrachtet werden und keine Einigung herrscht, inwieweit sie umgesetzt werden sollten. Das studentische Fakultätsratsmitglied Erik von Malottki machte deutlich: „Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera.“ Auf der gestrigen Sitzung wurde das Konzept in erster Lesung vorgestellt, bis zur nächsten Sitzung am 24. Juni 2015 können nun die Szenarien instiutsintern besprochen und Änderungsvorschläge vorbereitet werden. Die studentischen Mitglieder planen, das Thema auf der Vollversammlung am 2. Juni zur Sprache zu bringen. Sie möchten, dass Teile der BAföG-Mittel eingesetzt werden, um der Philosophischen Fakultät zu helfen. Aber auch Wohnsitzprämienmittel könnten genutzt werden – „wenn sichergestellt ist, dass damit dauerhaft gewirtschaftet werden kann“, lenkte Stamm-Kuhlmann ein. Wenn der Fakultätsrat sich am 24. Juni nicht auf ein Konzept einigen kann, wird das Dekanat die Entscheidungen treffen müssen. Der Dekan legte aber dar: „Das Alternativprogramm arbeiten wir dann ordentlich aus, wenn es soweit ist.“

Foto: Katrin Haubold