Seit mehr als fünf Jahren wird sich um die Nutzung der Hallen des ehemaligen Kraftwagenausbesserungwerks (KAW) gestritten. Nun hat Investor Jürgen Sallier nach mehreren großen Arbeitstreffen ein neuen Vorschlag unterbreitet. Dieser fand im Ausschuss für Bauwesen, Umwelt und Infrastruktur, kurz Bauausschuss, Anklang.
Angst ist wohl die beste Beschreibung der momentanen Gefühlslage der Händler in der Innenstadt. Schuld daran ist die geplante Nutzung der KAW-Hallen als Einkaufszentrum. Jens Krafczyk betreibt ein Modegeschäft in der Innenstadt und meint, dass der Investor auf die Wünsche der Einwohner aus der Fleischervorstadt und der Innenstadt nicht eingegangen sei. Was genau er damit meinte, führte er allerdings verwirrend aus. Er forderte eine Anhörung eines neuen Lebensmittel-Einzelhändlers. Der Dezernent für Bauwesen und Umwelt, Jörg Hochheim (CDU) wies den Wunsch jedoch zurück. Der „heilsbringende Investor“ sei ohnehin nur ein „Störfeuer“, der zur Verzögerung des Projektes und somit zum Fallenlassen des Projekts beitragen sollte. „Ich glaube nicht, dass der Investor noch ein paar Jahre auf die Realisierung des Projekts warten wird“, so Hochheim weiter. Sallier nickte zustimmend. Er ging von den ursprünglich geplanten 12.000 m2 zuerst auf 8.000 m2 und nun auf weniger als 6.000 m2 Verkaufsfläche hinunter. Außerdem strich er nach der ersten Ablehnung am 30. April einen großen Textildiscounter aus seinen Plänen.
Großes Entgegenkommen des Investors
Letztlich erreichten die anwesenden Textilhändler der Innenstadt dennoch die Streichung eines kleineren Textildiscounters und eines Geschäfts für Wohnaccessoires. Die Streichung einer 350 m2 großen Mall, in der so etwas wie Tabakgeschäfte oder Geschenkläden unterkommen können, konnten sie nicht durchsetzen. Der zusätzliche Verkehr, der durch die Einrichtung eines Einkaufzentrums entsteht, soll durch eine Ampelanlage geregelt werden, sodass auch die Fußgänger und Radfahrer geschützt werden.
Nach der Streichung der beiden Punkte wurde der Plan zur Abstimmung freigegeben. Er wurde bei vier Gegenstimmen, vier Enthaltungen und sieben Zustimmungen angenommen. Dr. Ullrich Bittner (Bündnis 90/Die Grünen) lobte insbesondere das große Entgegenkommen des Investors. Zu Beginn der Diskussion um die Nutzung der KAW-Hallen war er einer der ärgsten Gegner der Pläne Salliers.
Endgültige Abstimmung am 8. Dezember
Auf dem Grundstück sollen nach den jetzigen Plänen des Investors zwei Lebensmittelanbieter, eine Drogerie sowie eine Diskothek Platz finden. Auch über die Unterbringung einer Apotheke, eines Restaurants, einer Autowerkstatt sowie eines Fitnessstudios wird nachgedacht. Die Abstimmung im Bauausschuss gilt als Meinungsbild für die Bürgerschaft. Dort wird der Plan am 8. Dezember diskutiert. Der Ausgang der Abstimmung bleibt auch nach dieser Ausschusssitzung, nicht zuletzt wegen des nicht abflauenden Gegenwinds gegen das Projekt, offen.
Fotos: David Vössing (Beitragsbild-Archiv), Tobias Bessert (Bauausschuss)
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