Sieben Tage Erstiwoche sind vorbei – und haben bei der Veranstaltungsreferentin des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), Anna-Lou Beckmann, Spuren hinterlassen: Beim Interview mit dem webmoritz. ist sie gesundheitlich etwas angeschlagen, erklärt aber trotzdem, wie die Erstiwoche aus ihrer Sicht lief.
War wirklich das Highlight für dich der allabendliche Umtrunk?
An sich schon (schmunzelt). Ich muss sagen, die Arbeit mit den Clubs war wirklich richtig gut, vor allem auch zwischenmenschlich. Es kam viel positives Feedback zurück. Auch wenn ich in den Clubs immer gearbeitet habe –sei es Einlass- oder Garderobenschichten – war es Entspannung pur, weil die Stimmung doch eine ganz andere ist. Die Erstibegrüßung war zwar Stress pur, aber auch hier kam fast nur positives Feedback von den FSR (Fachschaftsräten, Anm. d. Red.), Tutoren, Erstis oder alten Hasen. Das war ebenso eines meiner Highlights.
Ist die Mensa am Berthold-Beitz-Platz besser geeignet für die Begrüßungen?
Ich finde das schwierig zu sagen, weil ich noch keine Begrüßung in der Mensa am Schießwall organisiert habe. Ich bin ja auch erst seit einem Jahr hier, habe also nur eine Begrüßung mitbekommen – das war meine eigene am Schießwall. Jetzt als Organisator bekommt man das alles noch mal auf eine andere Art und Weise mit. Ich schreibe für meinen potentiellen Nachfolger einen Reader, damit er sich zurecht findet – mit dem Hinweis, dass im Team die Neue Mensa gut angenommen wurde. Ich persönlich fand es organisationsmäßig schön an der Neuen Mensa. Natürlich sagen viele, die Erstibegrüßung ist traditionell in der Alten Mensa und sie hätten es gerne wieder dort. Ein wenig traurig war auch Frau Böhl vom Studentenwerk, die für die Alte Mensa zuständig ist. Sie meinte zu mir, dass das immer eine ihrer Lieblingsveranstaltungen sei, die wir ihr quasi genommen haben (lacht). Aber ob es noch mal dort stattfindet, ist die Entscheidung des nächsten Veranstaltungsreferenten. Ich kann es empfehlen, einfach weil wir mehr Platz hatten. Es konnte ein Bierwagen und eine größere Bühne aufgebaut werden, ein paar Vereine zeigten ihre Sportarten. Der Nachteil ist natürlich der längere Weg in die Innenstadt für den Kneipenabend.
Was denkst du: Woran lag es, dass um die 100 Erstsemester keine Tüte mehr bekommen haben?
Das ist eine sehr gute Frage. Laut den Zahlen des Studierendensekretariats waren es bis zum 6. Oktober nur 1.977 Erstis – und wir hatten 2.600 Tüten. Wir hatten also einen Puffer von knapp 600 Tüten für höhere Semester. Scheinbar waren es dieses Mal aber viel zu viele Altsemester. Da muss man sich das nächste Mal überlegen, ob man die Immatrikulationsbescheinigung kontrolliert. Die höheren Semester sollten aber daran denken, dass die Tüten eigentlich für die Erstis bestimmt sind. Wenn welche übrig sind, geben wir sie auch gerne ab. Wenn wir aber noch mehr packen würden, wird es auch irgendwann ein Fass ohne Boden.
Wie verlief die Zusammenarbeit mit dem FSR?
Im Großen und Ganzen gut. Viele FSR haben teilweise noch einmal eine eigene Erstiwoche selbst aufgezogen. Jeden Tag ein mindestens genauso volles Programm auf die Beine zu stellen, wie wir vom AStA, ist eine große Leistung. Wenn man als FSR, die teilweise nur drei bis fünf Leute sind, ein ähnlich qualitatives und auch quantitatives Programm hochzieht: Hut ab. Ich kann verstehen, wenn sie dann nicht zum Grillen zum Beispiel kommen.
Im Vorfeld, vor allem am 2. September, war die Kritik der FSR und der Vorsitzenden der Fachschaftsrätekonferenz und ehemaligen Veranstaltungsreferentin noch recht harsch ausgefallen. Inwieweit hat sich das geändert und woran lagen diese Spannungen?
Ich war vor der StuPa-Sitzung zwei Wochen zu Hause. Da war die Erstiwoche noch zwei Monate weg, sodass wir uns im AStA noch nicht groß ausgetauscht hatten. Dann kam Magda genau in diesen zwei Wochen auf eine AStA-Sitzung und fragte danach – und keiner wusste etwas. Das war ein Fehler von mir, dass ich die Informationsversorgung minimal gehalten hatte. Ich dachte mir, die anderen Referenten haben erstmal genug mit ihren eigenen Sachen zu tun. Dass das Ganze dann so eskaliert ist, ist blöd gelaufen. Meiner Meinung nach hätte man das in einem Gespräch klären können. Ich glaube, das war aber der Schuss vorm Bug, der generell kommen musste. Dass ich nun gerade den Kopf dafür hinhalten musste, war blöd, aber in Ordnung. Ich glaube aber, das brauchten wir. Davor hatte es im Team nicht gut funktioniert, da haben wir nicht zusammengearbeitet. Durch diesen Warnschuss haben wir aber zusammengefunden und konnten die Erstiwoche als Team stemmen. Es war natürlich in der Situation am 2. September ein wenig unangenehm für mich. Aber sprich mal mit Johanna Ehlers zum Beispiel (vorige AStA-Vorsitzende, Anm. d. Red.): Sie meinte, gegen Ende August, Anfang September kracht es in jedem AStA.
Wie war die Reaktion der Erstis?
Ich glaube, wir konnten jeden irgendwo abfangen. Ich hatte natürlich nicht den Megakontakt zu Erstis. Mein einziger Bezugspunkt war mein Mitbewohner (lacht). Dass die FSR sich noch mal so breit aufgestellt haben, war gut. Auf der RoSa-Demo haben wir mit einigen gesprochen, da war das Feedback positiv. Klar, es gibt immer Verbesserungen an ein paar Stellen, ein paar Dinge laufen immer blöd. Die Kritik ist aber vermerkt im Reader für meinen Nachfolger.
Siehst du die Erstiwoche im Sommersemester entspannter?
Ja, auch jeden Fall. Jetzt habe ich ja auch die erste Erstiwoche hinter mir. Die ersten Hochrechnungen vom Studierendensekretariat sind bei 310 Erstis ungefähr. Das ist natürlich auch ein Unterschied zu den rund 2.000 dieses Mal.
Gibt es schon was, von dem du weißt, das wird anders das nächste Mal?
Ja. Viel Kritik gab es zum Markt der Möglichkeiten von den Ausstellern, zum Beispiel inwieweit man Betriebe aufnimmt, wie diese platziert sein müssen usw. usf. Da wird es auf jeden Fall Änderungen geben. Wir versuchen dann auch, die Tüten nur an die Erstis erstmal rauszugeben. Bei 300 Leuten im Sommersemester kann man die Immatrikulationsbescheinigung auch eher mal kontrollieren. Wenn man welche übrig hat, ist das ja kein Problem, diese dann rauszugeben. Jetzt will ich aber einen Monat erstmal nichts von der Erstiwoche hören (lacht). Ende November kommt dann die Ausschreibung für die neuen Logos raus, da geht es also wieder los.
Anna-Lou, vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Katrin Haubold
Fotos: Corinna Schlun für den AStA (Anna-Lou Beckmann), Katrin Haubold (Markt der Möglichkeiten)