Brinke-Mahnwache_Katrin-HauboldAm 30. September rief das Aktionsbündnis „Brinke 16-17 erhalten“ zu einer Demonstration auf, die dem Wunsch nach der Erhaltung des Gebäudes in der Brinkstraße noch einmal Ausdruck verleihen sollte. Nachdem die Demonstration beendet war, schritt eine weitere Initiative, die Brinke WG, zu drastischeren Mitteln: Die Brinkstraße 16 bis 17 wurde besetzt. Am 2. Oktober fand eine erste Gerichtsverhandlung zur Zukunft  des Gebäudes statt.

Die Brinkstraße 16/17 polarisiert. Für die einen ein Schandfleck, der aus dem Gesicht der Stadt entfernt werden muss, für die anderen einer der letzten Orte, an denen man in der Mühlenvorstadt noch zu erschwinglichen Preisen wohnen und sich zudem mit Biolebensmitteln eindecken kann. Bereits seit zwei Wochen versuchen letztere ihr kleines Paradies zu retten, indem sie zu täglichen Mahnwachen vor dem Gebäude aufrufen.

Am 30. September zogen die Protestanten durch die Straßen Greifswalds, danach quartierten sich einige von ihnen in dem Gebäude ein.

Am 30. September zogen die Protestanten durch die Straßen Greifswalds, danach quartierten sich einige von ihnen in dem Gebäude ein.

Am 30. September organisierten die Initiative „Brinke 16-17 erhalten!“ zudem eine Demonstration. Gestartet wurde diese am Amtsgericht. Unter dem Motto „Brinke 16-17 retten – für bezahlbaren Wohn-, Gewerbe- und Kulturraum“ zogen die Demonstranten in Richtung des Streitobjektes. Hier quartierten sich einige Demoteilnehmer umgehend ein und fordern eine Änderung der „einseitig orientierten Wohnungsbaupolitik und Mietpreissteigerung in Greifswald.“ Die Besetzer nennen sich selbst „Brinke WG“ und bestehen aus Greifswaldern und Zugezogenen, auch Neu-Studenten die keine Wohnung finden konnten und sind von der Initiative „Brinke16-17 erhalten!“ unabhängig. Sie wollen nicht nur für den Bioladen, sondern auch für den Erhalt eines der ältesten Vorstadthäuser demonstrieren. Zwar sei der Wohnraum bewohn- und bezahlbar, ohne sie würde dieser jedoch ungenutzt bleiben, da der Betreiber Roman Schmidt nur den Abriss des Gebäudes wolle.

Verlassen will man das Gebäude erst dann, wenn der Abriss des Gebäudes verhindert ist. Außerdem rechtfertigen sie sich auf ihrer Website: Der Eingriff in Schmidts Eigentum sei zulässig, da man nicht mit ansehen könne, wie dieser das Gebäude einfach verfallen lassen würde und somit ein Teil Greifswalder Geschichte auslöschen möchte.

Urteil der Verhandlung erst in zwei Wochen

Die Mahnwache am 2. Oktober: Ein Teil der Protestler ist bei der öffentlichen Verhandlung im Gerichtssaal.

Die Mahnwache am 2. Oktober: Ein Teil der Protestler ist bei der öffentlichen Verhandlung im Gerichtssaal.

Am 10. September stand bereits das Bauunternehmen vor der Tür, die Vorbereitungen für den Abriss konnten nur verhindert werden, indem ein spontanes Protestfrühstück organisiert wurde. Momentan läuft eine Räumungsklage gegen den im Gebäude ansässigen Bioladen Sonnenmichel. Am 2. Oktober verhandelte das Amtsgericht Greifswald öffentlich über dessen Zukunft. Mit einer Mahnwache vor dem Gericht wollten die Demonstranten ihre Ablehnung der Pläne des Eigentümers des Hauses kundtun. Viele junge Erwachsene fanden sich unter den Protestlern. Eine junge Studentin erzählt, dass sie früher in dem Haus gewohnt hatte, im August 2012 aber die WG aufgelöst wurde. „Ich finde, es ist ein Stück Greifswalder Kultur und Architektur, das erhalten bleiben sollte“, erklärt sie. Gegen 11.45 Uhr, eine dreiviertel Stunde nachdem geplanten Ende der Verhandlung, wurde bekannt gegeben, dass das Urteil erst in zwei Wochen verkündet werde.

 

 

 Fotos: Katrin Haubold (Mahnwache, Titelbild), Brinke 16-17 erhalten! (Demonstrationszug, kein cc)