Was als Punkt im Wahlprogramm der Hochschulgruppe der Partei „Die Partei“ begann, nimmt nun langsam Formen an: Die ersten Fotos des Erotikkalenders sind im Kasten und auch die ersten Anfragen nach einem Exemplar sind da, allerdings steht die Finanzierung noch nicht ganz.
Man wolle mit der Aktion und dem Produkt den Fokus der Öffentlichkeit auf das Hochschuldefizit und dessen Folgen wie Institutsschließungen und den Wegfall von Lehrstellen lenken, erklärte der Präsident des Studierendenparlament (StuPa) und Hochschulgruppenmitglied der Partei, Philipp Schulz. „Momentan sind 77 Stellen bedroht,“ stellt er klar. Zudem soll auf die maroden Zustände des Botanischen Garten, des historischen Instituts sowie der Alten Physik hingewiesen werden. Die Bilder sollen von Texten begleitet werden, die auf die dargestellten baulichen und finanziellen Zustände hinweisen.
Als Veröffentlichungstermin steht nach Philipp weiterhin der 6. Oktober und somit der Beginn der Erstsemesterwoche. Geplant sind momentan Einnahmen in Höhe von 100.000 Euro, wovon zwei Dozentenstellen erhalten werden können. Ein fixes Finanzkonzept zur Herstellung des Kalenders steht allerdings noch nicht, Grundpfeiler jedoch schon. Die Fotografen und Models unterstützen das Projekt unentgeltlich.
Layout wird in den kommenden Tagen abgesprochen
Die ersten Shootings sind bereits abgeschlossen. Auf der Website des Projekts sind bereits Bilder vorhanden, die den Stil zeigen. Das genaue Layout des Kalenders wird jedoch erst in den kommenden Tagen festgelegt. Fest steht allerdings, dass der Kalender aus schwarz-weißen Bildern bestehen wird. Nach Anna-Lou Beckmann, der Vorsitzenden der AG Erotikkalender, waren die bisherigen Rückmeldungen ausschließlich positiv. Außerdem scheint das Projekt nach erfolgreich auf die Problematik des Hochschuldefizits hinzuweisen. Fotos, die es nicht in den Kalender schaffen, sollen als Werbefotos genutzt werden.
Presseshooting im Audimax und Innenhof der Domstraße 20
Die Models Marc Benedict und Friederike Holtz ließen sich am gestrigen Donnerstag vor den versammelten Medienvertretern ablichten. Als Locations wurden der Audimax sowie der Innenhof der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät in der Domstraße 20 ausgewählt. Fotograf Mike Lange ist durch den Artikel auf Zeit-Online auf die Aktion aufmerksam geworden und hat sich direkt an den AStA gewandt um als Fotograf zu fungieren. Für den Lehramtsstudenten stellt das Projekt eine gute Möglichkeit dar, seine Fähigkeiten in den Dienst der Universität zu stellen. „Die Demos haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht, also müssen wir was anderes machen um auf das Hochschuldefizit hinzuweisen“, so Mike. Er hofft, dass der Kalender sein Ziel nicht verfehlt und im Endeffekt ohne den Zusammenhang zum Defizit gesehen wird.
Für Marc Benedikt, Model und AStA-Referent für Finanzen ist es etwas befremdlich, dass ihn plötzlich ein Dutzend Fotografen fotografieren. Seine Kalenderbilder werden demnächst im Geo-Keller gemacht. Auf die Frage, ob er wieder an so einer Aktion teilnehmen würde, antwortete er: „Das kommt ganz auf das Projekt an. Dazu kann ich nichts ausschließen.“ Friederike nimmt an den Shootings teil, weil sie als Kunstgeschichtsstudentin direkt vom Defizit betroffen ist: Wegen des Hochschuldefizits soll im nächsten Semester eine Professur der Fachrichtung nicht neu besetzt werden. Ihr Vater weiß noch nicht, dass sie an der Aktion teilnimmt und auch ihr Freund war nicht sonderlich von dem Vorhaben begeistert. Dennoch hat sie sich zu dem Schritt entschieden. Sie wird für den Kalender in einem Labor fotografiert.
Andere ASten wollen ähnliche Projekte starten
Anna-Lou betont zum Ende der Shootings noch einmal, dass der Kalender, obwohl er noch nicht fertig ist, schon jetzt positive Zeichen setzt. Andere ASten haben sich bereits an die Greifswalder Vertreter gewandt, um ein Exemplar zu bekommen und ein ähnliches Projekt ins Leben zu rufen. Außerdem hält sie fest, dass die Stimmung bei den bereits abgeschlossenen Shootings durchgängig positiv gewesen sei. „Viele Models haben sogar ganz blank gezogen“, so Anna-Lou.
Fotos: Lisa Klauke-Kerstan
Tipprunde: Ich schätze mal, dass das Einnahmeziel um den Faktor 10 verfehlt wird. Wer macht mit?
das habe ich auch schon prophezeit… das wird sicher ein flopp. lol
Nach der Ankündigung soll er angeblich zwischen 5 und 10 Euro kosten, nach diesem Artikel 100.000 Euro Einnahmen generieren. Und da sind schon die ersten Haken: Einnahmen sind Umsätze kein Gewinn, wenn 100000 Euro gesammelt werden sollen, muss der Umsatz deutlich höher sein. Die Kalender müssen auch noch gedruckt werden, bei jedem Anbieter ist der Preis mengenabhängig. Ich kam auf die Schnelle auf 7,50 Euro pro Kalender. Wenn man 1000 Stück abnimmt, bei 10000 bei 7.00 Euro und bei 500 Stück wäre der Preis sogar bei 9,50 Euro. Selbst wenn sie die Herstellungskosten theoretisch auf 5.00 Euro senken könnten, statt DIN A4 DIN A5 nehmen, würde kein bis sehr wenig Geld übrig bleiben, vorausgesetzt es findet sich überhaupt eine ernsthafte Nachfrage dafür. Falls also der Preis wie angekündigt sein sollte und du unter Einnahmen den Überschuss ansiehst, dürfte der Faktor deutlich höher ausfallen.
Das stimmt allerdings. Das habe ich vor Jahren schon im ersten Semster BWL gelernt…. 😉
Die Menschen beim Stupa haben wohl nicht besonders viel Ahnung von Zahlen.
Schade, dass einfach mal so ein Quatsch entschieden wird. Da hätten sie doch gleich das Geld für die alte Anglistik-Treppe spenden können. Damit wäre wenigstens den Anglistik-Studenten geholfen…
Erotik liegt immer im Auge des Betrachters.Und ob man mit Frau Weber im Pelzmantel erfolgreicher sein würde, wage ich zu bezweifeln.
Alles eine Frage der Inszenierung… #ageismdekonstruieren 😉
Super Thema:
Gäbe es die Möglichkeit für einen noch langweiligeren Einstieg als über die "Schnappsidee" der Partei "Die Partei"? Tausend Mal gehört… Sprecht mit einmal ernsthaft mit Euren Lesern: habt Ihr schon mit Euren Nichtlesern gesprochen?
Müssen Konjunktive sein? Wunschdenken der Macher? Wo bleibt die Reflexion des gehörten?
Sind 100.000 Euro Umsatz mit keinem Finanzierungskonzept und keinem Preis realistisch?
Welche MedienvertreterInnen waren anwesend? Metaebene: was bewegt die Medien dazu: Nackte Haut, Unistadt im Osten, …?
Was sagt das Rektorat dazu? Schlechtes Image für die Uni, deren positive Entwicklung hinsichtlich der Auslastungszahlen, eingeworbenen Drittmittel, neuen Bauten wie der UB und dem Hörsaal in der Alten Augenklinik, der Internationalisierungsbemühungen damit konterkarriert wird? Gibt´s auch Bilder, die werbenden Charakter für die Uni haben können?
Out-Off-Topic: Warum müssen die Greifswalder sich immer kleiner machen: Kopf hoch, Brust raus, Bauch rein, in die Hände gespuckt und dann vorrwärts, worwärts: Greifswald als klein, feine, super ausgestattete Universität im Norden Europas und vorbereitet auf die Herausforderungen der Zukunft in ALLEN Fächern!
Außerdem: wann war der letzte kritische Beitrag, welcher die Medizinische oder Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultäten betrifft zu lesen? Lebt Ihr in einer kleinen Filterblase? Für die ganze Uni: schaut Euch die Internationalisierungsstrategie an – rund 6 Prozent aller Studierenden kommen aus dem Ausland. Schaut mal in die Statistiken, woher diese kommen und mit welchem Plan die Uni die Zahlen erhöhen mag. Ein Problem: Englischsprachige Veranstaltungen: zählt mal durch und fangt gern mal bei der RSF an http://www.vds-ev.de/presse/pressemitteilungen/76… Weiteres Thema: Anzahl der unbesetzten Professuren in diesem Semester? So, auf´s geht!
Schlechtes Image für die Uni, ja. Ich frage mich echt, warum das Rektorat da nicht eingegriffen hat. Ich hatte geglaubt, die lassen so eine Studenten-Aktion nicht zu.
Es ist doch in der Beziehung vollkommen egal, was das Rektorat von der Sache hält, denn eingreifen kann es sowieso nicht. Das ist doch auch der Sinn an der studentischen Selbstverwaltung: Solche Aktionen selbst auf die Beine stellen. Wenn dann die Finanzierung doch scheitern sollte, dann ist es auch eher das Image der Selbstverwalter das leidet, als jenes der Uni.
Weitere Fragen:
Habt Ihr beim Rektorat nachgefragt, wie die offizielle Position zum Projekt ist? Dem einen mag deren Meinung egal sein; fragen kostet aber nichts und könnte das abgebildete Stimmungsbild erweitern…
Gibt es in der studentischen Selbstverwaltung auch kritische Stimmen zum Projekt? Unrealistische Ziele, unprofessionelles Handeln, …
Werden rein theoretisch Pro- und Kontraargumente zu einem Ereignis (Schließung eines Studiengangs, Studierendenzahlentwicklung, Qualität des Mensaessens, Erotikkalender, …) intern besprochen über das berichtet werden soll? Wird der Versuch unternommen, mehr als nur die Stimmen der Handelnden einzubeziehen?
Also unter erotischen Bildern stelle ich mir was anderes vor.
Is ja noch nicht fertig. Aber wenn das so bleibe sollte, dann ist das auch nicht erregender als ein Otto-Katalog.
Ne Otto is erregender, sorry aber die Inszenierung ist einfach furchtbar.
Ich schäm mich ein wenig fremd:
Kein Finanzierungskonzept, dafür aber zwei Personen schon in Schlüpper fotografiert. Erotische Ausstrahlung wie eine Waschmaschine (jedenfalls im Hinblick auf das zu erlangende Endresultat).
Kontraproduktiv was die Außenwirkung der Uni angeht. Im Ernst….das Schiff geht unter.
Kann mich dem nur anschließen. Am Ende muss man sich noch schämen, wenn an der Uni studiert.