Wer in der Innenstadt wohnt, konnte am Samstag sein Nachmittagsnickerchen getrost ausfallen lassen. Nach dem Scheitern mehrerer Vermittlungsversuche zwischen dem Vermieter Dieter Rex und den WG-Mitgliedern luden die Verantwortlichen der RoSa-WG zu einer Demonstration für den Erhalt des Clubs. In der gesamten Innenstadt hinterließ man zumindest einen Eindruck: auf einem LKW kann man ganz schön viel Krach machen.
Los ging die Tour gegen 16 Uhr am Samstag am Karl-Marx-Platz. Murat Demirkaya, Initiator der RoSa-WG, organisierte für den Protestmarsch eigens einen LKW. Nach der Absage des Szenestars Babetta legten die DJs Verschnibbt & Zugenäht sowie Paul Zehner auf und versuchten, die Demonstranten zum tanzen zu bewegen. Etwas mehr als hundert Leute folgten dem Aufruf der RoSa-Verantwortlichen.
Nachdem der Zug die ersten 500 Meter hinter sich brachte und das Streitobjekt in der Bahnhofstraße passierte, drehten die DJs die Boxen voll auf. Nun musste jede Person in der Innenstadt auf die bunte Gruppe aufmerksam werden.
Nach der Bahnhofstraße wurden auch Stephaniestraße, nach der Europakreuzung auch die Löffler- und Fischstraße mit tiefen Bässen versorgt. Die Demonstranten brachten den Verkehr auf den Straßen fast vollständig zum erliegen, die Autofahrer nahmen dies jedoch relativ gelassen. Nachdem der Zug auf den Markt ankam, sprang Murat Demirkaya persönlich auf die Ladefläche des LKW und sprach zu seinen Anhängern. „Wir wurden nur gekündigt, weil wir uns nicht von der Bürgerinitiative (BI) „Rettet die Innenstadt und die Fleischervorstadt“ distanziert haben“, erklärt Demirkaya. „Bis dahin hatten wir aber gar nichts von dieser gehört.“ Den persönlichen Kontakt zu den Gründern der Initiative, Erik von Malottki und Milos Rodatos, unterschlägt er hier jedoch. Nach zehn Minuten beendet Demirkaya die Zwischenkundgebung: „Wir bleiben, wo wir sind!“
Der Zug macht sich wieder auf den Weg, die Fischstraße herunter, die Löffler- bis zu Steinbeckerstraße und schließlich die Stralsunder Straße entlang. Aus der Straze schauen verdutzte Leute, die jedoch freudig die „Tanzratten“ anfeuern. Nachdem die Demonstranten die Stralsunder Straße und die Ladebower Chaussee passierten und den Museumshafen erreichten, hieß es von da an Tanzen, Trinken und Party machen.
Demirkaya freute sich derweil über den Zuspruch, den er und seine RoSa-WG auf der Demo erhielten: „Ich sehe die Demo als großen Erfolg.“ Neuigkeiten im Streit mit dem Vermieter Dieter Rex gibt es nicht. Es geht wahrscheinlich vor Gericht, wo sich der RoSa-Verantwortliche keine großen Chancen ausrechnet. „Wir wollten, dass man uns hört und das hat jetzt jeder in der Stadt mitbekommen. Zu überhören waren wir nicht. Vielleicht interessieren sich jetzt noch mehr Menschen für das Schicksal der RoSa“, so Demirkaya weiter.
Fotos: Markus Teschner (Beitragsbild, Bild 1-5 und 13 in der Galerie), Tobias Bessert (Marktplatz und Bilder 6-12 in der Galerie)
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