Greifswald-Nazifrei-LogoAls im vergangenen Jahr eine Verhandlung gegen Marcus G. angesetzt worden ist, wurde jener am Verhandlungstag prompt krank. Zur selben Zeit versammelten sich zahlreiche Nazigegner vor dem Amtsgericht. Sie findet am morgigen Dienstag ab neun Uhr im Greifswalder Amtsgericht statt.

Da sich G. dem Verfahren jedoch nicht entziehen kann, wurde nun ein weiterer Verhandlungstermin angesetzt. Erneut kündigen Nazigegner ihr Erscheinen unter dem Motto „Solidarität mit Opfern rechter Gewalt“ an. Am 29. Juli 2013 versetzte der Greifswalder Neonazi Marcus G. am Rande einer NPD-Kundgebung einem Nazigegner einen Tritt, in Folge dessen es zu Verletzungen kam.

Das Bündnis Greifswald Nazifrei zeigt sich optimistisch, dass die Handlung des ehemaligen Jura-Studenten G. vor Gericht nicht folgenlos bleiben wird. „Mehrere Augenzeug*innen und ein Video des Vorfalls könnten zu einer Verurteilung wegen Körperverletzung führen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bündnisses. Das entsprechende Video liegt dem webMoritz ebenfalls seit vergangenem Jahr vor.

Neonazistische Übergriffe sind in Greifswald keine Seltenheit. So werden aus Kreisen der Nazigegner der Kameradschaft „Nationale Sozialisten Greifswald“, als dessen lokale Führungsfigur Marcus G. angesehen wird, unter anderem Belagerung und Angriff der Bewohner des Hauses Grimmer Straße 88 2 sowie der Farbbeutelanschlag Buttersäure- und Farbanschlag auf das IKuWo zugeschrieben.

Im Fall des Angriffes der Grimmer Straße 88 2 kamen polizeiliche Ermittlungen zu dem Schluss, dass sich NPD-Mitglieder der Region an diesem Übergriff beteiligten. Weitere Sachbeschädigungen und Gewalttaten gegen Antifaschisten konnten in der Vergangenheit hingegen bislang nicht zweifelsfrei bewiesen werden, weshalb eine juristische Ahndung ausgeblieben ist. Ferner heißt es im Aufruf des Bündnisses Greifswald Nazifrei:

„Die anstehende Verhandlung stellt keinen Einzelfall dar, vielmehr werden in nächster Zeit weitere Gerichtsprozesse gegen Nazis erwartet.

Wieder rechnen wir damit, dass Kamerad*innen von Marcus G. an der Verhandlung teilnehmen wollen. Da Einschüchterungsversuche ihrerseits wahrscheinlich sind, ist es wichtig, dass wir das Opfer und Zeug*innen unterstützen.“

Die Verhandlung gegen Marcus G. wird am kommenden Dienstag, 15. April um neun Uhr im Greifswalder Amtsgericht beginnen. Zur selben Zeit findet, ebenfalls vor dem Gerichtsgebäude in der Langen Straße, eine Demonstration gegen Neonazis und ihre Gewalt statt. Wer sich die Verhandlung ansehen möchte, sollte hingegen rechtzeitig erscheinen, da die Plätze begrenzt sind.

Grafik: Greifswald-Nazifrei