Seit gut drei Jahren bringt die Veranstaltungsreihe „RoSa“ verschiedene Acts der elektronischen Musik nach Greifswald. In den letzten Wochen haben sie das Gebäude des früheren Callcenters in der Bahnhofstraße zu ihrem neuen Zuhause umgebaut. Am Freitag steigt die Einweihungsparty.
Wer sich hinter „RoSa“, am Anfang gab es noch den Namen „Roter Salon“, verbirgt, wechselt immer wieder. Im Wesentlichen ist es ein Freundeskreis, so Muri. Er wohnt mit einem der DJs von verschnibbt&zugenäht zusammen. „Wir gehen sowieso gerne feiern“ sagt der Lehramtsstudent, und so ging man irgendwann dazu über, selbst Partys zu organisieren. Ein Kreis von Helfern ist immer da und über Freunde besteht Kontakt zu verschiedenen DJs. Da klappt es auch, einfach denjenigen für einen Abend nach Greifswald einzuladen, dessen Set man ohnehin gerade gut findet.
Der Weg zum eigenen Club
Ob Tschaika, Nähwerkstatt Kabutze, am Strand oder im Caspar-Keller, RoSa war schon an verschiedenen Orten unterwegs. „Ohne Club hat man weniger Verpflichtungen, es gibt weniger Druck und man hat die Freiheit, auch mal ein paar Wochen nichts zu machen,“ denkt Muri. Richtig chaotisch konnte es aber trotzdem werden, wenn zum Beispiel kurzfristig der Veranstaltungsort wegbrach und die schnell gefundene Alternative eigentlich viel zu klein war. Trotzdem ging es mit RoSa immer weiter. Sie waren auch schon mit einem Schiff auf dem Ryck unterwegs oder hatten im letzten Sommer ein Zirkuszelt am Stadtrand aufgebaut. Legendär waren bisher vor allem die After-Hours. Richtig imposant wurden die Veranstaltungen am Ende des letzten Jahres, als an mehreren Abenden die Bahnhofshallen in Beschlag genommen wurden. „Das hat uns dann schon irgendwann gestört, das war zu groß.“
Diese Feiern waren die letzte Gelegenheit, einen wirklich großen Veranstaltungsort in Greifswald zu nutzen, denn in diesem Jahr sollen auf dem Gelände die Bauarbeiten für ein Einkaufszentrum beginnen. Die trostlose Dompassage scheint nicht Mahnmal des Überangebots genug zu sein. Mit zum Grundstück gehört ein dreistöckiger Zweckbau an der Bahnhofstraße, der seit dem Jahreswechsel leer steht. Der ehemalige Mieter, ein Callcenter, ist ausgezogen. Bis zum Abriss wird aber noch mindestens ein halbes Jahr vergehen und so war für RoSa ziemlich schnell klar, das sie diesen Ort in der Zwischenzeit übernehmen werden.
Zwischennutzung mit Ambitionen
Bis auf den Teppichboden ist fast alles verschwunden, was noch Büroatmosphäre vermitteln kann. Ein paar Topfpflanzen sind übrig, doch drumherum wurde in den letzten Wochen fleißig umgebaut: auf eigene Faust, mit eigenem Geld und eigenem Risiko. „Wir sind hier reingekommen und hatten kein Konzept, ganz intuitiv ist trotzdem alles entstanden,“ erklärt Muri. Die komplette Fensterfront ist nun zugemauert, damit der Schallgutachter grünes Licht geben konnte. Bar und DJ-Kanzel sind auch schon installiert. „Wir haben das Sozialkaufhaus leer gekauft und tausend andere kleine Sachen waren zu erledigen. Die komplette Deko zum Beispiel haben wir selbst gebaut.“ Am Freitag soll die große Einweihungsparty steigen und es sieht ganz danach aus, als ob bis dahin noch einiges zu tun ist.
Genutzt wird bisher nur das Erdgeschoss – gemietet haben sie aber das komplette Haus. „Das Gebäude hat ein riesiges Potential und der Raum sollte auch genutzt werden,“ denkt Muri. „Jeder mit einer Idee kann an uns herantreten.“ Gerne würden sie auch länger als die nächsten paar Monate bleiben, doch der Abriss ist schon geplant. „Nur wenn jetzt noch jemand eine bedrohte Tierart auf dem Gelände aussetzt, sehe ich die Möglichkeit, dass es hier doch noch anders weitergehen kann,“ scherzt er. Geplant ist das natürlich nicht.
Zur Einweihungsparty kommen viele Gäste aus Greifswald, die schon von anderen RoSa-Veranstaltungen bekannt sind. Looping Laubsch, Klicker, verschnibbt&zugenäht, Moon in my Pocket und Paul Zehner haben sich angekündigt, letzterer wird auch eine Kunst-Installation aufbauen. Am Freitag, 21. Februar, geht es ab 22 Uhr los, mit dem Ende der Party ist nicht vor 10 Uhr zu rechnen. Studenten zahlen 6, alle anderen 8 Euro Eintritt. Das ehemalige Callcenter befindet sich in der Bahnhofstrasse 44/45.
In unregelmäßigen Abständen soll es ab dann Partys in der neuen RoSa-WG geben. Jake the Rapper oder The Glitz gehören zu den nächsten Gästen.
Einweihungsparty „RoSa WG“ Freitag, 21. Februar ab 22 Uhr Eintritt: 8 Euro/ 6 Euro Studenten Bahnhofstraße 44/45
Fotos: Simon Voigt
Wo ist das Callcenter denn hingezogen? Oder sind die jetzt ganz weg?
Die sind nur umgezogen und sitzen jetzt in der Siemensallee. Für Erfahrungsberichte mit dem Arbeitgeber lohnt vielleicht ein Blick ins Forum ryckwaerts.de.
Die eröffnen einen Club in einem Gebäude, was in einem halben Jahr abgerissen wird? Da gehört wirklich viel Idealismus dazu.
Stellste halt die Kuh auf die perfekt gelegene Weide und melkst noch bis zum Herbst. Und ob dann wirklich abgerissen wird oder sich die Umgestaltungsmaßnahmen weiter verzögern, weiß ja keiner — geplant war ja ursprünglich, dass die Hallen schon längst weg sind…