SDS_AufkleberMit einem Outing versuchte heute die rechtsextreme Gruppe „Freie Kräfte Greifswald“ Mitglieder der linksjugend SDS einzuschüchtern. In die Briefkästen ihrer Privatadressen verteilten sie Flyer, um auf diese Weise ihre Nachbarn auf ihre politischen Aktivitäten hinzuweisen.

Die Flyer lagen heute in den Briefkästen der Wohnungen von Martin Grimm, Marvin Hopf und ihren Nachbarn. Darauf wird beschrieben, dass die beiden regelmäßig Aufkleber ihrer Gruppe in der Stadt verteilten und dies im Widerspruch mit dem vom SDS propagierten Naturschutz stünde. Die Aufkleber seien Müll und gehörten nicht an öffentliches Eigentum. Absender ist die Neonazi-Gruppe „Freie Kräfte Greifswald“, die sich ebenfalls ab und an durch Graffiti und Aufkleber im Stadtbild verewigt.

Die beiden Betroffenen sind Mitglieder im aktuellen Studierendenparlament, Hopf seit drei Jahren, Grimm seit zwei Jahren. Dort brachten sie mehrfach Anträge ein, die etwa auf die Unterstützung von antifaschistischen Demonstrationen abzielten. „Ein Outing ist sinnlos bei Menschen, die seit Jahren (hochschul-)politisch aktiv sind […] und wenn ihr antifaschistisches Engagement in der Stadt bekannt ist“ schreibt daher der SDS in einer Pressemitteilung und weiter: „Dementsprechend bewerten wir diese Post ausschließlich als Einschüchterungsversuch.“ Man habe die Polizei verständigt und den Vorfall zur Anzeige gebracht. In Zukunft wolle man sich von diesen „Drohgebärden“ nicht einschüchtern lassen und das Engagement in Greifswald gegen Rassismus und Faschismus fortsetzen.

SDS verweist auf das Outing von Marcus G.

In dem Zusammenhang erinnert der SDS an eine Outing-Aktion vor gut zwei Jahren, als der Student Marcus G. inmitten einer Vorlesung von hereinstürmenden Aktivisten öffentlich als Neonazi bezeichnet wurde. Ziel eines Outings sei es laut SDS, „die Nachbar_Innen darüber zu informieren, wer da so neben, über oder unter ihnen wohnt.“ Ein Outing funktioniere nur, wenn Menschen sich hinter ihren bürgerlichen Fassaden verstecken und mit ihren Werten und Normen nicht öffentlich auftreten. Die Privatadresse von G. wird in antifaschistischen Netzwerken verbreitet, was vergleichbare Aktionen dieser Art begünstigt. Außerdem werden Fotos verbreitet, die ihn als Fotograf auf NPD-Veranstaltungen zeigen. G. wehrt sich bis heute gegen Vorwürfe dieser Art.

Ebenso bekräftigte er bisher mehrfach, Gewalt abzulehnen. Im Widerspruch dazu steht, dass derzeit ein Verfahren wegen Körperverletzung gegen ihn läuft. Ihm wird vorgeworfen, am Rande einer NPD-Kundgebung einen Gegendemonstranten durch einen Tritt verletzt zu haben. Dies konnte auch mit einem Video dokumentiert werden. Ursprünglich sollte am 16. Dezember im Greifswalder Amtsgericht der erste Verhandlungstermin stattfinden. Zu diesem erschien G. aber nicht und meldete sich krank. Derzeit ist noch nicht bekannt, wann der Prozess fortgesetzt wird.

Foto: Simon Voigt (verschiedene Aufkleber des SDS)