Gleis Ladebow Tierpark-David VössingDie Sanierung der eingleisigen Bahnstrecke vom Greifswalder Hauptbahnhof bis zum Seehafen Ladebow ist abgeschlossen. Am kommenden Mittwoch soll die Strecke mit einer Länge von 5,5 Kilometern abgenommen werden, um eine Wiederinbetriebnahme zu ermöglichen, nachdem der Bahnverkehr Ende 2002 eingestellt worden war. Die Inbetriebnahme war eine Auflage der Bundesnetzagentur in Bonn, andernfalls hätte eine Strafzahlung gedroht. Insgesamt kostete die Sanierung 873.000 Euro. Die Stadt erwartet zu Beginn Verluste von 27.000 Euro im Jahr.

Kostenlose Schnupperfahrt

Am Mittwoch können bis zu 90 Greifswalder an einer kostenlosen „Schnupperfahrt“ mit einem historischen Museumstriebwagen teilnehmen. Abfahrt ist um 13:30 Uhr. Rechtzeitiges Erscheinen sichert einen Platz, worauf die Stadt in einer Pressemitteilung hinweist. Mit dem funktionierenden Gleis sieht Oberbürgermeister Dr. Arthur König einen „enormen Vorteil für die weitere Entwicklung des Seehafens Ladebow, da nun wieder ein Umschlag zwischen Schiff, Bahn und Straße möglich ist. Die Stadt erhofft sich dadurch ein Wachstum des Hafens und einen stärkeren Umsatz.“ Die Gesamtkosten von 873.000 Euro wurden zu großen Teilen durch einen Zuschuss 729.600 Euro des Landeswirtschaftsministeriums gedeckt.

Vor einem Jahr hängten Unbekannte dieses Protestplakat auf.

Der größte Teil der Gesamtkosten entfiel auf die Erneuerung der Ryckbrücke. Gegner fragten, ob dies überhaupt notwendig war.

Seit März letzten Jahres wurde die Bahnstrecke saniert. Dabei wurden 1.500 alte Bahnschwellen ausgewechselt und das Gleisbett aus Kies durch ein Schotterbett ersetzt. Die höchsten Kosten verursachte der Ersatz der alten Betonbrücke über den Ryck durch eine blaue Stahlbrücke, die Güterzügen mit einer Radsatzlast von 22,5 Tonnen die Überfahrt ermöglicht. Pro Jahr können bis zu 100 Güterzüge die Strecke passieren. Sie fahren dabei mit einer Geschwindigkeit von maximal 30 Stundenkilometern, im Bereich des Museumshafen nicht mehr als 10 Kilometern pro Stunde. Entsprechend wird auch die Ampel an der Stralsunder Straße die Ampel wieder in Betrieb genommen.

Betreiber hat Erfahrung im Eisenbahngüterverkehr

Betrieben wird die Strecke im Auftrag der Stadt von der Regio Infra Nord-Ost GmbH & Co. KG (RIN) aus Putlitz in Brandenburg. Sie in ein nichtbundeseigenes Eisenbahnunternehmen mit zehnjähriger Erfahrung inklusive Vorläuferunternehmen und verfügt über ein Streckennetz von 300 Kilometern. Damit ist die RIN nach der Deutschen Bahn der zweitgrößte Betreiber von Bahninfrastruktur im Nordosten und transportierten laut ihrem Geschäftsführer Tino Hahn über 820.000 Tonnen Güter auf ihrem Streckennetz. „Die Inbetriebnahme einer Hafenbahn, quasi ein Zugang zum Meer, ist auch für uns neu“, äußert sich Hahn zur Inbetriebnahme.

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Bausenator Jörg Hochheim erhofft sich einen Betrag zur höheren Wettbewerbsfähigkeit des Seehafens, erwartet aber auch Verluste von 27.000 Euro im Jahr, zumindest am Anfang.

Den Hafen will die Stadt wieder zu einem nachgefragten Umschlagplatz vor allem für Holz machen. Dafür würden bereits Anfragen von Transporteuren vorliegen, die das mit einem Schiff angelieferte Holz nur per Bahn ins Inland weitertransportieren können. Auch der Umschlag von Bau- und Treibstoffen ist wieder zwischen Schiff und Bahn möglich. Der Hafen geriet letztes Jahr wegen einer Giftmülllagerung in die Schlagzeilen, in welchem die Bürgerinitiative Wieck-Ladebow ein „zweites Gorleben“ befürchtete. Bausenator Jörg Hochheim (CDU) sieht in einer funktionstüchtigen Hafenbahn als wichtige Voraussetzung, dass sich am Seehafen Gewerbe erfolgreich entwickeln können. Dadurch sieht Hochheim auch einen „Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Seehafens“.

Verluste von 27.000 Euro im Jahr

Wie Hochheim auf Nachfrage des webMoritz zur Rentabilität der Strecke äußerte, erwartet die Stadt Einnahmen von 550 Euro als marktgängigen Preis pro Zugfahrt. Bei 100 Zugfahrten entspricht dies jährlich 55.000 Euro. Dem stehen städtischen Aufwendungen ohne Abschreibungen (Werteverzehr durch Nutzung) von 82.000 Euro gegenüber, sodass sich ein jährlicher Verlust (vor Abschreibungen) von 27.000 Euro ergibt. Damit wären die Aufwendungen zu zwei Dritteln gedeckt. „Längerfristig soll die Zahl der Zugfahrten steigen. Mit den derzeit verhandelten Entgelten wäre der städtische Aufwand bei 150 Zügen im Jahr gedeckt. Die Abschreibungen ließen sich nach derzeitigem Stand entweder mit mehr Zügen und/oder höheren Entgelten erwirtschaften, sofern diese vom Markt akzeptiert werden“, sagte Hochheim abschließend. Im März letzten Jahres war er noch von einem Verlust von 50.000 Euro ausgegangen.

Fotos: David Vössing (Artikelbild), Anonyme Lesereinsendung (Protestplakat, Archiv), CDU Greifswald (Hochheim, Archiv)