Neue_Mensa_Essenausgabe-Simon VoigtÜberraschend erhöhte das Studentenwerk vor einer Woche die Preise in seinen Greifswalder Mensen und verdutzte damit nicht nur die Kundschaft, sondern auch das eigene Personal. Nach deutlichem Protest wird ab Montag ein Teil der Erhöhungen wieder zurückgenommen. Mittelfristig zeichnet sich aber ab, dass Kostensteigerungen, wenn auch an anderer Stelle, nicht vermeidbar sind.

„Das Verfahren ist missglückt, schade, dass es so gekommen ist“ gab die Geschäftsführerin des Studentenwerks, Dr. Cornelia Wolf-Körnert zu. Zum 6. Januar traten diverse Veränderungen der Speisepläne in Kraft und damit auch einige Preiserhöhungen. Da man dies aber erst sehr kurzfristig beschlossen habe, habe es keine Zeit mehr gegeben, die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Auch die eigenen Mitarbeiter wussten zunächst nichts davon, waren aber den Fragen der Kundschaft ausgesetzt. Es war die erste Preissteigerung seit vier Jahren, als Ursache nannte das Studentenwerk „erheblich gestiegene Personalkosten“ auf Grund von Tariferhöhungen sowie gestiegene Energie- und Lebensmittelkosten.

Verwaltungsrat ist unzufrieden

Die auffälligste Veränderung betraf zunächst das ehemalige Ein-Euro-Frühstück in den Cafeterien. Das Gedeck aus einem Pott Kaffee, zwei Brötchen, Butter und drei süßen Aufstrichen wurde mit nun 1,50 Euro um die Hälfte teurer. „Dieses Frühstück stellt für sozial schwächere Studenten die Erstversorgung am Tag da“, drückte Alexander Schmidt, studentisches Mitglied im Verwaltungsrat seinen Unmut aus. Gleichzeitig führte die Geschäftsführung aber einen Bonus ein: 50 Cent Rabatt sollen die Kunden bekommen, die ein komplettes (vorgeschlagenes) Mittagsmenü in einer Mensa wählen und auf einen Tausch der Komponenten verzichten. „Das ist wirtschaftlich günstiger“, erklärte Carolin Bothe, Abteilungsleiterin Studentisches Verpflegen, im Verwaltungsrat, der letzten Donnerstag tagte.

Am Sonnabend öffnete im Uniklinikum eine neue Cafeteria des Studentenwerks im "Ins Grüne"-Design. Diese sind wegen der niedrigen Preise sehr beliebt, verschlingen deswegen aber auch einen Großteil der Subventionen.

Am Sonnabend öffnete im Uniklinikum eine neue Cafeteria des Studentenwerks im „Ins Grüne“-Design. Diese sind wegen der niedrigen Preise sehr beliebt, verschlingen deswegen aber auch einen Großteil der Subventionen.

„Die Rabatte sind unverständlich und nicht serviceorientiert; damit die Preiserhöhung zu begründen, ist fragwürdig“, beklagte Philipp Helberg, ebenfalls studentisches Mitglied. „Mangelnde Transparenz“ war auch von anderen Seiten zu hören. Daher forderte der Verwaltungsrat den Vorstand auf, einen Teil der Erhöhungen wieder zurücknehmen. Tellergerichte, Nudeln, Salate, Desserts, vegetarisches Essen und das Ein-Euro-Frühstück werden ab Montag wieder zum gewohnten Preis angeboten, letzteres allerdings in einer kleineren Variante. Steigerungen müssen nun vor allem Fleischesser hinnehmen. Eine genaue Preisübersicht mit Vergleich zum Stand des letzten Jahres gibt es hier. Studenten trifft es weniger hart als Bedienstete, die Gästepreise nehmen am stärksten zu.

Aufgehoben ist nur aufgeschoben

Auch wenn ein Teil der Preiserhöhungen wieder zurückgenommen wird, hat das Studentenwerk trotzdem mit den genannten Kostensteigerungen zu kämpfen. Die Einnahmen aus den Semesterbeiträgen in Höhe von 47 Euro pro Studierenden und die Zuschüsse des Landes (200.000 Euro) reichten zuletzt nicht aus, ohne Defizit zu wirtschaften. „Ich befürchte, dass uns die Kunden wegbleiben“ meinte Verwaltungsratsmitglied Mike Naujok, der sich gegen eine Essenspreiserhöhung aussprach und vorschlug, das Geld entweder durch eine erneute Beitragserhöhung hereinzuholen oder beim Land mehr Zuschüsse zu beantragen. Als nächstes wird sich der Mensaausschuss mit dem Problem befassen. Dies ist ein neu gegründetes Gremium innerhalb des Studentenwerks mit dem Ziel, für Verständigung und Transparenz zu sorgen. Bis zum 1. Mai soll eine Stellungnahme vorliegen.

Der Verwaltungsratsvorsitzende Erik von Malottki kündigte bereits an, das Problem im Mai auch auf einer Vollversammlung mit der Studierendenschaft beraten zu wollen. Einen Termin für diese gibt es zwar noch nicht, denn dafür ist das dann neugewählte Studierendenparlament (StuPa) zuständig. Im derzeitigen StuPa hieß es aber zuletzt, das es möglichst früh eine solche Versammlung geben sollte. Der Grund: Auch die Studierendenschaft will eine Beitragserhöhung zur Diskussion stellen. Im Gespräch ist eine Erhöhung von derzeit 8 auf 9 oder 10 Euro.

Fotos: Simon Voigt