75 Jahre ist es inzwischen her, als Synagogen brannten und viele Menschen wegsahen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fanden deutschlandweit Pogrome gegen Menschen jüdischen Glaubens statt. An diese Ereignisse gedachten am heutigen Samstagmittag etwa 100 Menschen gemeinsam in der Mühlenstraße.
„Gedenken heißt, das Leiden zu sehen, und zu trauern, wie Menschen starben“, meinte Elisabeth Dibbern vom Arbeitskreis Kirche und Judentum des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises, der zur gemeinsamen Gedenkveranstaltung geladen hatte. Schüler, Studenten, aber auch Menschen mittleren und höheren Alters folgten dem Aufruf und hörten sich an, wie Namen und Schicksale einiger Greifswalder Opfer verlesen wurden. Von einigen verlieren sich die Spuren, von anderen weiß man, dass sie in Konzentrationslagern dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer fielen. Außerdem kam zur Sprache, dass an diesem Tag einige Juden in Schutzhaft kamen, Synagogen in Brand gesetzt wurden, Glasscheiben jüdischer Geschäfte eingetreten wurden und sogar jüdische Friedhöfe zerstört wurden.
An einige jüdische Opfer in Greifswald – die genaue Zahl ist nicht bekannt – erinnern heute 13 Stolpersteine. Vor einem Jahr genau rissen unbekannte Täter in der Nacht vom 8. auf den 9. November elf Stolpersteine aus den Bürgersteigen. In Gedenken fand wenige Tage später ein Spaziergang mit etwa 250 Teilnehmern statt, schnell kamen mehr als genügend Spendengelder zusammen, um neue Stolpersteine verlegen zu können. Im Mai diesen Jahres wurden nicht nur die entfernten Gedenksteine ersetzt, sondern es kamen auch noch zwei weitere hinzu.
Fotos: David Vössing
"75 Jahre ist es inzwischen her, als Synagogen brannten" – Was ist denn das für ein Einstieg? Was will der Autor damit sagen? Das alles schon lange her ist? Die Deutschen geläutert sind?
In Anbetracht von über 180 Toten durch rechte Gewalt seit 1990, den Brandanschlägen von Hoyerswerder und Lichtenhagen, dem NSU, etc. scheint dies ja wohl kaum der Fall zu sein. Ist dieser Einstieg Ausdruck eines "alles bewältigt und nichts verstanden"-Symptoms oder einfach nur unsensible Wortwahl? Ich hoffe zweiteres. Der Rest des Artikels erweckt auf jeden Fall den Anschein.
Nachtrag: Man kann auch Artikel schreiben, die mit "75 Jahre ist die Reichskristallnacht her, eine Ewigkeit" beginnen, allerdings lesen die sich dann so: http://www.titanic-magazin.de/news/gaertners-krit…