In einer Pressemitteilung lobt die Landesregierung ihren eigenen Doppelhaushalt, der am Dienstag vorgestellt wurde, in hohen Tönen. Acht Millionen seien für 2014 zusätzlich für die Hochschulen des Landes eingeplant, „um unter anderem die durch die Tarifabschlüsse entstandenen Mehrkosten aufzufangen.“ Neun Millionen Euro sollen es 2015 sein. Eine Summe, die nicht annähernd ausreicht, die Finanzierung der Hochschulen langfristig zu sichern, denn es wird jeweils nur ein Viertel der tatsächlichen Forderungen abgedeckt.
Die Uni Greifswald erhält davon 1,5 Millionen Euro, nennt aber als zusätzlichen Finanzbedarf die Summen 7,7 Millionen (2014) und 8,9 Millionen (2015), die zusätzlich zur Zielvereinbarung mit dem Land benötigt werden. Wie Uni-Kanzler Wolfgang Flieger im aktuellen moritz-Magazin (mm106, S. 11, PDF) beschreibt, kommt dieser sogenannte Mehrbedarf dadurch zustande, dass sich die Ausgaben für Energie und Personal erhöht haben. Zum einen fordert ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Erhöhung von Professorengehältern und zum anderen sieht der Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst der Länder Gehaltssteigerungen um 2,65 Prozent in diesem und um 2,95 Prozent im nächsten Jahr vor.
Bei der Sitzung vom akademischen Senat am Mittwoch gab es die ersten Reaktionen. „Wir bleiben auf niedrigstem Niveau,“ sagte die Rektorin Hannelore Weber, da es auch in Zukunft nicht möglich sei, eine volle Ausfinanzierung der Universität zu gewährleisten. Zu den Zahlen der Landesregierung meinte sie, dass diese häufig noch verändert werden und nicht als endgültig anzusehen seien. Allgemein scheint Verwirrung oder absichtliche Desinformation über die Höhe des Mehrbedarfs zu herrschen, denn auf der Senatssitzung wurden andere, etwas niedrigere Summen genannt.
Einige sehen Gefahr, dass Institute geschlossen werden
Erneut stand die Frage im Raum, ob Institute geschlossen werden müssen. Dem erteilte Weber eine Absage. „Es wird uns gelingen mit zwei blauen Augen aus der Sache herauszukommen“ so die Rektorin, die dabei auch von einem „Krisenmanagement“ sprach. Klaus Fesser, der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaflichen Fakultät entgegnete, die Angelegenheit „nicht so entspannt“ zu sehen. Es würde nicht ausreichen, nur mit dem geplanten Nichtbesetzen von freien Stellen der Unterfinanzierung zu begegnen. Die anderen Dekane wollten sich erst im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung zu der Problematik äußern.
Von einem „strukturellen Defizit“ sprach Flieger in diesem Zusammenhang, da es sich immer weiter vergrößern werde. Er kündigte an, dass in den nächsten Tagen zu dem Thema noch viele Gespräche, auch mit dem Bildungsministerium und der Regierung, geführt werden, was bereits in den letzten Wochen schon häufiger geschah. Heute um 14 Uhr soll es eine Pressekonferenz im Bildungsministerium geben, bei der Minister Mathias Brodkorb die Details der Hochschulfinanzierung erläutern will.
„Schön, dass es Geld gibt, aber reichlich wenig,“ meinte der studentische Senator Erik von Malottki dazu, dass ein Großteil des Mehrbedarfs nicht vom Land gedeckt werden kann. Er kündigte an, dieses Thema auch auf der Vollversammlung am 25. Juni der Studierendenschaft vorstellen zu wollen. Beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) prognostiziert man „negative Folgen für die Lehre und Forschung, wenn es bei den zur Verfügung gestellten Geldern bleibt.“ Stellenstreichungen, Strukturdebatten und eine Schwächung der Universität und damit der Region wären die Folge.
Um den Landtag zur Gewährung weiterer Gelder zu bewegen, wurden gemeinsam mit den anderen Hochschulen Aktionen geplant. Am 4. Juli soll es in Greifswald einen Flashmob geben, bei dem die lokalen Abgeordneten um Hilfe gebeten werden sollen. Am Rubenowplatz geht es los. „Wir rufen alle dazu auf, sich dafür stark zu machen, dass wir die benötigten Gelder bekommen und dass die Ausfinanzierung der Hochschulen im Land gesichert wird“, teilte die AStA- Vorsitzende Johanna Ehlers mit. Ursprünglich war für diesen Tag eine gemeinsame Demonstration in Schwerin geplant, von dieser Idee rückte man inzwischen ab.
Fotos: Simon Voigt (Archiv)
Institutsschließungen gehen mal gar nicht! Wir haben Sportwissenschaft, Altertumswissenschaft und Philologien verloren – Schaden genug. Als ich im AStA war, hat in solchen Situationen der Baum gebrannt. Das wird dann hoffentlich auch der jetzige AStA einrichten. Selbst die Nichtbesetzung vakanter Professuren ist eigentlich ein Unding!
Also auf Genderforschung kann ich schon verzichten. Kommt doch eh nur Mist dabei raus.
Kannst du deine unqualifizierte Meinung mal belegen? Jedes Institut an dieser Uni ist wichtig und erhaltenswert. Auch das IZfG!
Was soll an Genderforschung erhaltenswert sein? Für Genderforscherinnen sind Biologie und Evolution Humbug. In Nationalparks sollen Bilder von Rothirschen abgenommen werden, weil sie ein falsches Männlichkeitsbild zeigen. Wieso muss "Forschubg" bezahlt werden, die zu solchen Ergebnissen kommt?
Das mit den Rothirschen ist aber ein schönes Bild. Martenstein oder Fleischhauer? Geh doch bei weltonline trollen. Hier auf dem webmoritz ist kein Platz für die heteronormative Kackscheiße die du mit deinem denken und handeln reproduzieren willst.
Setzt dich doch mal ernsthaft mit dem IZfG auseinander. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Gender, Sex, Natur, Kultur, Recht usw. wurde in diesem Semester ganz interessant im Seminar "Corpus delicti" betrieben. Wärst du da gewesen, hätte es deine Posts sicher nicht gegeben.
Plumpe Polemik. Über einen Link würde ich mich freuen, in dem so ein Unsinn geschrieben steht.
Erstens ist Geschlechterforschung Geschlechterforschung und nicht nur Frauenforschung. Sie kommt zwar historisch gesehen von der feministischen Bewegung, allerdings werden in der Geschlechterforschung sowohl Mann, als auch Frau betrachtet. So befasst sie sich beispielsweise zunehmend mit der Frage, warum Jungen in der Schule im Vergleich zu Mädchen hinsichtlich Kompetenz und Leistung vielfach weit zurückfallen, deren Abbrecherquote höher ist, weniger Jungen das Abitur ablegen, als Mädchen, zunehmend weniger Jungen ein Studium aufnehmen, als Mädchen, Jungen häufiger ein Schuljahr wiederholen müssen, als Mädchen.
Und eine Ursachenforschung mit einhergehenden Lösungsvorschlägen, wie man dieses Problem beheben kann (z.B.: sog. geschlechterdifferenzierender Unterricht) hältst du für bedeutungslos? Das IZFG ist übrigens "interdisziplinär". Wenn Du einmal die Bibliothek des IZFG von innen gesehen hättest, würdest Du wissen, dass da eine Reihe Bücher drin stehen, in denen sich von Seiten der Biologie dem Thema der Geschlechterforschung genähert wird.
Aber wenn man von Anfang an gleich so ablehnend eingestellt ist, dass man sich damit gar nicht erst befassen will, dann kann man natürlich auch nichts davon wissen und nur billige Polemik verbreiten.
Die unterfinanzierte Genderforschung wird den Haushalt kaum belasten. Es gibt dort nur eine halbe WHK-Stelle…
Ich verstehe deine Wut über solche Meinungen. Es gibt wirklich solche Leute bei der Genderforschung, ich bezeichne sie eher als schwarze Schafe der Genderforschung. Diese neuartige Misandrie kann ich auch nicht nachvollziehen. Dies schadet eher der Genderforschung und hilft ihr nicht gerade sich als wissenschaftliche Disziplin zu etablieren.
Zu den unterschiedlichen Zahlen: Es ist generell schwierig in den Bereichen Personal- und Betriebskosten vorab absolut genaue Zahlen zu erstellen, da hier in der Praxis massive Schwankungen vorliegen. Entsprechend kommen da immer nur Schätzwerte seitens der Verwaltung für die Haushaltspläne und die Bedarfsplanung. Herr Dr. Flieger hat in der Sitzung auch auf dieses Problem hingewiesen.
Erschwerend kommt nun hinzu, dass das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur wohl in seiner Pressemitteilung falsche Zahlen für die angedachte Unterstützung der Hochschulen angegeben hat.
Es sollte aber angemerkt werden, dass sich das "Mit zwei blauen Augen durchkommen" nur auf die aktuellen kurzfristigen Probleme aufgrund des Mehrbedarfes bezieht. Ansonsten darf man sich mittelfristig dann keine Illusionen machen. 2019 wird der Solidarpakt II auslaufen und das wird auch bei uns massive finanzielle Auswirkungen haben. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das Ministerium auch schon nüchtern mit den entsprechend geminderten Zahlen rechnet…
Na dann kann man sich ja schon auf die Abwicklung des akademischen Bildungssystems in den Neuen Bundesländern und anderen strukturschwachen Ländern freuen, es sei denn, das Kooperationsverbot wird endgültig gekippt und es wird eine Art "Bildungs-Solidarpakt" geschlossen, d.h. dass Unis in strukturschwachen Regionen vom Bund mehr Geld erhalten, als die Unis reicher Länder.
Bis 2019 müssen sich Bund und Länder jedenfalls gründlich was einfallen lassen, ansonsten implodiert so langsam aber sicher bei uns ein ganzes Bildungssystem.
Dass z.B. Energie teurer wird, sollte man ja nun antizipieren können wenn man in haushalterischer Verantwortung steht. Was für mich an der Stelle viel spannender ist, ist folgendes: Kann die Uni die Strombeschaffung selbst ausschreiben oder läuft das wie bei der gesamten Landesverwaltung? Da ist der Auftrag ja 2012 an enviaM gegangen…für Ökostrom! Verschwendung im großen Stil nenne ich das.
Warum ist Ökostrom eine Verschwendung im großen Stil? Weil der Strom aus erneuerbaren Quellen (derzeit) minimal mehr kostet als Strom aus fossilen Energiequellen? Auf lange Sicht gesehen ist es für die Uni kostengünstiger, schon jetzt auf Ökostrom umzusteigen. Und die Gesellschaft profitiert auch, wenn ein Großverbraucher umsteigt. Ganz im Sinne der "common but differentiated responsibilities".
Wenn man Geld sparen will, sollte man an Punkten ansetzen, die – in meinen Augen – nicht zwingend notwendig sind/wären. Mensaneubau, Exzellenzinitiative, etc.
Ich meine gelesen zu haben (hier kann man uns auch mit richtigen Zahlen erhellen), dass die Landesregierung für Ökostrom 2 Mio Mehrbelastung in Kauf genommen hat. Wo Ökostrom für Uni oder Landesregierung jetzt ceteris paribus günstiger sein soll, würde ich auch unheimlich gerne vorgerechnet bekommen.
Das Langfristargument ist mir nicht klar, zählt aber gewiss nicht, da wir ja bereits kurzfristig in Finanznot zu sein scheinen.