An der Theaterstruktur in Mecklenburg-Vorpommern wird sich in den kommenden Monaten einiges ändern. Das Land hat dazu neun verschiedene Modelle präsentiert. Dabei gehe es nur darum, Geld einzusparen, äußerte Sozialsenator Ulf Demski (SPD) in der Bürgerschaft, die forderte, dass es mehr Beratungszeit bis zum Jahresende geben soll. Alle Modelle lassen sich auf vier grundsätzliche Punkte reduzieren: Eigenständigkeit, Ausgründungen von Sparten zu Landestheatern, Fusionen der Stadttheatern zu Regionaltheatern unter Beteiligung des Landes und Ausfinanzierung von nur noch zwei Mehrspartentheatern (Leuchttumprojekte).
Die Bürgerschaft befasste sich mit der Theaterreform anlässlich einer großen Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion, mit der sich die Stadt zu den Modellen äußern soll. Für die Stadt, die sich noch keine abschließende Meinung gebildet hat, übernahm Demski die Antwort: „Im Kern geht es nicht um künstlerische Verbesserung, sondern darum, Geld einzusparen. Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholora.“ Aktuell gibt es einen Haustarifvertrag im Theater Vorpommern, der neben Greifswald auch Stralsund und Putbus auf Rügen umfasst. 2017 kehre man zum Tarifvertrag zurück, was höhere Gehälter für die Schauspieler bedeutet, damit aber auch einen höheren Finanzbedarf für das Theater. Daher könne es nicht dabei bleiben, dass das Land seine Zuschüsse einfriere und die Städte alleine die steigenden Kosten zu tragen hätten.
Bei den Landesopernmodellen begrüßte Demski, dass sich das Land an den Kosten beteilige, es jedoch zu einem künstlerischen Einbruch käme. Ein Regionaltheater würde eine Fusion des Theaters Vorpommern mit dem Orchester Neubrandenburg bedeuten. Hierbei gäbe es einen Verlust an Spielstätten. Die beiden Leuchtturmmodelle sehen vor, je ein Haus in Schwerin und ein anderes wahlweise in Rostock oder Vorpommern zu forcieren. Mit dem Leuchtturm in Vorpommern könne man noch leben, aber Rostock ohne Theater könne man sich auch nicht vorstellen, so Demski. Eine Alternative zu den Modellen wäre die eigene Ausfinanzierung des Theaters durch die Stadt, was sie sich angesichts der Haushaltslage nicht leisten könne. Daher forderte Demski eine Dynamisierung der Landesmittel, sprich mehr Geld vom Land.
Dem schloss sich Ulrike Berger (Grüne) an und brachte einen Antrag ein, der einstimmig von der Bürgerschaft verabschiedet wurde. Dieser fordert:
- Der Zeitplan für eine umfassende Beteiligung muss über Ende 2012 hinaus gehen.
- Die Einsparungen durch die Fusion der Theater Stralsund, Greifswald und Putbus müsse berücksichtigt werden, ebenso die Gebäude, die von den Kommunen kostenlos für das Theater zur Verfügung gestellt werde.
- Die Diskussion darf nicht auf die neun Modelle beschränkt bleiben. Es soll für die Theater und deren Gesellschafter möglich sein, eigene Modelle in die Diskussion zu bringen.
OB König: „Äußerst angespannte Haushaltslage“
Dass sich die Stadt Greifswald höhere Theaterzuschüsse nicht leisten kann, wurde deutlich, als Oberbürgermeister Dr. Arthur König und sein Stadtkämmerer Dietger Wille den Haushalt für 2013 einbrachten, der im Dezember beschlossen werden soll. Angesichts eines Fehlbetrages von 6,4 Millionen Euro in 2013 sprach König von einer „äußerst angespannten Haushaltslage.“ Wir müssen uns anstrengen, um noch handlungsfähig zu sein“, warnte König, der aber noch eine deutliche Handlungsfähigkeit erkennt. Trotzdem bleibe Greifswald ein Haushaltssicherungskonzept nicht erspart. Von 2012 bis 2016 wird mit insgesamt 29,5 Millionen Euro an Fehlbeträgen gerechnet. 21,5 Millionen Euro werden davon durch die Rücklage gedeckt (eine Bilanzposition, die man zur Deckung von Verlusten nutzen kann). Die Differenz von acht Millionen Euro müssen bis 2016 eingespart werden.
Fotos: David Vössing
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