Mit einer eindeutigen Mehrheit stimmte heute der akademische Senat der Universität Greifswald bei der Wahl zur neuen Rektorin für Hannelore Weber. Sie wird im Februar die Nachfolge von Rainer Westermann antreten.

“Ich freue mich, in der langen Geschichte der Universität die erste Frau sein zu dürfen, die zur Rektorin gewählt wird”, kommentierte Professorin Hannelore Weber ihrer Wahl. Auch der einzige Gegenkandidat Robert Seckler aus Potsdam gratulierte ihr, außerdem bedankte er sich vor dem Senat, dass er bei der Rektorwahl teilnehmen durfte, und wünschte der “tollen Universität Greifswald” weiterhin alles Gute. “Schön, das sie mitgemacht haben.”, bedankte sich die Senatsvorsitzende Maria-Theresia Schafmeister bei Seckler, genauso wie Hannelore Weber, die sich freute, dass es eine “richtige Wahl gegeben hat.”

“Studentische Kultur stirbt!” auf dem Rubenowplatz wurde parallel zur Wahl demonstriert.

Von den 36 Senatsmitgliedern erlangte Hannelore Weber mit 25 Stimmen eine deutliche Mehrheit, Robert Seckler bekam zehn, ein Senator enthielt sich. Beide Kandidaten waren während der Wahl nicht anwesend, sie tranken unweit des gut gefüllten Konferenzsaals zusammen Kaffee und mussten, nachdem das Ergebnis verkündet wurde, erst noch herbeigerufen werden.

Parallel zur Senatssitzung im Uni-Hauptgebäude fand auf dem Rubenowplatz eine Demonstration zum Erhalt der studentischen Kultur statt. Die Demonstranten forderten unter anderem auch, dass die neue Rektorin sich stärker für diese einsetzen sollte, als es ihr Vorgänger tat. Weber sprach sich für die Demonstration aus, sie bezeichnete den Protest als notwendig und freute sich über das Engagement der Studierenden. Weiterhin verkündete sie, sich für die Gleichberechtigung aller Statusgruppen der Universität stark machen zu wollen.

Psychologin folgt auf Psychologe

Hannelore Weber wurde 1955 geboren, studierte ab 1974 Publizistik und ab 1975 Psychologie in Mainz. Nach Abschluss ihres Studiums 1985 wechselte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Universität Bamberg an den Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik. Dort promovierte sie 1987 und habilitierte 1992. Seit 1994 hat sie den Lehrstuhl für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie/ Psychologische Diagnostik an der Universität Greifswald inne.

Nachdem Hannelore Weber die Wahl auch formell angenommen hatte, gab es Gratulationen von vielen Senatoren und Zuschauern im Saal.

Sie war am Neuaufbau des Instituts für Psychologie nach der Wende beteiligt, und äußerte gegenüber dem webMoritz im September, dass sie sich sehr mit diesem und der Uni verbunden fühle. Mit ihr folgt eine weitere Psychologin im Rektoramt, denn ihr Vorgänger Rainer Westermann lehrte auch am gleichen Institut. Außerdem ist sie aktuell noch Senatsmitglied.

Hannelore Weber wurde von verschiedenen Gremien der Universität für das Amt vorgeschlagen, sie entschied sich erst sehr kurzfristig für eine Kandidatur. Aus dem Senat schlugen sie Professor Wolfgang Joecks, Hardis Rohde, Dr. Juliane Huwe und aus der Universitätsmedizin Professor Karlhans Endlich, PD Michael Lalk, Professor Barbara Bröker, Professor Reiner Biffar vor. Auch vom Fakultätsrat der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät wurde im August ein Vorschlag beschlossen.

In der Geschichte der Universität Greifswald wird sie die 352. Person im Rektoramt sein, aber auch die erste Frau, die dieses Amt bekleidet. Als Rektorin wird sie rund 16.700 Universitätsangehörige (Wahlberechtigten zur Senatswahl 2012) vertreten und außerdem die Universität nach außen repräsentieren.  Zusammen mit dem Rektorat wird sie die Universität leiten, wobei ihr die Richtlinienkompetenz zusteht.

Sie hat auch schon klare Vorstellungen, bezüglich ihrer Mitarbeiter, gegenüber dem webMoritz sagte sie, dass sie gerne mit Professor Wolfgang Joecks, Lehrstuhlinhaber für Strafrecht, insbesondere Wirtschafts- und Steuerstrafrecht als Prorektor zusammenarbeiten würde. Dieser habe auch schon zugestimmt und war selbst schon einmal in diesem Amt. Der zweite Prorektor soll ihrer Vorstellung nach Professor Eckhard Schumacher, Lehrstuhlinhaber für Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie werden. Die Prorektoren werden durch den Senat gewählt. Ihre Wiederwahl ist wie bei der Rektorin unbegrenzt möglich.

Westermann noch bis Januar im Amt

Der amtierende Rektor Rainer Westermann bleibt noch bis zum 31. Januar 2013  im Amt, dann endet für ihn eine Dekade an der Spitze der Universität. Erst danach erfolgt die Investitur von Hannelore Weber, ihre Amtszeit beginnt offiziell im Februar 2013.

Fotos: Simon Voigt