Der Begriff Transparenz ist in der Wirtschaft oder im Politikbetrieb schon seit vielen Jahren ein beliebtes Schlagwort, um Offenheit zu zeigen, indem Informationen bereit gestellt werden oder Kommunikation ermöglicht wird. Letztendlich soll dabei das eigene Bild in der Öffentlichkeit aufgewertet werden. Seit Mai schmückt sich auch Studentische Selbstverwaltung der Uni Greifswald mit eben solchen Zielen. Doch was ist bisher geschehen?

Ein StuPa-Beschluss von der Sitzung vom 15. Mai formulierte die Vorgabe, die „Strukturen, Arbeitsschritte, Endscheidungsgrundlagen und Ergebnisse ihrer (der Organe der verfassten Studierendenschaft, Anmerkung) Arbeit transparent, nachvollziehbar und anwenderfreundlich nach außen darzustellen.“ Im Beschlusstext wurde schon ein erster 13-Punkte-Plan herausgearbeitet, welcher von den Antragstellern der Jungen Union entworfen wurde und zum Teil nichts Neues bot, da einige Ziele schon länger auf der Agenda vom AStA standen. Es ist zum Beispiel von einem „offenen Haushalt“, Live-Streaming, Modernisierung, einem Wiki oder Online-Abstimmungen die Rede. Zur Koordination der Projekte wurde die AG Transparenz und Vernetzung einberufen, welche den Hochschulpiraten Jan Magnus Schult zu ihrem Vorsitzenden machte. Zu den bisherigen vier Sitzungen erschienen bis zu sieben Mitstreiter.

Der AG-Vorsitzende Jan Magnus Schult.

„Es wird über die Zukunft entschieden“, so Jan Magnus Schult zur Frage, warum es erforderlich ist, für Transparenz zu sorgen. Es sei wichtig, Anreize zu schaffen, sich mit der Hochschulpolitik auseinanderzusetzen, um neue Ziele setzen zu können. Auch der AStA-Vorsitzende Felix Pawlowski hofft, mehr Leute zur Mitarbeit an laufenden Projekten gewinnen zu können. Außerdem werde in den Gremien über wichtige Themen gesprochen, die allerdings an Vielen vorbei gehen würden, woran gearbeitet werden müsse.

Der Haushalt wird bunt

Viele Ideen wurden schon auf ihre Realisierbarkeit geprüft und über einige neue Projekte kann sich die Studierendenschaft bereits freuen. So ist beispielsweise geplant, den Haushalt der Studierendenschaft zukünftig als einen „offenen Haushalt“ zu führen, was bedeutet, alle Töpfe und Posten online einsehbar zu machen. Vorbild dabei ist die Seite offenerhaushalt.de, auf der interessierte Bürger (so das Selbstbild) die Buchführung der Bundesregierung visualisieren und übersichtlich darstellen. Auf diese Weise soll es auch mit dem kommenden StuPa-Haushalt geschehen, welcher am Jahresende beschlossen werden sollte. Damit soll jedem Studierenden eine Übersicht gegeben werden, wie die eigenen Beiträge verwendet werden. Schon heute werden jedes Jahr die Haushalte veröffentlicht, neu soll hier die übersichtliche und farbliche Darstellung sein, die bei konsequenter Fortführung in den nächsten Jahren und Einarbeitung der vergangenen Jahre auch einen Vergleich über die Entwicklung zulassen kann.

Finden sogar die Betreiber doof: Die aktuelle Seite vom AStA.

Übersichtlicher und vor allem aktueller sollen auch die Internetseiten vom StuPa und vom AStA werden. Das auf letzterer erheblicher Handlungsbedarf bestehe, sei schon länger Konsens im Team, meint Felix Pawlowski. Für das StuPa allerdings wäre es schon eine erhebliche Verbesserung, zu alter Stärke zurückzufinden und wieder die aktuellen Sitzungstermine und -unterlagen, sowie die Protokolle der vergangenen Sitzungen zu veröffentlichen, was bisher meist sehr zaghaft geschah. Der geneigte Student hat nur wenige Möglichkeiten, sich direkt beim StuPa zu informieren, die Informationspolitik ist aktuell eher an den Möglichkeiten der 90er-Jahre orientiert, mit der Ausnahme, dass damals Papieraushänge im Audimax oder der Mensa benutzt wurden.

Ein neuer „Präsi Blog“

Besserung ist absehbar, denn ebenfalls geplant ist ein Präsidiumsblog, welcher vom Präsidenten Milos Rodatos geführt werden soll. Dort sollen aktuelle Pressemitteilungen (bisher gab es noch keine) oder Informationen zur anstehenden Sitzung veröffentlicht werden, um diese dort auch diskutieren zu können. Ein ähnliches Projekt, der „Präsi Blog„, wurde schon 2011 vom damaligen Präsidenten Eric Makswitat geführt. Seine Blogger-Nebentätigkeit im Amt lässt sich heute allerdings nicht mehr rekonstruieren, denn das Archiv beginnt erst mit einer Erklärung zu seinem Rücktritt vom 1. Juni 2011. Alle Einträge, die es davor gegeben hat, wurden wohl depubliziert.

Die Interaktion mit der Basis soll auch in Form eines Antragsportals vorangetrieben werden, welches erstmals bei der nächsten Vollversammlung im Dezember erprobt werden soll. Hier sollen alle Studierende die Möglichkeit haben, gemeinsam online an ihren Anträgen zu arbeiten, um zum Beispiel per Meinungsbild prüfen zu können, ob sie mit ihren Zielen Erfolg haben könnten. Laut Felix Pawlowski könnten auf diese Weise mehr Anträge von einzelnen Studierenden kommen und nicht nur von Hochschulgruppen, wie es oft der Fall sei.

Der Live-Stream einer AStA-Sitzung war schon im Januar im Gespräch, als das Thema vom damaligen Referenten für Hochschulpolitik Franz Küntzel vorgeschlagen wurde. Er fand allerdings in seinem Team nur wenige Befürworter. Heute sieht dies aber anders aus, denn zumindest als Test sollen Ende September Teile eine AStA-Sitzung online mitzuverfolgen sein.

In diesem Artikel konnten nur Auszüge der aktuellen Tätigkeit der AG Transparenz und Vernetzung gezeigt werden, Interessierte können selbst vorbeischauen. Der nächste Termin steht zwar nicht fest, soll aber Ende September sein.

Fotos: Nutzer “neverwantedtogetthis” via jugendfotos.de (Artikelbild) ohne CC, Johannes Köpcke (Schult), Screenshot von asta-greifswald.de vom 18. August 2012