Die Universität Greifswald investiert jährlich etwa 15.500 Euro für die Lizenz einer Anti-Plagiats-Software. Bereits im vergangenen Jahr wurden zwei verschiedene Programme an Studentenarbeiten erprobt, Turnitin und Ephorus. Plagiate wurden nicht gefunden. Nun sollen auch Arbeiten früherer Jahre getestet werden.

Seit dem 1. Januar 2012 steht das Programm Turnitin der Firma iParadigms allen Fakultäten zur Verfügung. Dokumente werden in einen Zwischenspeicher geladen und anschließend wieder gelöscht, um dem Datenschutz genüge zu tun. Der Fachschaftsrat des Institutes für Politik und Kommunikationswissenschaften sprach das Thema auch unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes in der letzen Fachschaftsrats-Konferenz an, war gegenüber dem webMoritz jedoch nicht zu einer Stellungnahme bereit.  In der letzten Sitzung des Senates wurde der Einsatz der Software rechtlich geregelt, als über Neuerungen in der Datenschutzordnung diskutiert wurde. Nach § 6 (3) ist eine Überprüfung bis 10 Jahre nach Abschluss des eigentlichen Prüfungsverfahrens möglich. Dauerhaft gespeichert werden Arbeiten nur nach ausdrücklicher Einwilligung der Studenten.

Uneinheitliche Nutzung

Die Nutzung durch Studenten sei nicht vorgesehen. „Lediglich Dozenten aus den Fachbereichen beziehungsweise berechtigte Prüfer haben die Möglichkeit, Dokumente einzureichen“, so Jens Brüssow vom Rechenzentrum.

Professor Donges

Professor Donges

Die Nutzung des Programmes ist je nach Fakultät und Institut unterschiedlich geregelt. Sebastian Schüler, Fakultätsbeauftragter der Theologischen Fakultät für die Software, erklärt, dass das Programm zwar universitätsweit für alle Dozenten zur Verfügung steht, in der Theologischen Fakultät allerdings noch nicht eingesetzt wurde. Ob die Software generell oder nur im Verdachtsfall zum Einsatz komme, bedürfe noch der Klärung. Auch in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät wurden laut Dekan Fesser die Dienste des Programms noch nicht in Anspruch genommen. Am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaften hingegen würden sämtliche Arbeiten das Programm durchlaufen, erklärt der Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaften, Professor Patrick Donges.

Abschreckung bei Trend zu häufigeren Plagiaten?

„Zwar sehen wir in den letzten Jahren einen Trend zu zunehmenden Plagiaten, jedoch betrifft dies immer noch nur eine kleine Minderheit. Dabei sind allerdings auch einige Wiederholungstäter“, meint der Kommunikationswissenschaftler. Er könne sich vorstellen, dass es einige Studenten abschrecken wird, zu wissen, dass ihre Hausarbeit jetzt auch durch das Programm geschickt wird. Man könne zwar den Vorwurf des Generalverdachts äußern, „jedoch ist dies jedem Korrekturvorgang eigen. Denn auch ohne das Programm überprüfen wir, ob jemand einen Täuschungsversuch unternimmt“, so Professor Donges.

Mehr Zeit für die Ehrlichen

Laut Professor Donges entbindet das Programm den Dozenten keineswegs von der Überprüfung der vorgelegten Dokumente. „Beispielsweise zeigt das Programm auch korrekt zitierte Passagen an. Es ist aber durchaus eine Arbeitserleichterung und Zeitersparnis. Man muss nicht jede verdächtige Passage einzeln von Hand mit Suchmaschinen überprüfen“. Es sei schließlich schade, dass man so viel Zeit in betrügende Studenten investieren müsse – Zeit, die dann nicht mehr zur Verfügung steht, um andere Studenten zu fördern.

Teilweise nützliches Programm

Doktorarbeit von Karl Theodor zu Guttenberg aus dem GuttenPlag-Wiki, Plagiate farbig sortiert nach Autoren.

Doktorarbeit von Karl Theodor zu Guttenberg aus dem GuttenPlag-Wiki, Plagiate farbig sortiert nach Autoren.

Laut einem 2010 durchgeführten, im Januar 2011 erschienen Test verschiedener Plagiatsbekämpfungs-Systeme der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ist Turnitin auf Platz zwei der getesteten Programme und damit „teilweise nützlich“ – immerhin die höchste der drei Kategorien. Daneben gibt es in diesem Test „kaum brauchbare“ und „nutzlose“ Software.

In der Gesamteffektivität ist das Programm vom vorherigen Test 2008 von Platz 13 auf immerhin Platz 3 aufgestiegen. Nicht unbedingt, weil es besser geworden ist. Sondern, weil die meisten anderen so viel schlechter geworden sind.

Turnitin melde zwar mögliche Quellen, darunter seien jedoch unter anderem Spam-Seiten mit pornografischem Inhalt.

Die Empfehlung der Tester ist, Plagiatssoftware nur einzusetzen, wenn tatsächlich der Verdacht besteht, der Student könne zu oft die Tasten Strg, C und V kombiniert haben.

 

Bilder: Professor Donges – Webseite der Universität (keine CC-Lizenz), Doktorarbeit – GuttenPlag-Wiki, Artikelbild – Simon Voigt (Plagiat, Artikel in: Wahrig Fremdwörterlexikon, hg. von Renate Wahrig-Buhrfeind, München 2004, S. 749)