„Kommunikation wird wichtiger für Wissenschaftler“, dieses Fazit zog Dr. Carsten Könneker, Chefredakteur der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft, über die Wissenschaftskommunikation. Es war die Auftaktveranstaltung zur Eröffnung des Jungen Kollegs, das sich als ein Netzwerk von 100 Greifswalder Stipendiaten aller Begabtenförderungswerke versteht und unter anderem Veranstaltungen organisieren will.

Könneker hielt einen Vortrag  zum Thema „Von Social Media bis Exzellenzinitiative. Wie sich unsere Kommunikation über Wissenschaft verändert“. Mit dem Internet würden sich neue Möglichkeiten wie soziale Netzwerke oder Blogs ergeben, in denen Wissenschaftler ihre Arbeit verständlich machen könnten. Jedoch könne ein Wissenschaftler auch kommunikationsunwillig sein. Könneker zitierte Altkanzler Helmut Schmidt mit den Worten: „Es wird immer wichtiger werden, die Wissenschaft durchsichtig zu machen für die öffentliche Meinung.“ Diesen Wandel machte er bei seinem Magazin Spektrum der Wissenschaft deutlich, indem Wissenschaftler verständlich über ihre Themen schreiben. Früher hätten eher nur hochrangige Wissenschaftler wie die Direktoren von Max-Planck-Instituten geschrieben. „Heute bringen sich die Wissenschaftler selbst ein und wollten mit den eigenen Texten auch hausieren gehen“, so Könneker. Er beschrieb auch einen Wandel der Medienlandschaft, in der die Internetnutzung stark zunehme und die Auflage von gedruckten Zeitungen und Zeitschriften zurückgehe.

Dr. Carsten Könneker

Könneker stellte zehn Thesen auf, die sich auf zunehmende Wissenschaftskommunikation, zu der er ein Buch geschrieben hat, konzentrieren:

  1. Exzellenzinitiativen und Communicator-Preise bereiten den Boden für mehr Wissenschaftskommunikation: Die Exzellenzinitiative habe Druck auf Wissenschaftler ausgeübt, nach außen zu kommunizieren. Durch Preise gebe es hingegen einen Anreiz zu kommunizieren.
  2. Das Internet lässt Wissenschaftlern keine Ausrede mehr, nicht zu kommunizieren. Massenkommunikation ist alltäglich, eine Möglichkeit hierzu bilden Blogs.
  3. Wissenschaftskommunikation etabliert sich als natürlicher Teil des Berufsbilds „Wissenschaftler“.  Forschungsfördernde Stiftungen hätten Wissenschaftler aufgefordert, darzulegen, was mit Forschungsergebnissen praktisch anzustellen ist.
  4. Wissenschaftler werden in ihrer Kommunikation professioneller. Ihre Wissenschaftskommunikation erfolgt mehr und mehr zielgruppenspezifisch. Es gibt viele Publikationswege wie Interviews, Fachzeitschriften oder Online-Blogs.
  5. Wie der einzelne Wissenschaftler gegenüber welchen Zielgruppen über welche Medien kommuniziert, ist u.a. eine Frage der Persönlichkeit. Jeder Wissenschaftler sollte etwas machen, seien es Vorträge, der Betrieb eines Blogs, Tage des Offenen Labors oder als Autor in einer Fachzeitschrift. Was der einzelne Wissenschaftler mache, sei dem jeweiligen Wissenschaftler überlassen.
  6. Langfristig wird Wissenschaftskommunikation karriererelevant für Wissenschaftler. Dazu komme es langsam, unter anderem durch die Bewilligung durch Fördermittel. Allerdings gebe es eher schlechte Möglichkeiten, im Studium Kenntnisse zu Wissenschaftskommunikation zu erwerben. Hier gebe es Nachholbedarf.
  7. Wissenschaftskommunikation ist ein erlenbares Handwerk. Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen werden entsprechende Lehrangebote entwickeln: Übung mache den Meister. Ein unmotivierter Wissenschaftler, der an Zielgruppe vorbei kommuniziert, sei Vergangenheit.
  8. Die Fertigkeit von Wissenschaftlern, Wissenschaft gut zu kommunizieren, wird die Lehre an unseren Hochschulen beflügeln. Die Qualität von Vorlesungen würde steigen.
  9. Der Tätigkeitsbereich von Öffentlichkeitsarbeitern wird sich teilweise verschieben: Der Wissenschaftler würde selber nach außen kommunizieren. Der Pressesprecher werde damit zunehmend zum Coach.
  10. Je mehr Wissenschaftler aktiv kommunizieren, desto wichtiger wird unabhängiger Wissenschaftsjournalismus. Der Gesellschaft müsste der Mehrwert des Journalismus, die unabhängige Berichterstattung, gezeigt werden. Den Wissenschaftler beschreibt er als Partei, der Journalist könne nicht Partei sein. Durch Gegenüberstellung kann dies geschehen, indem beispielsweise gegenteilige Meinungen eingeholt werden.

Der Planungskreis des Jungen Kollegs organisierte die Veranstaltung.

Blick in die Zukunft

Die Zukunft der Wissenschaftskommunikation sieht Könneker in einem kommunizierenden Wissenschaftler, der von einem Coach unterstützt wird. Die Aufgabe des Wissenschaftsjournalists sei es, Aussagen kritisch zu hinterfragen und auch Gegenmeinungen darzustellen. In Deutschland gebe es etwa 300.000 Wissenschaftler, denen 3.000 Wissenschaftsjournalisten gegenüber stünden. Darunter seien deutlich weniger Journalisten, die das hauptberuflich machen.

Fotos: David Vössing