15 Jahre sind vergangen, seit Konrad Ott als Professor für Umweltethik an die Universität Greifswald berufen wurde. 15 Jahre, in denen er sich in der Fachwelt und bei seinen Studenten einen herausragenden Ruf als Umweltethiker verdient hat. Nicht verwunderlich also, dass die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ihn gerne als Professor für den neu gegründeten Lehrstuhl „Philosophie und Ethik der Umwelt“ gewinnen möchte.

Das Angebot klingt vielversprechend: Ein eigener Lehrstuhl, der etwas mehr zur Philosophie hin ausgerichtet ist, und ein Direktorenposten im Gustav-Radbruch-Netzwerk für Philosophie und Ethik der Umwelt, welches die Kieler Umweltforschung stärken soll. Dazu komme das interessante Umfeld mit dem Institut für Weltwirtschaft, dem Exzellenzcluster „Future Ocean“, dem Kapazitäten der Klimaforschung wie Mojib Latif und Martin Visbeck angehören, und der geplanten „School of Sustainability“ an der Mat-Nat-Fakultät, zählt Konrad Ott Vorteile auf. Weitere Details gibt er nicht preis, und auch die Kieler Uni hält sich bedeckt.

„Bewerbungen schreiben ist definitiv vorüber“

Er würde aber auf keinen Fall wegen 100 Euro mehr Gehalt nach Kiel gehen. Es müsse auch alles andere stimmen, fährt Professor Ott fort. In Kiel könne „noch mal was Großes, Neues losgehen“, es wäre dort möglich, etwas aufzubauen und es sei seine letzte Chance, „das Spielfeld zu wechseln“.

In Greifswald weiß Professor Ott, woran er ist, und kann die zukünftigen Entwicklungen absehen. Er hat einen Mitarbeiterstab aus „Überzeugungstätern“ und eine sehr gute Arbeitsatmosphäre, sowohl mit seinen Kollegen, als auch mit den Studierenden. Gleichzeitig ist auch klar, dass etwas geschehen muss bezüglich der Ausstattung der Professur, denn seit nunmehr zehn Jahren verzichtet der Umweltethiker auf eine Sekretärin und bezahlt seine Mitarbeiter aus Drittmitteln, die er selbst einwerben und verwalten muss. Seiner Ansicht nach ist die Professur für Umweltethik „strukturell nicht nur am Limit, sondern eigentlich strukturell überfordert, und wenn es die Solidarität und die Hilfsbereitschaft der vielen Mitarbeiter hier an der Professur nicht gäbe, wäre das alles schon zusammengebrochen.“ Zwar habe es 1997, als er die Professur antrat, Bemühenszusagen gegeben, „dass nach Ablauf der Stiftungsperiode man sich bemüht um eine adäquate Ausstattung, aber diese Bemühenszusagen, das Bemühen hat eben nicht gefruchtet.“

Unterschriftenaktion ist eine „aufrichtige Form der Anerkennung“

Wird Konrad Ott frischen Wind an die CAU Kiel bringen?

Trotz dieser Defizite hier in Greifswald wird Professor Ott die Entscheidung, ob er dem Ruf nach Kiel stattgeben wird oder nicht, keinesfalls leicht fallen. Zum einen lebt er gerne in Vorpommern, zum anderen erschweren auch die Studierenden der Uni Greifswald seine Entscheidung durch ihre Solidaritätsbekundung: Über 200 Unterschriften aus der Studierendenschaft, gesammelt vom Fachschaftsrat Biowissenschaften, wurden Rektor Professor Rainer Westermann vorgelegt, mit dem Ziel, diesem die Wertschätzung zu verdeutlichen, die Professor Ott entgegengebracht wird.

Tatsächlich ist die Uni Greifswald bereits vorher aufgewacht und man sorgt sich inzwischen intensiv um den Erhalt dieser deutschlandweit einzigartigen Professur, mit Konrad Ott als zentraler Figur. Dessen möglicher Weggang ist sogar zur Chefsache erklärt worden. So würdigte Rektor Westermann Professor Ott als einen der „hervorstechendsten Professoren unserer Universität“ und er habe sich „deshalb intensiv darum gekümmert, dass für Herrn Ott ähnlich gute Bedingungen für die Fortführung seiner Arbeit in Greifswald geschaffen werden.“ Ob dieses späte Erwachen noch Früchte trägt, bleibt abzuwarten. Derzeit sind die Verhandlungen in vollem Gange und nur eines ist für Professor Ott sicher: „Andere Stellen sind, auch in der Philosophie, nicht so attraktiv. Ich möchte weiterhin Umweltethik machen.“

Titelbild: Alle Bildrechte bei Konrad Ott, aufgenommen von Erik Lohmann

Artikelbild: Fahne auf dem Campusgelände der CAU Kiel, alle Rechte bei der Pressestelle der CAU Kiel