Auf das Gebäude vom Internationalen Kultur- und Wohnprojekt (IKuWo) in der Goethestraße wurde ein Farb- und Buttersäureanschlag verübt. Die Betreiber vermuten, dass die Täter aus dem Umfeld der „Nationalen Sozialisten Greifswald“ stammen. Ähnliche Anschläge gab es heute auch in Rostock und Anklam. Ein Zusammenhang wird vermutet.

Die Tat wurde laut Polizeipressestelle Anklam heute morgen um 4:10 Uhr verübt, wobei die Fassade des Hauses mit Farbe aus einem Feuerlöscher und Buttersäure beschmiert wurde. Aus der Mitteilung des IKuWo geht hervor, dass laut Augenzeugen die drei Täter vermummt und schwarz gekleidet gewesen seien. Weiterhin wird vermutet, dass der Angriff Teil einer „systematisch geplanten Anschlagsserie“ von Neonazis in Mecklenburg-Vorpommern sei. So wurde zur gleichen Zeit auch vom Peter-Weiss-Haus in Rostock zwei Fensterscheiben eingeschlagen und Buttersäure in einem Saal verteilt, wie das Polizeipräsidium in Rostock mitteilt. Auch der Demokratieladen in Anklam wurde mit Buttersäure angegriffen, schreibt der Nordkurier.

Mit "Feine Sahne Fuck Off" wurde der Eingang beschmiert

Die Frontfassade und die Fenster wurden auf einer Fläche von 30 Quadratmetern mit brauner Farbe beschmiert, vor dem Gebäude wurde Buttersäure verkippt und am Eingang wurden Schmierereinen hinterlassen. Weiterhin soll ein Feuerlöscher über einen Zaun in den Innenhof geworfen worden sein, um ein Auto zu beschädigen. Einer der drei Täter wird laut einem Augenzeugen den „Nationalen Sozialisten Greifswald“ zugeordnet, er sei bereits vor der Tat von einem Gast gesehen worden, meldet das IKuWo. Anzeige wurde erstattet, der Staatsschutz der Kriminalpolizeiinspektion Anklam hat die Ermittlungen aufgenommen.

Einen Anschlag auf das Kultur- und Wohnprojekt gab es zuletzt vor einem Jahr, als auf dem Hof des Geländes ein Auto angezündet wurde. Durch Zufall konnte der Vorfall damals rechtzeitig bemerkt und die Polizei verständigt werden. “Wir gehen davon aus, dass es sich um einen Angriff von Neonazis handelte”, so kommentierte ein Bewohner gegenüber dem webMoritz. Außerdem bestand der Vorwurf, dass die Täter bewusst Menschenleben in Kauf nehmen würden. Zumindest eine Person erlitt bei dem Anschlag eine Rauchvergiftung.

Weitere Anzeigen habe es im letzten Jahr wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung gegeben, dennoch hätten die Ermittlungen trotz zahlreicher Hinweise bisher zu keinerlei Ergebnissen geführt.  „Wir fragen uns, ob die Neonaziszene in Greifswald wirklich so groß ist, dass die Polizei jeglichen Überblick verliert, oder ob sie kein Interesse an der Aufklärung der Taten hat“ meint eine  Sprecherin des IKuWo.

„Eine besondere Qualität erreichen die Anschläge der letzten Nacht dadurch, dass diese zeitlich koordiniert und gemeinsam geplant waren. Deutlich wird an dieser Stelle die landesweite Vernetzung der Neonazis. Die Anschläge richten sich gegen Projekte, die sich offen gegen ihre menschenverachtende Ideologie stellen. Solche Vorfälle können uns nicht einschüchtern, sondern bestärken uns in dem Engagement gegen Neonazi-Aktivitäten.“, kommentierte sie in der Mitteilung weiter.

Fotos: Simon Voigt