Ein Beitrag von Monika Tauber, Mitglied des GrIStuF e.V.
„Kette bilden!“ – eine Aufforderung, der inzwischen alle GrIStuF-Mitglieder im Schlaf nachkommen können. Immerhin gehört Umziehen mittlerweile mit zu den Hauptaufgaben des Vereins, neben der Organisation des Greifswalder internationalen Studierendenfestivals (GrIStuF), der Fête de la Musique, diversen Filmabenden oder des Running Dinners. Vor die Tore der Stadt, genauer gesagt in die Makarenkostraße, soll diesmal der Umzugswagen rollen, nachdem GrIStuF bereits in der Kapaunenstaße, der Stralsunder Straße und der Wollweberstraße seine Zelte aufgeschlagen hatte. Seit Januar dieses Jahres hat der Verein sein Lager im Dachgeschoss der alten Kinderklinik in der Soldmannstraße 15 eingerichtet.
Umzug nach Schönwalde steht bevor
Aber die Tage sind gezählt und der Verein blickt mit Angst dem erneuten Ortswechsel entgegen. Dass zwischen dem ganzen Kisten packen, Sachen schleppen und wieder Einrichten wenig Zeit für anderweitige, organisatorische Aufgaben bleibt, versteht sich dabei von selbst. „Die Raumproblematik hat oberste Priorität bekommen. Dabei haben wir momentan alle Hände voll zu tun, schließlich ist die nächste Fête de la Musique vorzubereiten, die in reichlich zwei Monaten stattfindet und jeden erdenklichen Einsatz von uns erfordert“, erklärt Luise die derzeitige Situation. Zwar dürfe GrIStuF die den Sommer einläutende Fête de la Musique noch von ihrem derzeitigen Büro aus organisieren, aber die Zukunft des Vereins ist ungewiss.
„Vier Mal sind wir seit unserem Bestehen umgezogen und jetzt, zu unserem 10. Jubiläum bekommen wir einen Umzug in die Makarenkostraße geschenkt“, berichtet Sophie „aber wir denken nicht, dass die neue Bleibe ein guter Ort für GrIStuF ist.“ Argumente für diese Annahme gibt es viele. Das größte Problem sei die dezentrale Lage, welche erheblichen, logistischen Aufwand fordern würde. Der Verein habe zu Veranstaltungszwecken oftmals große und sperrige Gegenstände in die Mensa und das Ikuwo zu transportieren und dies ohne Auto. Zudem befindet sich die Poststelle in der Innenstadt, von der aus bestellte Flyer und Plakate erst ins Büro gebracht werden müssten, um sie dann wieder in der Innenstadt zu verteilen.
Umzug bedeutet Genickbruch für den Verein
Zudem würde durch einen Umzug nach Schönwalde II die Präsenz des Vereins verloren gehen, da seine Büroräume nun optisch nicht mehr wahrnehmbar seien. „Besonders jetzt, wo bei GrIStuF Nachwuchsprobleme bestehen, wäre es nicht von Vorteil, aus der Innenstadt fort zu ziehen.“, reflektiert Luise den bevorstehenden Umzug. „Wir denken, dass die Kooperation mit dem AStA, dem Moritz und dem Kulturamt schwieriger wird, weil diese in der Innenstadt liegen und lange Wege oftmals eher abschreckend wirken. Einfach schnell mal vorbeigehen, ist dann nicht mehr möglich.“, weiß Sophie aus Erfahrung zu berichten. „Auch Arbeiten wir für die Realisierung des Festivals oftmals Tag und Nacht, weswegen eine gute Anbindung an unsere Wohnungen von sehr großem Vorteil ist“, erinnert sich Marcus an das letzte Festival.
Aber da der Verein das Büro auch außerhalb des Festivals als ständigen Arbeitsraum nutzen würde, sei eine schnelle Erreichbarkeit unabdingbar. „Wir haben Angst, dass der Umzug nach Schönwalde II den Genickbruch für unseren Verein bedeutet, aber wir werden das Gespräch mit der Uni suchen und hoffen eine Lösung zu finden, die beide Seiten befriedigen wird.“, gibt Marcus abschließend bekannt in der Hoffnung, dass das Karawanendasein ein baldiges Ende findet.
Das StuThe-Syndrom
Ein Kommentar von Marco Wagner
Das Studententheater StuThe war bisher das prominenteste Beispiel für die Raumpolitik der Ernst-Moritz-Arndt- Universität. Studentische Initiativen sind an der Universität weitgehend unerwünscht. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, schließlich sind GrIStuF und das StuThe nicht die Einzigen, die vom ständigen Umzug betroffen sind.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) muss demnächst umziehen, das Bildungsbündnis Greifswald, das beim letzten GrIStuF-Festival den Verein aktiv unterstützte, musste die Räume verlassen.
Doch nicht nur studentische Initiativen wie GrIStuF und das StuThe sind gezwungen, ihre Sesshaftigkeit zugunsten einer Karawane aufzugeben. Auch das Historische Institut muss immer wieder von Oase zu Oase weiter ziehen. Dabei ist Oase sogar in dem Fall wortwörtlich aufzufassen, sind doch in den Kellerräumen der Gebäude der Soldtmannstraße Raumentfeuchter aufgestellt.
Während die historischen Gebäude in der Innenstadt immer mehr dem Verfall Preis gegeben werden und erst in den kommenden Jahrzehnten saniert werden, wächst an anderer Stelle unaufhörlich ein neuer, moderner Campus empor. Gefördert wird nur, was in den Augen der Wirtschaft Nutzen bringt.
Dieser Realität beugen sich Land und Universität. Und diese Realität ist es, die studentische Initiativen, die Kultur und die mit Kultur verbundenen Wissenschaften zunehmend erstickt.
Foto: Henning Hurtz (Wollweberstraße), Marco Wagner (Historisches Institut Soldtmannstraße)
Ich finde es echt furchtbar, was einige studentische Initiativen so durchmachen müssen in Sachen Raumproblematik.
Gerade Veranstaltungen wie das Festival oder Running Dinner sind doch so eine Bereicherung für die Studiendenschaft, da engagieren sich Menschen freiwillig für tolle Sachen – aber die Uni kriegt es nicht hin, mal nen festen Raum zu geben? Woran liegt das? Ist echt fast alles baufällig? Oder lag dieses Kommando "Lachs mit Kaviar" doch nicht so falsch?
"Bildungsbündnis Greifswald […] musste die Räume verlassen." Bei einem Hauch von Selbstreflektion, würde man sich eingestehen müssen, das 1. der Raum des Bündnisses wenige Wochen nach der Hörsaalbesetzung verwaiste und 2. die Uni sicherlich auch einen anderen Raum zu Verfügung gestellt hätte, wenn das Bündnis dies erbeten hätte.
Vorschlag an den Webmoritz bzgl. des Wanderzirkus: Interviewt doch mal den Kanzler oder die verantwortliche Abteilung der Hochschulverwaltung.
jep, das bildungsbündnis ist ein schönes beispiel dafür, dass die uni durchaus auch neuen initiativen raum zur verfügung stellt. hat das bildungsbündnis irgendwas draus gemacht? nein.
ansonsten ist die "böse uni vs gutes land" haltung hier lächerlich. für renovierungen und bauvorhaben und damit auch den aktuellen raumstau ist der bbl (betrieb für bau und liegenschaften) und damit das land zuständig. das land hätte es in der hand gehabt die räume im IFA zu renovieren, die die uni gristuf geben wollte. schreibt die verwaltung allerdings in einen bauantrag hinein, das raum für studentische initiativen vorgesehen ist, kommt da direkt ein "nicht genehmigungsfähig" zuürck.
zu markos kommentar: ich kann das rumgeheule, dass die geisteswissenschaften so benachteiligt werden langsam nicht mehr hören. die uni nimmt ihre drittmittel zum größten teil über projekte ein, die absolute grundlagenforschung sind und kaum direkten bezug zur wirtschaft haben, das geld kommt vom bund und der eu. die fördern aber auch geisteswissenschaftliche projekte, wenn sie vernünftig konzipiert und beantragt werden.
die stärken der math-nat sind oft durch innovative konzepte entstanden. die chemie hatte mitte der 90er ein marodes gebäude und kaum studenten. als konsequenz wurde der studiengang chemie dichtgemacht und der schwerpunkt auf biochemie gelegt. das war (im alten maroden gebäude) sehr erfolgreich und danach gabs auch ein neues gebäude. mathematik? aus erfolglosigkeit eingestellt, dafür gibts biomathe, läuft.
klassische biologie zieht nicht mehr wirklich? machen wir humanbiologie und landschaftsökologie auf.
mathnat und medizin sidn stark, weil sie konsequent schwächen abgebaut haben und dafür neue, innovative konzepte aufgestellt haben. die philfak hat im gegensatz dazu 10 jahre gebraucht um mal zu erkennen, dass der großteil ihrer masterstudiengänge (aus denen sich der wissenschaftliche nachwuchs rekrutiert) nicht wahrgenommen wird. fragt man nach konzepten für die zukunft kommt ausser ostseeraum nicht viel und man hat den eindruck, dass es im wesentlichen darum geht, möglichst alles irgendwie zu halten.
eine vernünftige zukunftsstrategie sind anders aus.
Man hätte natürlich auch mal die Uni-Leitung um ein Statement zu der Thematik bitten können, wenn sie hier schon derartigen Anschuldigungen ausgesetzt wird.
aha, und was hätten sie sagen sollen? Also ich kann mir an fünf Fingern abzählen, welche Ausflüchte, Phrasen und geheuchelte Lobpudeleien für's Ehrenamt dabei rausgekommen wären. Das beste Statement wäre, wenn die Unileitung endlich mal feste Räume klarmacht!
Sollte Gristuf wirklich nach Schönwalde umziehen müssen, wäre es das konsequenteste, der Verein würde sich selbst auflösen.
Ich finde Gabriel hat schon recht, das gehört zum guten Journalismus nun mal dazu. Die Aufgabe von webmoritz oder Medien im allgemeinen, ist ja in erster Linie nicht Meinungsmache, sondern objektiv Informationen bereitzustellen also auch unterschiedlichen Positionen Gehör zu verschaffen, so dass der/die mündige Bürger_in sich selbst ein Bild machen kann, von Geschehnissen/Situationen in die sie/er nicht direkt involviert ist.
Besondere Aufgabe des webmoritz ist es natürlich, so etwas wie ein Trainingscamp für Journalismusinteressierte zu sein und was kann da schlimmer sein, als wenn man (egal in welchem Fachbereich) von Anfang an unzureichende Methoden erlernt. Daher halte ich Gabriels Kommentar für durchaus richtig und wichtig.
Naja, hier handelt es sich aber nicht um einen Beitrag aus der Greifswelt, sondern es steht drüber: "Ein Beitrag von Monika Tauber, Mitglied des GrIStuF e.V." – da finde ich es schon angemessen, wenn man mal "nur" die Sicht des Vereins auf die prekäre Lage darstellt. Oder sollen jetzt auch noch die Gristuffis bei der Uni-Leitung wegen eines Kommentars zu Kreuze kriechen? Monika Tauber ist wahrscheinlich kein Moritz-Medien-member, somit ist das hier auch nicht ihr Trainingscamp…
ja, gut das leuchtet ein. Das hab ich übersehen, ich dachte der Beitrag kommt von jemandem der nicht bei gristuf ist.
Wenn studentische Vereine jetzt schon selber die Beiträge über ihre Probleme schreiben müssen und niemand aus der Redaktion Zeit hat sich dieses Themas anzunehmen, dann scheint aber nur Gristuf, sondern auch der webmoritz Nachwuchsprobleme zu haben.
Dann haben die Spinner von "Lachs mit Kaviar" leider sogar was erreicht. Schade
Es ist so, dass wir tatsächlich erheblich unter Personalmangel leiden. Wir hatten das Thema auch auf dem Schirm, bislang nur keine Zeit und keinen Redakteur gehabt, sich des Problems anzunehmen. Direkt von uns wäre noch was gekommen, beziehungsweise wird dann auch noch was kommen.
Da wird dann freilich auch die Unileitung dazu befragt. Gabriel kritisierte in seinem Kommentar außerdem nicht den Artikel, sondern meinen Kommentar. Und da hat er durchaus Recht. Ziel des Kommentars war es primär, den Eindruck widerzuspiegeln, den viele Studierenden haben, die sich in studentischen Initiativen engagieren (…ich habe bisher noch von niemandem gehört, der sich in studentischen Initiativen engagiert, studentische Initiativen in der Mehrheit der Unileitung auf besonderes Interesse gestoßen wäre; gerade StuThe hat gezeigt, dass das Thema erst auf dem Tisch des Bildungsministerium landen muss, bis die Unileitung ernsthaft etwas unternimmt. Wie soll da ein anderer Eindruck entstehen, als der im Kommentar Beschriebene?). Das hätte ich etwas mehr präzisieren sollen.
Btw. Sonntag Nacht kann man relativ schlecht bei Herrn Rief oder dem Rektorat anrufen. 😉
In diesem Zusammenhang wäre meinen Ausführungen (die wayne_inter ganz in meinem Sinne ausgelegt hat) noch hinzuzufügen, dass ich Monika und ihrem GASTbeitrag gewiss keinen Vorwurf mache und ihre Ansichten im übrigen auch persönlich für zutreffend halte. Ich denke aber, und da verweise ich wiederum auf wayne_inters Beitrag, dass es gut gewesen wäre, dass Thema im Sinne "richtiger" journalistischer Berichterstattung nach den entsprechenden Kodizes abzuarbeiten. Und dazu gehört eben auch der Grundsatz von Meinung und Gegenmeinung.
"Zudem würde durch einen Umzug nach Schönwalde II die Präsenz des Vereins verloren gehen, da seine Büroräume nun optisch nicht mehr wahrnehmbar seien. "
Wow, wenn mir einer ein unsichtbares Büro versprechen würde, ich würds nehmen… 😉
Du bist aber, denke ich, auch nicht auf Präsenz in der Öffentlichkeit angewiesen wie der Verein GrIStuF es ist!
(die Polemik erspar ich dir jetzt mal)
ich meine, die Formulierung ist sinnlos… Büroräume sind immer optisch wahrnehmbar…
das liegt in der Natur der Sache 🙂
Greifswald will halt keine Jugend-/Studentenkultur. Wollte es noch nie. Greifswald will piefig bleiben und sich hinter einem marktwirtschaftlich entwickelten Leitbild verschanzen. Greifswald will kein holistisches Laboratorium für Kreativität und Elan sein, sondern eben nur eine kleine Futzelstadt ganz im Nordosten Deutschlands bleiben, von der man nur mal hört wenn der Castor oder die Gaspipeline kommt. Wozu sollte sich denn die Uni für einen gemeinnützigen Verein stark machen? Kann der Drittmittel einwerben? Nö. Kann der Prestige stiften? Nö. GrIStuF kann doch nur mit zerzauselten Menschen aufwarten, die vegane Speisen konsumieren und wahrscheinlich alle kiffen. Igittn! Liederliches Pack ist das – ab damit an den Rand der Stadt zu den Sozialschmarotzern und Aussätzigen!
+1 (traurig, aber wahr!)
Who the fuck is Greifswald?