Nüchtern betrachtet könnte man auch in diesem Jahr wohl ohne Probleme ein positives Fazit der studentischen Selbstverwaltung ziehen. Sechsstellige Beträge flossen in Kultur, Sport und Medien, vor allem aber auch in die Beratungsangebote des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). Und daneben haben Astanten und Stupisten erstmals seit langem auch wieder einen politischen Erfolg vorzuweisen. Die Debatte um die Lehramtsausbildung ist auf allen Ebenen von den Greifswalder Gremien befeuert worden und besser ausgegangen, als viele geglaubt haben.
Alles Sonnenschein? Weit gefehlt!
Und dennoch hört man aus vielen Ecken etwas, dass sich als „Es ist alles zu wenig. Es müsste mehr sein.“ zusammen fassen lässt. Der Slogan aus dem Kerkeling-Film „Isch kandidiere“ schwebt über den Wahlen 2011. Vielleicht ist es aber gerade zu viel: Die Ansprüche der wenigen Studierenden, die sich intensiver mit den Gremien befassen, scheinen auf die berühmte eierlegende Wollmilchsau abzuzielen. Nicht zuletzt auch, weil sich das Parlament gern selbst als solche versteht und von der Kritik mehr angestachelt als in seinem unangebrachten Höhenflug gebremst wird. Statt sich auf die eigenen Kernkompetenzen zu berufen, sagt man sich: „Sau genug sind wir –Eier, Wolle und Milch schaffen wir irgendwann auch noch.“ Dass dann die eigentlich wichtigen Dinge unter den Zeitverschwendungsdebatten um Klamotten, Briefköpfe und Publikationsverbote leiden, ist nur natürlich.
Drei Probleme für die neue Legislatur
Das Parlament ist ein Verwalter seiner eigenen Möglichkeiten. Vor allem in den Bereichen Finanzanträge und Wahlen müssen seine Kompetenzen liegen. Gerade dort aber wird das ehrenwerte Haus durch die immer stärker werdenden Hochschulgruppen belastet. Die verfolgen oftmals ihre ganz eigenen Ziele und greifen mit diesen nach den Sternen – was meist kläglich scheitert. Solange es zudem keine klaren Mehrheiten gibt enden viele Konzepte und Ideen in einem unwürdigen Geschachere. Das die Hochschulgruppen weiter an Macht gewinnen werden, lässt sich mangels unabhängiger Kandidaten für 2011 leicht prognostizieren.
Der Rückzug der drei „StuPa-Opas“ Schattschneider, Schulz-Klingauf und Beeskow verschlimmert die Situation für die kommende Legislatur. Man mag den dreien zu Recht vorwerfen, dass sie ihre persönlichen Meinungen mehr als einmal zu oft durchgedrückt haben. Entschieden hat letzten Endes aber immer das gesamte Parlament. Und ob wir glücklicher sind, wenn die „Meinungsmacher“ weg sind und uns das „Stimmvieh“ bleibt, darf bezweifelt werden.
Das dritte Problem für die kommende Legislatur: Es wird ein Beliebigkeitsstupa. Bei 27 Plätzen und 36 Kandidaten ist ohnehin davon auszugehen, dass im Laufe des nächsten Jahres jeder von ihnen mal dabei sein darf. Wer kandidiert ist auch dabei – trotz Bankenkrise könnte ein wenig Wettbewerb hier eigentlich nicht schaden. Und wer einen Blick in die Wahlbroschüre wirft, merkt schnell, dass die eigene Stimmabgabe zum Glücksspiel gerät. Die angegebenen Ziele allein lassen keine vernünftige Wahlentscheidung zu – dafür sind sie zu austauschbar. Wer also ohne Parteibuch wählt, muss hoffen, zumindest einen Kandidaten persönlich zu kennen – und den auch noch gut finden.
Düstere Aussichten für eine echte Erneuerung der studentischen Gremien. Der Sieger der Wahl steht fest: Den moritz-Medien werden im kommenden Jahr die kuriosen StuPa-Themen sicherlich nicht ausgehen.
Fotos: Sebastian Wieschowsk (Aufmacher), Natalja Weisbecker (Gesicht) beide via jugendfotos.de
Ich bin dagegen! Und HoPo find ich blöd! Jabbusch soll wiederkommen und Führer werden. Aber ein guter diesmal 😉
😀
P.S.: Kommentar find ich gut. Wobei ich nicht so radikal wäre. Dass Parlamente, Parteien und Demokratie zu 70 % um sich selber kreisen, gehört dazu. Ich kann das sagen. Ich war mal bei der SPD und bin heute bei den Piraten. Ich weiß wovon ich spreche. Das kann man ewig kritisieren, ich glaube aber das gehört auch einfach dazu. Wichtig ist, dass bei den 30 % die übrig bleiben noch ein bisschen was sinnvolles rauskommt. Ich würde deshalb immer zum Wählen aufrufen, selbst wenn es nur 27 oder 12 Kandiaten wären. Das ganze ist doch eine demokratische Übung für alle Beteiligte. Wie funktioniert Wahlkampf, wie Demokratie? Welche Rolle haben die Medien? Studentische Selbstverwaltung ist wie der Schulhof für die Demokratie. Alle können was lernen. Das wichtigste, was man lernen muss, ist aber nicht frustiert zu sein. Das ist gleichzeitig das schwierigste.
Ich wünsche allen viel Spaß!
Blablabla… Jabbusch soll doch nicht wiederkommen, wäre ein langweiliger Führer. Sowas Blödes hier mit "Schulhof der Demokratie". Es geht doch um die Show! Vielleicht könnte man Guttenberg fragen, ob er Führer werden will?
Carsten Schönebeck kristallisiert zum besten Webmoritz Schreiber aller Zeiten…
Das liest sich fluffig und trifft wieder mal den Kern… +1
p.s. "den dreien" wir in diesen Fall gross geschrieben…
Geil ist immer, wenn man andere auf Rechtschreibfehler hinweist und dabei gleich selber welche macht 😀
Es hieße also korrekt: "P.S.: 'den dreien' wird in diesem Fall groß geschrieben."
Stümmt, die Ferschreiber hier sint echd das Lesbe!
Ich finde den Beitrag – klar gesagt – blöd.
Klar erkennbar ist die von Schattschneider geführte Autorenfeder.
Die Motive "Polternde, aber ehrenwerte StuPa-Gewalten", "Böse Hochschulgruppen" und das "ineffektive Studierendenparlament" sind alles Punkte die viel zu oft, von gerade den Blockieren, den StuPa-Opas zu hören waren.
Ihre Leistung soll nicht geschmälert werden, aber dieses pessimistische "Ach, ist doch sowieso egal" – Thema, dass jetzt auch von Carsten Schönebeck instrumentalisiert wird, ist einfach nur noch arm.
Vor einem Jahr hat noch sein Verbindungsfreund die meisten Stimmen für das StuPa bekommen, dessen einzige Qualität es war -Medizin zu studieren – > und das reicht an dieser Uni schon um hochschulpolitisch aktiv zu werden. Vom besagten Verbindungsstudenten ist nichts geblieben, nichts aufgefallen.
> Aber Schönebeck wettert jetzt gegen die HSG-Gruppen, die viel zu viel Politik wollen.
… und anstatt sich der Webmoritz mit den Senatswahlen beschäftigt, keinen Ticker anbietet, keine Information über die Wahl der studentischen Senatoren oder deren Ergebnisse zeitnah anbietet, lassen sich ehemalige Chefredakteure – mit ihrer voreingenommen Sicht auf die studentische Selbstverwaltung – aus.
Lese Webmoritz – oder lasse es bleiben!
Herr Schönebeck kann gem. meiner Kenntnis seiner Person sehr wohl eigenständig denken und schreiben. Ihm eine Fremdsteuerung zu unterstellen, halte ich daher für abwegig. Vielmehr ist hier klar die von Schönebeck geführte Autorenfeder erkennbar, mehr nicht. Ich verweise in diesem Zusammenhang höflich auf vorangegangene Artikel. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich gibt es da doch mehr Parallelen als zu Herrn Schattschneiders – ebenfalls gänzlich eigenständiger – Diktion.
In der Sache ist es m. E. nur schwerlich abzustreiten, dass das Politische resp. das Politisierte in den vergangenen Jahren wenigstens in der Außendarstellung und der öffentlichen Wahrnehmung des StuPa an Intensität zugenommen hat. Die Hochschulgruppen sollen m. M. n. nur grobe weltanschauliche Orientierungen bieten, aber keine aktive Parteipolitik betreiben. Meist gelingt ihnen das nach meinem Eindruck auch im Großen und Ganzen in genügendem Maße. Die Instrumentalisierung des Politischen jedoch hat m. E. seit einiger Zeit mehr Raum eingenommen als es nach meinem Verständnis eines studentischen Parlamentes der Fall sein sollte.
Verdammt, ertappt! Keine Angst Carsten, der in Ausicht gestellte Scheck für das Auftragswerk kommt trotzdem noch diese Woche 🙂