Seit Monaten wurde über die Zukunft der Lehrerausbildung in Greifswald diskutiert, für den Erhalt demonstriert, Ministerpräsident Sellering und Bildungsminister Tesch äußerten sich – nun ist die Entscheidung in Schwerin gefallen. Am 31. August einigte sich die Landesregierung darauf, dass die Lehrerausbildung in Greifswald erhalten bleibt. Auch das Institut für Bildungswissenschaft soll in Greifswald bleiben, man wolle weiterhin Stellenabbau verhindern, erfuhr der webMoritz.
Auf Grundlage einer Lehrerbedarfsplanung bis 2030 in Mecklenburg-Vorpommern wurde die Zukunft der Lehrerausbildung im Land beschlossen. Dabei werde der Hauptstandort Rostock mit 2.500 Studienplätzen sein. Aber auch in Greifswald werden 1.500 Studierende langfristig die Möglichkeit haben, auf Lehramt, das heißt für Gymnasien und Regionale Schulen, zu studieren. Der bildungspolitische Sprecher der SPD, Mathias Brodkorb, hob in Schwerin hervor, dass der Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern bis zum Ende des Jahrzehnts steigen würde, so dass jährlich 600 neue Lehrer eingestellt werden müssen. „Dennoch muss und kann die Universität Greifswald ihre Kapazitäten langfristig auf etwa 60 Prozent reduzieren, was rechnerisch den Festlegungen der geltenden Zielvereinbarung aus der letzten Legislaturperiode entspricht“, verkündete Brodkorb. Auch der bildungspolitische Sprecher der CDU, Marc Reinhardt, erklärte, dass es bei der Neuordnung der Lehrerbildung um eine auf den Landesbedarf abgestimmte Ausbildung ankommen würde.
Die Reaktionen in Greifswald sind indes positiv. Die AStA-Vorsitzende Daniela Gleich sagt, dass sie zufrieden mit dem Ausgang der Diskussion sei. „Unsere Forderungen aus dem Positionspapier gehen größtenteils im Entschluss auf“, sagt sie. Außerdem hätten die Proteste, wie die Demo in Schwerin, die Forderungen aus dem Positionspapier unterstützt. Auch StuPa-Präsident Erik von Malottki bewertet das Ergebnis positiv. „Die Forderungen des Senatsbeschlusses sind in der Entscheidung aufgegangen. Der Ausgang ist auch dem AStA, dem StuPa und allen, die mit demonstriert haben, zu verdanken. Es zeigt sich, dass man mit Engagement was bewegen kann.“ Weiterhin begrüßen die Greifswalder Jusos diese Entscheidung. Der Kreisvorsitzende Stephan Schumann betont, dass dadurch Studienplätze und die Philosophische Fakultät in Greifswald erst einmal gesichert wären. „Das sind gute Nachrichten“, findet der ehemalige Lehramtsstudent. Auch der JU Kreisverband unterstützt das Ergebnis der Landesregierung. „Ich freue mich, dass man nun endlich die unter rot-rot geschlossenen Zielvereinbarungen von 2005 kritisch hinterfragt, und erkannt hat, dass eine Lehramtsausbildung ohne Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern nicht denkbar ist und auch nie war“, erklärt der Vorsitzende Franz-Robert Liskow. Die Kritik aus Greifswald sei in der Landeshauptstadt gehört worden und, sagt Liskow weiterhin: „Heute ist ein guter Tag für die Universität und Greifswald.“
Nun muss die Entscheidung der Koalition noch durch den Schweriner Landtag.
Fotos: Gabriel Kords (webMoritz-Archiv)
“Dennoch muss und kann die Universität Greifswald ihre Kapazitäten langfristig auf etwa 60 Prozent reduzieren, was rechnerisch den Festlegungen der geltenden Zielvereinbarung aus der letzten Legislaturperiode entspricht”, verkündete Brodkorb.
Wo ist das bitte ein Erfolg, wenn die EMAU ihre Lehramtsbildungskapazitäten derart drastisch senken muss?
"Weiterhin begrüßen die Greifswalder Jusos diese Entscheidung."
Herzlichen Glückwunsch! Gibt es auch Kommentare anderer Hochschulgruppen/Jugendorganisationen? Frau Fraztke, auch wenn sie selbst eine "Genossin" sind, sollten sie in ihrer Arbeit als Journalistin objektiv bleiben!
Ich bin zwar Juso-Mitglied, aber keine Genossin.
Die Jusos haben einfach kurz nach der Entscheidung eine Pressemitteilung veröffentlicht und waren für ein kurzes Interview bereit. Die JU wurde angefragt, Pressemitteilungen anderer Hochschulgruppen sind beim webMoritz noch nicht eingegangen. Da hat dann aber die Aktualität oberste Priorität und daher wurde der Beitrag nun veröffentlicht.
Falls uns Vertreter weiterer Hochschulgruppen uns ein Statement abgeben wollen, gerne: web@moritz-medien.de lautet unsere Adresse.
PS: Seit wann wird denn hier gesiezt?
Ein altes Sprichwort sagt, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Was kann bereits gefeiert werden? Zunächst einmal ist es sehr gut, dass die Universität Greifswald weiterhin Lehrerbildung in Lehre und Forschung betreiben kann. Auch wenn künftig nur noch 1.500 Studierende für das Lehramt in Greifswald eingeschrieben werden, so besteht Planungssicherheit, da der Kabinettsbeschluss diese Studierendenzahl langfristig vorsieht und in Greifswald die Ausbildung sowohl für das Gymnasien als auch die Regionale Schulen plant.
Dennoch kann nicht in Euphorie verfallen werden, da noch nicht klar ist, in welchen Fächern künftig Lehrer in Greifswald ausgebildet werden. Viele der vom Land als Mangelfächer klassifizierten Fächer sind Naturwissenschaften. Hinzutreten Latein, Englisch, Philosophie und Kunst. In diesen Fächern bildet die Universität Greifswald entweder keine Lehrer mehr aus oder hat zu wenig Personal um die Bedarfe abzudecken. Über dem Bereich Anglistik/Amerikanistik schwebt zudem seit der letzten Zielvereinbarung ein Damoklesschwert. Offen ist ferner in welchem Umfang sich durch ein Lehrerausbildungsgesetz die Inhalte der Lehrerausbildung verändern werden – Es geht also um die Antwort auf die Frage, wie viel mehr Bildungswissenschaften und Fachdidaktik es im Studium geben wird. Davon abhängig ist letztendlich auch die reale Aufnahmezahl der Studierenden, da das Land sicherlich nicht zusätzliches Personal an die beiden Universitäten geben wird, um die höheren Studienanteile personell zu untermauern!
Es gilt also auf die Details zu achten, die erst in den nächsten Wochen veröffentlicht werden. Bis dahin kann noch nicht zu ausgibig gefeiert werden.
Angesichts des Runter-voten meines Posts zeigt sich einmal mehr, dass es einigen nicht um eine sachliche und realitätsnahe Annäherung an ein wichtiges Thema geht, sondern um Persönliches bzw. das Ausblenden unliebsamer Positionen. Schade eigentlich!
Recht hast du! Aber Thomas, würdest du denn bei einem Verbleib der Lehramtsausbildung von 60 % der aktuellen Kapazität von einem großen Erfolg sprechen?
Ja, es ist ein Erfolg. Wie das Kabinett auf 60% kommt, ist mir ein Rätsel! Aktuell haben wir etwa 1.900 Lehramtsstudierende. Wenn davon die Studierenden subtrahiert werden, die in auslaufenden Studiengängen sind, kommt man etwa bei 1.700-1.600 raus. Da viele Institute aktuell aus allen Nähten platzen und bereits zahlreiche Lehramtsstudiengänge einen NC haben, sind 1.500 eine gute Zielmarke. Wenn diese gut betreut werden, frühen Schülerkontakt haben – also eine gute Ausbildung absolvieren – und auch alle durchhalten (bislang Abbrecherquoten von 40%!), ist es ein Erfolg.
Danke für deine Einschätzung und vor allem für dein Engagement zum Erhalt der Lehramtsbildung in Greifswald!
Danke, aber für den Erhalt der Lehrerbildung haben viele Menschen gekämpf: Studenten (in Gremien wie auch auf der Straße), Unimitarbeiter, Parteien, Gewerkschaften und viele weitere Bürger, die an guten Schulen und Universitäten interessiert sind. All denen gebührt Dank!
Ich würde deinen Anteil auf mindest 80 % beziffern – und das ohne jedwede Aufwändsentschädigung für die geleistete Arbeit! Mit Verlaub, die derzeitige AStA-Führung und -Vorsitzende kann für den Erhalt der Lehramtsausbildung in Greifswald herzlichst wenig. Mag sein, dass sie für die Organisation einiger Veranstaltungen zuständig waren, die inhaltliche Arbeit haben jedoch andere erledigt! Also nochmal, großes Lob an diejenigen, die die inhaltliche Arbeit getan haben!
Wenn du lieb fragst, gibt dir Thomas bestimmt eine Autogrammkarte.