Nach der Strafanzeige gegen unbekannt wollte die Verwaltung eigentlich den Sanierungsträger für das Technische Rathaus, die BauBeCon Sanierungsträger GmbH abmahnen. Grund: Die Unterschrift des Oberbürgermeisters Dr. Arthur König soll von einem Mitarbeiter der BauBeCon gefälscht worden sein. Mit der fingierten Unterschrift des Oberbürgermeisters wollte sich der Sanierungsträger 680 000 Euro ergaunern. Immerhin hat die Stadtverwaltung 417 000 Euro von der Summe bereits überwiesen. Strittig ist, ob es überhaupt einen Auftrag dafür gibt.
Stadt will sich Kündigung vorbehalten
Ob man jetzt über die Abmahnung hinausgeht und eine Kündigung des Sanierungsvertrages wegen des Vertrauensbruches beschließen sollte, beschäftigte ebenso die Bürgerschaft an diesem Abend. Die unsichere Rechtslage im Falle einer Kündigung, dadurch gefährdeter Ziele und der Suche nach einem möglichen neuen Sanierungspartner für das Technische Rathaus lagen im Raum. Da laut Rechtsabteilungsleiterin Sandra Schlegel „mit großer Sicherheit noch andere Straftaten in diesem Zusammenhang“ offen gelegt werden, will sich die Bürgerschaft die Option einer Kündigung des gesamten Treuhändervertrages mit der BauBeCon vorbehalten.
BauBeCon zieht Konsequenzen
Weil sich die Fraktionen noch näher beraten wollten, wurde die Sitzung dann für eine Viertelstunde unterbrochen, woraus am Ende eine Dreiviertelstunde wurde. Anschließend lehnten die Fraktionen das Vorhaben übereinstimmend ab. Solch eine Disziplinarmaßnahme berge das Risiko, „dass später nichts mehr geht“, fasste Christian Pegel (SPD) die Bedenken aller zusammen. Anschließend zog der Oberbürgermeister die Vorlage zurück. Die Verwaltungsvorlage sah auch die Aufforderung vor, dass die BauBeCon eine neue Geschäftsleitung einsetzt.
Mittlerweile hat aber die BauBeCon reagiert: Der Geschäftsstellenleiter Rainer Winkler wurde mit sofortiger Wirkung abgesetzt. Neuer Chef ist Karsten Stahl.
Bürgerschaft stimmt für Fortführung des Technischen Rathauses
Weitere Konsequenzen: Die BauBeCon verliert die Bauherrenfunktion beim neuen Behördenzentrum. Ab sofort übernimmt die Hansestadt Greifswald die komplette Projektplanung und -steuerung für das Technische Rathaus. Mit großer Mehrheit sprach sich die Bürgerschaft für die Fortführung der bisherigen Planung des Technischen Rathauses am Markt aus. Die Parlamentarier trugen die Empfehlung der Verwaltung mit, die Alte Post zu sanieren und drei weitere Anbauten auf dem Gelände zu errichten.
„Es ist die wirtschaftlichste der vier untersuchten Varianten“, warb Norbert Braun als Vorsitzender des Begleitausschusses für diesen Weg. Der Auftragsstopp soll aber noch solange bestehen bleiben, bis sich Schwerin zu den Fördermitteln erklärt hat. Die Stadt rechnet mit 6,5 Millionen Euro. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir die bekommen, liegt bei 50 Prozent“, machte Norbert Braun die Chancen der Hansestadt klar.
Fotos:
Gabriel Kords (Arthur König)
Torsten Heil (Rainer Winkler)
Der Beitrag stellt, bewusst oder unbewusst, für den wenig Eingeweihten einen „BauBeCon-Skandal“ dar.
Es muss doch wohl auch Fehler oder Mitwirkende in der Stadtverwaltung gegeben haben.
Weiterhin haben die politischen Entscheidungsträgern in der Bürgerschaft. 20 Jahre unter Führung der CDU verhindert, dass irgendeiner die Leistungen der BauBeCon hinterfragen konnte.
Da kann man ja schon übermütig werden. 😉
Ein in der Baubranche übliches Ausschreibungsverfahren, seit 1998 auch gemäß EU-Recht vorgeschrieben, wurde ebenfalls durch die Bürgerschaftsbeschlüsse unterbunden.
Ergänzende Gedanken dazu auch hier http://ostsee-zeitung-blog.blogspot.com/2010/07/f…
oder im Grünen-Blog unter – Offener Brief: Weiteres Vorgehen in Sachen „Zusammenarbeit mit der BauBeCon Sanierungsträger GmbH“ -!
greifswald ist einfach zu klein für solche klüngeleien. ein glück.
da hilft auch kein schattenmantel der hiesigen CDU.
zu klein..? Das geht munter weiter denn die Stadt möchte ja nicht die Zusammenarbeit mit der Baubecon beenden sondern nimmt sie nur aus der Schusslinie…
Und bei Herrn Winkler wäre es auch interessant zu wissen warum bereits vor dem "Skandal" eine "Planstelle" bei der WVG in Aussicht war…
Pacta sunt servanda!
Sollte es denn welche geben!? Bisher ist nichts zur Vertragslage an die Öffentlichkeit gedrungen. Es ist ja durchaus möglich, dass die 20jährige Zusammenarbeit auf der Seite der Stadtverwaltung zu „blindem Vertrauen“ geführt hat, das keiner Verträge bedarf.
Wenn man die Huldigungsadressen der Beschlussvorlagen zur Notwendigkeit der Beauftragung der BauBeCon liest, kann man sich dieses Eindrucks nicht erwehren.
Am Mittwoch findet die nächste Sitzung des UA zum technischen Rathaus statt. http://blog.gruene-greifswald.de/2010/07/09/nachs…
Vielleicht werden wir dort etwas schlauer.
Übrigens, Hr. Winkler wollte zur WGG wechseln.