Entspannung an der Europakreuzung: Die Stadt geht davon aus, dass im Herbst dieses Jahres die Diagonalquerung für Radfahrer auf der Europakreuzung in Betrieb gehen wird. Zurzeit liegt allerdings weder ein genauer Kostenplan noch ein exakter Zeitplan vor. Begleitende Maßnahmen wie etwa ein neues Pflaster auf der Robert-Blum-Straße wird es voraussichtlich erst 2011 geben.
Fest steht allerdings: Alle zuständigen Behörden haben das nach Angaben der Stadt deutschlandweit einmalige Vorhaben inzwischen genehmigt. Mit an Bord war neben dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr und der Polizei auch das Landesverkehrsministerium, da man mit dem Projekt verkehrstechnisches Neuland betritt. Das Projekt war im vergangenen Jahr wieder auf die Tagesordnung gekommen, nachdem es Ender der 90er Jahre von den Behörden abgelehnt worden war.
Änderungen für Linksabbieger
Die Ausgangslage für das Projekt ist denkbar einfach: In der Mitte der Europakreuzung wird eine Fahrradspur für Fahrradfahrer eingezogen, die Mühlentor und Robert-Blum-Straße direkt verbindet. Für diese Spur gibt es neue Fahrradampeln, die immer dann grün zeigen, wenn die Linksabbieger aus Hansering und Anklamer Straße grün haben. Somit ist keine neue Ampelphase für die Radfahrer nötig – im Prinzip müsste die Ampelschaltung gar nicht verändert werden. Die Fahrräder ganz allein über die Kreuzung zu führen, ist laut Verkehrsplaner Gerhard Imhorst nicht denkbar: „Das würde bei dem Pkw-Verkehrsaufkommen den Kollaps bedeuten.“
In der Praxis sieht es mit der Umsetzung des Projekts dann aber doch etwas komplizierter aus. Obwohl Imhorst der Meinung ist, die Kreuzung sei „notorisch überbelastet“, wird sie im Zuge der neuen Maßnahmen an bestimmten Stellen verengt: Die Linksabbieger im Hansering werden künftig nur noch einspurig geführt, sodass die Linksabbieger an der Kreuzung nicht gleichzeitig auf die Nebenspur und die Diagonal-Radfahrer achten müssen. Entsprechend entfällt auch die zweispurige Ausfahrt in die Wolgaster Straße und die nach Ansicht der Stadtplaner ohnehin wenig sinnvolle zweispurige Ausfahrt des Hanserings. Sowohl im Hansering als auch in der Wolgaster Straße werden im Zuge dieser Maßnahme die Busbuchten so verlegt, dass die Bürgersteige breiter werden.
Der neue Fahrradweg, der diagonal über die Kreuzung führt, wird richtungsgetrennt sein, wobei jede Spur 2,50 Meter breit ist. Fußgängern wird deutlich signalisiert, dass sie die Diagonalquerung nicht nutzen dürfen, denn dann müsste die Ampelphase deutlich länger ausfallen als für Fahrräder. Viele Radfahrer praktizieren die Diagonalquerung übrigens schon seit Jahren, allerdings illegal, wie Gerhard Imhorst betont. Er sagt allerdings auch: „Das war in den letzten 20 Jahren unfallfrei.“
Keiner weiß, was es kosten wird
Die Bürgerschaft hat für die Diagonalquerung insgesamt 100.000 Euro für das laufende Haushaltsjahr vorgesehen. Allerdings weiß zurzeit noch niemand, was die Maßnahmen kosten werden. Eine solche Schätzung wird erst in den kommenden Wochen erstellt. Stadtplaner Gerhard Imhorst geht aber davon aus, dass der geplante Betrag ausreichen wird. Ein größerer Teil wird übrigens für eine Maßnahme aufgewendet, die gar nicht unmittelbar mit der neuen Querung zusammenhängt: Die Steuerung der Ampel ist über zwanzig Jahre alt und kann nicht noch einmal neu eingestellt werden. Die neue Steueranlage der Ampel, die notwendig ist, wird allein weit mehr als 10.000 Euro kosten und kommt durch ihre größere Leistungsfähigkeit auch den Autofahrern und Fußgängern zu Gute.
Gerhard Imhorst ist wichtig, dass sich für Autofahrer, Fußgänger und auch für Radfahrer, die weiterhin die bestehenden Wege nutzen wollen, faktisch nichts ändert. Im Gegenteil: „Weil ein Teil der Radfahrer diagonal kreuzt, werden die übrigen Radwege auf der Kreuzung entlastet.“ Das sei hilfreich, weil sich dort oftmals größeres Chaos bilde, weil die Warteflächen für Radfahrer zu klein seien.
Die Stadt hofft, durch die neue Maßnahme die Fahrradachse über die Petershagen-Allee attraktiver zu machen. Das soll den Rad-Verkehr auf der Anklamer Straße entlasten, der seit Jahren ein Problem darstellt. Langfristig sind zur weiteren Attraktivierung der Fahrradachse eine bessere Querung der Rathenau-Straße, eine direkte Anbindung an den Elisenpark und eine bessere Abbiegemöglichkeit zum Puschkinring (Schönwalde II) vorgesehen. Weitere Informationen der Stadt zum Thema gibt es auf deren Homepage.
Stadt reagiert auf Bürgerprotest an der Bahnparallele
Wie die Stadt Greifswald heute in einer Pressemitteilung mitteilte, wird die verlängerte Scharnhorststraße, eine Verbindungsstraße zwischen der Osnabrücker Straße (Bahnparallele) und der Loitzer Landstraße, in den nächsten Wochen als Fahrradstraße ausgewiesen. Damit reagiert die Stadt schnell und überraschend unbürokratisch auf Bürgerproteste bei der Eröffung der Bahnparallele in der letzten Woche (webMoritz berichtete). Anwohner Jörg Grothe hatte plakativ darauf hingewiesen, dass die Straße künftig vermutlich stärker von Autos genutzt werde und zu eng für sicheren Radverkehr sei. Durch die neue Maßnahme haben Radfahrer generell Vorrang auf der Straße und sie wird durch eine niedrige Geschwindigkeitsbegrenzung unattraktiver für Autoverkehr.
Bilder: Stadt (Plaungsskizzen), Gabriel Kords (Imhorst), Julia Löcherbach (Grothe)
Die "Fahrradhauptstadt" tut mal was für ihren Fahrradverkehr. Das ist in der Tat mal eine Überraschung, erfreulicherweise mal eine positive. Hoffentlich werden noch weitere Maßnahmen des Radwegekonzepts zeitnah umgesetzt.
Toll, daß die vielen Anregungen in das Konzept der kommunalen Verkehrsplanung mit aufgenommen wurden. Wie ich der verlinkten Pdf der Stadt entnehmen kann, scheint ja jetzt auch eine Spur des Hanseringes zum Fahrradweg umgewidmet zu werden. (Leider war auf dem Graphikausschnitt leider nicht zu sehen, wie weit dieser Radweg denn gehen wird, also ob nur bis zur Einbiegung Loefflerstr. oder weiter den Hansering hinauf.)
Bleibt bei mir nur die Frage, wie die Radquerung auf der Europakreuzung ausgewiesen wird, wenn die Ampelanlage mal ausfällt. Bzgl. der Beschilderung hätte ich jedenfalls ein paar offene Fragen.
Schade auch, daß die Stadt keine weiteren Infos zur "Fahrradachse" auf ihrer Internetseite anbietet. Dabei wären öffentlich zugängliche Infos zur Rathenau-Querung und über die Anbindung an den Elisenpark wirklich wünschenswert.
Teilweise gibts das sogar: http://www.greifswald.de/fileadmin/eigene-dateien…
Allerdings gut versteckt und schon deutlich älter. Wenn ich mich noch richtig an einige Verlautbarungen erinnere, sollte die Anregungen der Bürgersprechstunden noch in ein erweitertes Gesamtkonzept einfließen, welches Ende März erscheinen sollte. Vielleicht hab ichs aber auch nur übersehen…
Zum Hansering-Radweg: ich denke, der wird nicht mal bis zur Bereichsbibliothek am Schießwall gehen. Die Stadt wird die äußerste Spur (momentan noch Pkw-Abbiegespur vom Hansering in Goethestraße) einfach als Radweg auszeichnen und fertig. Es würde mich sehr wundern, wenn noch Geld in die Hand genommen wird um den Radweg bis zum Abzweig Loefflerstraße fortzuführen. Stattdessen wird sicherlich einfach der Radfahrstreifen auf Höhe Mitte Mensa auf den Gehweg geleitet.
Ich vermute einfach mal, dass wenn die Ampel ausfällt wahrscheinlich die Diagonalquerung gesperrt sein wird und man als Radfahrer auf die altmodische Art kreuzen und sich von den Polizisten die Freigabe geben lassen muss. Aber das kommt ja zum Glück nicht so häufig vor.
Die Infos gab's bei der 3. Bürgerversammlung zum Kommunalen Klimaschutz am 27.01.2010 im Rathaus. Leider konnte ich die Präsentation auf der Internetseite der Stadt nicht finden. Es hat sie nur jeder ausgeteilt bekommen, der da war. Aber die Präsentation der 2. Konferenz ist online und auch dort ist bspw. die Rathenau-Querung abgebildet.
2. Bürgerversammlung:http://j.mp/dCENcw
Radrouten:http://j.mp/coUGmp
Die Ideen zur Anbindung von Elisenpark und Schönwalde II bzw. konkrete erste Ansätze zu deren Umsetzung sind wohl noch so neu, dass es dazu noch nichts Festgeschriebenes gibt. Die Mühlen der Kommunalverwaltung mahlen eben langsam…
Schön!
Einfach die Ampel eine Minute für alle Fussgänger auf Grün schalten.
so simpel. so billig.
Aber das wäre ja zu einfach!!!
Deppen.
Ähm … ja, exakt. Und der zurückgestaute Verkehr sucht sich einen Ausweichweg über die Nebenstraßen, was die dortigen Anwohner natürlich exorbitant erfreuen wird, schließlich hat es doch jeder gern, wenn einem ein 40-Tonner durchs Schlafzimmer fährt. An der Europakreuzung treffen nunmal dummerweise die Hauptverkehrsachsen Greifswalds aufeinander – es wird also nicht ohne Rücksichtnahme auf die Autofahrer gehen. Aber daran zu denken wäre ja zu einfach !!!! (!!!11einself)
Man bräuchte übrigens selbst für deinen Vorschlag eine neue Ampelsteuerung. Was die kostet…siehe Artikel.
verkürzt sich denn die wartezeit jetzt? wie oft gibts denn die linksabbiegerphase innerhalb einer ampelrunde?
die stadt erhofft sich eine entlastung der anklamer. aber mal ehrlich, welcher radfahrer, der aus sw I kommt, fährt erstmal zur petershagenallee, um dann die diagonale zu queren? die zeit, die er an der ampel spart, muss er für den weg zur fahrradstraße drauf packen. und wenn er aus der anklamer kommt, muss er auch nur einmal warten, um rüber zu fahren. also ist es eigentlich egal, ob er an der diagonalen auf grün wartet oder an der fußgängerampel.
ich bin echt gespannt, wie sich der radverkehr an der ampel entwickeln wird durch die diagonale. dazu wirds dann im nchsten frühjahr bestimmt ne neue fahrradverkehrszählung geben.
aber ein wenig kritisch sehe ich die verkürzung der fußgängerquerungszeit. ich finde schon jetzt ist sie viel zu kurz vür ältere menschen. ich komme beim überqueren der langen reihe/goethestraße im marschschritt genau dann an, wenn die ampel auf rot umschaltet. die armen älteren menschen aber nicht. hoffentlich gleicht sich die verkürzung aber mit der einenung der goethestraße dann aus… bin mal gespannt.
Die kürzere Ampelphase bezieht sich auf die Diagonalquerung, damit Fußgänger diese nicht nutzen.
"aber ein wenig kritisch sehe ich die verkürzung der fußgängerquerungszeit. ich finde schon jetzt ist sie viel zu kurz vür ältere menschen. ich komme beim überqueren der langen reihe/goethestraße im marschschritt genau dann an, wenn die ampel auf rot umschaltet."
Naja – aber wenn die Ampel auf Rot schaltet, bedeutet das nicht, dass dann sofort keiner mehr auf der Straße sein darf: Alle Fußgänger, die noch auf der Kreuzung sind, müssen diese noch verlassen können, bevor andere Grün bekommen. Insofern könnte die Ampel auch nach drei Sekunden wieder auf Rot springen…
In der OZ stand was von einer Kürzung von 145 auf 125 Sekunden. Die Diagonalquerung soll eine Grünphase von 32 oder 34 Sekunden haben. Meinten die mit den 125 Sekunden vielleicht die Dauer von einer Grünphase bis zur nächsten? Das würde wohl eher passen, denn eine Grünphase für Fußgänger dauert mitnichten 125 Sekunden (2 Minuten). 😉
Also würden die Radfahrer 125 Sekunden warten bis es grün wird, anstatt 145. Wow… in anbetracht der Tatsache, dass dafür 100.000€ investiert werden, passt wohl der Spruch: "Zeit ist teuer".
Die Zahl 145 bezieht sich auf einen kompletten Umlauf, also einmal alle Phasen hintereinander. Die Verkürzung wird erreicht, weil die neue Ampelsteuerung flexibler auf die Verkehrsverhältnisse reagieren kann und weil die Grünphasen für Fußgänger verkurzt werden, sofern nicht sehbehinderte und langsame Menschen einen Spezialknopf zur Verlängerung drücken. Die Stadt will mit Flyern und vor Ort darüber aufklären, dass man diesen Knopf nur drücken soll, wenn man es wirklich nötig hat.