Am Freitagvormittag hat die Namenskommission des Akademischen Senats der Universität Greifswald ihren lang ersehnten Bericht vorgelegt. In den vergangenen Monaten haben die insgesamt zehn Mitglieder sich mit den Argumenten für und gegen den universitären Namenspatron Ernst Moritz Arndt auseinandergesetzt. In zwei öffentlichen Anhörungen wurde weiteren Wissenschaftlern und den Greifswalder Bürgern die Möglichkeit gegeben Stellung zu nehmen.
Das Ergebnis der Arbeitsgruppe endet dabei gespalten. Die Mitglieder konnten sich nicht einigen, ob sie am Ende des Prozesses eine Empfehlung geben wollen und haben es aus diesem Grund letztendlich nicht getan. Im dem kurzen Abschlussbericht heißt es:
In ihrer abschließenden Sitzung am 27. Januar 2010 debattierte die Kommission über die Frage, ob die Kommission eine konkrete Empfehlung an den Senat abgeben sollte und welche Wirkung damit verbunden wäre. Eine Abstimmung darüber, ob die Kommission durch ein Votum eine Empfehlung an den Senat abgeben sollte, ergab 4 JA- und 4 NEIN-Stimmen. Die übrigen zwei Kommissionsmitglieder konnten an der Sitzung nicht teilnehmen. Die Kommission gibt somit insgesamt – entgegen ihrem Arbeitsauftrag – keine abschließende Empfehlung an den Senat.
Der Bericht wird flankiert von gut sechzig Seiten Material in denen die Kommission ihre eigene Arbeitsgrundlage erläutert, Arndt-Kritiker wie -Befürworter noch einmal zu Wort kommen. Zudem liegt der Materialsammlung ein umfangreicher Pressespiegel zum Thema bei.
Die nicht vorhandene Empfehlung könnte ein erneuter Rückschlag für die Initaitive Uni ohne Arndt sein. Der Kommissionsvorsitzende (und Senator) Thomas Schattschneider hatte Anfang Januar noch angekündigt er wolle sich im Senat gegen Arndt aussprechen. Dies hatte bei Arndt-Gegnern Hoffnungen geweckt, die Kommission und schließlich auch der Senat könnten sich trotz des Ergebnisses der studentischen Urabstimmung gegen Arndt entscheiden.
Mehr Informationen zum Bericht der Arbeitsgruppe findet ihr in den kommenden Tagen auf dem webMoritz.
supi. 60 seiten und was ist bei raus gekommen? arndt hat keine geschlossene rückendeckung. nicht nur die studierenden sind zerissen sondern auch die kommission vom "rat der weisen". ein super vorbild dieser arndt.
Hast du den bericht mal gelesen? Da steht schon auf der ersten Seite:
"Einige der Expert(inn)en hatten sich bereits öffentlich für oder gegen die Beibehaltung des Namens Ernst Moritz Arndt im Namen der Universität Greifswald ausgesprochen. Das Verhältnis unter ihnen war ausgewogen (3 : 3)."
Ich weiß nicht wie du auf deine Zahlen kommst.
Daß es in der Kommission keinen Konsens zu Arndt geben würde, war ja von Beginn an klar. Ich werde mir die beiden Stellungnahmen aus der Kommission jedenfalls in den kommenden Tagen in Ruhe durchlesen.
Bei der Abstimmung der Kommission ging es ja, um allzu schrägen Spekulationen hier im Kommentarbereich gleich vorzubeugen, allein um die Frage, ob die Kommission eine Empfehlung (!) abgeben will hinsichtlich der Namensfrage. Selbiger Antrag erhielt keine Mehrheit. Über die Frage zur Namensgebung selber sagt das erst einmal (für Außenstehende) rein garnichts aus. Es ist ja nicht einmal klar, ob eine der beiden Strömungen geschlossen mit Ja bzw. Nein gestimmt hat.
Wer da also letztlich wie beim 4:4 gestimmt hat – und v.a. was für Abstimmungen/Meinungsbilder dieser Schlußabstimmung vorausgingen (es ist unwahrscheinlich, daß nicht vorab ein Meinungsbild abgefragt wurde), geht jedenfalls aus den bisherigen Informationen nicht hervor. Mal schauen, ob die Senatskommission dazu noch weitere Informationen bringt. Der Webmoritz könnte (mal als Anregung an die Redaktion *zaunpfahlwink*) ja mal einzelne VertreterInnen der Kommission befragen, wie es zu dieser 4:4-Entscheidung kam und was sie davon halten.
@ Sebastian: Anhand des oben dargelegten, halte ich Deine Schlußfolgerungen in diesem Fall für reichlich gewagt. Zumindest anhand der öffentlich zugänglichen Informationen der Kommission läßt sich nicht sagen, wer von den 8 Anwesenden denn für eine (wie auch immer geartete) Empfehlung war, noch nicht einmal, wer von den 10 Kommissionsmitglieder überhaupt anwesend war (es fehlten ja zwei).
Dank von meiner Seite jedenfalls den Kommissionsmitgliedern, die sich die Mühe gemacht haben, die Arndtschen Schriften und Pamphleten sowie Sekundärliteratur durchzuarbeiten. Ich hab mich ja auch durch einiges an Arndts Schriften gelesen und muß sagen: Es gibt erquicklichere Lektüre, z.B. das letzte Jahr auf deutsch erschienende "Zwischenwelten und Übergangszeiten" von Eric Hobsbawm.
Es ist schon immer wieder erstaunlich, dass du ganz genau weißt, was andere Menschen denken, warum sie welche Meinung vertreten und in welche Schublade sie gehören. Vielleicht sollte ich mal irgendwann einen Lehrgang Gedankenlesen bei dir besuchen…
Deine Interpretation basiert auf der Annahme, dass die Entscheidung für eine konkrete Empfehlung an den Senat automatisch gleichbedeutend mit pro-Arndt ist.
Stimmt, die Abstimmung der Kommission ging ja nur darüber, ob die Kommission sich überhaupt positionieren will oder nicht. Daraus lassen sich nicht zwingend Schlussfolgerungen ziehen, ob und wie sich die einzelnen Mitglieder sich positioniert haben.
Da hab ich tatsächlich die News oben zunächst völlig falsch gelesen.
Auf der Seite der Initiative UoA findet man ganz internetfrisch dieses Stellungnahme:
"Die Initiative dankt der Kommission für Ihre umfangreiche Arbeit und wird sich nun in das Material vertiefen."
Das kann man diplomatisch so interpretieren: Ihr habt Euch Mühe gegeben aber Euren Auftrag nicht erfüllt.
Juristisch gesagt: Wir werden überprüfen, ob wir in Revision gehen.
Böse gesagt: Die Kommission hat keine Ahnung, denn nur wir, die Initiative UoA, sind im Besitz der reinen Lehre zur Bewertung Arndts.
Woher nehmen Sie bloß immer diese abwegigen Interpretationen?
Sehr geehrter Herr Peters, das ist jawohl eine Unterstellung, die Sie selbst nicht ganz ernst meinen, oder?
@ ret_ marut & Peter_ Madjarov
Anstatt hier mit "Unterstellungen und abwegigen Interpretationen" zu antworten, steht es Euch doch frei eine eigene Interpretation Eures fatalen Schlussatzes vorzustellen. Ich habe doch nur darauf hinweisen wollen, dass Ihr wohl auch in der Namenskommission immer weniger Freunde haben werdet, sollte dieser Satz den Mitgliedern zur Kenntnis gelangen.
Die Offenlegung meiner "ganz ernsten Interpretationsfreiheit" würde die Kommentarfunktion hier sprengen, aber gerne an anderer Stelle mehr dazu.
Oh mann…
da ich den Satz geschrieben habe, hier meine Erklärung, was damit gemeint ist:
"Die Initiative dankt"
= DANKESCHÖN
"der Kommission für Ihre umfangreiche Arbeit"
= Anerkennung, dass schon allein der Materialumfang zeigt, dass die Kommission das Thema Ernst genommen hat. Beide Seiten wurden argumentativ im Detail beleuchtet. Das finde ich extrem positiv !!
"und wird sich nun in das Material vertiefen."
= Wir werden nun erst mal LESEN, zu welchen Ergebnissen die Kommission gekommen ist. Das empfehle ich übrigens auch jedem anderen. Ich bin gerade mit dem Text von Prof. Baumgartner durch und muss sagen, dass ich sehr beeindruckt bin !
"Die nicht vorhandene Empfehlung könnte ein erneuter Rückschlag für die Initaitive Uni ohne Arndt sein."
Dem würde ich nicht zustimmen. Nachdem die UoA (wahrscheinlich vorschnell) die Zusammenstzung der Kommission als parteiisch kritisiert hatte, könnte man das auch als einen Sieg interpretieren.
Finde aber, dass man ein ausgeglichenes Ergebnis weder als Sieg noch als Niederlage interpretieren kann. Aber wahrscheinlich wird alles immer so interpretiert, als ob man einen lauf hat. Nach der VV hieß es wir seien voll im Aufwind, und jetzt erleiden wir lauter Rückschläge…
Ziel von UoA ist eine Veränderung eines vorhandenen Zustandes. Dies ist ein schweres Ziel als die Beibehaltung vorhandener Zustände.
Man muß Leute überzeugen. Schafft man das nicht, ist das immer auch ein Rückschlag.
Wer was verändern will muß halt mehr Leistung erbringen, als jemand der etwas beibehalten will.
Selbst bei einer Patt-Situation ist der Veränderer der Verlierer.
Weil Patt ja nichts anderes heißt als. Es passiert nix 😀
Wenn nix passiert, ist automatisch das Ziel der anderen Seite erreicht.
Wohl wahr, vielleicht könnte man es auch so sagen:
Wer was verändern will, muss vor allem den Glauben in die Richtigkeit des Existierenden erschüttern, denn der Glaube in die Nützlichkeit einer Sache erzeugt eine Art Trennungsschmerz, der jedem Menschen davon abhalten wird, sich Neuem gegenüber zu öffnen.
Ziel von UoA ist eine Veränderung eines vorhandenen Zustandes. Dies ist ein schweres Ziel als die Beibehaltung vorhandener Zustände.
Man muß Leute überzeugen. Schafft man das nicht, ist das immer auch ein Rückschlag.
Wer was verändern will muß halt mehr Leistung erbringen, als jemand der etwas beibehalten will.
Selbst bei einer Patt-Situation ist der Veränderer der Verlierer.
Weil Patt ja nichts anderes heißt als. Es passiert nix 😀
Wenn nix passiert, ist automatisch das Ziel der anderen Seite erreicht.