Zwei Gewalttaten mit möglicherweise politischem Hintergrund sind am Montag bekannt geworden. In der Nacht vor Silvester wurde vor dem Haus des Kulturprojekts „Ikuwo“ in der Goethestraße von unbekannten ein Sack mit einer toten und misshandelten Katze abgelegt. In der Nacht zu Montag wurde zudem ein Streifenwagen der Polizei in einen Hinterhalt gelockt und mit mehreren Brandsätzen, so genannten Molotow-Cocktails, beworfen, von denen aber keiner zu größeren Schäden führte.

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Ikuwo

Warum die Attacke gegen das Ikuwo erst jetzt bekannt gemacht wurde, wollte man uns beim Ikuwo nicht so richtig sagen. Das liege wohl eher an der Ostsee-Zeitung, hieß es vom Betreiberverein, die habe von der Sache schließlich schon seit zehn Tagen gewusst. Zudem habe man den Vorfall bereits am 31.12. angezeigt, seitdem ermittelt die Polizei. Von anderer Seite wurde uns jedoch zugetragen, man habe beim Ikuwo zunächst überlegt, den Vorfall überhaupt nicht öffentlich zu machen. Das würde auch erklären, warum Fleischervorstadtblogger Jockel Schmidt, in der Regel bestens informiert über Vorgänge im Ikuwo, erst unmittelbar vor Erscheinen der Nachricht in der Ostsee-Zeitung einen Beitrag auf seinem Blog veröffentlichte.

Der Betreiberverein des Ikuwo vermutet einen rechtsextremen Hintergrund der Tat. Aus diesem Berreich heraus wolle man die Betreiber offensichtlich einschüchtern. An dem Kadaver sei zudem ein Aufkleber der „Antifa“ angebracht gewesen. In der Vergangenheit sei es häufiger zu Drohungen und Übergriffen gegen den Verein gekommen, die der rechten Szene zugeordnet werden konnten. Auch der webMoritz hatte bereits über entsprechende Vorfälle berichtet.

Über den Angriff auf die Polizei informierte diese pflichtgemäß bereits kurz nach dem Ereignis. Wie aus der Mitteilung der Polizei hervorgeht, wurde ein Streifenwagen mit einem unechten Notruf aus einer Telefonzelle in die Makarenkostraße gelockt unter dem Vorwand, dort werde eine Frau angegriffen. Auf Höhe des Hörsaals „Kiste“ wurde das Fahrzeug der Beamten dann beworfen, zwei Brandsätze verfehlten ihr Ziel allerdings und brannten auf der Straße aus. Ein dritter wurde „sichergestellt“, heißt es in der Mitteilung. Die Polizei ermittelt nun gegen Unbekannt und bittet alle, die etwas beobachtet haben, um Mithilfe.

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Molotow-Cocktail

Im Kontext des Anschlags auf das Polizeiauto entspann sich mal wieder eine besonders krude Debatte im Twitter-Universum. RCDS-Vorstandsmitglied und gescheiterter StuPa-Kandidat Franz Küntzel twitterte:

„Wie in Berlin greifen nun linksextreme Aktivisten bewußt Polizisten an. Ist das die Antwort auf den Ikuwo-Anschlag? […] es zeichnet sich ja wohl ganz klar ab aus welcher Richtung das gekommen ist.“

Darauf entbrannte ein Sturm wütender Tweets, die Küntzel auf den spekulativen Charakter seiner Mutmaßungen aufmerskam machten und auf die Tatsache, dass man wohl nur schwerlich eine Verbindung zwischen dem Vorfall im Ikuwo vor zwei Wochen und der Tat herstellen könne. Jockel Schmidt listet einige Tweets in einem Beitrag auf seinem Fleischervorstadtblog auf. Auch Küntzels RCDS-Vorstandsfreund Konrad Ulbrich twitterte im Rahmen der Debatte: „Ich bin sehr froh, dass wir in unseren Reihen einen Sicherheitsexperten wie Franz Küntzel haben!“ Dass sei ironisch gemeint gewesen, sagte uns Ulbrich auf Nachfrage. Er habe den Tweet inzwischen wegen offensichtlicher Missverständlichkeit entfernt.

Franz Küntzel hat einen Teil seiner Tweets zum Thema inzwischen wieder gelöscht. Außerdem schrieb er: „Natürlich waren es keine Linksextremen. Wir konnte ich nur auf die Idee kommen? Ich entschuldige mich natürlich dafür.“ Im Kontext seiner übrigen Tweets kann man allerdings mutmaßen, ob das ernst gemeint ist oder es sich dabei um schlecht vermittelte Ironie handeln könnte. Eine entsprechende Anfrage von uns blieb bisher unbeantwortet.

Öffentliche Reaktionen, die über Tweets hinausgehen, gibt es bisher erst wenige. So ließ Innenminister Lorenz Caffier am Montagnachmittag mitteilen, er verurteile den Anschlag. In der Meldung heißt es weiter:

„Wer Polizeibeamte gezielt angreift und sie hierbei zu töten versucht, soll härter bestraft werden und nicht mit Nachsicht oder Milde rechnen können. Ich unterstütze hierbei ganz klar eine Initiative von Bundesinnenminister Thomas de Maizière, das Strafmaß für solche Angreifer von zwei auf fünf Jahre Haft anzuheben.“

Vermutlich wird der Vorfall in den nächsten Tagen noch auf einigen Widerhall in der Lokalpresse stoßen.

Bild: Ikuwo (Ikuwo), User „Buda de la kalle“ via flickr (Molotow-Cocktail)