Am kommenden Mittwoch, dem 20. Januar, veranstaltet die Namenskommission des akademischen Senats die zweite Anhörung zum Namenspatron der Greifswalder Universität. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Kulturzentrum St. Spiritus (Lange Straße 49). Dieses Mal soll besonderer Wert auf die Beteiligung der Greifswalder Bevölkerung gelegt werden. Alle Interessierten sind eingeladen, ihre Meinung zur Namensdebatte dort kund zu tun.
Parallel zur laufenden Urabstimmung hatte sich eine öffentliche Diskussion über die Beteiligung der Greifswalder Bürger und der Kommunalpolitik an der Entscheidung des akademischen Senats (voraussichtlich im März) entzündet.
CDU und FDP pro Arndt, SPD und Grüne lehnen Positionierung ab
Anfang der vergangenen Woche hatte sich mit Axel Hochschild (CDU) ein Mitglied der Bürgerschaft öffentlich zur universitären Namensdebatte geäußert. Für seinem Statement, dass sich für den Namenspatron und gegen studentisches Engagement aussprach, hatte er in den viel Kritik geerntet.
Am Donnerstag legte er in einem Leserbrief an die Ostseezeitung nach und erklärte: „Es stellt sich für mich die Frage nach dem Sinn dieser Namensänderungsdebatte. Soll etwa als nächstes die Ernst- Moritz-Arndt-Schule umbenannt werden?“. Hochschild befürchtet, dass ob der universitären Debatte auch die Arndt-Straße ihren Namen, das Rubenow-Denkmal seine Arndt-Figur und die evangelische Kirche ihr Gesangbuch (mit Liedern von Ernst Moritz Arndt) verlieren könne.
Seiner Aufforderung an die anderen örtlichen Parteien, ebenfalls Stellung zu beziehen, erteilten die Grünen bereits am Mittwoch, am Freitag auch die SPD eine Absage. Deren Fraktionsvorsitzender Andreas Kerath erklärte in einer Pressemitteilung: „So wie wir nicht wollen, dass die Universität unsere Bebauungspläne kommentiert, werden wir uns nicht in ihre Angelegenheiten einmischen.“ Die Jusos hatten Hochschild bereits am Dienstag in einer Pressemitteilung massiv kritisiert. Die FDP hingegen kündigte via Sebastian Rathjen an, einen Bürgerschaftsbeschluss pro Arndt unterstützen zu wollen.
Hochschild: Presse verbreitet Unwahrheiten
Ende vergangener Woche meldete sich nun auch die Vorsitzende des Akademischen Senats Prof. Maria-Theresia Schafmeister zu Wort. Ebenfalls in einem Leserbrief an die Ostseezeitung erklärte sie:
„Als Vorsitzende des Akademischen Senats unserer Universität möchte ich die Damen und Herrn Kommunalpolitiker doch bitten, ihre Politik zum Wohle unserer Stadt zu betreiben.“ Sie begrüße das Interesse der Greifswalder an der Debatte, dennoch sei es eine Entscheidung des Senats in eigener Sache. Dem webMoritz gegenüber ergänzte sie: „Die Aussagen von Herrn Hochschild haben mich sehr wütend gemacht. Die Art und Weise, wie er den Senatoren unterstellt hat, sie seien nicht unabhängig, fand ich beleidigend.“
Auf die massive Kritik an seinen Äußerungen reagierte Hochschild am Sonntag mit einer persönlichen Erklärung. „Mit Freude und Genugtuung“ habe er das Ergebnis der studentischen Urabstimmung zur Kenntnis genommen. Er erklärte weiterhin, dass er zu keinem Zeitpunkt die Autorität des akademischen Senats in Frage gestellt habe. Die Kritik an seiner Person habe „verleumderischen Charakter“ angenommen, die Presse habe bewusst Unwahrheiten verbreitet. Er selbst will sich bis zur Entscheidung des Senats nicht mehr zur Namensdebatte äußern.
Foto: Gabriel Kords (St. Spiritus), Natalja Weisbecker via jugendfotos.de (Motivbild Startseite)
Welche Unwahrheiten wurden denn über Hochschild verbreitet? Soweit ich weiß wurde doch nur sein Statement kritisiert. Zu recht. Da von Verleumdung zu sprechen, naja….
Da hat wohl dann jemand unter falschem Namen Leserbriefe des Hr. Hochschild in die OZ gesetzt.
Nur geht das schlecht, denn man muss sich immer mit der eigenen Abo-Kennung anmelden.
Hr. Ratjen wird inzwischen von einem Parteifreund des Hr. Hochschild in der OZ-Online als "Unterhosen-Diplomat" bezeichnet:
“Arndt-Diskussion
Wer hat eigentlich unseren ” Thor-Steiner- Unterhosen- Diplomaten” weich gespült?
Wie die OZ am 14.01.2010 berichtete Zitat- Ratjen: ” Die FDP-Fraktion wird einen Bürgerschaftsbeschluß pro Arndt unterstützen”
In der OZ vom 16.01.2010 sind alle guten Vorsätze vergessen und der gleiche Abgeordnete fordert plötzlich mehr Diplomatie. Es ist mal wieder ein typisches Beispiel für: als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet.
schreibt Wilfried Zink aus Greifswald”
Aktualisierung (neudeutsch Update)!
Auf der Homepage der CDU-Greifswald
http://www.cdu-greifswald.de/
findet man unter "Aktuelles" diesen sicher auch vom politischen Gegner kolportierten Beitrag:
"Axel Hochschild: CDU-Fraktion gegen Uni-Namensänderung – Juso Vorwürfe völlig haltlos".
Es ist interessant, dass sich die Jusos für Ernst Thälmann einsetzen. Eine neue Zwangsvereinigung von SPD und Linken durch die CDU?
Über die Rechtschreibschwäche des Verfassers möge der geneigte Leser hinwegsehen.
Übrigens, das Rubenow-Denkmal darf nicht "geschliffen" werden, denn dann verliert es den bei der umfangreichen Restaurierung 2006 teuer aufgebrachten Korrosionsschutz.
Der Mann ist Handwerksmeister. Wo geschliffen wir, da fallen Späne. 😉
Und woher soll der Mann den Unterschied zwischen "geschliffen" und "geschleift" kennen?
Die Ernst-Thälmann-Erwähnung finde ich ja irgendwie putzig. Vermutlich GLAUBT Hochschild sogar, was er da öffentlich verbreitet. Zuzutrauen wäre es ihm.
Aus der Juso-Pressemitteilung:
"Meinungsvielfalt, Meinungsaustausch und kritische Betrachtung, auch sich selbst betreffend, gehören zum Wesen einer Universität. Ihr Ziel in einer freien Gesellschaft sollte es sein, kritische Geister herauszubilden. Studierenden zu sagen, sie sollten aufhören zu diskutieren und ihrem Studium nachgehen, ist wie einem Maler zu sagen, er solle aufhören, Farbe anzurühren und endlich 'richtig' arbeiten — nämlich anmaßend."
Herr Hochschild stößt per Pressemitteilung kräftig ins Horn, spart darin nicht mit markigen Sprüchen und schulmeistert über Senat und Studierendenschaft, fühlt sich dann, wenn diese sich gegen derartige Anmaßungen und Einflußnahmen beschweren, plötzlich selber "verleumdet". – So viel Chuzpe muß mensch erst einmal an den Tag legen! Andere würden sich nach solch einem derben Gepolter zumindest öffentlich entschuldigen – Hochschild wettert aber weiter drauf los, diesmal gegen "hierfür Verantwortliche" (wer auch immer das konkret sein mag), die "in der Presse und dem Internet" über sein Pressestatement "schlichtweg nicht [die] Wahrheit" verbreitet hätten.
In seiner aktuellen Pressemitteilung schreibt Herr Hochschild:
"Dies gilt auch hinsichtlich meiner Ansicht, dass die nun neu gewählten Senatoren verantwortungsvoll eine Entscheidung in dieser Frage herbeiführen werden, welche respektvoll abzuwarten ist."
– Es entscheiden aber nicht die neugewählten SenatorInnen, sondern die derzeit noch amtierenden, werter Herr Hochschild. Hätten Sie die Debatte auch nur am Rande mitverfolgt, wäre Ihnen dieses sicher nicht verborgen geblieben.
Weiter schreibt Herr Hochschild:
"Ich habe niemals eine Äußerung getätigt, die die Autorität und die Unabhängigkeit der Universität und deren
Akademischen Senats in Zweifel gezogen hätte."
Dagegen steht jedoch folgende dümmliche Aussage aus der verherigen Pressemitteilung des CDU-Bürgerschaftsmitglieds zum Thema: "Die Studenten sollten in erster Linie an ihr Studium denken." – Daß er dabei den im Akademischen Senat (gemäß Landeshochschulgesetz) tätigen 12 studentischen SenatorInnen pauschal jegliche "Autorität und Unabhängigkeit" im Senat abspricht, scheint ihm bis heute nicht aufgefallen zu sein.
Spannende Frage: Wie ignorant muß jemand eigentlich sein, um Vorsitzender einer CDU-Bürgerschaftsfraktion zu werden?
Aber ich will auch die positiven Seiten aus Herrn Hochschilds Pressemitteilung nicht vergessen. Hätte er sich (im Sinne einer Versachlichung) doch bloß schon früher dran gehalten:
"Ich habe daher für mich persönlich beschlossen, mich zu der Frage einer möglichen Umbenennung unserer Ernst-Moritz-Arndt-Universität erst wieder nach der Entscheidung des Akademischen Senats öffentlich zu äußern. Ich hoffe, dass dieser Schritt zur Versachlichung der Debatte beitragen wird." :*
Interessant zu diesem Thema sicher auch die Pressemitteilung des AStA, der sich darin klar gegen die Hochschild'schen Anmaßungen positioniert:
"Der AStA sorgt sich im Zuge der Arndt-Debatte um die Greifswalder Diskussionskultur!
Greifswald. Seit Montag dieser Woche läuft in der Greifswalder Studierendenschaft die Urabstimmung zum Universitätsnamenspatron Ernst Moritz Arndt. Leider hat sich die Debatte zunehmend im Ton verschärft, nachdem sich neben externen Professoren, nun auch Mitglieder der Greifswalder Bürgerschaft zu Wort gemeldet haben.
Der Allgemeine Studierendenausschuss ist enttäuscht, dass Herr Hochschild, CDU- Fraktionsvorsitzender der Greifswalder Bürgerschaft, allen Studierenden in der Ostseezeitung ein hochschulpolitisches Engagement außerhalb des Ring-Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) abspricht. Der stellvertretende AStA-Vorsitzende sagt: 'Herr Hochschild verkennt hier das breite Spektrum an Partizipationsmöglichkeiten.'
Seine Äußerung, dass sich die Studenten nur auf das Studieren konzentrieren sollen, ist in der ganzen Debatte ein Schlag ins Gesicht für alle die, die sich neben den Vorlesungen politisch und gesellschaftlich engagieren.
'Wir begrüßen natürlich studentisches Engagement und Mitbestimmung als ein demokratische Element und deshalb ist es das Recht der Studierenden, sich um die Belange ihrer Hochschule zu kümmern', so Solvejg Jenssen, AStA-Vorsitzende.
Ein Blick in das Landeshochschulgesetz offenbart, dass nur der akademische Senat über eine eventuelle Namenänderung entscheiden kann. Und in diesem Gremium ist die Studierendenschaft auch mit 12 Senatoren vertreten. Schon deshalb handelt es sich bei der laufenden Debatte um eine, die auch die Studierenden betrifft.
Sicherlich sollen die Greifswalder Bürger sich auch äußern, denn es ist Ihre Stadt, die die Universität beherbergt. 'Doch die Art und Weise wie die Diskussion geführt wird, ist unsäglich. Weder die verbalen Angriffe auf Wissenschaftler, Studierende, noch die Diffamierung von Berufsständen ist hinnehmbar', äußert Solvejg Jenssen besorgt.
Pedro Sithoe (Stellv. AStA-Vorsitzender)"
Die Anhörung am Mittwoch wird eine weitere Vorstellung im Panoptikum!
Ich wage mal eine Prophezeiung für die stärksten Argumentationslinien:
1.) Die eigentlich Opfer sind wir Deutsche! Wir haben dermaßen gelitten unter Napoleon und der französischen Besatzung, dass es eigentlich Landesverrat wäre, einen geistigen Befreier wie Arndt "aus dem kulturellen Gedächtnis zu löschen" (Denn darum geht es den Arndt- Gegnern ja in erster Linie…. :-p)
2.) Arndt war nicht nur Patriot sondern auch Bauernbefreier. Deswegen hat die DDR ja den Namen auch wieder angenommen (Dass da vielleicht der große Bruder eine Rolle gespielt hat – Arndt hat gegen Napoleon geschrieben, der ja auch schon kurz vor Moskau stand – ist dabei unwichtig) Einen Bauernbefreier abzustrafen, nein, dieses letzte Stück DDR wegzunehmen, das steht den jungen Aufmuckern wirklich nicht zu.
3.) Was haben die Studierenden schon zu melden? Die können immer nur fordern, wollen Radwege, wollen Wohnungen, kriegen Bafög, nehmen uns die Nebenjobs weg – und jetzt auch noch unsern Ernst Moritz. Eine Schande! Wem es nicht passt, der muss ja nicht herkommen.
So, das ungefähr wird der Tenor sein. Man darf sich auf einen nervenaufreibenden Abend freuen!
*zustimm*
Man kann nur alle Studenten auffordern, auch zu dieser Anhörung zu kommen, denn sie sind auch Bürger !
Naja ok, dann komm ich auch!
Ich versteh immer nicht wieso die Greifswalder Bürger überhaupt denken mitreden zu können.
1. Nur Mitglieder einer Organisation können auch über den Namen dieser bestimmen. Ich erzähl Hochschild doch auch nicht wie seine Firma zu heißen hat, dass dürfen allein er und seine Mitarbeiter entscheiden.
2. Die Universität ist keine städtische Einrichtung, sondern unterliegt dem Land, daher haben letzten endes Menschen aus Schwerin oder Rostock genauso viel zu sagen wie die Greifswalder. Vielleicht holen wir die jetzt auch noch alle an den Tisch.