Die andauernde Arndt-Debatte und der sich darum wiegende Streit um den akademischen Anspruch der einzelnen Beiträge tendiert dazu, einige Interessierte zu überfordern und abzuschrecken. Wir wollen daher aus Anlass der laufenden Urabstimmung versuchen, uns Arndt einmal von einem gänzlich anspruchslosen Standpunkt zu nähern.

Ernst Moritz Arndt, 1843 ein Portrait von Johann Ferdinand Bender

Ernst Moritz Arndt, 1843 ein Portrait von Johann Ferdinand Bender

Dank der guten Kontakte des webMoritz ins Milieu studentischer Verbindungen und Burschenschaften ist uns vor kurzem folgender Text zugespielt worden, der je nach Sichtweise als Hom- oder Persiflage auf Arndts Lied „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“ betrachtet werden kann. In ihrer schlichten Thematik spricht diese moderne Fassung aus dem Jahr 1990 durchaus auch den modernen Studenten an.

Der Gott, der Hopfen wachsen ließ,
der wollt auch, daß man zechte,
drum gab er irden Trinkgefäß
dem Mann in seine Rechte,
und gab ihm auch den kühlen Trunk
zum Durst der freien Kehle,
daß ihm nicht werde schwer das Blut
und nicht verdorrt die Seele!

So wollen wir, was Gott gewollt,
mit rechten Freuden halten,
und nimmer, wenn der Becher rollt,
nur Grillenhaare spalten;
doch wenn auch Tant und Oheim spricht:
Aus Euch wird nie was werden!
Wir gleichen doch, das spüren wir,
beim Bier dem Herrn auf Erden.

O Deutschland, heilges Vaterland!
O deutsches Bier uns bräue!
Du hohes Land, du schönes Land,
dir kommen wir aufs Neue!
Wir schlucken derer ganze acht,
der neunte kommt getraben
den ziehn wir durch den Halses Schacht
und wolln den zehnten haben.

Trink Brause, wer nur Brause mag,
doch reiß er sich zusammen,
daß er nicht stör den Hochgesang,
der biererprobten Mannen!
So hebt die Humpen himmelan,
umkreisen uns die Wände,
und rufet alle Mann für Mann:
Die Bierschlacht hab kein Ende!

Laßt klingen, was nur klingen kann!
Trompeten, Trommeln, Flöten!
Wir wollen heute Glas für Glas
das Faß im Keller töten!
Trinkt aus das goldne Gerstenblut
bis auf die letzte Lache,
das klinget allen Deutschen gut,
das ist die große Sache!

Laßt gehn uns, wer noch gehen kann!
Bierecht wehn unsre Fahnen!
Wir wollen wankend Mann für Mann
Den Weg uns heimwärts bahnen.
Auf hebet noch ein letztes Bier,
stoßt an, ihr kühnen Reihen,
bald liegen wir wie tod im Nest,
im süßen Rausch vom Feiern.

Foto: gemeinfrei, Autor: Gerhard Richwien