Die andauernde Arndt-Debatte und der sich darum wiegende Streit um den akademischen Anspruch der einzelnen Beiträge tendiert dazu, einige Interessierte zu überfordern und abzuschrecken. Wir wollen daher aus Anlass der laufenden Urabstimmung versuchen, uns Arndt einmal von einem gänzlich anspruchslosen Standpunkt zu nähern.
Dank der guten Kontakte des webMoritz ins Milieu studentischer Verbindungen und Burschenschaften ist uns vor kurzem folgender Text zugespielt worden, der je nach Sichtweise als Hom- oder Persiflage auf Arndts Lied „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“ betrachtet werden kann. In ihrer schlichten Thematik spricht diese moderne Fassung aus dem Jahr 1990 durchaus auch den modernen Studenten an.
Der Gott, der Hopfen wachsen ließ,
der wollt auch, daß man zechte,
drum gab er irden Trinkgefäß
dem Mann in seine Rechte,
und gab ihm auch den kühlen Trunk
zum Durst der freien Kehle,
daß ihm nicht werde schwer das Blut
und nicht verdorrt die Seele!
So wollen wir, was Gott gewollt,
mit rechten Freuden halten,
und nimmer, wenn der Becher rollt,
nur Grillenhaare spalten;
doch wenn auch Tant und Oheim spricht:
Aus Euch wird nie was werden!
Wir gleichen doch, das spüren wir,
beim Bier dem Herrn auf Erden.
O Deutschland, heilges Vaterland!
O deutsches Bier uns bräue!
Du hohes Land, du schönes Land,
dir kommen wir aufs Neue!
Wir schlucken derer ganze acht,
der neunte kommt getraben
den ziehn wir durch den Halses Schacht
und wolln den zehnten haben.
Trink Brause, wer nur Brause mag,
doch reiß er sich zusammen,
daß er nicht stör den Hochgesang,
der biererprobten Mannen!
So hebt die Humpen himmelan,
umkreisen uns die Wände,
und rufet alle Mann für Mann:
Die Bierschlacht hab kein Ende!
Laßt klingen, was nur klingen kann!
Trompeten, Trommeln, Flöten!
Wir wollen heute Glas für Glas
das Faß im Keller töten!
Trinkt aus das goldne Gerstenblut
bis auf die letzte Lache,
das klinget allen Deutschen gut,
das ist die große Sache!
Laßt gehn uns, wer noch gehen kann!
Bierecht wehn unsre Fahnen!
Wir wollen wankend Mann für Mann
Den Weg uns heimwärts bahnen.
Auf hebet noch ein letztes Bier,
stoßt an, ihr kühnen Reihen,
bald liegen wir wie tod im Nest,
im süßen Rausch vom Feiern.
Foto: gemeinfrei, Autor: Gerhard Richwien
Das nenne ich mal eine shöne Persiflage!
Übrigens hat Heinrich Heine Arndts "Was ist des Teutschen Vaterland" ebenfalls umgeschrieben. Natürlich in seiner gekonnt satirischen Weise.
Leider liegen mir nur die ersten drei Zeilen vor (Hefte der Ernst Moritz Arndt Gesellschaft Heft 2 oder 3, 1992 oder 1993) und diese habe ich zur Zeit (leider) auch nicht in Greifswald zu liegen.
Aber vielleicht fällt mir ja noch in der nächsten Zeit die gesamte Umschreibung Arndts "Was ist des Teutschen Vaterland" von Heine in die Hände. Dann könnte ich sie ja mal zusenden (falls Interesse besteht).
Von wem ist eigentlich dieses Gedicht?
Na dann mal Prost!
Was studentische Verbindungen, die für sich selbst ja einen elitären Status reklamieren, mit ProletInnen/ProletarierInnen zu tun haben sollen, erschließt sich mir nicht. 😉
Im Gegensatz zum gemeinen Verbindungsstudenten säuft im allgemeinen der/die ProletarierIn sein/ihr Bierchen aus Genuß oder um sich einfach mal die Birne zuzudröhnen, aber sicher nicht um es rituell im hauseigenen Kotzbecken wieder loszuwerden.
Zum Autor (Gerhard Riechwien) sei kurz angemerkt:
"Gerhard Richwien ist Studentenhistoriker und Restaurator in Halle. Seit 1986 war er Mitglied des 'Kröllwitzer Senioren-Convents'. Er gehört der DStV Saxo-Ascania zu Halle und der Landsmannschaft Saxo-Afrania im CC zu Halle an und hat mehrere Beiträge zu studentengeschichtlichen Fragen veröffentlicht."
Du verbreitest schon wieder Vorurteile, die allerdings nicht zutreffen. Auch der "gemeine Verbindungsstudent" trinkt sein Bierchen aus Genuß oder um sich einfach mal die Birne zuzudröhnen.
Und auch wenn Verbindungen natürlich nichts mit den gemeinen Proletariern am Hut haben, so empfehle ich Dir für die Erweiterung Deines Horizontes, Dich mal um das rituelle Biertrinken oder auch das Liedgut der Greifswalder Studentenclubs zu kümmern – da gibt es sehr ausgeprägte Parallelen.
Gruß, Klaus
Ich denke, ich kenne mich ganz gut aus mit den entsprechenden Kneip-Commenten, v.a. weitaus besser als mit den Riten Greifswalder Studierendenclubs.
Dieser Beitrag hat mich gleich zweimal überrascht:
1. Der erste Post ist nicht von SebJabviaHandy 😉
2. Erst im zweiten Post gehts um ArndtAutobahnBurschiEliten-Feindbilder
Ansonsten finde ich die Version recht gelungen, vor Allem weil das Versmaß nicht so zerfleddert wurde, wie es sonst oft passiert. Kriege direkt ein bißchen Durst 😉
es muss mehr gesungen werden!
Wo man singet, laß dich ruhig nieder
ohne Furcht, was man im Lande glaubt
wo man singet, wird kein Mensch beraubt
böse Menschen haben keine Lieder
Johann Gottfried Seume(1763-1810)