Die über Jahre hinweg sanierungsbedürftige Stadthalle Greifswalds wurde nach umfassenden Renovierungsarbeiten am 18.Dezember in einem knapp zweieinhalbstündigen Festakt der Theater Vorpommern GmbH als neuer Betreiberin übergeben.
Bereits vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung nutzten viele der geladenen Gäste den Getränkeausschank in der Eingangshalle und dabei auch die Gelegenheit, die restaurierten Räumlichkeiten zu begutachten. Mithilfe eines Beamers wurden an einer der Seitenwände Videos von den Renovierungsarbeiten gezeigt. Positiv fielen auch die Modernisierungen des Gebäudes wie die behindertengerechten Toiletten und der Anbau eines Fahrstuhles auf.
Über das mehr oder weniger kontrastreich gelb und grau gestrichene Treppenhaus gelangten die zahlreichen Gäste in den Kaisersaal, den größeren der beiden Säle der Stadthalle.
Das Programm begann mit kleiner Verzögerung und unruhig werdendem Publikum nach Ankunft des Generalmusikdirektors Karl Prokopetz mit einer Darbietung der Leonoren-Ouvertüre Nr.3 (C-Dur, op.72 a) von Ludwig van Beethoven durch das Philharmonische Orchester Vorpommern, welches sich auch für die folgenden Stücke verantwortlich zeichnete.
Anschließend hatte Dr. Hans Peter Ickrath, der Geschäftsfüher und Verwaltungsdirektor der Theater Vorpommern GmbH, das Wort. Er sprach über die Zeit, in der das Theater Vorpommern die Räumlichkeiten für Proben nutzte und der schlechte Zustand nicht nur dadurch auffiel, dass es im Winter schier unmöglich gewesen sei, die Kälte aus dem Gebäude zu vertreiben: „Man hatte grundsätzlich den Eindruck, dass es schmierig und hässlich ist“. Das Theater habe sich verpflichtet gefühlt, zur Verwirklichung der Sanierung beizutragen. Es freue sich „insbesondere über die Inbetriebnahme des Rubenowsaals“, denn hier wird das Theater auf einer Studiobühne einziehen.
Dr. Ickrath schloss seine Rede mit umfangreichen Dankesworten und sowie dem Hinweis auf den in der Stadthalle stattfindenden Silvesterball, zu welchem etwa 500 Gäste erwartet würden, und übergab das Wort an Greifswalds Oberbürgermeister, Dr. Arthur König.
Dessen Rede wurde gleich nach den einleitenden Worten „Es fällt mir heute Abend ein Stein vom Herzen“ durch Applaus des Publikums unterbrochen. Er stellte heraus, dass für die Renovierung des Gebäudes bis zur wohl letzten Gelegenheit 2005 sowohl Finanzen als auch politischer Wille gefehlt hätten. In lobenden Worten fasste er das Ergebnis der Arbeiten zusammen, wobei er einzelne architektonische Elemente besonders hervorhob.
Nach einigen Dankesworten berichtete er ausführlich über die wechselvolle Geschichte der 1914 erstmals eröffneten heutigen Stadthalle. Anläufe zur Restauration seien im Vorfeld mehrmals gescheitert, bis am 1. April 2008 offizieller Baustart war. Dr. König schloss seine Rede mit Worten seines Amtsvorgängers Dr. Gerding, der diese bei der Eröffnung des Gebäudes vor 95 Jahren nutzte: „Sie sei […] eine Kulturstätte ersten Ranges“ und verlieh seiner Überzeugung Ausdruck, dass die Stadthalle auch heute noch die gleiche Bedeutung für die Entwicklung Greifswalds haben werde wie seinerzeit.
Symbolisch übergab er daraufhin einen Schlüssel an Professor Anton Nekovar, den Intendanten der Theater Vorpommern AG. Es folgte Mendelssohns „Meeresstille und glückliche Fahrt“ (Konzertouvertüre op.27).
Zu einer kleinen Überraschung kam es im späteren Verlauf des Abends, als Generalmusikdirektor Karl Prokopetz mitteilte, dass es eine kleine Änderung im Programmablauf gäbe und das Publikum ein paar Minuten in verwirrtem Schweigen ließ, bis er erklärte: „So klänge diese Stadthalle ohne das Orchester. Wir bitten Sie darum, lassen sie nicht zu, dass dieses Orchester abgeschafft wird.“ Am 12. Dezember habe Kultursenator Ulf Dembski erklärt, das Orchester teilweise oder ganz abschaffen zu wollen. Nach teils stehendem Applaus folgte mit Wagners Vorspiel zu „Die Meistersänger von Nürnberg“ (WWV 96) das Ende des offiziellen Teils.
Bilder: Julia Löcherbach
aber zwei spannende details habt ihr vergessen:
1. wie war das krach-konzert ?
2. durfte man während des konzertes getränke mit in den saal nehmen?
"Positiv fielen auch die Modernisierungen des Gebäudes wie die behindertengerechten Toiletten und der Anbau eines Fahrstuhles auf."
kleine Nachfrage an die Germanisten hier: Ist es nicht eine Modernisierung gewesen bei der Toiletten und Fahrstuhl modernisiert wurden..?
Die Stadthalle ist ein Schuss in den Ofen!!!
Also, ohne jeden Pessimismus: wer bezahlt denn bitte als Veranstalter 2000 Euro Raummiete am Abend? So ein Blödsinn, vermessen und völlig utopisch.
Und um die laufenden Kosten zu decken müsste man wahrscheinlich auf mindestens 3 Veranstaltungen im Monat kommen. Da hat sich Greifswald mal wieder nen schönes Ei gelegt – aber Prestige ist ja sooo ungemein wichtig. Hauptsache Freiräume beschneiden, wie z.B. das alte AJZ, das 10 Jahre leer stand. Für diese Form der Kulturarbeit ist in Greifswald kein Platz, aber schön mitm Sektglas in nem Kasten rumstehen, der vor 100 Jahren mal modern war *kotz*
Übrigens auch nochmal ein fettes Dankeschön für das Abholzen der Bäume an der Europakreuzung – sieht jetzt viel viel besser aus als vorher, mit diesen riesigen Blechungetümen auf der Wiese vor der Stadthalle….