Am heutigen Mittwoch demonstrierten in Greifswald rund siebzig Schüler und Studenten für besser Bildungsbedingungen in Deutschland. Der Protestzug, der um 14 Uhr begann, bewegte sich, begleitet von mindestens sechs Polizeiwagen, vom Hörsaal Kiste zur Mensa am Schießwall. Dort fand auf dem Weihnachtsmarkt zwischen Crepeverkäufer und Weihnachtsbaumverkauf die Abschlusskundgebung statt.
Anscheinend als einer der Mitinitiatoren der Veranstaltung forderte der studentische Senator Sebastian Jabbusch ein Umdenken in der deutschen Bildungspolitik. Schulen und Universitäten müssten finanziell besser ausgestattet werden, gleichzeitig müsse Bildung kostenfrei bleiben bzw. wieder werden. Den zuständigen Politikern warf er vor, sich die Situation mit fragwürdigen Statistiken schön zu reden und für den Bildungsbereich nur leere Worte übrig zu haben. Die mangelnde Lobby von Schülern und Studenten führe dazu, dass in diesem Bereich immer neue Einsparkonzepte angelegt würden.
Enttäuschung über geringe Teilnehmerzahl
Einer der Initiatoren gab sich enttäuscht von der geringen Teilnehmerzahl: „Ich hatte mit mindestens doppelt so vielen Leuten gerechnet.“ Er kritisierte, dass der Allgemeine Studierendenausschuss im Zuge der Werbung für die heute stattfindende Vollversammlung nicht auch für die Demonstration geworben hatte.
Die Demonstration endete gegen 15:30 Uhr, die Demonstranten zogen danach zur Slavistik, wo das Bildungsbündnis seine Räumlichkeiten hat. Gegen 17 Uhr wolle man zur Vollversammlung zur Mensa zurückkehren.
Foto-Update
webMoritz-Autor Sandro Teuber hat die Demo begeleitet und umfangreich fotografiert:
Ich mag ja nicht bestreiten das da irgendwo mal "rund siebzig Schüler und Studenten" gestanden haben.
Aber als ich heute an der Anklamer mit dem Rad langfuhr liefen auf der Straße sagen wir mal schätzungsweise zwanzig, fünfundzwanzig Leute lang, eskortiert mit 1 Polizeiauto vorne und 1 Polizeiauto dahinter.
Ich hab vor der Mensa mal gezählt und bin auf 52 TeilnehmerInnen gekommen. Zum Demonstrationsstart mögen es um die 40 gewesen sein – einige sind erst auf der Demostrecke dazugestoßen.
Trotz der etwas gering ausgefallenen TeilnehmerInnenzahl (die OrganisatorInnen hatten offenbar mit etlichen mehr gerechnet) war das ein gutes Zeichen, das auch in Greifswald wahrgenommen wurde. Ich fand gut, daß die Demonstration auch durch Schönwalde geführt hat und nicht, wie sonst üblich nur im Bereich Neuer Campus bzw. Innenstadt.
Sehr gefallen hat mir die Abschlußrede an der Mensa durch Sebastian. Die war wirklich inhaltlich und rhetorisch sehr hörenswert. Vielleicht kann Sebastian die Rede hier einfach noch einmal kurz posten (oder an die Webmoritz-Redaktion senden).
Danke auch an die SchülerInnen, die sich an der Demonstration beteiligt haben!
Und warum hast du dich nicht dazu gesellt und bist mir gelaufen? Weil du reiche Eltern hast und dein Studium läuft und daher nicht für eine bessere Welt kämpfen brauchst, denn dir gehts ja gut und das Prinzip der Solidarität nicht Teil deiner "Erziehung" war?
Das ist doch abartig immer, wenn hier ständig gegen die Leute geschossen wird, die ihre teure Freizeit opfern, um sich für ein gerechteres Bildungssystem einzusetzen. Als ob die Ziele des Bildungsstreikes nichts wert sind und die paar Leute die sich engagieren (Demos, Hörsaalbesetzung etc.) alles Vollidioten sind die von nichts ne Ahnung haben und man sie daher der Lächerlichkeit aussetzen muss. Ich würd eher sagen das die 11.930 Studenten die nicht bei der Demo waren, die sind, die hier angegriffen werden sollten.
Im Übrigen: Auf meinen Fotos sind es circa 50 Leute, aber ich hab kein Bild von oben, deswegen, können sich da auch noch Leute verstecken. Als die Demo am Mühlentor ankam, haben sich noch ein paar Leute angeschlossen. Also wenn Carsten sagt, rund 70 kann das schon stimmen, wenn ich auch eher rund 60 sagen würde. Zu sagen, es waren nur 30 ist schlichtweg falsch.
"Trotzdem kann man ja bei dem Großteil der deutschen Studierenschaft (egal welches Elternhaus) einen extremen Mangel an Solidarität und Idealismus erkennen."
Stimmt! Leider hast du damit vollkommen Recht.
Aber die Ziele dieser Demo werden nicht dadurch hehrer und edler, das man Leute persönlich beleidigt. Und wenn es nun nicht 70 Leute waren, dann hat auch jemand das Recht das so zu sagen. Damit wird ja nichts und niemand in den Dreck gezogen. Eher ist es so, dass man das Ziel hinter einer Demo durch den Gebrauch von Unwahrheiten herabsetzt.
was CS sonst so an Kommentaren von sich gibt kann ich schlecht beurteilen. Aber gleich aufzubrausen weil jemanden die Person hinter einem Kommentar nicht zusagt kanns ja auch nicht sein.
Genau so abartig ist es immer gleich Leute persönlich zu beleidigen. Ist das etwa die Solidarität die du CpTsubirgendwas absprichst?
Was ist das für ein dämmlicher Vorwurf, bloß weil jemand reiche Eltern hat könne er dies und das nicht.
Und bloß weil jemand ein erfolgreiches Studium hat ist er nicht berechtigt für eine bessere Welt zu kämpfen?
Na das es auch Leute mit reichen Eltern gibt die sich trotzdem extrem engagieren will ich ja gar nicht bestreiten. Genauso gibts ja auch viele "Arme" die gar nichts machen, obwohl gerade sie allen Grund dazu hätten. Trotzdem kann man ja bei dem Großteil der deutschen Studierenschaft (egal welches Elternhaus) einen extremen Mangel an Solidarität und Idealismus erkennen. Das ist sehr schade und besonders schlimm, wenn diese Leute dann die wenigen anderen die für uns alle kämpfen noch in den Dreck ziehen. Stichwort "Schmeißt die Hippies aus dem Hörsaal". Da dreht sich mir der Magen. Und der erste Kommentar von CS war hier einfach mal völlig unnötig (und das ja nicht das erste mal…).
Sebastian Jabbusch war Abschlussredner, aber keiner Initiator.
Danke für die Richtigstellung 🙂
Das stimmt, mir fehlt hier wirklich die Solidarität. CS disqualifiziert sich mal wieder mit seinen Kommentaren!
Ich kenne seine Kommentare soweit auch nicht, aber er sprach ja nur an, was ich selber heute sah, bzw mir erzählt wurde: dass es doch recht wenig Teilnehmer gab. Jetzt aber wieder mit "reichen Eltern" und so etwas zu kommen, ist wieder Hanebüchen. Niemand steckt wirklich in den Menschen drin und weiß, wie "ihr Studium läuft". Ich komme ganz gut zurecht und viele meiner Freunde bekommen BaFög und da kann man auch so schon mal ganz schön neidisch werden 🙂 Also hieran kann es nicht immer so stark liegen – vor allem nicht in HGW, wo das Studium wikrlich gut und günstig ist.
Und beim Thema Solidarität sage ich lieber nichts, als ich die gebraucht hab war auch niemand für mich da – da könne wir eh alle nochmal zu lernen und da gehört auch ne große Portion mehr zu.
Ich bin nur ganz ernsthaft erstaunt, dass einige Leute immer und überall dabei sind. Da werd ich wikrlich neidisch, wo nehmt ihr die ganze Zeit her? Habt ihr so güntig terminierte Stundenpläne ? (ernste Frage).
Da verkennst du aber unsere Gesellschaft und bildest ja direkt die oft so genannte "Zwei-Klassen-Gesellschaft".
Ich persönlich möchte mein Studium sehr schnell beenden, da ich meine Ziele habe, die ich woanders sehe. Dennoch engagier ich mich, kulturell wie auch politisch. Die Aussage mit Arndt, also "pro", die kommentiere ich mal nicht, da sie jeglicher demokratischer Grundlage widerspricht. Ich kann dieses leidige Thema eh nicht mehr hören.
Regelstudienzeiten muss es letztendlich geben, sie bilden aber größtenteils keine Barrieren – ins Detail gehen brauchen wir jetzt nicht. Bei dem Wort Obrigkeit habe ich in letzter Zeit immer mehr das Gefühl, dass hier weniger Ideale als eher Probleme mit Autoritäten vorliegen.
Die Menschen, die eine Lehre machen, haben genau solche Möglichkeiten auf Nebenbildungen wie alle anderen – und diese nehmen sie auch wahr. Immerhin kenne ich keine Studenten beim THW, der BW oder der FFW.
Ich weiß nicht, welche Ziele du persönlich hast, aber aufgrund meiner Ausbildung möchte ich neben der Freude am Beruf, ja, Arbeiten, später auch mal ein gesichertes und gutes Einkommen haben. Ein zielgerichtetes Studium heißt, als Fachkraft auf den Arbeitsmarkt zu kommen und schließt dennoch nicht aus, irgendwo zu partizipieren!
Ich sehe mein Studium auch als Ausbildung an. Natürlich bilde ich mich und habe Möglichkeiten dies größtenteils selbst zu organisieren, aber es muss auch Etappen geben. Dazu gehört Gelerntes anzuwenden, zu festigen und Abschlüsse u.ä. zu machen.
Wenn jemand denkt, er müsse Dinge ausfallen lassen und länger studieren, in Ordnung, aber jeder hat das Recht, sein "Ding durchzuziehen". Auch das gehört zur Offenheit und eben zur sogenannten Anonymität der Uni.
Es liegt nicht an günstigen Stundenplänen, sondern an den Zielen die man allgemein hat – im Studium wie im Leben. Die Leute die sich gegen diese Demos und Besetzungen aussprechen, nicht zu Vollversammlungen gehen und keine Meinung zu Arndt haben (bzw. pro sind), das sind einfach welche denen es nur darum geht schnell genug ihr Studium zu beenden. Ohne kultureller oder politscher Partizipation in welcher Form auch immer. Die jenigen aber die sich engagieren sagen sich einfach, das kein Mensch sein Studium in irgendeiner von der Obrigkeit beliebig festgelegten Regelstudienzeit beenden muss. Das man auch einfach ein zwei Semster mehr studieren kann, dafür aber auch mehr Zeit hat für die Verbesserung dieser Gesellschaft (Bildungsstreikbündnis, generell ehrenamtliche Arbeit, verweise hier mal auf das IKuWo oder Gristuf). Es geht um Ideale.
Studieren heißt sich bilden und nicht sich ausbilden! Wir machen an der Uni keine Lehre oder so. Wir bilden uns, versuchen Wissenschaftler zu werden. Das kann ruhig etwas dauern und das heißt auch das man mehr Freizeit hat, als z.b. die Leute die halt eine Lehre machen, diese Menschen stecken bereits drin im Kapitalismus und haben kaum Möglichkeiten noch etwas neben ihrem Job für die Gesellschaft zu tun. Studenten hingegen können dies. Und das heißt auch mal eine Vorlesung ausfallen zu lassen, das heißt länger studieren, aber dafür auch etwas zu bewegen!
Und diese schöne einfach strukturierte Sicht kommt dir nicht zufällig ein ganz klein wenig platt vor? Ich nehme an dass Leute, die sich engagieren aber trotzdem das Studium zügig durchziehen in deiner Welt nicht existieren? Unglaublich, wie unkritisch man zur eigenen Meinung stehen kann…aber Hauptsache man maßt sich an, andere Menschen nach Einsatz und Freizeitgestaltung zu kategorisieren.
Da es hier gewünscht wurde, habe ich meine Rede hier als PDF online gestellt:
http://ow.ly/Kq0k
Danke für das Lob 🙂
Ich hab die Rede etwas überarbeitet (ursprünglich fast nur Stichpunkte)
http://ow.ly/Kq0k
Danke auch an Janette Otterstein (Jusos & Bildungsbündnis) für die gute Vor-& Zuarbeit!!