Seit Montag besetzen Studenten der Universität Greifswald, als Protest gegen Bildungsmissstände, den Hörsaal 4 des Auditorium Maximum (Audimax) in der Rubenowstraße. Heute wollen die Studenten den Streik beenden.
Nachdem es am Mittwoch, auf Vermittlung des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), zu einer Einigung mit dem Rektorat kam, wollen die Studenten den Hörsaal am frühen Nachmittag wieder freigeben. Die Uni-Leitung stellt der Protestgruppe ein Jahr lang jeden Abend zwei Räume in der Slavistik zur freien Verfügung. In der Pressemitteilung der Besetzer heißt es:
„Dort wird die inhaltliche Arbeit fortgesetzt. Zusammen mit der Studentischen Selbstverwaltung und der Universitätsleitung sollen bestehende Probleme angegangen werden. Außerdem ist es ein zentrales Moment, einen möglichst breiten Dialog unter den Studierenden und SchülerInnen über ihre jeweiligen Ansprüche an Bildung, Wissenschaft und Gesellschaft zu befördern.“
Um noch einmal möglichst viele Studenten auf die Aktion aufmerksam zu machen findet seit heute früh ein Brunch statt zu dem alle Kommilitonen eingeladen sind. Um 13:30 beginnt die Abschlusskundgebung, in dessen Zuge auch der Umzug in die vom Rektorat zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten stattfinden soll.
Ob der Einigung und dem dadurch absehbaren Ende des Streiks, war die Besetzergruppe am Donnerstag zwischenzeitlich auf drei Personen geschrumpft. Die Abendveranstaltung sollen aber wieder gut besucht gewesen sein. Unruhe entstand gestern noch einmal als bekannt wurde, dass die Universitätsleitung die Bedingungen der Raumnutzung noch einmal verändert hat, beziehungsweise sich nun vorbehält die Räume in Einzelfällen nicht freizugeben. Dennoch stimmte die Mehrheit der abends Anwesenden für den Umzug.
Die Fachschaftsräte Psychologie und Biowissenschaften haben sich, kurz vor Schluss der Aktion, nun auch mit den Besetzern solidarisiert. Enttäuschen dürfte einige der Besetzer die Stellungnahme der Juso-Hochschulgruppe, die erst am Freitag veröffentlicht wurde. Die Jungsozialisten schließen sich zwar den Forderungen, der Aktivisten an, zur Besetzung selbst aber, beziehen sich in ihrer Pressemitteilung keine direkte Stellung, loben lediglich die Kooperationsbereitschaft der Uni-Leitung. Der Vorsitzende der Hochschulgruppe, Paul Greve, erklärt darin lediglich:
„Es ist gut, dass es Studierende gibt, die ein Problembewusstsein für ihre eigene Lage haben. Trotzdem bleibt die Mobilisierungslage weiter schlecht. Das zeigt, dass die Situation von der übergroßen Mehrheit der Studierenden nicht so nachteilig eingeschätzt wird, dass eine Aktion solcher Vehemenz, wie es eine Besetzung nun mal ist, auch einen Mobilisierungserfolg in breiten Teilen der Studierendenschaft hat.“
Fotos:
Rucksäcke – Gabriel Kords
Paul Greve – Archiv
Gibt es irgendwo die PM der Jusos im Netz im ganzen Wortlaut?
Auf der Jusos-HGW-Seite steht sie leider (noch) nicht.
Ist jetzt im Absatz verlinkt.
Dank an Carsten für die Verlinkung der PM als pdf.
Im Artikel kommt das so rüber, als würden die Jusos sich mit der Besetzung nicht solidarisieren. Dabei heißt es in der PM schon im ersten Satz ganz deutlich:
"Die Juso-Hochschulgruppe (JHG) Greifswald erklärt im Zusammenhang mit der Besetzung von Hörsälen im Audimax der Universität ihre Solidarität mit den Forderungen der Besetzerinnen und Besetzer."
Wenn das keine eindeutige Soli mit der Besetzung ist, was dann? Vielleicht kannst Du die etwas irreführende Formulierung im Artikel noch mal abändern, Carsten. (Da ist sowieso ein kleiner grammatikalischer Fehler im Satz.)
-“Es ist gut, dass es Studierende gibt, die ein Problembewusstsein für ihre eigene Lage haben." – Verstehe ich durchaus, denn junge Leute mit oder bei Bewusstsein schien es in den letzten Tagen bei den Jusos nicht so viele gegeben zu haben.
-"Das zeigt, dass die Situation von der übergroßen Mehrheit der Studierenden nicht so nachteilig eingeschätzt wird … " oder sie einfach keine Zeit hatten, da sie so stark in ihren Unialltag eingebunden sind bzw. nicht mal mehr die Fähigkeit haben zu erkennen, wenn was schief läuft. Ich bin wirklich wieder davon überrascht worden, wie gebrochen die Leute schon sind, wenn sie an eine Hochschule kommen.
– zur Vehemenz: Diese ist in Greifswald notwendig um überhaupt mal was in Bewegung zu bringen, davon die Verhältnisse zum tanzen zu bringen ist man dann immer noch weit entfernt. – Danke an die Initiator_innen.
-Das die "Mobilisierungslage weiter schlecht" blieb, können sich die Jusos selber an die Jacke nageln, denn falls sie selbst überhaupt ein Mobilisierungspotential haben, haben sie es nicht ausgeschöpft.
Sozialdemokraten eben, die Jugendorganisation geht den Weg weiter, der die SPD an den Abgrund geführt hat. Immer schön dem Mainstream folgen und rumtaktieren, anstelle eine eigene Linie zu verfolgen und der Masse Alternativen aufzuzeigen.
– Aber auch die Initiator_innen haben sicherlich einiges an grundlegenden Fehlern begangen, die sie im nachhinein nicht mehr aufheben konnten, wieso die ganze Aktion nie als eine ernstzunehmende Audimax-Besetzung gelten kann.
Als positives Ergebnis können sie auf jeden Fall verbuchen: auf Missständnisse hingewiesen zu haben und im doppeldeutigen Sinne Diskussionsräumen die Türen geöffnet zu haben.
Würde jemand behaupten die Uni Greifswald hätte gebrannt, so wäre dies eine Lüge. Hoffen wir nur, dass die Besetzung kein Strohfeuer war und aus den bisherigen Fehlern gelernt wurde.
"die Jugendorganisation geht den Weg weiter, der die SPD an den Abgrund geführt hat" – Hier scheint ja ganz schön viel Frust mitzuschwingen, der mit der Besetzung wohl gar nichts zu tun hat.
Meines Wissens waren immer Jusos während der Besetzung im Audimax und haben dort teils auch an der nächtlichen Besetzung teilgenommen.
btw: Wenn es innerhalb der SPD eine Gruppe gibt, die den bisherigen Basta-Kurs der SPD von Grunde auf kritisiert, für eine grundsätzliche Debatte in der Partei und eine Kooperation mit Linkspartei und außerparlamentarischer Bewegung steht, dann sind es die Jusos. Entsprechend hatten die sich gleich nach der Wahlniederlage öffentlich (und übrigens intern auch vorher schon) geäußert und das werden die auch auf dem Parteitag dieses Wochenende tun. – Ich finde es jedenfalls super, daß die Jusos sich aktiv am bundesweiten und örtlichen Bildungsstreikbündnis beteiligen und auch an der Greifswalder Besetzung aktiv teilgenommen haben.
In Sachen Bildungspolitik ziehen in Greifswald SDS, Jusos, GHG und HoPis an einem gemeinsamen Strang – und das ist gut so!
Schon vergessen, den Kotau, den Eric Hartmann machen musste, weil er es gewagt hat das Erscheinungsbild des MP MV in seinem Wahlkreis Greifswald zu, nein nicht zu kritisieren, sondern nur zu hinterfragen.
http://www.jusos-greifswald.de/index.php?article_…
Hier diskutiert im Beitrag "Kritik an Sellering: Juso-Vorsitzender rudert zurück"
Von Franziska Drosel lernen hiesse für die Jusos in Greifswald, siegen lernen.
Ein Kotau sieht anders aus.
Eine grundsätzliche Diskussion über die JungsozialistInnen in der SPD wär mir jetzt ehrlich gesagt zu sehr off topic.
Außerdem empfehle ich, das mit den Jusos selbst zu diskutieren, statt hier im Webmoritz lediglich über sie zu reden.
Interessante Studi-VZ-Umfrage zum Bildungsstreik: 10 % aktiv dabei; 44 % finden ihn gut, 12 % finden ihn falsch,33 % ohne Meinung #unibrennt