Der Stadt Greifswald fehlen in den nächsten drei Jahren 12,3 Millionen Euro. Ob Bildung, Kultur oder Sport – alle freiwilligen Zuschüsse stehen derzeit auf dem Prüfstand. Dadurch war am Montag bei der Bürgerschaftssitzung im Rathaus das anstehende Haushaltssicherungskonzept das beherrschende Thema des Abends.In erster Lesung wurden die Einsparungsvorschläge der Verwaltung diskutiert. Endgültig beschlossen werden soll das Haushaltssicherungskonzept in der nächsten Sitzung am14. Dezember.
Trotz der massiven Kürzungsvorschläge blieb die Diskussion auffällig sachlich. Immerhin waren sich die Fraktionen einig, dass die Stadt ihre politische Handlungsfähigkeit nur durch massive Einsparungen sowie Erhöhung von Einnahmen erhalten könne. Auf breiter Front kritisiert wurde in diesem Zusammenhang allerdings auch das kürzlich in Schwerin beschlossene Finanzausgleichsgesetz, dass die Verteilung der Gelder zwischen Land und Kommunen neu regelt. Kaum weniger als die Wirtschaftskrise trägt dies eine Mitschuld an der finanziellen Misere der Stadt. Die Stadtverwaltung rechnet durch die neue Regelung mit Mindereinnahmen von fünf Millionen Euro.
Das Ziel ist klar, der Weg strittig
Allerdings gab es dann doch einige Unstimmigkeiten über die durch die Verwaltung vorgeschlagenen Mittel zur Erreichung der Sparziele in den kommenden Jahren. So sprachen sich beispielsweise die Bürgerliste, die Linke sowie die Grünen gegen die von der Stadt vorgeschlagene Reduzierung der Reinigungshäufigkeit an Schulen aus. Das würde die Situationen an den Schulen nur weiter verschlechtern. Ebenso sind die Kürzungen der Zuschüsse an den Fremdenverkehrs- und Innenstadtverein, gerade für die Fraktion der Linken indiskutabel. Beide trügen zur Attraktivität der Stadt bei und jede Einsparung in diesem Bereich würde sich auf Dauer als kontraproduktiv erweisen. Auch gegen den Vorschlag, mit Kürzungen für Stadtbibliothek und Literatursalon, dem maroden Haushalt auf die Sprünge zu helfen, lief vor allem die Linke Sturm. Immerhin erfüllten diese Einrichtungen wichtige Aufgaben für die Allgemeinheit.
Einen erhöhten Gesprächsbedarf löste der Vorschlag der Grünen aus, für die Stadtverwaltung einen Haustarifvertrag abzuschließen. Hiermit könnten nach Einschätzung der Grünen bis zu zwei Millionen eingespart werden. Dies hält Oberbürgermeister Arthur König allerdings für rechtlich bedenklich: „Wir könnten auf dieses Mittel nur zurückgreifen, wenn wir einen nennenswerten Personalüberhang hätten. Da dies nicht der Fall ist halte ich dieses Mittel für ungeeignet.“ Auch die Linke sprach sich gegen einen Haustarif aus. Befürchtet sie doch, dass die Einsparungen vor allem die wirtschaftlich Schwächsten wie beispielsweise Reinigungskräfte und Hausmeister träfen. Auch Stellenkürzungen die alternativ diskutiert wurden lehnt die Linke ab.
Grüne fordern Abschaffung der Dezernentenstellen
In einer am Mittwoch versandten Pressemitteilung nahmen die Grünen nun selbst Abstand von ihrer Forderung und begründeten dies mit dem starken Widerstand der anderen Fraktionen.Weiterhin fordern sie allerding die Abschaffung der beiden Dezernentenstellen in der Verwaltung: „Stralsund ist diesen Weg bereits gegangen, warum soll Greifswald hier nicht folgen?“, erklärt Stefan Fassbinder als haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion.
Auch wenn sich die Abgeordneten für eine, den Bürger möglichst schonende, Lösung aussprachen – wenn der Stadt das Geld ausgeht, werden am Ende die Einwohner dafür zahlen müssen. Nach der Sitzung am vergangenen Montag können sich beispielsweise Hundebesitzer auf erhöhte Hundesteuern einstellen. Auch Grundstückseigentümer werden voraussichtlich stärker zur Kasse gebeten werden. Allem Anschein nach besteht weitestgehende Einmütigkeit, die Grundsteuer A anzuheben. Auch könnte der Sport teurer werden. So befürwortete die Bürgerliste den Vorschlag, dem Erwachsenensport künftig eine höhere Nutzungsgebühr für kommunale Sportstätten in Rechnung zu stellen. Ebenfalls werden Kürzungen bei den Zuschüssen für die Vereine diskutiert. Geht es nach der SPD könnten sich in den kommenden Jahren beispielsweise auch die Musikschulbeiträge erhöhen.
Am 11. November – zu Beginn der Narrenzeit – soll in einer Sitzung aller Fraktionschefs über das Konzept eingehender diskutiert werden. Bleibt zu hoffen, dass das Datum keinen Einfluss auf das Ergebnis hat.
Bilder:
Foto Dr. König – Eric Schümann
Bild Startseite – donaldtownsend via flickr
genau…aber steuern senken geht immer wa…
Natürlich geht das immer. Immer unter Finanzierungsvorbehalt. 😉
"… Auch Grundstückseigentümer werden voraussichtlich stärker zur Kasse gebeten werden. Allem Anschein nach besteht weitestgehende Einmütigkeit, die Grundsteuer A anzuheben. …"
Grundstückseigentümer sind auch alle Vermieter. Die Anhebung der Grundsteuer A wird über die irgendwie zu kalkulierenden Nebenkosten auch jeden Studenten als Mieter betreffen. Damit wird wieder einmal deutlich, dass die Nöte der Kommunalpolitik durchaus auch die Studierenden betreffen.
Eine etwas globalere Kritik der Sparprobleme findet man hier:
http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:finanzpolit…
Hallo Herr Peters,
ich muss ihnen leider widersprechen. Unter die Grundsteuer A fallen, meines Wissens, nur landwirtschaftlich genutzte Grundstücke. Die sonstigen Grundstücke unterliegen der Grundsteuer B. Allerdings wird auch bei dieser noch Verhandlung notwendig sein, da diese für den Haushalt wesentlich wichtiger ist, als die Grundsteuer A.
Das generelle Problem bei der Haushaltssicherung wird wohl sein, dass es keine "angenehme" Lösung geben wird….egal wo man ansetzt, es wird irgendjemanden weh tun!
Danke für den Hinweis, ich habe bei der Verwechselung von A und B einen "Schwarzaus" gehabt. Da aber auch die zutreffende Grundsteuer B erhöht werden soll, bleibt die Konsequenz wie oben beschrieben. Die Stadt hat eine Erhöhung um 100 Hebesatzpunkte für 2010 und 2011 und danach eine stufenweise Degression 2012, 2013 vorgeschlagen. Das würde für 2010 und 2011 Mehreinnahmen von ca. 1 Mio. € pro Jahr einbringen. Im Moment ist wohl als Kompromiss eine durchgehende Erhöhung bis 2013 um ca. 50 Hebesatzpunkte in der Diskussion.
nun, dann sollten wir froh sein darüber, dass die maßnahmen zum ausbau der infrastruktur, im besonderen die neuen radwege und entlastungsstraßen, sowie die überfällige sanierung des schuhhagen noch rechtzeitig abgeschlossen wurden – als noch geld im säckel war !
Es war doch auch im Gespräch, die Aufwandsentschädigung für die Bürgerschaftsmitglieder und Ausschussmitglieder abzusenken. Wurde dieser Vorschlag verworfen?
Weiß jemand von euch, wie hoch diese Aufwandsentschädigungen sind?