Ein Kommentar von Gabriel Kords
Ach, was hatten wir uns alle doch auf die Zeit nach den Wahlen gefreut! Da würden die CDU-Politiker endlich wieder tun und lassen können, was sie wollten, ohne dass es jemand interessiert, könnte die OZ endlich wieder in Ruhe über Großmutters Gemüsebeet berichten, anstatt an investigativem Polit-Journalismus zu scheitern und die Grünen hätten sich in Ruhe dem Natur- und Umweltschutz widmen können, anstatt mit haarsträubender Wahlkampf-Rhetorik ihre politische Umwelt zu be- und verschmutzen. Auch der webMoritz, hatten wir naiv gehofft, könne sich endlich wieder der Hochschulpolitik zuwenden. O, welch trügerischer Irrtum!
Denn es kam anders: Der Wahlkampf ging zu Wochenbeginn einfach weiter. Da ätzten die Grünen in Person von Michael Steiger Ulrich Rose am Montag in altbekannter Weise über die Ostsee-Zeitung, deren Wahlberichterstattung vom selben Tag in der Tat nicht gerade ein Glanzstück war. Das Lokalblättchen hatte nämlich eine äußerst unpräzise Hochrechnung von 22:17 Uhr unter dem Titel „So hat Greifswald gewählt“ veröffentlicht und überdies eine reichlich unrefklektierte Analyse des CDU-Ergebnisses produziert.
So weit, so normal. Was aber nicht normal war, war die Reaktion des OZ-Lokalchefs Reinhard Amler, der postwendend am Dienstag in der Kolummne „Guten Tag, liebe Leser!“ zurückschoss. Die Grünen könnten wohl nicht verlieren, spöttelte er, und bezichtigte sie gleich zwei Mal der „Hetze“ gegen CDU und Ostsee-Zeitung. Amlers Kommentar war gleich mehrfach verwerflich – warum, erläutert (wenn auch parteiisch) der Fleischervorstadtblog. Hinzu kommt noch: Der Terminus der „Hetze“ zählt nicht unbedingt zu dem Vokabular, dass man unbedarft verwenden sollte. Für den medieninteressierten Greifswalder dürfte Amlers Reaktion jedenfalls ein Novum gewesen sein, denn bis dato saß die OZ die meisten ihrer redaktionellen und journalistischen Fehler einfach aus, die Korrektur übernehmen schon seit langer Zeit andere für sie. So wurde auch das falsche „Wahlergebnis“ aus der Montags-Ausgabe in den Folgeausgaben nicht adäquat korrigiert. Auch die Grünen waren sichtlich verwundert über Amlers Reaktion und erwiderten sie dann gleich zweimal.
Wiewohl Amlers Antwort also zweifelhaft ist, entspringt sie doch mutmaßlich einem verständlichem Reflex – nämlich Ärger über den Grünen-Blog. Dort war nicht nur in den letzten Monaten regelmäßig gegen CDU und OZ quergeschossen worden (was nicht verwerflich und sogar nachvollziehbar ist), sondern dabei konsequent der falsche Ton gewählt worden (was eben doch verwerflich ist, unabhängig vom verfolgten Ziel). Dass Amler irgendwann der Kragen platze, war also nicht nur verständlich, sondern sogar berechtigt.
Besonders auffällig waren die beinahe täglich erscheinenden Postillen des Michael Steiger, der bereits vor gut zwei Monaten den Grünen-Blog in die Schlagzeilen brachte, als er den Kultursenator Ulf Dembski (SPD) als „von CDU-Milben verseuchten Bettvorleger“ bezeichnete. Dafür musste sich Steiger entschuldigen, was er erst widerwillig und nur mehr oder weniger eindeutig tat.
Er bewies am Dienstag gleich wieder, dass er nicht zwischen sachlichen Vorwürfen und persönlichen Attacken unterscheiden kann, indem er Amler genüsslich an den DDR-Pranger stellte. Der Vorwurf ist berechtigt, die persönlichen Schmähungen sind es nicht.
Steiger, der am Sonntag übrigens nicht in die Bürgerschaft gewählt wurde, vertat sich regelmäßig mit seiner Wortwahl. Als besonders hässlich sind seine Tiraden gegen die CDU-Oberen herauszuheben, die sich von ihm allerhand Schmähungen gefallen lassen mussten, die defintiv nicht mehr ins Maß einer zivilisierten Ausdrucksweise passen. Exemplarisch sei hier auf diesen Artikel verwiesen. Dort wettert Steiger gegen „die schwarzen Demagogen“ und bringt einen Vergleich mit dem ehemaligen Chefpropagandisten des DDR-Fernsehens, Karl-Eduard von Schnitzler, („Sudel-Ede“) an, den er später auch noch einmal aufgriff. Das setzte sich so fort. Die CDU hieß fortwährend „schwarzer Block“ oder einfach nur „die Clique“.
Zweifelsfrei brachte Steiger mit seiner unermüdlichen Arbeit den ein oder anderen spannenden Sachverhalt zu Tage, etwa diesen hier (Steigers verbale Ausfälle sind im verlinkten Artikel aber ebenfalls nicht zu überlesen). Gleichzeitig instrumentalisierte er aber auch alles, was sich irgendwie gegen die CDU verwenden ließ. So war etwa sein Kommentar zu Dr. Steffens (CDU) Interview mit dem webMoritz stark übertrieben, weil Steiger Zitate aus dem Zusammenhang riss oder sie falschen Personen zuordnete. Und daher war es auch unlauter, dass Steiger dem CDU-Spitzenkandidaten „billigsten Wahlkampf“ vorwarf, denn das kann er selbst ganz gut. Den Spitznamen „Sudel-Ede“ müsste er sich also ebenfalls gefallen lassen, besäße jemand die Unverfrorenheit, ihn damit zu belegen.
Inhalte zur eigenen Politik musste man in den letzten Wochen bei den Grünen ohnehin suchen wie die Stecknadel im Heuhaufen. Und wenn es dann doch welche gab, steckte oftmals wenig dahinter, wie der webMoritz eindrucksvoll feststellen musste, als wir um weitere Informationen bezüglich des Vorwurfes baten, der Förster im Uni-Wald schlage zu viel Holz. Was zunächst mit großem Getöse als illegal proklamiert worden war, stellte sich bereits bei einer vorsichtigen Nachfrage als allenfalls ökologisch fragwürdig heraus – und das auch nur gegründet auf eine Einzelmeinung. Nähere Recherchen des webMoritz stehen noch aus.
So bleibt festzuhalten, dass die Buhmänner der letzten Wochen eben nicht nur in Reihen der CDU und der Ostsee-Zeitung zu suchen gewesen sind, sondern durchaus auch bei anderen. Die Grünen hätten sicher gut daran getan, ihre mitunter spannenden Feststellungen in etwas sachlicherer Form zu publizieren und die fortwährenden persönlichen Attacken gegen Liskow, Hochschild, König und Co. zu unterlassen oder zumindest stark zu reduzieren.
Was abschließend relativierend eingeworfen werden muss: In der Bürgerschaft, die sich als Forum für politische Attacken eigentlich anbieten sollte, hatten die Oppositionsparteien in den letzten Jahren einen schweren Stand. Wer auch nur einmal miterlebt hat, wie unter dem nur mit Mühe als „Sitzungsleitung“ zu bezeichnenden Gestammel von Präsident Egbert Liskow Redner der Oppositionsparteien systematisch ignoriert oder zurechtgewiesen werden, während CDU-Mitglieder ihre Bürgerschaftskollegen seelenruhig diffarmieren können (was auch die anderen Präsidiumsmitglieder nicht im geringsten zu stören scheint), dem sträuben sich die Haare. Auch der ein oder andere DDR-Vergleich ist da wirklich nicht gänzlich unangebracht.
Bleibt abzuwarten, wie sich die Verhältnisse in der noch jungen Legislatur weiterentwickeln. Die Grünen wollen ihr Blog jedenfalls fortführen. Bleibt zu hoffen, dass der Ton sachlicher, die Vorwürfe profunder bewiesen und die Zahl der eigenen Inhalte steigen möge – denn dann (und nur dann!) wäre der Blog in der Tat eine dauerhafte Bereicherung für die Kommunalpolitik in dieser Stadt.
Fotos:
- Ostseezeitung: webMoritz-Archiv
- Steiger: Grünen-Blog
- von Schnitzler: Bundesarchiv via Wikimedia
- Titelfoto Logo der Ostseezeitung und von Bündnis 90/Die Grünen
Lieber Gabriel Kords,
ein langer Artikel, der leider Fehler enthält. Der verlinkte Artikel (ätzten die Grünen), auf den Amler in völlig überzogener Weise reagierte (immerhin liest er den Blog), stammt nicht von Michael Steiger, sondern von Uli Rose. Eigene Inhalte der Grünen in den letzten Wochen seien kaum zu finden, heißt es. Wie wäre es denn mit "Dreister geht`s nimmer I und II", "Eine unendliche Geschichte", die Berichterstattung zur Freiwilligen Feuerwehr, zu Lubmin, die Berichte aus den Bürgerschaftssitzungen, die so anders nicht zu finden sind und vieles mehr?.
Im Übrigen ist der Blog ein Blog und dient damit dem Transport von Meinungen und Nachrichten und ersetzt nicht ein Parteiprogramm. Er kommentiert in erster Linie das Geschehen in Greifswald aus grüner Sicht.
Beste Grüße
Gregor Kochhan
Lieber Herr Kochhan,
ich freue mich über Ihre Reaktion, vielen Dank dafür!
Was die erwähnten Fehler angeht: Den ersten habe ich korrigiert, da hatte ich mich in der Tat vertan. Ist aber vielleicht gar nicht schlecht, dann geht meine Kritik nicht ganz so einseitig an Michael Steiger. Den zweiten (eigene Inhalte) kann ich so nicht nachvollziehen. Was ich vermisste, waren weniger die grünen Kommentare zum politischen Tagesgeschehen, sondern programmatische politische Positionen, die ohne Brandmarken des politischen Gegners auskommen. Letzteres muss zwar auch sein, aber aus meiner Sicht hat sich das grüne Blog fast vollständig darin erschöpft – und das, wie gesagt, auf Kosten der eigenen Positionen.
Wenn das, wie Sie schreiben, gar nicht Ziel ihres Blogs war, fühle ich mich noch darin bestätigt, es unfein zu finden, dass die Grünen ihre Energien in eine Webseite stecken, die ofenkundig nur dazu dienen soll, die politischen Gegner zu diffarmieren…
Da ich den Kommentar wegen der Länge aufsplitten musste, noch etwas:
DIE Grünen gibt es nicht, sondern eine Ansammlung von eigenständig denkenden Menschen, weshalb es keineswegs verwunderlich ist, dass es zwei Einträge zum Amler-Ausfall gibt. Eben die jeweilige Sicht der Dinge der jeweiligen Auroren. Auch deshalb gibt es die namentliche Kennzeichnung. Über die Wortwahl lässt sich sicherlich im Einzelfall streiten, Michael Steiger hat jedenfalls meine volle Unterstützung.
Grüße
Gregor Kochhan
Dass "Die Grünen" mit berechtigter oder unberechtigter Kritik besser umgehen können als CDU und OZ, beweist vielleicht, dass sie diesen Beitrag heute Morgen sofort und kommentarlos auf ihren Blog verlinkt haben.
Der ehemalige Kosovokämpfer , JU- und RCDS Vorstandsmitglied und Webmaster Christian Weller sah sich dagegen zu folgendem OZ Leserbrief veranlasst, Auszug:
"…wofür die Grünen stehen, dafür findet man dort eine Hass- und Hetzkampagne gegen die CDU. Und wenn man dann auf dem Fleischervorstadt- Block lesen muss, dass Herr Rose Herrn Amler angreift, weil dieser seine private Meinung äußert, stellt sich die Frage, welches Demokratieverständnis die Grünen besitzen. Als noch Herr F.(Fischer Anm. mp) berichtet hat und im selben Hetzton wie der Grünenblog war gab es keinerlei Kritik an der Berichterstattung der OZ. …"
.
Der Brief von Herrn Weller ist mal wieder echt übel… Besonders schön ist die Konstruktion eines "Fleischervorstadt-Block" – was is'n das? Vielleicht eine unbeugsame Widerstandsgruppe aus der Fleischervorstadt, die gegen die CDU kämpft? 😉 Gefällt mir, das Bild…
Die Verlinkung der Grünen ist übrigens nicht seitens der Grünen erfolgt, sondern ein so genanntes "Trackback", das webmoritz.de automatisch an das Blog-System des Grünen-Blogs geschickt hat. Allerdings haben die Grünen es genehmigt bzw. nicht gelöscht (je nach Einstellungen) und insofern stimmt der Kern der Aussage in jedem Fall.
Ich verstehe nicht, warum Gabriel in diesem Beitrag derart gegen die Grünen schießt. Muß da was kompensiert werden, um bei all dem CDU-/OZ-Gezeter nicht zu eingleisig zu erscheinen??
Inhaltlich stimmt doch die Kritik an CDU/OZ, wie sie von grüner Seite treffend auf ihrem Blog vorgebracht wurde. Über Wortwahl in der Auseinandersetzung muß mensch sich sicher nicht groß auslassen – das haben die AutorInnen der jeweiligen Beiträge/Artikel zu verantworten. Und Oberdörfer, Amler wie auch Liskow, Hochschild und KollegInnen pflegen da seit Jahren einen Tonanschlag, der jenseits von Gut und Böse ist. Wenn dann mal (zumal im Wahlkampf) polemisch und verbal zurückgeschlagen wird, wird das zum Politikum erklärt – das finde ich ziemlich bigotte.
Ich finde es zudem gelinde gesagt lächerlich, wenn gerade der Webmoritz jetzt Normen für den gepflegten politischen Umgang einfordert. Wenn es um CDU-Filz und OZ-Verdummung geht, ist der Webmoritz ja eigentlich auch nicht um scharfe Aussagen verlegen – zurecht wie ich finde.
Da muss ich Dir in fast allen Punkten zustimmen!
Trotzdem: Nur weil die CDU sich regelmäßig im Ton vergreift, muss man dies ja nicht kopieren (eine Rechtfertigung kann dies auch nicht sein).
Die grundsätzliche Kritik, dass der Ton nicht optimal war, unterstütze ich. Allerdings hat Gabriel für meinen Geschmack zu sehr vernachlässtigt, dass es sich um Wahlkampf handelt, wo auch schon mal klartext gesprochen werden darf / soll.
Trotzdem: Alles in allem ein guter Kommentar.
"Und Oberdörfer, Amler wie auch Liskow, Hochschild und KollegInnen pflegen da seit Jahren einen Tonanschlag, der jenseits von Gut und Böse ist."
Das ist genau der Punkt. Deren Ton geht echt auf keine Kuhhaut. Aber genau darum machen die Grünen einen dicken fetten Fehlern, wenn sie das übernehmen. Und das haben sie im Wahlkampf nicht nur mehrfach, sondern kontinuierlich getan.
1. Und worin besteht der Fehler? – Bei den Wahlen haben sie zugelegt, kann also nicht so schröcklich für die WählerInnen gewesen sein.
2. Selbst wenn es für die Grünen "ein fetter Fehler" gewesen sein sollte – was bewegt Dich dazu, denen jetzt moralische Vorhaltungen zu machen?
Ich finde es bigotte, bei CDU und der OZ das quasi als gottgegeben hinzunehmen, aber bei den Grünen zu bemängeln. Da wird Deinerseits mit zweierlei Maß gemessen, Gabriel.
Danke für den Artikel. Bei mir hat das (übrigens entsetzlich layoutete) Grünen-Blog dazu beigetragen, diese Partei nicht mehr zu wählen. Schlimme Wortwahl, Hochmut und eine herablassende Sicht auf die Ostdeutschen. Es gibt viele gute und nette Leute bei den Grünen in Greifswald, leider scheinen aber die Schreihälse im Moment die Oberhand zu haben. Schon auffällig, dass praktisch keine Frau zum Blog beigetragen hat. Und auffällig (und ein Zeichen für die Vernunft der Wähler), dass bei der zum Glück personalisierten Kommunalwahl die sachlichen Kandidatinnen und Kandidaten gewählt worden sind.
Es ist schon richtig, das Blog wird von mehreren Autoren geschrieben. Aber in der Außenwahrnehmung steht es für die ganze Partei. Die Grünen sollten darüber mal nachdenken. Und Herr Steiger darf meinetwegen gern ein eigenes Blog aufmachen.
Dank dem Blog gabs eine Stimme von mir 🙂 jetzt lese ich dort regelmässig…
und hätt auch gleich nen Themenvorschlag :
"Schlagen sich FDP und die freien Wähler jetzt auf die Seite der Grünen..?"
Indem sie Ihre Wahlplakate ökologisch sinnvoll und ohne weitere Energieaufwendung einfach am
Laternenstamm, dort wachsen Wahlplakate in Ihrer natürlichen Umgebung, verrotten lassen…
Was mir aber an dem Kommentar von Gabriel wie auch an den Auslassungen Michael Steigers aufstößt, ist die Diffamierung von Karl-Eduard von Schnitzler, der hier als "Chefpropagandist" und "Sudel-Ede" abqualifiziert wurde.
Ich denke mal, daß weder Steiger noch Kords wirklich viel mit Karl-Eduard von Schnitzler verbinden und wahrscheinlich auch nicht wirklich den "Schwarzen Kanal" gesehen oder seine politischen Kolumnen in der "Titanic" gelesen haben, sonst würden sie nicht solch einen Honk schreiben.
Von Schnitzler, aus preußischem Adel kommend, wurde 1932 als Schüler Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). Von 1939-1944 war er Soldat der Wehrmacht, geriet dann in Kriegsgefangenschaft. Dort wurde er zu einem antifaschistischen Kämpfer an der Radiofront: Er war 1944 Redakteur in der Sendung "Hier sprechen deutsche Kriegsgefangene zur Heimat" der BBC. 1945 ging er in die britische Besatzungszone und wurde Kommentator beim NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunkt), ab 1946 sogar dessen Intendant. 1947 wurde er (wie damals übrigens viele Linke) aus dem NWDR rausgeworfen, weil er nicht die Kalte Krieg Propaganda des NWDR mitmachen wollte.
Von Schnitzler ging dann in die SBZ und trat dort 1948 in die SED ein. Er arbeitete dann in der DDR im Rundfunk und später auch im Fernsehn der DDR, wo er ab 1960 die Sendung "Der Schwarze Kanal" moderierte; im "Schwarzen Kanal" wurden Bilder des Westfernsehns gezeigt, aus sozialistischer Position von Karl-Eduard von Schnitzler kommentiert. Die Sendung sollte als Gegenpol zur Westpropaganda der Öffentlich Rechtlichen der BRD dienen und über den Kapitalismus, die Kriegsgefahr und reaktionäre und faschistische Bewegungen in der BRD aufklären. In der ersten Sendung wird der vielleicht etwas befremdliche Name erklärt: "Der Schwarze Kanal, den wir meinen, meine lieben Damen und Herren, führt Unflat und Abwässer; aber statt auf Rieselfelder zu fließen, wie es eigentlich sein müsste, ergießt er sich Tag für Tag in hunderttausende westdeutsche und westberliner Haushalte. Es ist der Kanal, auf welchem das westdeutsche Fernsehen sein Programm ausstrahlt: Der Schwarze Kanal. Und ihm werden wir uns von heute an jeden Montag zu dieser Stunde widmen, als Kläranlage gewissermaßen." Die 20minütige Sendung wird fortan jede Woche am Montagabend ausgestrahlt.
Am 30. Oktober 1989 wurde die Sendung eingestellt. Von Schnitzler verabschiedete sich mit den Worten: „In diesem Sinne werde ich meine Arbeit als Kommunist und Journalist für die einzige Alternative zum unmenschlichen Kapitalismus fortsetzen, als Waffe im Klassenkampf zur Förderung und Verteidigung meines sozialistischen Vaterlandes. Und in diesem Sinne, meine Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Genossinnen und Genossen: Auf Wiederschauen.'“ – Und das tat er dann auch, auch wenn er in der BRD aus erklärlichen Gründen nur wenige Plattformen für seine Darstellungen erhielt. So schrieb er z.B. monatlich in der "Titanic" eine eigene politische Kolumne.
Anders als viele Wendehälse hat Karl-Eduard von Schnitzler seine politischen Vorstellungen nicht nach 1990 über Bord geworfen und den Sozialismus und Antifaschismus weiterhin verteidigt – trotz der Hetze gegen die DDR und seine Person. Im September 2001 verstarb Karl-Eduard von Schnitzler im Alter von 83 Jahren.
Leute, kommt mal wieder auf den Teppich, ich mag zwar nicht beurteilen, warum Gabriel Kords letzte Nacht schlecht geschlafen hat bzw. warum er mit dem falschen Fuß aufgestanden ist oder ob er einen bezahlten Job bei der OZ angeboten bekommen hat, Fakt ist eins:
Die CDU regiert in Greifswald seit fast zwei Jahrzehnten in einer Selbstherrlichkeit und einer Arroganz gegenüber dem Bürger, dass in meinen Augen fast jedes Mittel recht sein sollte, um diesen Gesichtspunkt zu thematisieren. Die systematische Wahlkampfunterstützung seitens der OZ ist ja keine von den Grünen erfundene These, sondern sie ist ein Faktum. Es steht Gabriel sicher frei, polemisierende Äußerungen zu kritisieren, dieses setzt aber voraus, dass er sie selbst unterlässt, der Vergleich von Steger mit Schnitzler ist jedenfalls eine eindeutige Polemik, die weder den realen Tatsachen gegenüber gerecht wird, noch in irgend einer Form angebracht ist. Sorry Gabriel aber mit diesem Beitrag hast du dich auf die gleiche Stufe mit denen gestellt, die du kritisieren wolltest.
Der Begriff "Sudel-Ede" ist übrigens eine Erfindung des RIAS aus Berlin, der regelmäßig im Kalten Krieg Sendungen zur Diffamierung und Delegitimierung der DDR ausstrahlte. In von Schnitzler wurden dabei alle Schlechtigkeiten hineinprojeziert, von Schnitzler zu einem "Propagandisten des Bolschewismus" verzerrt.
Unter http://sk.dra.de/ (Deutsches Rundfunkarchiv) finden sich die Sendemanuskripte des "Schwarzen Kanals". Kann mensch sich ja gerne mal ansehen und DANN eine Meinung über von Schnitzler bilden, statt Bildzeitungspropaganda wiederzukäuen.
Zu viele Freunde von mir saßen in der DDR im Knast. Schnitzler ist Mitglied eines Verbrecherischen Systems gewesen, welches wir 1989 friedlich überwunden haben.
Das aber auch nur deshalb weil der vom ZK ausgegebene Schiessbefehl am 9.Oktober 1989 nicht weiter gegeben wurde.
Unverschämt und sachlich falsch ist es auch Schnitzler immer wieder mit Löwenthal zu vergleichen.
Toller Beitrag! *lol*
1. Die SED hatten in den letzten Jahren ihres Bestehens 2,3 Mio. Mitglieder. – Daß Du Dir gerade von Schnitzler raussuchst, deute ich mal als Beißreflex. Von Schnitzler war weder im ZK der SED noch saß er als Abgeordneter in der Volkskammer, der Mann war Journalist und Autor.
2. Mir ist nicht erinnerlich, daß von Schnitzler einen "Schießbefehl" herausgegeben noch einen solchen ausgeführt hat. – Was soll also der Hinweis?
3. Einen Vergleich mit Löwenthal werde ich wohl als allerletzter ziehen. Warum sollte jemand Löwenthal mit von Schnitzler vergleichen wollen? Gerhard Löwenthal war ein erzreaktionärer, radikaler Antikommunist. Von Schnitzler war seit der Kriegsgefangenschaft 1944 ein aufrechter Antifaschist und Kommunist. Der eine hat gegen den Sozialismus in der DDR gewettert, der andere die bürgerliche Klassenherrschaft in der BRD kritisiert.
PS: Ich kenne auch genug KommunistInnen, SozialistInnen und FriedensfreundInnen, die in den 1950er und 1960ern in der BRD im Knast saßen, weil sie gegen Wiederbewaffnung, gegen alte Nazis in Ämtern, für die Wiedervereinigung in einem friedlichen und neutralen Deutschland, gegen das KPD- und FDJ-Verbot eingetreten sind. Viele von denen sind mittlerweile verstorben, die Unrechtsurteile sind bis heute nicht aufgehoben worden. Die wurden übrigens in den Staatsschutzabteilungen der Landgerichte noch von alten Nazi-Richtern verurteilt, die schon zwischen 1933 und 1945 KommunistInnen und andere Linke in Knäste und KZs gesteckt haben. Das nur mal zur Klarstellung.
Ich stimme zu, dass es echt auffällig viel und extreme Kritik der Grünen jetzt vor der Wahl war. Der Wahlkampf mit ihren Inhalten war sehr passiv (Programm stand einfach da, konnte sich ja jeder angucken) während der aktive Wahlkampf hauptsächlich aus dem "Kritisieren" anderer bestand. – Mein Eindruck.
Aber zu dem Artikel muss ich sagen, ich stimme nicht mit dem Satz "Was abschließend relativierend eingeworfen werden muss" als Einleitung auf den vorletzten Absatz des Artikels überein. Denn es ist [für die Demokratie (nur in Klammern, weil es mir eigentlich zu dramatisch klingt) ] WEITAUS schlimmer, dass in der Bürgerschaft einige Fraktionen (oder deren Mitglieder) gleicher sind als andere bzw. von der Sitzungsleitung gleicher behandelt werden als andere, als das "Geätze" der Grünen.
Da hätte ich noch ein Beispiel aus der letzten Bürgerschaftssitzung (von mir schon einmal kommentiert, aber wohl im Eifer eines anderen Gefechts untergegangen): "…Sternstunde für das Demokratieverständnis des Bürgerschaftspräsidenten E. Liskow.
Auf der o.g. Bürgerschaftssitzung (08.06.), einer Fortsetzung der Sitzung vom 25.05.09,
erkundigt sich P. Multhauf beim Präsidenten wieviel Ordnungsrufe für ihn zur Buche stehen.
Zwei war die korrekte Antwort. Auf die Frage nach der persönlichen Zuordnung des Ordnungsrufs für die CDU antwortet Hr. Liskow: "Habe ich vergessen". Herr Hochschild wollte dann den Ordnungsruf für die CDU in seiner gewohnten "Großmütigkeit" übernehmen. Das ging wohl aus einleuchtender Rechtslage nicht.
Am Ende war P. Multhauf in der Sitzung schaumgebremst, da mit dem dritten Ordnungsruf der Ausschluss gedroht hätte, während die CDU-Mitglieder mit der Absolution ihres Präsidenten eine reine Weste hatten. "
Da das grüne Blog offensichtlich keine Trackbacks für seine Artikel aussendet, möchte ich die werten Leser "manuell" darauf aufmerksam machen, dass sich Dr. Ulrich Rose auf dem Grünen-Blog mit diesem Artikel beschäftigt hat. Die URL:
http://blog.gruene-greifswald.de/2009/06/12/medie…
P.S.: Schade an dem Kommentar finde ich die Tatsache, dass er gleich sehr viele Aspekte zugleich aufgreift. Dadurch geht der unmögliche Kommentar von Herrn Amler unter.
Denn wie zu Beginn des Kommentars richtig dargestellt, äußert sich Amler _zum_ersten_Mal_ dazu, dass es in Greifswald inzwischen eine echte alternative Medienkultur gibt. Grünen-Blog, Daburna-Blog, Fleischervorstadtblog und webMoritz bieten inzwischen mehr Meinungen und mehr Informationen als die einseitige Sicht der OZ.
Und anstatt diese alternative Medienlandschaft einmal vorzustellen oder einfach mal die Informationen aus dieser Medienlandschaft aufzugreifen, wird sie bis heute _totgeschwiegen_.
Mit dem Kommenar zum Grünen-Blog hat die OZ nun endlich zugegeben: „Ja – es gibt andere Medien“. Das ist glaube ich ein großer Schritt gewesen.
Die Art wie dann aber im selben Artikel einseitig und unsachlich über diese anderen Medien gehetzt wurde, ist _UNGLAUBLICH_ !
Von einer „unabhänigen“ Lokalzeitung erwarte ich eigentlich, dass sie mich über alle Blickwinkel dieser Stadt informiert – und auch über alle Medien.
Und nicht nur online. Auch das Printprodukt „Stadtgespräch“ liefert von Zeit zu Zeit gute / kritische Artikel (und hebt sich damit deutlich von anderen Medien ala „Vorpommern Magazin“ oder „Blitz“ ab!!). Erfährt der Leser der OZ etwas davon ? Nein!
Aber all das ist leider nicht neu. In meiner fast fünf-jährigen Zeit als Redakteur des Moritz wurde glaube ich nur einmal ein Artikel des Print-Moritz aufgegriffen (Atommüll Hafen Lubmin). Und das auch nur, um ihn in 10 Zeilen zu diskreditieren… Das der Artikel drei Jahre später wie erwartet Realität wurde (Atommüll aus Westdeutschland wurde und wird nach Lubmin geliefert), erfährt keiner…
Die OZ ist für mich mit diesem Schlag gegen die Grünen auf einem absoluten „Tief“ angekommen! Ich verstehe nicht, warum die Rostocker Chefredaktion noch weiter an Amler festhält… Ich finds unmöglich. (P.S.: Persönlich ist Amler ein netter Mensch, aber die Idee, hinter dem Beruf des Journalisten hat er imho nicht verstanden).
Ich verweise in diesem Zusammenhang noch mal auf meinen Artikel zur OZ:
http://www.webmoritz.de/2008/09/06/ostsee-zeitung…
Dass der Artikel zu viele Themen aufgreift (und damit ganz besonders, dass er zu lang ist), stimmt.
Ob man Amlers Reaktion tatsächlich als Ritterschlag für den Grünen-Blog bezeichnen soll, weiß ich nicht. Meine Position ist: Er hat sich provozieren lassen und das kann ich nachvollziehen.
Zwei sachliche Fehler hast du außerdem gemacht:
* Erstens hat Benjamin Fischer vor wenigen Wochen in einem "Guten Tag, liebe Leser!" irgendwas aus der neuesten Ausgabe des "Stadtgesrpäch" kommentiert. Ich habe keine Ahnung mehr, worum's da ging, habe den Kommentar von ihm allerdings unter "voll daneben" in meinem Hirn abgespeichert.
* Zweitens hat die OZ bereits mehrfach moritz und webmoritz als Quelle angegeben und unter anderem auch dereinst zu unserer Podiumsdiskussion eingeladen. Da hieß es in der Ankündigung übrigens einfach "der webMoritz" – keine Ahnung, ob die OZ voraussetzt, dass der Leser weiß, was das ist oder ob sie's dem Leser bewusst verschweigen wollten… 😉
Es gibt tatsächlich Leute die Christian Weller ernst nehmen?!
Ich bin zu tiefst überrascht und gleichzeitig sehr amüsiert.
Hallo, hallo Gabriel!
Bitte melde dich doch mal bei mir, wegen der Uni-Forst-Geschichte. Deine Nachfragen an "die Grünen" sind erstaunlicherweise nicht bis zu mir durchgedrungen. Ich kann dir was zu den Vorwürfen erzählen.
Lieber Gruß
Die Anne
in allererste linie ist dieser ein artikel ein kommentar und so sollte er auch verstanden werden. ich hätte mir eigentlich noch ein häubchen mehr polemik gewünscht, in alle richtungen!
und nebenbei finde ich es wirklich amüsant, dass weller erstens meinen blog liest und zweitens ganz technikaffin 'blog' und 'block' nicht unterscheiden kann. desavouieren und so…
Herr Weller stellt sich als Webmaster vor! Das sind die großartigen Witze der selbsternannten "Greifswalder Eliten" wie Herr Weller oder Dr. Thomas Meyer, die das dumme Volk im Osten (siehe auch ehem. CSU Vors. Stoiber) nicht versteht.
Hi Gabriel,
danke für die Ergänzungen. Ich meinte das mehr als "Ritterschlag" im negativen Sinn! Ich wollte eher darauf hinweisen, wie bitter es ist, dass der Grünen-Blog zum ersten mal in einem so negativen Licht vorgestellt wird… Ich glaube wir habe da eine ähnliche Einstellung 🙂
Zu Deinen "Fehlern":
ja – klar, es gab auch schon vor drei Monaten einen Artikel, wo der webMoritz in einem Nebensatz als Quelle genannt wurde. Wenn du schreibst "mehrfach" hätte ich dafür aber gerne Nachweise 😉 Aber das verstehe ich nicht als Vorstellung…
Im Internet ist es "Standart" andere Webseiten zu verlinken und zu erwähnen. Es gibt eben die Bloggosphäre und eine allgemeine Erkenntnis das alle miteinander verbunden sind. Man kopiert voneinander (mit Quellenangaben), verlinkt sich, kommentiert einander etc. In den Printmedien (fairerweise muss man sagen, dass das nicht nur die OZ betrifft!) hingegen, tut man immer noch so, als gäbe es immer nur die eigene Zeitung. Das ist so dumm und anstrengend… Man zitiert die anderen Medien nur, wenn sie etwas falsch machen…
Ich bin ja mal konkret hingegangen und habe gefragt, ob sie uns nicht mal vorstellen wollen. Da haben sie zunächst zugestimmt, dann aber wieder abgelehnt.
Wollen wir mal ne Anzeige schalten?
"Wenn Sie mal eine andere Meinung über Greifswald lesen wollen: webMoritz.de"
Kostet glaube ich 400 Euro so ne Anzeige auf Seite 1. Soll ich ein Spendenkonto einrichten?
Na die Idee verbuche ich als "total daneben", ein Medium, welches aus aus meiner Sicht aus der Medienlandschaft getilgt gehört, auch noch mit dem Schalten einer Anzeige finanziell unterstützen?
Es gab übrigens in den 90ern mal den Versuch eines Gegenprojektes, (Ich weiß nicht mehr wie das Teil hieß, die Redaktion saß in der Arndt- Ecke Goethestraße…) die Zeitung wurde erst von täglich auf wöchentlich umgestellt, dann wurde das Erscheinen immer seltener, letzlich gab es nur noch einen Sportteil mit Werbung… Eine wirkliche Konkurrenz zur OZ war sie nie und heute im Zeitalter des Internets macht es auch kaum noch Sinn über regelmäßig erscheinende Printmedien nachzudenken, die Informationen sind anders zu bekommen und die Kosten sind zu hoch… Auch die OZ wird es vermutlich nicht mehr ewig geben, also warum sollte mensch die Qualen eines Sterbenden künstlich verlängern?
hab doch gar nix von einer Print-Alternative geschrieben?
Das mit der Anzeige war übrigens mehr Spaß als Ernst 😉
Ein guter, angriffslustiger Kommentar, bei dem hervor geht, dass Gabriel scheinbar nicht nur "kein Freund" der CDU, sondern auch "kein Freund" der Grünen ist. 🙂
Mir sind im Wahlkampf in HGW übrigens auch die Grünen deutlich negativ aufgefallen, die anderen Parteien eher weniger. Und in einem Wahlkampfblog sollte man zwar seine Meinung äußern und auch kritisch, angriffslustig sein, allerdings verbietet es schon eine seriöse Diskussionskultur Begriffe wie "Sudel-Ede" o.ä. einzubauen. Welchen Sinn soll das haben? Ein Rundumschlag von Beleidigungen macht eine ansonsten gute Argumentation und Kritik kaputt und der Diffamierer wird nicht mehr ernst genommen. Wirklich gute Kritik kommt ohne Beleidigungen aus.