Die Bürgerschaftswahlen am 7. Juni haben die Sitzverteilung im Parlament noch stärker zersplittert. CDU und SPD verloren, alle anderen Listen legten zu. Die Einzelbewerber konnten nicht ins Parlament einziehen. Die Wahlbeteiligung lag mit 39,8 % geringfügig höher als beim letzten Mal.
Obwohl die Gesichter bei der SPD angesichts ihres erneuten Verlustes um 5,4 Prozentpunkte am längsten gewesen sein dürften, ist die CDU nach Prozentpunkten die stärkste Verliererin der Bürgerschaftswahlen. Sie büßte mit 6 Prozentpunkten vier ihrer zuletzt 17 Sitze ein. (Die CDU hatte zwar bei den Wahlen 2004 nur 16 Sitze erhalten, aber der Einzelbewerber Uhlig war während der Legislaturperiode der CDU-Fraktion beigetreten.) Die CDU ist damit aber weiterhin die deutlich stärkste Fraktion im Parlament.
Die übrigen Parteien gewannen, zum Teil aber nur geringfügig. Die Linke legte um 1 Prozentpunkt auf 22,30 Prozent (10 Sitze, vorher 9) zu. Die FDP gewann 3,1 Prozentpunkte und kommt damit auf 8,6 Prozent. Damit kann sie ihre Sitzzahl auf 4 Sitze verdoppeln und erreicht so Fraktionsstärke. Die Grünen gewannen 1,2 Prozentpunkte (jetzt 10,7 Prozent), wobei sie 2004 noch getrennt von der Liste „OK“ angetreten waren, deren Vertreter dieses Jahr auf der Liste der Grünen zu finden waren. Ohne die Einrechnung dieser Liste hätten sich die Grünen von 6,4 Prozent um 4,3 Prozentpunkte gesteigert.
Die Bürgerliste kann sich ebenfalls als erfolgreich bezeichnen. Sie legte mit 3,9 Prozentpunkten am deutlichsten von allen auf 10,1 Prozent zu. Sie erhält damit 4 Sitze. Bei den letzten Wahlen hätte sie 3 Vertreter stellen dürfen, konnte aber personell nur zwei Plätze besetzen. Dieses Mal werden alle Mandate besetzt. Mit einem Sitz ebenfalls eingezogen sind die Freien Wähler, die erstmalig antraten. Sie erreichten 2,9 Prozent der Stimmen. Die Einzelbewerber Lange und Tornow zogen nicht ins Parlament ein.
Welche Kandidaten sind eingezogen?
Da es sich bei der Kommunalwahl eigentlich um eine Personenwahl handelt, heißt das Wahlergebnis nicht, dass jeweils die ersten Kandidaten auf der Liste gemäß dem Wahlergebnis in die Bürgerschaft eingezogen sind. Tatsächlich ist die Entscheidung darüber, wer einzieht, wesentlich komplexer. Und so sieht das Ergebnis aus (nach vorläufigen Angaben der Stadt):
CDU
- Dr. Hardtke, Frank
- Hochschild, Axel
- Jochens, Wolfgang
- Kruse, Christian
- Dr. Kühne, Lüer
- Liedtke, Jürgen
- Liskow, Franz-Robert (Student)
- Liskow, Egbert
- Dr. Lorenz, Gerd
- Mundt, Thomas
- Dr. Steffens, Rainer
- Thonack, Mechthild
- Ziola, Ingo
Die Linke
- Dr. Bartels, Gerhard
- Behrendt, Ursula
- Duschek, Rudolf
- Heinrich, Marion
- Dr. Kasbohm, Jörn
- Krille, Edda
- Multhauf, Peter
- Dr. Schwenke, Mignon
- Socher, Birgit
- Worm, Alexa
SPD
- Braun, Norbert
- Dr. Joecks, Wolfgang
- Dr. Kerath, Andreas
- Littmann, Dirk
- Pegel, Christian
- Schmidt, Karl-Dieter
FDP
- Hoebel, Torsten
- Leddin, Angela
- Dr. Matschke, Manfred
- Ratjen, Sebastian
Grüne
- Dr. Bittner, Ullrich
- Dr. Fassbinder, Stefan
- Dr. Fassbinder, Frauke
- Klatt, Anne (Studentin)
- Reuhl, Anja (Studentin)
Bürgerliste
- Burmeister, Ulf
- Dr. Meyer, Thomas
- Radicke , Christian
- Spring, Ludwig
Freie Wähler
- Klaus Heiden
Wie viele gingen Wählen?
Die Wahlbeteiligung lag bei 39,8 Prozent – eigentlich ein alarmierend niedriges Ergebnis. Dennoch war fast so etwas wie Erleichterung zu spüren, denn die Wahlbeteiligung lag damit marginal höher als beim letzten Mal. Damals waren 38,5 Prozent wählen gegangen. Mittags um 14 Uhr hatte das noch ganz anders ausgesehen – die Wahllokale meldeten eine alarmierend geringe Wahlbeteilgigung. In den letzten zwei Stunden entschieden sich dann aber doch noch viele Bürger ihre Stimme abzugeben. Dennoch ist ein Blick auf die Ergebnisse der Wahlen interessant, wenn man eine Gruppe „Nichtwähler“ miteinbezieht:
Wer weitere Zahlen sucht, findet diese auf den Seiten der Stadt.
Wie haben die Parteien reagiert?
Über die Reaktionen der Parteien werden wir in Kürze ausführlicher berichten. Fest steht derzeit nur: Bei der SPD ist man sehr enttäuscht, vor allem die Jusos hat es hart getroffen. Die CDU kann sich trotz ihrem deutlichen Vorsprung zu allen anderen auch nicht wirklich freuen, sie hat am meisten Stimmen eingebüßt.
Die Linken sind mit ihrem Ergebnis halbwegs zufrieden, die Grünen hatten offenkundig mit mehr gerechnet, können aber auch nicht klagen.So war die Stimmung dort dann auch zumindest gestern abend ganz gut – die ersten Ergebnisse einzelner Wahlbereiche schienen ein Debakel anzukündigen, das sich dann nicht bewahrheiete.
Bei der FDP und der Bürgerliste blickte man in strahlende Gesichter – hier sind die deutlichsten Zuwächse zu verzeichnen – beide verdoppelten effektiv ihre Sitzzahl auf 4.
schöner und vor allem lesenswerter beitrag, der exemplarisch für die gesamte berichterstattung des webmoritz zur kommunalwahl steht. schmeichlerisch ist ausserdem, dass hier souverän mit dem unterschied zwischen 'prozent' und 'prozentpunkt' umgegangen wird.
die berichterstattung der ostsee zeitung ist gegen eure arbeit ein witz und es ist eine schande, dass die verantwortlichen ein vielfaches eurer aufwandsentschädigung verdienen. es ist wunderbar, dass mir solche informationen kostenlos zur verfügung gestellt werden.
danke und bitte bitte weiter so!
Auch wenn ich es schon per E-Mail schrieb: ich möchte mich dem Lob auch öffentlich ausdrücklich anschließen! Carsten & Gabriel und das ganze Team haben das super gemacht: Bewährungsprobe mit Bravur bestanden! War ein spannender Abend. Und die Grafiken heute sind auch toll… 🙂
Schließe mich Jockel voll an: Super Berichterstattung und sehr gut aufgearbeiteter Artikel von Gabriel! Mehr davon!
Seh ich genau so!!!
Sehe ich auch so. Richtig supergute Arbeit von Gabriel, Carsten und allen Helfern, die ich nicht kenne.
Zur Qualität der OZ-Berichtserstattung kann man auch hier eine Meinung einholen:
http://blog.gruene-greifswald.de/2009/06/08/oz-wi…
Der Bezeichnung -…"Schweinepreisanzeiger(s)"…- möchte ich mich aber nicht anschließen.
Gänzlich unverständlich wird die CDU-Schelte an der OZ im webMoritz an anderer Stelle.
Das haben alte SED-Kader auch so an sich, dass sie ihre Fahnen in den Wind hängen und heute zum großen Teil bei der CDU zu finden sind. Kürzlich stolperte ich über einen Bericht, dass das ehemalige Mitglied des Politbüros des ZKs der SED Günter Schabowski heute Wahlkampfberater eines Berliner CDU-Bürgermeisterkandidaten ist.
Wir wollen an dieser Stelle unsere alte Funktionärin Genossin Angela Merkel erinnern, die heute Bundeskanzlerin der Verarschungsrepublik ist.
Aus der Geschichte der Ostseezeitung (Wikipedia):
Von 1922 bis 1928 hieß die Zeitung „Ostseezeitung“ und ging in den Jahren 1928/29 mit der „Stettiner Abendpost“ zusammen. Nachfolger dieser Zeitung wurde ab 1933 bis 1939 der „Stettiner Generalanzeiger“, aus dem ab 1939 bis zum Kriegsende 1945 die „Ostseezeitung – Stettiner Generalanzeiger“ hervorging.
Soweit bekannt, wurde ein Teil der Druckerei 1945 nach Greifswald verlagert. Bei der Bildung des Bezirkes Rostock, der auch den Beinamen Ostsee- oder Küstenbezirk trug, erhielt das neugeschaffene Publikationsorgan der SED-Bezirksleitung den Namen „Ostseezeitung“.
Die Ostsee-Zeitung war mit einer Auflage von 260.400 Exemplaren die auflagenstärkste Tageszeitung im Norden der DDR. Seit 1952 war sie das Zentralorgan der Bezirksleitung Rostock der SED.
Nach dem Mauerfall 1989 sagte sich die Belegschaft der Ostsee-Zeitung in einem basisdemokratischen Prozess von ihrem Herausgeber, der SED-Bezirksleitung Rostock, los. Die Belegschaft wählte außerdem aus ihren Reihen eine Verlagsleitung mit Walter Block, später Geschäftsführer, an der Spitze sowie einen Redaktionsrat mit Gerhard Spilker als Chefredakteur. Die Belegschaft beauftragte im Januar 1990 die neue Führungsebene, Gespräche mit den Lübecker Nachrichten über einen etwaigen Kauf der Ostsee-Zeitung durch die Lübecker Nachrichten aufzunehmen.
1991 kaufte die Lübecker Nachrichten GmbH die Ostsee-Zeitung. Fünfzig Prozent der Anteile gaben die Lübecker Nachrichten später an die Axel Springer AG ab.
Auch nachdem sich die Zeitung von ihrem Herausgeber losgesagt hatte und nach dem Verkauf der Tageszeitung durch die Treuhandanstalt als unabhängige Tageszeitung agierte, behielt sie ihren regionalbezogenen Titel. Seit 1990 führt sie im Untertitel die Bezeichnung: „Die Unabhängige für Mecklenburg-Vorpommern“.
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Anmerkung: Natürlich ist die Ostesseezeitung "die unabhängige" Zeitung, so unabhängig wie alle Zeitungen aus dem Haus "Springer".
nur das die OZ nicht mehr zu Springer gehört^^ das kannst du auch bei Webmoritz nachlesen http://www.webmoritz.de/2009/02/05/springer-verka…
ist jetzt aber auch nicht besser eine 2 Lokalzeitung wäre da nachhaltiger
die Ostsee-Zeitung gehört Madsack und nicht springer!!!!
Grafiken mit großen einfarbigen Flächen sollte man wohl besser als PNG speichern, als sie durch totale JPG-Kompression bis zur Unkenntlichkeit zu zermanschen
Danke für den berechtigten Hinweis! Werde ich beim nächsten Mal beherzigen.