Phil Ramcke sitzt seit April diesen Jahres im neuen Studierendenparlament (StuPa). Er gehört zu den

„Neuen“, die im letzten Semester zum ersten mal in das StuPa eingezogen sind. Angetreten war Phil Ramcke für den „Sozialistischen-demokratischen Studierendenverband“ (SDS), welcher der Linkpartei nahesteht. Doch nun wechselte er zur linksextremistischen DKP.

Auf dem StuPa Wochenende fiel Ramke bereits durch extreme Äußerungen über die Geschichte der DDR auf. Im StuPa verhielt sich Ramcke bisher weitgehend unauffällig und lieferte nur wenige – teils aber extrem ideologisch geprägte – Redebeiträge. Sein Stimmverhalten korrelierte häufig denen der Jusos.

Bereits vor seinem Amtsantritt jedoch kriselte es im SDS, denn dort waren Phils Ansichten – so ein Mitglied des SDS gegenüber dem webmoritz – zu extrem. Nach kurzer Zeit trennten sich Phil und der SDS. Ramke hat danach, wie wir erst heute entdeckten, bereits am 23. Mai eine Greifswalder Gruppe der „Deutsche Kommunistische Partei“ (DKP) gegründet.

Von der Gruppe ist auf der Website nur ein schwarz-weiß Foto mit acht Personen zu sehen.

Die DKP wird bis heute vom Verfassungsschutz beobachtet und ist nach Meyers Lexikon eine:

„linksextremistische Partei […], von Funktionären der (seit 1956) verbotenen KPD 1968 gegründet; bis 1989 von der SED finanziell und ideologisch abhängig […]“

Zu den Zielen der DKP Greifswald heißt es auf der Website unter anderem:

„In ihrer künftigen Arbeit wird sich die neue Ortsgruppe am wissenschaftlichen Sozialismus von Marx/Engels/Lenin und anderen VordenkerInnen des Sozialismus orientieren. Angestrebt wird die Überwindung des bürgerlich-kapitalistischen Ausbeutersystems, in dem Menschen zu geknechteten und gedemütigten Wesen herabgewürdigt werden und für Profite die herrschende Klasse über Leichen geht. Die Alternative zu dieser bürgerlichen Klassengesellschaft ist für uns der Sozialismus!“ (Hervorhebungen durch Red.)

Und zum Thema Greifswalder Uni-Politik steht dort:

„Die DKP-Greifswald hat einen freien Kandidaten im StuPa sitzen. Hier soll mit allen fortschrittlichen Kräften gegen RCDS Hegemonie gewirkt und das StuPa zu einem Bollwerk gegen die rückständige Politik auf Landesebene und an der Uni gekämpft werden. Drohung der Einführung von Studiengebühren, Zensur des Moritz oder Bes

etzung aller wichtigen Positionen durch RCDS-lerInnen sind Zustände die über Jahre durch die RCDS-CDU-Wirtschaftsclique geschaffen wurde um mit dem Bachelorstudiengang dem Studierenden jegliche Freizeit zu nehmen, um ihn/sie in die verschulte Version der Uni, in die Diktatur des Kapitals zu versklaven.“ (Hervorhebungen durch Red.)

Aufschlussreich ist auch ein Interview aus der Jungen Welt mit Phil Ramcke, dass auf der Seite veröffentlicht wurde. Darin sagt Ramcke unter anderem:

„So können wir das Märchen der „menschenfreundlichen“ BRD- und Nato-Politik entlarven und zeigen, dass Menschenrechte gebrochen werden, wenn das Militär in Jugoslawien und anderswo einmarschiert.“

Verbrechen scheint es für Ramcke in der DDR nicht gegeben zu haben:

Wie beurteilen Sie das realsozialistische System der ehemaligen DDR?

Wir als junge Leute haben die Geschichte der DDR ja nicht selbst erfahren, sehen in ihr jedoch die größte Errungenschaft der deutschen Arbeiterklasse. Wir versuchen uns mit älteren Genossen über deren Erfahrungen im Sozialismus auszutauschen, aber auch aus ihren Fehlern zu lernen.[…]“

Als einzige Kontaktmöglichkeit ist eine E-Mail Adresse angegeben, von der wir jedoch nur eine Fehlermeldung erhielten.

Kommentar Sebastian Jabbusch:

Von einer „Überwindung des Ausbeutersystem“ spricht nicht nur die KPD sondern auch die NPD. Die DDR hatte sich nicht nur „Fehler“, sondern war eine sozialistische Diktatur.

Auf der Website der DKP Greifswald wird im besten „Kampfton der Arbeiterklasse“ wild alles über einen Kamm gezogen was irgendwie konserativ ist. Dem Greifswalder RCDS wird verdächtigt eine „Leugnung oder Verharmlosung des Holocaust“ zu unterstützen. Und der Queer-Referent Korbinian Geiger, sowie Chefredakteur des Moritz Arik Platzekseien eh nur ein weiterer Schritte des RCDS zur „Monopolisierung der Macht“.

Wer solche Texte liest möchte lachen. Eine lustige Gruppe junger Verschwörungstheoretiker. Doch das Lachen bleibt einem im Halse stecken – zu fanatisch, zu radikal sind die Äußerungen. Demokratie versteht die Gruppe offenbar als Herrschaft „ihrer“ Gruppe.

Glücklicherweise stehen solche Positionen in Deutschland am Rande.

*Update* 28.8.

Heute bezog die Gruppe zu unserem Artikel folgendermaßen Stellung:

Bild-Niveau im Moritz-Zoo

„Wir wollen dem webMoritz für seine Unterstützung danken, dass er auf unsere Gruppe so breit in der Uni auf uns aufmerksam macht. Es stimmt zwar vieles nicht in dem Artikel und etliches ist auch nicht so gründlich recherchiert, aber zum einen ist der Moritz ein nichtkommerzielles Medium, wo Mensch nicht durch die jahrelange Journalismus-Schule gegangen sein muss und zum anderen ist natürlich die DKP in Greifswald auch eine ganz neue Erscheinung, so dass Mensch hier auch durchaus verstehen kann, wenn beim Autor des Beitrags manchmal die Phantasie für mangelnde Recherche einspringt.

Wir rechnen damit, dass künftig die Berichte über die DKP und ihre Greifswalder Ortsgruppe inhaltlich besser werden mit dem steigenden Bekanntheitsgrad der DKP. Wir wollen jedenfalls in den kommenden Monaten verstärkt auf unsere politischen Inhalte (von denen in dem Bericht übrigens nicht viel steht) durch Veranstaltungen und Aktionen aufmerksam machen.

[…]“

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