Studierende sind häufig arm – so viel wissen wir. Und durch die Inflation und den Krieg in der Ukraine wird alles immer teurer. Auch das ist bekannt. Vom Staat werden Studierende durch verschiedene Einmalzahlungen, Erhöhung der Mindestlohngrenze, oder von BAföG und Kindergeld entlastet. Doch wie arm ist eigentlich arm? Und was heißt das für die Studierenden der Uni Greifswald? Wie gehen sie mit dieser Situation um und welche Lösungen haben sie, um mit wenig Geld zurecht zu kommen? Wir haben eine Umfrage zu diesem Thema gemacht, bei der 55 Menschen teilnahmen. Da der Link zur Umfrage nur für 24 Stunden verfügbar war, zeigt das unserer Meinung nach, wie wichtig den Studierenden dieses Thema ist.
Als arm galt in Deutschland im Jahr 2021, wer als alleinlebende Person ohne Kinder im Monat weniger als 1251 € zur Verfügung hatte. 90 % der Umfrageteilnehmer*innen liegen unter dieser Grenze, die mittlerweile höher sein müsste. Durchschnittlich sind es 920 €, die die Studierenden zur Verfügung haben. Die höchste Angabe unter unseren Befragten war eine Summe von 1890 € und die niedrigste 350 €. Trotzdem gaben nur 7 von 55 Befragten an, dass sie sich selbst als arm beschreiben würden. Das ist im Vergleich mit der offiziellen Armut sehr wenig. Das könnte an zwei verschiedenen Gründen liegen: Eventuell spielt die Gewohnheit hier eine Rolle, da die meisten Menschen die studieren wahrscheinlich noch nie selbstständig mit viel Geld gelebt haben. Oder es könnte daran liegen, dass die Eltern oder Verwandten im Notfall einspringen können, wenn das Geld doch mal knapp werden sollte. Außerdem kann man sich teurere Neuanschaffungen zu Weihnachten oder zum Geburtstag wünschen.
Bis auf 4 Personen bekommen alle BAföG und/oder Geld von ihren Eltern bzw. ihrer Familie. 40 % finanzieren sich zumindest teilweise selbst. Andere angegebene Einkommensquellen sind: Kindergeld, PJ-Vergütung, Kredit, Erspartes und Stipendium. Außerdem arbeiten 62 % der Studierenden neben dem Studium. 19 von 34 Personen (das sind 56 %), gaben an, deswegen weniger Zeit für ihr Studium zu haben. Das kann sich letztlich auch auf Noten oder die Dauer des Studiums auswirken.
Und was sind die Lösungen der Studierenden, um mit wenig Geld zurecht zu kommen?
Essen
Ganz vorne liegt „Selber kochen statt außerhalb essen“. 90 % wählten diese Antwortmöglichkeit aus. Dabei wird teilweise für mehrere Tage vorgekocht, auf Produkte wie Fleisch verzichtet oder „kreativ, aber günstig eingekauft und gekocht“. Außerdem sparen die meisten der Umfragteilnehmer*innen Geld indem sie ihren Einkauf genau planen, um nichts wegwerfen zu müssen. Mehrere Befragte gaben außerdem in einer freien Antwortmöglichkeit an, auf Angebote in Supermärkten zu achten oder nacheinander in mehreren Supermärkten einkaufen zu gehen. Also z.B. zuerst bei Aldi, Netto oder Lidl günstiger Lebensmittel einzukaufen und danach bei Edeka, Rewe oder im Bioladen die Produkte zu kaufen, die sie in den anderen Läden nicht finden konnten. Und nicht nur Mahlzeiten werden vorgekocht. Ein*e Umfragenteilnehmer*in gab an, sich jeden Morgen einen Kaffee vorzubereiten und diesen mit zur Uni zu nehmen, anstatt sich dort teuer einen zu kaufen.
Konsum und Hobbies
Generell ist das Sparen von Geld viel durch Verzicht gekennzeichnet. Zwei Drittel der Befragten gaben an, nicht oder selten auszugehen in beispielsweise Kino oder eine Bar. Und etwa die Hälfte verzichtet auf (teure) Hobbies, die sie aber eigentlich gerne machen würden, wenn das Geld dazu da wäre. Dafür werden von etwa zwei Dritteln der Studierenden Hochschulangebote wie Mensa und Hochschulsport genutzt. Auch auf bestimmte Produkte oder Lebensmittel wird häufig verzichtet (72 %). Und anstatt Dinge neu zu kaufen, werden Lösungen wie tauschen und ausleihen (34 %) oder die Reparatur kaputter Gegenstände (64 %) gefunden. Das geht z.B. über Kleidertauschparties oder, indem man Bücher aus der Bibliothek ausleiht. Auf Telegram gibt es Gruppen wie „Solidarisches Miteinander und #SchwarzesBrett Greifswald“, in denen Gegenstände verschenkt und verliehen werden. Hier gibt es Anfragen wie: „Ich suche für meinen Urlaub einen großen Koffer. Hat jemand einen, den ich mir für ein paar Wochen ausleihen kann?“. Und wenn man mal selbst nicht weiter kommt mit dem Reparieren eines kaputten Gegenstandes oder Technikgerätes kann man z.B. im Reparatur-Café in der Straze oder der Kabutze vorbeischauen und Hilfe von erfahrenen Reparateur*innen bekommen.
Bei dennoch notwendigen Neuanschaffungen wird auf Langlebigkeit und Qualität geachtet (54 %). Dabei werden Mehrwegprodukte wie Bienenwachstücher gegenüber Einwegprodukten bevorzugt. Viele kaufen auch Secondhand-Kleidung oder Gegenstände gebraucht ein, z.B. bei Ebay. Oder sie überdenken neue Anschaffungen mehrmals, um sicher zu sein, dass sie diese wirklich brauchen.
Transport
Viele Studierende sparen Geld, indem sie mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, anstatt das Auto zu nehmen (80 %). Das ist sicherlich gerade zurzeit sehr sinnvoll bei den hohen Spritpreisen. Zum Thema Reisen gaben 74 % an, ganz auf Urlaub zu verzichten, Mitfahrgelegenheiten oder geteilte Zugtickets zu verwenden und/oder günstige Arten des Reisens zu nutzen, indem sie zelten, trampen oder den Urlaub früh planen.
Wohnen
Zum Thema Wohnen gaben 56 % der Befragten an, in einer WG anstatt alleine zu leben. 30 % leben außerdem in einem kleinen Zimmer, um dadurch zusätzlich Mietkosten zu sparen. Und viele der Studierenden heizen nicht oder nur wenig und tragen stattdessen lieber warme Pullis und Kuschelsocken (62 %). Auch eine kreative Lösung ist, häufiger bei Freunden zu übernachten um so Energiekosten zu sparen.
Um einen genauen Überblick über alle Ausgaben zu haben, nannten die Befragten das führen eines Haushaltsbuches als Strategie an. Dies kann bis zum Erstellen von „Überkomplizierten Exceltabellen“ führen, wie es ein*e Teilnehmer*in angab. Eine Person gab an, nur mit Bargeld zu bezahlen, um so einen guten Überblick über alle Ausgaben zu haben.
Sparen
Um trotz des geringen Einkommens Geld für z.B. Urlaube oder größere Anschaffungen zu sparen, heben einige der Studierende entweder zu Anfang oder Ende des Monats einen bestimmten Betrag bzw. das überschüssige Geld von ihrem Konto ab. Oder sie überweisen es auf ein Sparkonto. So können sie sicher gehen, nicht mehr Geld auszugeben, als sie wollen und somit die Möglichkeit auf einen Urlaub einfach „aufzubrauchen“.
Das Gute ist: Viele dieser Ansätze sparen nicht nur Geld, sondern sind gleichzeitig nachhaltig und schonen so die Natur und das Klima. Ein genau geplanter Einkauf und das Reparieren von Gegenständen und Kleidung wirken z.B. der Verschwendung von Lebensmitteln und Ressourcen entgegen. Und wer mehr Rad und weniger mit dem Auto fährt schont ebenfalls die Umwelt. Genauso wie das Leben in einem kleinen Zimmer bzw. in einer WG.
Punkte wie nicht oder wenig zu heizen, sind zwar bis zu einem bestimmten Punkt ebenfalls klimaschonend. Dies kann aber bei zu niedrigen Temperaturen oder zu hoher Raumfeuchtigkeit zu Schimmel führen, was für Bausubstanz und Gesundheit schädlich ist.
Gleichzeitig kann es aber belastend sein, ständig auf sein Geld achten zu müssen. Ebenso steht es darum, sich Lebensmittel oder Produkte, Hobbies oder Unternehmungen, die man eigentlich sehr gerne mag, nicht leisten zu können. Das deckt sich mit der Umfrage: ca. 36 % der Teilnehmer*innen gaben an, dass ihre finanzielle Situation sie immer oder häufig stresst und ca. 33 %, dass dies zumindest manchmal der Fall ist. Immerhin können viele Studierende darauf hoffen, dass sie, sobald sie das Studium abgeschlossen haben, in einem hoffentlich gut bezahlten Job ihr eigenes Geld verdienen. Und sich so viele Dinge wieder leisten können, auf die sie während ihrer Studienzeit verzichten mussten.
Wir hoffen, dass wir euch mit diesem Artikel zeigen konnten, dass ihr nicht alleine seid und, dass es anderen Studierenden genauso geht wie euch und sie ebenfalls wenig Geld haben. Vielleicht konntet ihr euch von der ein oder anderen Möglichkeit Geld zu sparen inspirieren lassen. Eventuell hab ihr dadurch sogar mehr Geld für Dinge, die euch wichtig sind. Weil ihr an anderen, weniger wichtigen Enden, eine Möglichkeit finden konntet, zu sparen.
Hier noch ein paar weitere Ideen zum Geld sparen:
Zusätzlich Geld verdienen durch die Teilnahme an Studien oder Blut- und Plasmaspenden
Sachen selbst bauen oder nähen
Re- und Upcycling
Im Supermarkt nach Angeboten und reduzierten Lebensmitteln schauen
Nutzung von Foodsharing
Containern gehen*
Ein eigener Kleingarten zum Anbau von eigenem Obst und Gemüse
* Aktuell fällt Containern in Deutschland noch unter Strafe (§242 StGB). Allerdings sprachen sich der aktuelle Bundesjustizminister und der Bundeslandwirtschaftsminister im Januar 2023 für eine Straffreiheit aus, sollte man sich beim Containern nicht anderweitig strafbar machen.
Wut, Hass, Zorn: All diese Gefühle verbindet man so manches Mal mit seinen Mitmenschen. Genau für solche Momente ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns mal gepflegt über Leute auslassen, lest ihr das hier.
Urlaub ist gerade leider mal wieder nicht möglich, dumm gelaufen. Aber wer dieser Tage zwei Haushalte für einen romantischen Spaziergang entlang der endlosen Supermarkt-Tiefkühl-Korridore vereint, kann trotzdem so einiges erleben: Wie auf einem arktischen Tauchgang, bei dem man übrigens seine Maske auch so tragen sollte, dass sie die Nase bedeckt, weil sie sonst nämlich verdammt nochmal nutzlos ist, ziehen die Doraden und Lachse, Garnelen und Fischstäbchen, die Tiefkühlpizzen und sogar die Spinatschwärme an uns vorbei (Wie macht der Spinat unter Wasser? Blubb.) Wer zitternd glücklich gestopfte Gänsehaut und die versammelte, schockgefrostete vorpommersche Fauna passiert, sich auch von den Elefantentorten (törööö) der Groß(wild)konditoreien losreißen kann und so schließlich bis hin zur Speiseeistheke gelangt, wird sich direkt mit der nächsten Reizüberflutung konfrontiert sehen.
Beim Anblick der 100 verschiedenen Sorten des gekühlten Glücksspenders wirkt es, als müsse das Lieblingseis der Deutschen folgende Zutaten unbedingt enthalten: Sahne, Zucker, Milchpulver, Schokolade, Cookie Dough, Erdnussbutter, Metformin, Fudge, Walnüsse, Glibenclamid, gesalzenes Karamell, Strawberry Cheesecake, Dapagliflozin, Mandelsplitter, Kaugummi, die Liste könnte beliebig fortgeführt werden. Wir haben uns also fernab der leeren Klopapier-Regale in eine scheinbar heile Welt des Überflusses verirrt. Das Narnia des Supermarkts hinter der Tür eines Eisschrankes quasi. Doch es ist nicht alles so idyllisch, wie es wirkt. Als wir klein waren, durften mein Bruder und ich unserer Großmutter zum Abendbrot mal einen Teller mit den Vorräten aus der Küche zusammenstellen. Weil wir ziemliche Lausbuben waren (also eigentlich ich, mein Bruder war tatsächlich immer sehr lieb), war das Endresultat ähnlich bunt gemischt wie die eben genannte Eistheke. Und schon damals haben wir am wenig genussvollen Gesichtsausdruck unserer Omi eine wichtige Lektion, zwar nicht an der eigenen, aber doch immerhin an engverwandter Haut, gelernt: Weniger ist (gerade in der Küche) oft mehr. Und das gilt selbstverständlich auch beim Eis. Was dem ungeübten, diabetisch-retinopathischen Auge auf der Suche nach Zucker nämlich entgangen sein mag, erspäht der genussgeschulte Blick sofort: Etwas ganz Simples fehlt in diesem Kühlregal! Müssen wir die Liste der heißen Corona-Ware jetzt etwa wieder aufwärmen, nur um sie um ein Tiefkühlprodukt des Grundbedarfs zu ergänzen? Nudeln, Klopapier und jetzt auch noch Erdbeereis?! „Wer bunkert denn bitte Erdbeereis?“, frage ich erst mich und dann die nette Dame, die gerade das Regal einräumt. Die Antwort überrascht mich, denn der Laden ist nicht etwa Opfer einer Hamsterherde geworden, sondern führt aktuell gar kein Erdbeereis. In den anderen Supermärkten, in denen ich mein Glück versuche, erhalte ich das gleiche unbefriedigende Resultat.
Wie solche Entscheidungen im Management zustandekommen, werde ich wohl nie verstehen. Wieso abgefahrene Spezial-Eissorten verticken, gleichzeitig aber die Basics vernachlässigen? Das ergibt für mich in etwa so viel Sinn, als würde ein Universitätsklinikum als Maximalversorger zwar Brustvergrößerungen anbieten, dafür aber die Kinderchirurgie schließen. „Meiner Hühnerbrust geht es bestens, danke der Nachfrage, aber könnte meinem Kind jetzt bitte endlich mal jemand den Blinddarm (die Appendix vermiformis, um anatomisch korrekt zu bleiben) rausnehmen, bevor es stirbt? Danke!“ Also so rein hypothetisch.
Eine Welt ohne Erdbeereis ist grau.
Ich sitze nun während des Lockdowns alleine und ohne Erdbeereis zu Hause, meine Kühltruhen-Begleitung hat angeblich andere Pläne. Ich kann es ihr nicht verübeln, denn wer will schon Zeit mit jemandem verbringen, dessen Gedanken sich ausschließlich um das eigene Verlangen nach Erdbeereis drehen?
Was macht man nun also in so einer aussichtslosen Situation? Das Internet muss Abhilfe schaffen, ich brauche ein Rezept, muss das Eis jetzt selber machen! Doch als ich versuche, den Namen des Objektes meiner Begierde in die Suchmaschine einzugeben, korrigiert mein Handy die Suchanfrage automatisch zu „Erdkreis“ (Kreis? Ich dachte die Erde sei eine Kugel?). Das kann doch nicht wahr sein! Ich beginne misstrauisch zu werden. Erst die Supermärkte, jetzt mein Handy, dem ich eh nie so wirklich vertraut habe mit seiner Gesichtserkennung und seinem Fingerabdruckscanner. Wer möchte verhindern, dass ich Erdbeereis zu mir nehme? War es vielleicht genau das, wovor uns John Lennon in „Strawberry Fields Forever“ warnen wollte, bevor er (angeblich von einem psychisch verwirrten Täter, aber wer weiß das schon so genau?) ermordet wurde? „Nothing is real“, exakt so fühle ich mich gerade auf meiner Suche nach der eiskalten Köstlichkeit. Gibt es Erdbeereis überhaupt oder bin ich inzwischen schon so lange abgeschottet, dass ich es mir nur eingebildet habe? Ich weiß nicht mehr, wem ich vertrauen kann.
Und dann endlich doch noch ein Silberstreifen am Horizont, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte: In einem Forum bin ich auf ein Rezept für Erdbeereis gestoßen! Und nicht nur das, über einen Link im Rezept habe ich eine Bio-Snackbar gefunden, die fast zu perfekt klingt, um wahr zu sein. Vegan und dann wird dort alles auch noch ökologisch hergestellt! Nach einer kurzen Recherche entdecke ich, dass der sympathische Besitzer (hieß so nicht auch mal ein bekannter Hunnenkönig?) außerdem eine Telegram-Gruppe betreibt, in der er mittlerweile über 114.000 Menschen, die heiß auf Eis und mehr sind, regelmäßig über die neuesten Rezepte und alles was außerhalb der Eistruhe passiert, auf dem Laufenden hält. Absoluter Wahnsinn, also nichts wie rein da! Und wie viel der zu erzählen hat, im Minutentakt kommen neue Infos, endlich schreibt mir mal jemand! Außerdem sind alle Leute, die Erdbeereis so schätzen wie ich, eine mehr als erwünschte Abwechslung von den Menschen vor meiner Haustür, deren Geschmacksknospen dank der Propaganda der Mainstream-Nahrungsindustrie immer noch wie die Schafe schlafen. Die fressen vermutlich immer noch die Süßigkeiten, die ihnen irgendein saccharistischer Candy-Ketzer letzte Woche schmackhaft gemacht hat. Bounty und Pinballs, das ist doch pures Gift und sowas bekommt da 6 von 10 Kokosnüssen bzw. Kürbissen? Nicht mit mir! Nieder mit der Lügenpresse in Magenta! Das ist die Farbe des Kühltheken-Kommunismus, den sie uns allen aufdrücken wollen. Die Farbe des Bösen, die Farbe des … die Farbe des Erdbeereises … Moment, aber das kann doch nicht sein. Erdbeereis ist gut, da bin ich mir ganz sicher! Das ist genau genommen das einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann. Erdbeereis, ergo sum. Ich bin verwirrt und brauche Rat von ganz oben.
Gut oder böse?
Deshalb bin ich am Samstag nach Leipzig gefahren. So eine schöne Stadt, hier ist die Zeit irgendwie stehen geblieben. Hier kann man sogar noch in Ruhe spazieren gehen, während man im Plenum über Eis diskutiert. Und so nette Polizist*innen, die haben ganz nett gewunken und gelächelt, als wir an ihnen vorbeigekommen sind. Immer wieder schön, Leute zu treffen, die die gleichen Werte vertreten wie man selbst.
Was mich aber negativ überrascht hat, war, dass die Menschen da irgendwie gar nicht so viel über Erdbeereis reden wollten, wie ich gehofft hatte. Okay, es ist inzwischen relativ kalt geworden und viele Leute haben momentan nicht so viel Appetit auf Eis. Aber was die da erzählt haben, kam mir zum Teil doch ein bisschen komisch vor – Geschichten von der Corona-Lüge, von kinderfressenden Satanist*innen, von Reptiloiden, von Mikrochips und Bill Gates, der alle Sachsen kontrollieren will, um den Preis von Bautzner-Senf zu drücken, den er sich sonst nicht mehr leisten könne (aktuell 37 Cent für 200 Milliliter). Lauter Erzählungen also, die nun wirklich nur Menschen glauben können, die auf Oreo-Eiscreme stehen und Theorien, die außerdem, selbst wenn sie wahr wären (was sie nicht sind), neben meiner Erdbeereis-Verschwörung vollkommen verblassen würden. Trotzdem hatten viele der Menschen dort erschreckenderweise nicht viel zu Erdbeereis zu sagen. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die sich untereinander eigentlich auch gar nicht so gut leiden können. Warum die sich dann trotzdem alle da treffen, wissen sie wohl selbst nicht. Vermutlich passiert sowas halt, wenn man eine Party viel zu groß aufzieht. Ein paar Leute, die man eh nur aus Höflichkeit eingeladen hatte, bringen dann komische Freund*innen mit und plötzlich sind ganz viele Menschen vor Ort, die den Gastgeber überhaupt nicht kennen und nichts Positives zu Erdbeereis zu sagen haben. Also heißt es für mich nun „‚Hello Goodbye‘ Telegram-Gruppen!“, hat keinen Spaß gemacht mit euch, wir sind wohl einfach zu unterschiedlich. Und herausgefunden, was mit meinem Erdbeereis passiert ist, habe ich auch immer noch nicht …
Tja, damit schließt sich der Kreis. Ich bin zwischendurch vielleicht doch ein bisschen vom Thema abgekommen, deshalb zum Abschluss nochmal der klare Appell an alle Supermärkte in Greifswald, Deutschland und auf der ganzen Welt:
Verkauft Erdbeereis, denn es könnte Leben retten! Und es ist verdammt nochmal Erdbeereis, das ist einfach nur geil, wie kann man das nicht im Sortiment haben??
Um den Inhalt dieses Beitrags noch einmal klar einzuordnen, möchte ich, jetzt nachdem Trump abgewählt ist, Barack Obamas Rede beim White House Correspondence Dinner 2011 (vermutlich der Anlass für Trumps Präsidentschaftspläne) zitieren, in der er, nachdem er die Eröffnungsszene aus „König der Löwen“ als sein „Geburtsvideo“ präsentiert hatte, die Debatte um seine Geburtsurkunde humorvoll abschließt: „I want to make clear to the Fox News table: That was a joke.“ Ich bin und war – trotz ihres unbestreitbaren Unterhaltungsfaktors – kein Mitglied in den einschlägigen Telegram-Gruppen und war am vergangenen Wochenende selbstverständlich auch nicht in Leipzig. Ich bin einfach nur ein besorgter Erdbeereis-Esser.
Titelbild: silviarita auf pixabay.com Beitragsbilder: Philipp Schweikhard
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