Eine Liebeserklärung an Filme mit Christian Bale

Eine Liebeserklärung an Filme mit Christian Bale

Ein Kribbeln im Bauch, ein unverhoffter Glücksmoment, ein wohlig warmes Gefühl. Dafür braucht es nicht immer ein großes Ereignis, vielmehr liegen diese magischen Momente oft verdeckt unter einem Mantel der Gewohnheit und der Selbstverständlichkeit. „Eine Liebeserklärung“ ist unsere neue Kolumne, in der es darum gehen soll, die vermeintlich einfachsten Dinge dieser Welt wertzuschätzen. Mit ihr bauen wir euch eine zynismusfreie Nische, in die sich hineingekuschelt werden kann, wenn der Alltag einem mal wieder die Daunendecke der guten Laune zu klauen versucht. In diesem Beitrag soll es um die Liebe zu Filmen mit Christian Bale gehen.

Variabel wie ein Schweizer Taschenmesser

Christian Bale ist vor allem eins: variabel. Sei es als Patrick Bateman in „American Psycho“, als Batman in Christopher Nolans Trilogie oder als Dicky Ecklund in „The Fighter“, er überzeugt. Aber das war nur ein Auszug der ikonischen Rollen des Christian Bale. Seine Darstellung als Trevor Reznik in „The Machinist“ ist vielen auch noch ein Begriff. Es liegt aber nicht nur an seinem Talent, diese unterschiedlichsten Rollen darzustellen, sondern auch an seinem unfassbaren Einsatz. Alle, die sich näher mit der Person des Christian Bale beschäftigen oder regelmäßig Filme konsumieren, in denen er mitspielt, merken schnell, dass Bale sein Äußeres beinahe chamäleonartig verändert. Je nach Rolle natürlich. Für den Part als Trevor Reznik nahm Bale in kurzer Zeit 28 Kilogramm ab. Berichten zufolge aß er in jener Zeit eine Dose Thunfisch und einen Apfel. Am Tag. Ach ja, natürlich wurde Bale auch zum Kettenraucher, um Gewicht zu verlieren, was auch sonst. Was auf diese Rolle folgte, ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme bis heute: „Batman Begins“. Zum Dreh für den Film erschien Bale ungefähr 45 Kilogramm schwerer – und das nur etwa sechs Monate nach dem Drehende von „The Machinist“. Diese Story allein ist schon krass und absolut nicht gesund. Sie hört hier aber noch nicht auf. In einem Interview sagte Bale, dass er zu viel Fett zugenommen hatte und scherzhaft von Crewmitgliedern gefragt wurde, ob sie Batman oder Fatman drehen würden. Also nahm er wieder etwas Gewicht ab und unterzog sich Krafttraining, um gezielt Muskeln aufzubauen. Christian Bale hat diese Prozedur mehrfach hinter sich. Auch beeindruckend ist der Fakt, dass er als gebürtiger Waliser das amerikanische Englisch erst erlernen musste.

Hochdekoriert und weitestgehend skandalfrei

Bale hat bis jetzt einen Oscar und zwei Golden Globes gewonnen. Insgesamt sind es über 75 Filmpreise und mehr als 120 Nominierungen. Es ist also leicht zu sagen, dass Christian Bale zu den besten Schauspieler*innen seiner Generation gehört. Aber jede*r hat ihre oder seine Leichen im Keller, so auch er. Sein Ausraster am Set von „Terminator: Die Erlösung“ hat mich beim ersten Hören der Audiospur an einen gewissen Klaus Kinski erinnert. Der große Unterschied zwischen den beiden ist aber, dass Kinski so etwas regelmäßig machte. Bales letzter „Skandal“ liegt mehr als 10 Jahre zurück, was überrascht, wenn man hört, dass er oft als schwierig, dünnhäutig oder auch unberechenbar beschrieben wird. Auch interessant ist, dass er anscheinend keine Social Media-Accounts besitzt. Er ist also Teil einer aussterbenden Art. Wir alle können wahrscheinlich gleich zehn Schauspieler*innen oder andere Künstler*innen nennen, die auf Social Media zu finden sind – mit mindestens einem Account. Aber gar keinen zu haben? In der heutigen Zeit kaum vorstellbar.

Grund des Artikels

Hier sollte es in so einem Artikel das Ziel sein, dir, die*der gerade diese Zeilen liest, Christian Bale näherzubringen. Dafür musste ich aber erstmal mein kaputtes Verhältnis zu Filmen wieder geraderücken. Das ist nicht wirklich einfach. Aber fangen wir von vorne an. Zum einen gibt es kaum Filme, die mich wirklich begeistern. Star Wars nicht komplett gesehen, Der Herr der Ringe nicht gesehen, von Harry Potter nur den ersten Teil komplett geschaut – nur um dir ein Gefühl zu geben, wie wenig ich mich für Filme begeistern konnte. Seit ich jetzt in der sogenannten vorlesungsfreien Zeit vermeintlich mehr Freizeit habe, fing ich an, mir meine Lieblingsfilme anzuschauen. Aber selbstverständlich erst abends, da ich ja noch eine Hausarbeit zu schreiben hatte. Schließlich bin ich ein pflichtbewusster Student. Es fing mit der Batman-Trilogie von Christopher Nolan an, in der Christian Bale Batman verkörpert. Aufgrund der Empfehlung von Netflix schaute ich mir den nächsten Film an: „American Hustle“. Ich merkte hier erst nach geschlagenen 35 Minuten, dass Christian Bale die Hauptrolle spielte. Von seinen chamäleonartigen Fähigkeiten erzählte ich ja bereits. Und wieder fand ich die Rolle, die er spielte, gut. Besonders macht ihn aber auch, dass er nicht in einer Rolle gefangen ist. Die gesamte Bandbreite ist dabei. Von dem schwarzen Rächer bis zum Ex-Präsidenten spielt er alle. Es gibt genügend Beispiele für Schauspieler*innen, die in einer Rolle einen so bleibenden Eindruck hinterlassen haben, dass man sie nur in dieser wahrnimmt. Ein Beispiel, das mir sofort einfällt: Daniel Radcliffe. In ihm sieht man eigentlich nur Harry Potter. Jemand, der mir bei diesem Artikel sehr geholfen hat, brachte auch noch Tom Cruise ins Spiel. Kann ich persönlich wenig zu sagen, habe ich doch selbst keinen Tom Cruise Film gesehen, für den er wirklich bekannt ist. Ich kenne niemanden, die*der sagt: „Oh, das ist ja Tom Cruise, der hat doch Stauffenberg in ‚Operation Walküre’ dargestellt.“ Meistens wird er doch entweder mit Top Gun oder Mission Impossible assoziiert. Zumindest kommt mir das so vor. Und da ist der Charakter doch eher einfach zu beschreiben. Waghalsig und unantastbar. Ein Aspekt, der auch zentral für die Filme von Christian Bale ist (zumindest für einige), ist Zeitlosigkeit. Wir alle kennen das, wenn man sich an etwas sattgesehen hat. Bei den meisten seiner Filme ist dies aber nicht der Fall. Allein als ich für diesen Artikel „recherchiert“ habe, habe ich mir die Batman-Trilogie locker dreimal angesehen. „American Hustle“ dreimal und „The Fighter“ auch mehrmals.

Zum Glück fand ich den Weg zu Christian Bale. Seitdem kann ich mich auf mehr Filme einlassen. Er hat es mir mit den Rollen, an denen er mitwirkte, also ermöglicht, in eine ganz besondere Welt einzutauchen. Eine Welt, in der alles möglich scheint und wo Fantasie selten nicht ausgeschöpft wird. Die Welt der Filme.

Top 5

Abschließend möchte ich aber noch meine persönlichen Lieblingsfilme mit Christian Bale mit dir teilen. Viel Spaß!

5. American Psycho (wird einigen wehtun, sorry)

4. Batman Begins

3. The Fighter

2. American Hustle

1. The Dark Knight Rises

P.S.: Ich habe mit Absicht nicht den zweiten Batman-Teil in die Liste einfließen lassen, obwohl es wahrscheinlich der beste Film der Reihe ist. Ich bin nämlich der Meinung, dass dieser Film nicht von Bale, sondern von Heath Ledger, der den Joker darstellt, getragen wird.

Beitragsbild: 선인장 auf unsplash

Streamingdienst der Stadtbibliothek – Das Herausstechen aus der Masse

Streamingdienst der Stadtbibliothek – Das Herausstechen aus der Masse

Netflix, Amazon Prime, Disney Plus, Hulu, HBO Max, RTL+, Youtube premium, Joyn Plus, Sky, Apple TV+… . Streaming regiert die Abendunterhaltung wie Oasis den Wunsch nach Vereinigung, Take That den Wunsch nach Trennung, „We don’t talk about“ Bruno das Herz von Kindern und das Lineal die Kurvendiskussion (wegen ruler…). So stellt sich doch die Frage, worin sich die einzelnen Anbieter noch unterscheiden? Exklusivtitel und Eigenproduktionen locken, jedoch erscheint der berühmte Markt übersättigt durch das Vollgestopfte, mit animierten Sitcoms von super spritzig verrückten Familien, Reality TV über die wirklich wahre Liebe und Filme von und mit Timothée Chalamet und Ryan Reynolds. Bibliotheken des Landes haben dagegen einen Anbieter vorzuweisen, bei dem nun auch die Stadtbibliothek Greifswald Mitglied ist, welcher die Frage mit einem einzigartigen Angebot in ein ganz neues Licht rückt.

Was ist es?

Die Stadtbibliothek Greifswald hat seit dem 15. Dezember das Streamingportal filmfriend in ihr Angebot aufgenommen. Dabei handelt es sich um eine Plattform für Bibliotheken in ganz Deutschland, die Filme zeigt, die sonst selten bei klassischen Streaminganbietern gefunden werden können.
Die Stadtbibliothek schreibt selbst:
Angemeldete Nutzer*innen der Stadtbibliothek können das Filmstreamingportal filmfriend kostenfrei nutzen und damit über 3.000 Filme online schauen. Die Anmeldung erfolgt mit Benutzernummer (auf dem Leserausweis) und Passwort der Stadtbibliothek. Das filmfriend-Angebot umfasst vor allem deutsche und europäische Titel, Arthouse-Fime, Filmklassiker, Kurzfilme, Serien und Dokumentarfilme sowie eine große Filmauswahl für Kinder und Jugendliche.

Was kann es?

Was der Plattform von vornherein zu Gute kommt, ohne das weitere Angebot zu betrachten, ist der unschlagbare Preis. Kostenfrei ohne versteckte Nebenkosten für Bibliotheksmitglieder kann sich wirklich sehen lassen. Interessierte ohne Mitgliedschaft können diese für einen jährlichen Tarif von 15€ (10€ für Studierende) abschließen und dabei auch noch von den physischen Qualitäten der Stadtbibliothek profitieren. Diese stehen im Verhältnis zu monatlichen Beiträgen von meist 8-15€ der klassischen Anbieter, die aufgrund der Andersartigkeit des Angebots aber auch schwer zu vergleichen sind.

Das wichtigeste Herausstellungsmerkmal von Filmfriend lässt sich im Filmangebot ausmachen. Nur um es mal so zu sagen: es gibt vermutlich eine ganze Sammlung von Filmen aus jedem Land Europas, wenn nicht der ganzen Erde, die in irgendeiner Art prämiert wurden. Die Spanne läuft vom dänischen Königshaus zu einem rumänischen Mädchen, das seine Familie nicht mag hin zu einem Pferd aus Finnland. Dazu kommen eine raue Anzahl an Buchverfilmungen, was bei einem Dienst der Bibliothek vermutlich nicht besonders überraschend, aber auch dementsprechend umfangreich ist. Dokumentationen, die in dieser Anzahl und Qualität wohl nur in der zu guten Arte Mediathek gefunden werden können. Trotzdem sind aber auch viele Fernseh- und Kinofilme verfügbar. So gibt es wohl jeden Film mit Daniel Brühl, dem deutschen Bradley Cooper, Lars Eidinger, dem deutschen Neil Patrick Harris und Mads Mikkelsen, dem dänischen Daniel Brühl. “The King’s Speech” hat nicht umsonst vier Oscars gewonnen, “Die Königin und der Leibarzt” fesselt emotional und “Submarine” muss nicht nur aufgrund der Vertonung von Alex Turner zu den besten Coming of Age Dramen gehören. Zu alldem kommt das angesprochene Unterscheidungsmerkmal: Filmfriend weist Filme auf, die in dieser Anzahl wohl nirgends zu finden sind. Als Beispiel dafür gibt es eine ganze Sammlung von in der DDR verbotenen Filmen, die zum Teil erst nach der Wiedervereinigung aus übriggebliebenen Resten zusammengesetzt und hier digital verfügbar gemacht wurden. „Die Russen kommen“ von 1968 zeigt, wie Jugendliche des Nationalsozialismus in der Endzeit des 2. Weltkriegs zwischen Glaube an den Endsieg und völliger Verzweiflung als letzte Verteidigung in den Krieg ziehen mussten. Wenn wir schon bei so aktuell anklingenden Themen sind, muss auch für das Drama “Donbass“, welches den seit 2014 anhaltenden Konflikt in der Ukraine dokumentiert, eine Empfehlung ausgesprochen werden.

Filmfriend hat nicht diese Eigenproduktion, die zur teuersten Serie aller Zeiten werden kann. Aber vermutlich macht das die ganze Plattform zu etwas besonderem, dass sie ein kleines Stück weg vom Kommerz kommt und die Welt so zeigt, wie sie eben ist. Wenig Hollywood Bling Bling dafür mehr echte Emotionen, echte Menschen, echtes Leben. Das Fazit kann daher nur eine absolute Empfehlung an alle Mitglieder der Bibliothek sein, einfach mal reinzuschauen, sowie der Überzeugungspunkt für alle, die an einer Mitgliedschaft noch zweifeln.

Beitragsbild von Glenn Carsten-Peters auf unsplash.com

Zappen oder clicken: Wie nachhaltig ist Streaming?

Zappen oder clicken: Wie nachhaltig ist Streaming?

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Spätestens seit den ersten Kontaktbeschränkungen im März ist die Frage um die Umweltverträglichkeit von Streamingdiensten auch in Deutschland angekommen. Keine Treffen im großen Freun­deskreis, keine Partys, zum Teil keine oder “nur” digitale Lehre heißt vor allem eins: mehr Zeit zum Füllen. Natürlich gibt es dafür viele verschiedene Möglichkeiten – eine Radtour zum Strand oder ein Spaziergang in den Wald, wenn nicht sogar Pilze sammeln. Aber gerade jetzt, wenn die Tage immer kürzer, grauer und regnerischer werden, wird eine andere Alternative immer attraktiver. Pornos gucken. Oder Serien streamen.

Tatsächlich unterscheiden sich Pornhub und Netflix nicht sonderlich, jedenfalls was ihre Umweltverträglichkeit angeht. Damit wir die Filme auf unseren Endgeräten ansehen können, wird nicht nur unser privater Strom verbraucht, sondern auch jede Menge Rechnerleistung in dem Rechenzentrum, das wir dafür gerade anzapfen. Dieser Strom wird auch heute noch zu einem großen Teil aus fossilen Brennstoffen gewonnen, wobei CO freigesetzt wird. Eine Studie des französischen Unternehmens The Shift Project, die 2019 für großes Aufsehen sorgte, schätzte die dabei verursachte Emission auf 4 Prozent des globalen Wertes – im Vergleich zu 2,5 Prozent, die durch Flugzeuge verursacht werden. Mit 80 Prozent liegt die deutliche Mehrheit an über das Internet konsumierten Daten in Videoform vor: 34 Prozent als Videos on Demand (gestreamt über Plattformen wie Netflix oder Amazon Prime), 21 Prozent auf YouTube, Vimeo und ähnlichen Anbietern, 18 Prozent als Videos in sozialen Netzwerken, Video-Konferenzen und Co. und ganze 27 Prozent – und hier schließt sich der Kreis – durch Pornos. Insgesamt berechnete The Shift Project für die Emissionen durch Videos 300 Millionen Tonnen für das Jahr 2018, also etwa so viel wie ganz Spanien emittiert hat.

Die französische Studie ist aber nicht unumstritten. Anfang des Jahres wurde eine neue Studie veröffentlicht: “Recalibrating global data center energy-use estimates” (oder auf Deutsch: Wir rechnen alles noch mal um), geführt von einem Forschungsteam der Northwestern University, des Lawrence Berkeley National Laboratory und von Koomey Analytics. Die Studie zweifelt die von The Shift Project aufgestellten Rechnungen an und nutzt dafür neuere Daten, unter anderem zu energieeffizienteren Möglichkeiten in den Rechenzentren. Beispielsweise führt eine Umstellung im Storage-Bereich von sich drehenden Platten zu All-Flash-Arrays zu einer Einsparung an Kilowattstunden. Das spart nicht nur an Strom für die Rechner selbst, sondern auch für deren Kühlungssysteme. Unter Einberechnung der neuen energieeffizienteren Methoden kommt die amerikanische Studie damit auf etwa 1 Prozent an weltweiten Emissionen, die durch Videos verursacht werden.

Erst vor einem Monat veranlasste das deutsche Umweltbundesamt eine erneute Untersuchung, dieses Mal auf “realen Messwerten” statt auf “Annahmen” beruhend, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht. Berücksichtigt werden dabei die verschiedenen Servertypen und deren Auslastung sowie die tatsächlich genutzten Arten der Datenübertragung. Wer zum Streamen mobile Daten und eine UMTS bzw. 3G-Verbindung nutzt, produziert demnach 90 Gramm CO2 pro Stunde, wobei sowohl Datenübertragung als auch Rechenleistung, nicht aber der eigene Stromverbrauch am Endgerät einberechnet sind. Mit 5G sind es nur noch 5 Gramm, und mit Glasfaser oder einem WLAN Anschluss gerade noch 2 Gramm CO2 pro Stunde. Umweltministerin Svenja Schulze sagt deutlich, dass Streaming also nicht das neue Fliegen ist. Wichtig ist aber vor allem die Art, wie gestreamt wird.

Die Alternative: Fernsehen

Auf der Seite des Umweltbundesamts sind die verschiedenen Umweltbilanzen für Haushaltsgeräte aufgeschlüsselt, darunter auch die des Fernsehers. Grundsätzlich gilt: Umso größer der Bildschirm, desto mehr steigt auch der Stromverbrauch. Flachbildfernseher emittieren theoretisch deutlich weniger, als es ein alter Röhrenfernseher getan hat, es kommt aber auf die Größe an (wo sich der Kreis ein zweites Mal schließt). Ein Gerät mit über einem Meter Bildschirm-Diagonale verbraucht bei durchschnittlicher Nutzung etwas über 200 kWh im Jahr, also so viel wie zwei effiziente Kühlschränke.

Daneben sind sie voller wertvoller Metalle, seltener Erden und Schadstoffen wie Quecksilber. Ein weiterer wichtiger Punkt ist deshalb die richtige Entsorgung. Seit dem Elektrogesetz von 2015 bzw. 2018 ist eine Entsorgung über dafür vorgesehene Sammelstellen Pflicht. Welche kommunalen Wertstoffhöfe es dafür gibt, findet ihr im Abfallkalender oder direkt auf der Seite der VEVG (der Ver- und Entsorgungsgesellschaft des Landkreises Vorpommern-Greifswald). In Greifswald liegen die beiden Wertstoffhöfe übrigens im Eckhardsberg und in der Ladebower Chausee. So banal es klingt, aber die richtige Entsorgung ist immer noch ein Problem, wenn auch weniger auf privater als auf gewerblicher und staatlicher Ebene. So musste vor drei Tagen, am internationalen E-Waste-Day, die Bilanz gezogen werden, dass immer noch nur knapp 17 Prozent des Elektromülls richtig erfasst und recycelt werden. Über 44 Millionen Tonnen hingegen wurden 2019 deponiert, verbrannt oder illegal ins Ausland exportiert.

Achtet also beim Kauf eines Fernsehers auf die Größe und die Energieeffizienz. Bei der Größe gilt grundsätzlich, dass die Diagonale nur etwa halb so groß sein sollte wie eure Entfernung zum Fern­seher, das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch die Augen. Zusätzlich könnt ihr nach dem Kauf Bildschirmhelligkeit und Kontrast anpassen. Bei der Energieeffizienz hilft euch beim Kauf auch das EU-Energieetikett, bei dem die besten Stufen derzeit A++ und A+++ sind. Der “Blaue Engel” kennzeichnet zusätzlich nicht nur Geräte, die einen geringen Energieverbrauch versprechen, sondern auch quecksilberfrei sind. Gleiches trifft übrigens auch auf Computer zu. Laptops verbrauchen im Allgemeinen bei gleicher Nutzung nur etwa 30 Prozent des Stroms eines PCs und enthalten zudem weniger Kunststoff, Glas und Edelmetalle. Und natürlich ist sowohl bei Fernsehgeräten als auch Computern wichtig, sie nach der Nutzung richtig auszuschal­ten, denn auch im Stand-by-Modus wird Energie verbraucht.

Wirklich eine Alternative?

Leider nein. Das Broadcasten von Filmen und Serien über den Fernseher oder von Musik übers Radio mag zwar besser sein, als die entsprechenden Filme und Lieder zu streamen, aber wie viele der Sendun­gen und Filme, auf die wir über die Streamingdienste zugreifen, laufen schon im Fernsehen? Und sie auf DVD zu kaufen, ist ebenfalls keine klimafreundliche Option, denn hier spielen wiederum hohe Produktions- und Transportemissionen mit rein. Davon abgesehen, ist – wie die neueren Studien zeigen – das Streamen an sich nicht das größte Problem, wenn die Technik mit­spielt, und die liegt nun einmal nicht in den Händen der Konsument*innen. Umweltmi­nisterin Schulze fordert deshalb den Ausbau des WLAN- und des Glasfasernetzes sowie eine größere Transparenz auf Verbraucher*innenseite beim Einsehen der Stromgewinnung der genutzten Rechenwerke.

Denn es geht auch “sauberer”: Die Studie “Clicking Clean” von Greenpeace verlieh zum Beispiel YouTube die Note A in Sachen Umweltfreundlichkeit, da die Plattform bereits 56 Prozent ihres Stroms aus “clean energy” bezieht. Oder wie wäre es mit einer nachhaltigen Nutzung der Rechnerleistung übers Internet hinaus? Ein Rechenzentrum in Stockholm bezieht beispielsweise seine Energie aus erneuerbaren Quellen und speist die Abwärme sofort ins Fernwärmenetz ein, das freut die Umwelt also gleich doppelt.

Und bis solche Methoden auch bei uns in Deutschland angekommen sind, gilt für uns als Streaming-Nutzende erst einmal ein Bewusstsein für das Thema Streaming und Umwelt zu entwickeln, und sich die kleinen alternativen Möglichkeiten vor Augen zu führen, die auch wir haben. Die Qualität zu reduzieren und auf kleineren Bildschirmen zu schauen. Nicht unterwegs, sondern nur Zuhause im WLAN zu streamen, oder alternativ die Videos schon einmal herunterzuladen, wo es denn legal ist. Weniger und achtsamer zu streamen und Stranger Things und Game of Thrones nicht nur als Hintergrund­geräusche zu missbrauchen. Oder einfach mal statt eines Filmabends einen Spieleabend einzulegen oder sich ein Buch zu schnappen – ob dort die digitale oder die analoge Alternative die bessere ist, könnt ihr übrigens in unserem letzten Nachhaltigkeitsartikel nachlesen.

Noch mehr Infos für euch:
Die Energieberatung steht euch mittlerweile mit mehr als 500 Beratungsstellen und kommunalen Stützpunkten zur Verfügung und berät über alles, was Stromsparen im eigenen Haushalt angeht. Seit den 70er Jahren wird das Unternehmen durch die Bundesregierung gefördert.

Beitragsbild: CardMapr auf Unsplash
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