9. November – Der deutsche Schicksalstag

9. November – Der deutsche Schicksalstag

Der 9. November ist in der deutschen Geschichte ein Datum, dem eine hohe historische Bedeutung zu Teil wird. Es gibt vier historisch bedeutende Ereignisse, die auf dieses Datum fallen. Hierbei handelt es sich um eine Grenzöffnung, die ersten demokratischen Schritte im damaligen Deutschen Reich, einen staatlich gelenkten Gewaltakt und einen gescheiterten Putschversuch. Was diese Beschreibungen meinen, erfahrt ihr hier:

Die Grenzöffnung – Der Mauerfall (1989)

Ein Ereignis, welches die meisten kennen werden, ist der Mauerfall. Der 9. November 1989. Tausende Menschen aus Berlin strömten zu den Grenzübergängen und fielen sich in die Arme. Doch was war eigentlich passiert? Dem 9. November gehen schon das ganze Jahr 1989 politische Unruhen und steigende Unzufriedenheit mit der politischen Führung in der DDR voraus. Als dann am 8. November das SED-Zentralkomitee aufgrund des politischen Drucks eine dreitägige Tagung einberuft, bei der das Politbüro am Anfang geschlossen zurücktritt, steht auf einmal ein neues Reisegesetz, mit welchem man hoffte die Bevölkerung besänftigen zu können, unbeabsichtigt im Fokus. Als SED-Generalsekretär Krenz dieses vor dem Zentralkomitee erläutert, fehlen einige Mitglieder, unter anderem auch Günther Schabowski, welcher später bei einer Pressekonferenz am 9. November die internationale Presse über den Sitzungstag informieren sollte. Bei einer Rückfrage eines Journalisten, die sich auf die Änderungen im Reisegesetz bezieht, beginnt er dann diese auszuführen. Auf eine Rückfrage, ab wann das Gesetz in Kraft trete, antwortete dieser fälschlicherweise, dass dies sofort der Fall sei. Dieser historische Moment ist hier auch nochmal zum Nachschauen. In der Folge brechen in West- und Ostberlin alle Dämme. Menschen strömen zu den Grenzübergängen und fallen sich dort in die Arme.

Ein staatlich gelenkter Gewaltakt – Die Novemberpogrome (1938)

So schön das letzte Ereignis endete, so traurig ist das folgende: Der 9. November 1938 beschreibt den Höhepunkt der Novemberpogrome. Diese meinen die staatlich gelenkte Gewalt des NS- Regimes gegenüber der jüdischen Bevölkerung im deutschen Reich. Auslöser dessen ist ein Attentat vom 17 jährigen Herschel Grynszpan auf den Legationssekretär Ernst vom Rath am 7. November. Danach beginnt das NS-Regime, diesen Anschlag zu seinem Vorteil zu nutzen. So wird in der NS- Propaganda veröffentlicht, das Attentat gehe auf das Weltjudentum zurück und das deutsche Nachrichtenbüro erteilt die Anweisung, das Attentat in der Presse hervorzuheben. So kommt es zu ersten Ausschreitungen gegenüber der jüdischen Bevölkerung. Als vom Rath, inzwischen um drei Klassen zum Gesandtschaftsrat 1. Klasse (heute vergleichbar mit dem Botschaftsrat) befördert, am 9.November seinen Verletzungen erliegt, beginnen die Gewaltausschreitungen im gesamten deutschen Reich.

So werden überall von zivilen SA- und SS-Anhängerinnen Synagogen und sonstige Immobilen von jüdischen Bürgerinnen geplündert oder angezündet. Das Ausmaß ist veheerend. Im Zeitraum vom 7. bis 13. November werden im Gebiet des Deutschen Reiches nach heutigem Stand mehrere hundert Juden ermordet, ungefähr 300 begehen Suizid und um die 1400 Synagogen, andere Versammlungsräume der jüdischen Gemeinde und tausende Wohnungen und Geschäfte sowie Friedhöfe werden geplündert oder ganz zerstört.

Ein gescheiterter Putschversuch – Der Hitler-Ludendorff-Putsch (1923)

Kurze Zeitreise in das Deutsche Reich des Jahres 1923: In der Weimarer Republik kriselt es gewaltig. Zuerst wird das Ruhrgebiet besetzt, dann tritt eine Hyperinflation ein und politisch Radikale beider Seiten wollen sich die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung zunutze machen. Die NSDAP ist eine dieser Parteien. Ihre Mitgliederzahl steigt sprunghaft auf 55.000 Mitglieder, was sie zu stärksten rechtsradikalen Kraft macht. Adolf Hitler will diese Situation nutzen und bereitet zusammen mit Erich Ludendorff einen Putschversuch vor. Am 8. November kapert Hitler eine politische Versammlung im Münchner Bürgerbräukeller und erklärt die Absetzung der Bayrischen- und Reichsregierung.

Sofortige Gegenmaßnahmen sorgen aber dafür, dass der Hitlerputsch nur auf München begrenzt bleibt. Auch ein Demonstrationszug mit mehreren tausend Teilnehmer*innen am 9. November wird von einer Absperrung der bayrischen Landespolizei an der Feldherrnhalle gestoppt. Es kommt zu einem durch ein Handgemenge ausgelöstes Feuergefecht, bei dem drei Polizist*innen und vierzehn Demonstrierende ihr Leben lassen. Hitler flieht, wird erst einige Tage später verhaftet und im späteren Prozess zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt.

Die ersten demokratischen Schritte – Der Ausruf der Weimarer Republik (1918)

Am 9. November 1918 ruft Philipp Scheidemann (MSPD) die Weimarer Republik aus, ungefähr zwei Stunden später wird dieser Ausruf auch Karl Liebknecht als Anführer des kommunistischen Spartakusbundes machen. Dies ist nur möglich, da Max von Baden als damaliger Reichskanzler seine Befugnisse überschreitend Kaiser Wilhelm II. absetzt und den Verzicht der Hohenzollern auf den preußischen und deutschen Kaiserthron erklärt. Max von Baden übergibt sein Amt als Reichskanzler an Friedrich Ebert. Ebert ist zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender der stärksten Partei im Reichstag. Auf Drängen von Parteifreunden wird Philipp Scheidemann zu der sich ansammelnden Masse von einem Balkon des Reichstags aus sprechen. Hierbei lässt er sich dazu verleiten, nicht nur das Abdanken des deutschen Kaisers, sondern auch eine parlamentarische Demokratie auszurufen. Dies missfällt Friedrich Ebert, da dieser die künftige Staatsform der Nationalversammlung beibehalten wollte.

Beitragsbild: Photo by Kelly Sikkema on Unsplash

Dinge, die wir am liebsten unter den Teppich kehren

Dinge, die wir am liebsten unter den Teppich kehren

Ein Gastbeitrag von Felix Fäcknitz,
AStA-Referent für Internationales und Antirassismus

“Diese Nacht war das offizielle Signal zum größten Völkermord in Europa.” So leitet die Landesszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ihren Beitrag zur Reichspogromnacht ein. Es brannten Synagogen, es brannten jüdische Geschäfte und tausende Menschen kamen direkt um oder starben durch die Folgen dieses Tages. Am 9. November 1938 wurden Antisemitismus und Rassismus im deutschen Reich offiziell. Eine Erinnerung an diese Zeit kann man sich hier ansehen.

Ich möchte unter diesem düsteren Vorzeichen über heutigen Rassismus und Antisemitismus sprechen. Wann immer man das jedoch tut, droht der Schreibfluss in ein Delta überzugehen, da die Thematik sehr komplex ist und man lieber zum Rundumschlag ausholen möchte.

Das Thema kann nicht in knappen Worten auserzählt werden. Ich möchte dennoch versuchen, es kurz anzureißen. Hier also ein Kommentar, der heutigen Rassismus und Antisemitismus zum Thema hat und das Gedenken zur Reichspogromnacht zum Anlass nimmt. Es ist nämlich so: Werden wir mit Rassismus und Antisemitismus konfrontiert, gehen wir sofort in die Abwehrhaltung und beteuern, es selbst ja nicht zu sein, während noch immer Leute mit Rassismuserfahrungen nicht ernstgenommen werden.

Über Antisemitismus

Versuchen wir zuerst, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Die nicht rechtsverbindliche Arbeitsthese der International Holochaust Remembrance Alliance lautet:

„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen […] Antisemitismus umfasst oft die Anschuldigung, die Juden betrieben eine gegen die Menschheit gerichtete Verschwörung“.

Allerdings können wir die Motivation der Taten noch immer nicht verstehen. Die Gründe für Antisemitismus bleiben unbegreiflich. Natürlich können wir mutmaßen und den Antisemitismus definieren, doch die Frage nach dem “Warum?” bleibt. Warum denken Antisemit*innen, dass Jüd*innen die Welt regieren? Woher haben sie die Vorurteile, die jüdische Bevölkerung sei über alle Maßen auszulöschen? Ich selbst weiß leider auch keine Antwort darauf. Jean-Paul Sartre hat versucht, eine zu finden. Er führt aus, Antisemitismus sei eine Leidenschaft, dessen Objekt gehasst wird. Das ist einigermaßen verwunderlich, weil man eigentlich erwarten könnte, dass man dem Objekt, auf das die Leidenschaften Bezug nehmen, positiv gegenüberstehen müsste.

Die Eifersucht als Leidenschaft wird zunächst auf die Liebenden angewandt. Beim Antisemitismus verhält es sich anders. Der Antisemitismus ist weiterhin eine freie Wahl, eine Haltung, die der Mensch gegenüber den Jüd*innen, der Menschheit und der Gesellschaft einnimmt. Antisemit*innen haben keinen Grund, Jüd*innen zu hassen. Sie erfinden Gründe. Sartre gibt ein Beispiel einer antisemitischen Aussage: “Ich verabscheue sie, weil sie eigennützig, intrigant, aufdringlich, schleimig, taktlos, usw. sind.” Es ist schwerlich zu argumentieren, warum jemand, der Jüd*innen hasst, dies an Eigenschaften festmacht, die nicht nur ausschließlich jüdische Menschen betreffen. Ein Anwalt, der abmahnungswürdig in Inkassoverfahren zusätzliche Gebühren erhebt, kann auch als eigennützig bewertet werden, ohne dass er Jude sein muss. Im Auge eines*r Antisemit*in wäre er es aber vielleicht. Oder um es mit Sartres Worten auszudrücken: “Existierte der Jude nicht, der Antisemit würde ihn erfinden.” Wenn man jedoch keine Erfahrung nutzbar machen kann, um antisemitische Ansichten zu rechtfertigen, dann braucht man andere Begründungen, wie “Pseudowissenschaften” oder Verschwörungstheorien.

Der antisemitische “point of no return”; von Abbie Richards und Anti Conspiracy Memewars

Über Rassismus

Damit dieser Artikel aufgrund komplexer Definitionsschwierigkeiten hier nicht in Arbeit ausartet, nehmen wir einfach eine Definition der UNESCO, auf die wir uns sicher zunächst einigen können. Die UNESCO definiert Rassismus als Zusammenhang von

“rassistischen Ideologien, voreingenommen Haltungen, diskriminierendem Verhalten, strukturellen Maßnahmen und institutionalisierten Praktiken, die eine Ungleichstellung der “Rassen” zur Folge haben, sowie die irrige Vorstellung, dass diskriminierende Beziehungen zwischen Gruppen moralisch und wissenschaftlich zu rechtfertigen seien.“

Ich kann generell empfehlen, sich diese Erklärung über “Rassen” und rassistische Vorurteile von 1978 einmal anzusehen (hier in deutscher Übersetzung zu finden). Auch Rassismus ist diskriminierend und bedarf, jetzt wo ich darüber nachdenke, auch keiner Erfahrung, weshalb er durch moralische und vermeintlich wissenschaftliche Auslassungen zu begründen versucht wird. Ein gehobeneres und verklausuliertes Wort für Rassismus ist übrigens “Ethnopluralismus”, wie er unter anderem von der Identitären Bewegung propagiert wird.

Vorurteile

Nachdem wir nun alle ein wenig im Bilde sind, kann ich ja jetzt über mein eigentliches Anliegen reden: Rassismus und Antisemitismus bedienen sich an Vorurteilen. Diese Vorurteile führen manchmal zu Taten.

Die Vorurteile, die wir mal mehr, mal weniger intuitiv vor uns hertragen, werden durch Erzählungen untermauert. Man muss nicht nur auf das Dritte Reich schauen, das mit Medien wie Jud Süß (1940) oder Der Giftpilz (1938) versuchte, durch Erzählungen an bekannte antisemitische und fremdenfeindliche Vorurteile anzuknüpfen. Davor sind wir heute auch nicht gefeit, seien es bestimmte telegram-affine Menschen, die meiner Meinung nach zu trauriger Berühmtheit gelangten und ein “zionistisches Regime unter Merkel und Bill Gates” zu sehen glauben oder Attentäter*innen, die rechte Manifeste schreiben und dafür im Netz unter einschlägigen Plattformen gefeiert oder zumindest toleriert werden.

Wir reden nicht gerne drüber

Wir haben gesehen, dass die Fortführung von diesen Arten von Diskriminierung durch Vorurteile und für wahr gehaltene Unwahrheiten durch Medien (nicht nur journalistische Medien) und vermeintliche Begründungen befeuert werden. Niemand will sich eingestehen, durch solche katastrophalen Vorurteile geleitet zu werden. Niemand wird gerne mit rassistischen, antisemitischen oder allgemein diskriminierenden Denkmustern konfrontiert.

Man läuft also immer Gefahr, unabsichtlich auf taube Ohren zu stoßen. Das beginnt bei Anschlägen und tätlichen Angriffen, bei denen die Täter*innen schnell gedanklich als unmenschlich und uns nicht zugehörig einsortiert werden. Es kommt aber auch im Alltag vor. Jetzt werdet ihr sagen: “Ja, aber ich habe ja keine Vorurteile und bin auch kein*e Rassist*in oder Antisemit*in!” Und ihr habt wahrscheinlich recht. Doch obwohl wir darin geschult sind, Rassismus und Antisemitismus zu erkennen und ihn entschieden zurückweisen, handeln wir manchmal so, dass PoC oder Jüd*innen unser Handeln dafür halten und sich darum diskriminiert fühlen. Wenn jemand sagt, wir seien rassistisch, fremdenfeindlich oder haben eine judenfeindliche Aussage gemacht, dann sollten wir den Leuten also zuhören. Wir (ja, auch ich) sind in einer verdammt privilegierten Situation, dass wir nicht zuhören müssen. Wir können einen Einwand in den Wind schießen, indem wir, die ja nicht davon betroffen sind, anderen ihre Erfahrungen absprechen. Anderen Leuten ihre Erfahrungen absprechen ist aber – ihr werdet es schon erahnen – eine Ungleichbehandlung der Leute, die zum Beispiel Rassismuserfahrungen schildern. Wieso fassen beispielsweise viele Menschen die Haare von People of Colour an? Das ist ein Eingriff in die Intimsphäre von Personen. Wer sich dieses Recht herausnimmt, handelt rassistisch oder zumindest diskriminierend. Da helfen auch keine gegenteiligen Beteuerungen.

Und was machen wir, wenn ostasiatisch aussehende Studierende in Berlin oder anderswo aufgrund ihrer angenommenen Herkunft gemieden werden, weil die Menschen “Corona” und “China” verknüpft haben und deshalb rassistische Bemerkungen machen? Bedenkt, dass diese Zuschreibung auch auf Studierende unserer Universität zutrifft. Was sagen wir zu Menschen, wenn wir sie darauf aufmerksam machen wollen, dass “mauscheln” ein Wort von Antisemit*innen war und auf eine abwertende Bezeichnung der jiddischen Sprache zurückgeht, später sogar ‘betrügen’ als eine angeblich jüdische Eigenschaft meinte? Weiß eigentlich irgendein weißer und christlicher oder atheistischer Mensch in unserem Kulturraum, wie es ist, in so einer Art und Weise benachteiligt und sogar gefährdet zu werden?

Um den Faden zum Anlass zurückzufinden:

Wir alle wissen um die absolute Untat des Nationalsozialismus und wir wissen alle, dass ihre ideologischen Mitbringsel (Rassismus, Antisemitismus etc.) schlecht sind. Außerdem ist Diskriminierung generell verboten. Das schützt uns jedoch nicht davor, selbst weiter zu diskriminieren, wenn auch unabsichtlich. Am 14. August 2020 wurde in Berlin eine Kneipe angezündet, die von einem Juden betrieben wird. Vorher hatte er eine Bäckerei. Es tauchten Pamphlete auf, man solle nicht bei Jüd*innen kaufen. Da Antisemitismus und Rassismus ohne wirklich haltbaren Grund Menschen hassen, ist dem nur sehr schwer beizukommen.

Zum Weiterlesen:
Sartre, Jean-Paul: Überlegungen zur Judenfrage. Rowohlt. Reinbeck bei Hamburg, 1994.

Beitragsbild: My pictures are CC0. When doing composings: auf Pixabay

“Der Golem”: Fragwürdige Veranstaltung im Greifswalder Dom

Am vergangenen Sonntag wurde im Greifswalder Dom, aus Anlaß des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht, der deutschen Stummfilm „Der Golem, wie er in die Welt kam“ gezeigt. Der Film bedient in seiner Darstellung der Juden viele der Vorurteile, die erst zu diesem schrecklichen Ereignis führten.

1920 von Paul Wegener und Carl Boese gedreht, behandelt der Film die Sage um den Prager Golem und gilt als Meisterwerk des expressionistischen Films. Paul Wegener wurde, neben seiner künstlerischen Karriere, später auch durch seinen Widerstand gegen das NS-Regime bekannt.

Filmszene - Quelle: dragonladyslc via flickr

Ende des 16. Jahrhunderts liest Rabbi Löw in den Sternen, dass Unheil für die Juden bevorsteht. Aus Lehm erschafft er die Figur des Golem, der mittels eines magischen Sternes auf der Brust zum Leben erweckt wird. Als das Unheil in Form eines kaiserlichen Dekrets zur Räumung der Judenstadt eintritt, kann der Rabbi beim Rosenfest des Kaisers die Rücknahme erwirken, als durch magische Kräfte das Schloß einzustürzen droht und der Golem die Decke des Thronsaales abstützt. Zurück im Judenviertel entfernt er den lebensgebenden Stern, da veränderte Sternenstellungen den Golem zu Raserei anstiften könnten. Der Golem wird jedoch vom Diener des Rabbi wiedererweckt. In seiner Raserei setzt der Golem das Haus des Rabbi in Brand und geht schließlich aus der Stadt hinaus, wo ein kleines Mädchen seinen Stern abnimmt und ihn so besiegt.

Der Film beeindruckt besonders durch die Filmarchitektur von Hans Poelzig sowie die damals revolutionäre  Tricktechnik. So erscheint zum Beispiel in einer Szene ein rauchender Geisterkopf. Die Musik, live aufgeführt durch Solisten des Theater Vorpommern unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Frank Dittmer, war bei dieser Vorstellung die 1997 komponierte Begleitmusik der jüdischen Komponistin Betty Olivero. Sie begleitet in einer Mischung aus jüdischer Klezmer-(Volks)Musik und barocken Elementen den Film größtenteils passend und unaufdringlich, schien aber an einigen Stellen nicht ganz synchron und wies längere Pausen auf. Die Darbietung durch die fünf Musiker war jedoch durchweg sehr gut. (mehr …)

70. Jahrestag der Reichspogromnacht

Am kommenden Sonntag, dem 9. November, jähren sich zum 70. Mal die Novemberpogrome von 1938, die vor allem unter dem Stichwort “Reichspogromnacht” bekannt sind. In der Nacht auf den 10. November 1938 gab es im gesamten deutschen Reich antisemitsiche Ausschreitungen und Gewalttätigkeiten, wobei zahlreiche jüdische Geschäfte und Synagogen in Brand gesteckt wurden. (mehr …)