Eine Liebeserklärung an das Schreiben von Briefen

Eine Liebeserklärung an das Schreiben von Briefen

Hast du jemals einen handgeschriebenen Brief erhalten, der deine Welt auf den Kopf gestellt hat? Einen Brief, der nicht nur Worte auf Papier war, sondern eine Geschichte erzählte, die dich berührte und deine Seele zum Singen brachte? In einer Welt, die von E-Mails und Textnachrichten beherrscht wird, scheinen handgeschriebene Briefe eine verlorene Kunst zu sein. Doch hinter jeder geschriebenen Zeile verbirgt sich eine Magie, die nur wenige erleben. Tauche mit mir ein in die Welt der Briefe, eine Welt voller Emotionen, Erinnerungen und unendlicher Möglichkeiten…

Es gibt etwas Besonderes an einem handgeschriebenen Brief, das elektronische Nachrichten einfach nicht erfassen können. Die Berührung des Stifts auf Papier, das langsame Formen von Worten und Gedanken, das Gefühl, dass jede Linie und Kurve ein Teil der absendenden Person ist – das alles macht das Schreiben von Briefen zu einem Akt der Intimität und Verbundenheit. Wenn ich einen Brief schreibe, fühlt es sich an, als würde ich eine Zeitreise antreten. Die Worte fließen aus meinem Herzen und meiner Seele, als würde ich ein Fenster in meine tiefsten Gedanken und Gefühle öffnen. Es ist eine Möglichkeit, meine Liebe, meine Sehnsucht, meine Freude oder auch meine Trauer auszudrücken, auf eine Weise, die unmittelbar und authentisch ist.

Jedes Mal, wenn ich den Stift auf das Papier setze, spüre ich eine Verbindung zu den vergangenen Momenten meines Lebens. Jeder Satz erweckt Erinnerungen zum Leben – an die lustigen Abenteuer mit Freunden, die warmen Umarmungen der Familie oder die stillen Augenblicke der Selbstreflexion. Es ist erstaunlich, wie ein einfacher Brief uns in die Vergangenheit zurückversetzen kann. Die Worte, die wir niederschreiben, bringen uns wieder zurück zu den guten Zeiten, in denen wir gelacht haben und zu den kostbaren Augenblicken, die wir geteilt haben. Das Schreiben eines Briefes ermöglicht es uns, diese Momente noch einmal zu erleben und unsere Erinnerungen lebendig zu halten.

Das Schreiben eines Briefes ist ein bewusster Akt, der Zeit und Achtsamkeit erfordert. Anders als bei schnellen Nachrichten über WhatsApp oder E-Mails nehme ich mir beim Schreiben eines Briefes bewusst Zeit, um meine Gedanken zu ordnen und meine Worte sorgfältig zu wählen. Jeder Satz wird mit Bedacht formuliert, jede Zeile durchdacht, denn ich weiß, dass die empfangende Person jeden einzelnen Buchstaben mit Aufmerksamkeit lesen wird. Es ist eine Verlangsamung in einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint. Das Schreiben eines Briefes erlaubt es mir, innezuhalten, tief durchzuatmen und mich voll und ganz auf den Moment zu konzentrieren. Es ist eine Kunst, die Langsamkeit zu schätzen und zu erkennen, dass die schönsten Dinge im Leben Zeit brauchen, um zu wachsen und zu gedeihen.

Ein handgeschriebener Brief ist mehr als nur ein Stück Papier mit Buchstaben. Er ist ein Ausdruck unserer Zuneigung und Verbundenheit zur empfangenden Person. In jedem Wort steckt ein Stück unserer Seele, ein Hauch unserer Essenz, der über den Raum und die Zeit hinweg reicht und uns näher zusammenbringt, selbst wenn wir räumlich getrennt sind. Ein Brief ist wie eine Brücke zwischen den Herzen, die Entfernungen überwindet und Verbindungen schafft, die stark und unerschütterlich sind. Wenn wir einen Brief erhalten, spüren wir die Wärme und Liebe, die darin steckt, und fühlen uns verbunden mit dem Menschen, der ihn abgesendet hat, auch wenn er weit entfernt ist. Es ist eine tiefe Verbundenheit, die uns durch die Worte eines Briefes erreicht.

Deshalb ermutige ich jeden Einzelnen von euch, selbst mit dem Briefeschreiben anzufangen! Es spielt keine Rolle, ob ihr einen Brief an einen geliebten Menschen, an euch selbst oder sogar an das Leben schreibt. Was zählt, ist der Akt des Schreibens selbst, der uns dazu bringt, unsere Gedanken und Gefühle zu reflektieren, unsere Stimme zu finden und unsere Geschichte zu erzählen! Also schnappt euch einen Stift und ein Blatt Papier und lasst eure Gedanken fließen. Schreibt einen Brief an jemanden, den ihr liebt, an jemanden, den ihr vermisst, an jemanden, den ihr bewundert, oder einfach an das Leben selbst. Ihr werdet überrascht sein, wie befreiend es sein kann, eure Gefühle aufs Papier zu bringen und euch mit anderen auf einer tieferen Ebene zu verbinden. Das Schreiben von Briefen ist eine Kunst, die nie aus der Mode kommen wird. Es ist eine zeitlose Form der Kommunikation, die uns daran erinnert, dass die schönsten Dinge im Leben oft in den einfachsten Gesten zu finden sind. Also lasst uns gemeinsam die Magie des Briefeschreibens entdecken und das Leben mit Liebe, Freude und Dankbarkeit füllen.

Beitragsbild: Petimat Islamova


Zur Person der Autorin

Eine Liebeserklärung an Tagebücher

Eine Liebeserklärung an Tagebücher

Ich schreibe seit meinem 10. Lebensjahr Tagebuch. Manchmal hole ich meine alten Tagebücher aus meiner Erinnerungsbox raus und blättere durch. In jedem Eintrag finde ich mich – eine jüngere Version meines Selbst, unschuldig und träumend. Die Worte meines jüngeren Selbst sind wie eine Zeitmaschine, die mich zurückführt zu den Momenten des Lachens, der Liebe, aber auch der Herausforderungen, die mich geformt haben. Ein Tanz zwischen Nostalgie und Melancholie, der meine Reise durch die Jugend begleitet.

In den vergilbten Seiten meiner Tagebücher verbergen sich mehr als nur Worte. In ihnen schlummert eine Schatztruhe voller Erinnerungen, eine Reise durch die Gedanken, Träume und Abenteuer meiner vergangenen Ichs. Die befüllten Seiten sind wie Fenster zu den unterschiedlichen Phasen meines Lebens, eine Sammlung von Fragmenten, die meine Jugend einfangen. Es ist, als ob ich in Erinnerungen reise, an die Gedanken, Träume und Abenteuer meines vergangenen Selbst.

Die zarten Linien der Tagebücher tragen die Spuren der vergangenen Jahre. Das Tagebuchschreiben ist für mich wie das Einfangen von verblasster Tinte auf lebendigem Papier. Jede Zeile erzählt von den Farben meiner Emotionen, von den Herausforderungen, die ich gemeistert und den Freuden, die ich gefeiert habe. Es ist ein lebendiges Fotoalbum meiner Vergangenheit, gefüllt mit den schillernden Facetten des Erwachsenwerdens.

Hier sind die Gedanken, die ich nie ausgesprochen habe. Jede Seite atmet Leben, jedes Wort ein Echo meiner Empfindungen. In den Zeilen meiner Tagebücher finde ich Trost, wenn die Worte im Alltag schwer zu finden sind. Es sind nicht nur Worte, die auf dem Papier ruhen; es sind Gefühle, die sich in jeder geschwungenen Kurve und jedem Punkt verbergen. Die Seiten meiner Tagebücher sind wie Fenster zu meiner Seele. Hier kann ich meine Ängste teilen und meine Träume in die Welt hinausschicken. In Tagebüchern liegt die Magie des Festhaltens. Hier finden Vergänglichkeit und Ewigkeit einen gemeinsamen Raum.

Diese Magie liegt nicht nur in den geschriebenen Worten, sondern auch in den kleinen Schätzen, die sie bewahren – wie getrocknete Blumen, Briefe und Bilder. Du musst kein*e Meister*in der Worte sein, um dein eigenes Tagebuch zu starten. Es ist deine Eintrittskarte zu einem persönlichen Abenteuer, wo du deine Gedanken frei fließen lassen kannst. Wer weiß, vielleicht wird auch dein Tagebuch zu einer Schatzkiste voller Erinnerungen, die dich ein Leben lang begleiten. Fang einfach an – dein leeres Buch wartet darauf, mit Geschichten gefüllt zu werden. Dein persönliches Abenteuer beginnt jetzt.

Beitragsbild: Joanna Kosinska auf Unsplash

Adventskalender Türchen 21: Eine Liebeserklärung an SimsalaGrimm

Adventskalender Türchen 21: Eine Liebeserklärung an SimsalaGrimm

Wir alle haben Kinderserien, die uns auch später noch begeistern oder uns einfach geprägt haben. Für mich war eine dieser Serien auf KIKA beheimatet und hat mir besonders die Vorweihnachtszeit nicht nur in diesem Jahr versüßt. Also kommt mit an einen Ort, an dem nur Liebe und Freundschaft zählen und Märchen unerlässlich sind: SimsalaGrimm.

Nüchtern betrachtet passiert in der Serie folgendes: Yoyo und Doc Croc reisen in die Märchenwelt der jeweiligen Märchen und tragen meist signifikant dazu bei, dass die Märchen so ablaufen, wie wir sie kennen. Die Märchen werden also in leicht abgewandelter Form erzählt. Insgesamt erstreckt sich die Serie über 52 Folgen in drei Staffeln. Die ersten beiden Staffeln erzählen ausschließlich Märchen der Gebrüder Grimm, während in der dritten Staffel auch Märchen von Hans Christian Andersen, Wilhelm Hauff und Joseph Jacobs erzählt werden.

Wenn man mich aber fragen würde, wie ich die Serie sehe, würde es zu folgender Kurzbeschreibung kommen. Neben einem absolut legendären Introsong, von dem es mittlerweile auch einen Remix gibt, hat diese Serie alles, was man für eine Serie braucht, die einem die Kindheit prägen soll. Die genialen Geschichten der Märchen, die man nicht nur als Kind liebt, sondern auch die beiden Protagonisten Yoyo und Doc Croc (die wahren Fans kennen ihn als „Crocy“) machen die Serie zu dem, was sie für mich ist. Kindheitsprägend.

Kleiner Nostalgietrip

Gerade die Erzählweise der Märchen war es, die mir sehr gefallen hat, gab es doch immer genügend Witz und vor allem immer ein Happy-End zu bestaunen. Wie oft habe ich abends auf dem Sofa diese Serie geschaut, auch wenn man eigentlich schon „zu cool“ für KIKA war. Wie oft habe ich mich mit meiner Schwester um den besseren Platz gestritten, wie oft mussten meine Eltern schlichten? Es gibt so viele schöne Erinnerungen, die ich mit dieser Serie verbinde. Was mir besonders in Erinnerung bleibt, sind die Momente der Freude, wenn die Intromelodie spielte oder auch die ersten Szenen der Folge liefen. Gerade der wunderschöne Zeichentrickstil der späten 1990er/ Anfang 2000er setzte dem Ganzen noch die Kirsche auf die Torte. Diese Serie habe ich damals als Meisterwerk betrachtet und tue es auch heute noch.

Auch wenn man sagen muss, dass ich an der Re-Version etwas auszusetzen habe. Ich bin unfassbar dankbar gewesen, dass man nicht den Zeichenstil verändert hat, allerdings hat man den Introsong grundlegend verändert (zumindest der Text ist noch geblieben). Eines der Dinge, die ich besonders an der Serie zu schätzen wusste, wurde also geändert. Das musste ich erstmal verdauen. Aber gerade beim Schauen der Serie wurde mir klar, dass es nicht nur an meinem kindlichen Ich lag, sondern ich als erwachsener Mensch auch sehr viel Gefallen an dieser Serie fand und sofort an die schönen Erinnerungen der Kindheit zurückerinnert wurde. Auch mein erwachsenes Ich (sofern es das geben sollte) fand also sehr großen Gefallen an der Serie. Besonders an den diesjährigen ersten Advent denke ich dabei gerne zurück, weil dies der Tag war, an welchem ich die Serie wieder für mich entdeckte.

Aber nicht nur, dass ich an die Kindheit zurückerinnert worden bin, hat es für mich besonders gemacht. Auch der Fakt, dass ich Menschen in meinem Umfeld glücklich gemacht habe, als ich sie an diese Serie erinnerte oder auch, dass diese Artikelidee auf sehr positive Resonanz in der Redaktion stieß, überraschte mich ein wenig. Schließlich war mir nie klar, wie sehr Kinderserien einen Menschen prägen können. Aber auch besonders diese Vorweihnachtszeit (vor allem den ersten Advent) hat mir diese Serie, wie so viele Vorweihnachtszeiten davor, versüßt. Schließlich habe ich durch diese Serie das innere Kind wiedergefunden.

Meine Lieblinge

An dieser Stelle möchte ich euch noch meine persönlichen Lieblingsepisoden mit auf den Weg geben:

1. König Drosselbart (soll auch in der Variante von 1965 als Film ganz nett sein)
2. Die Bremer Stadtmusikanten
3. Von einem, der auszog, um das Fürchten zu lernen
4. Hans und die Bohnenranke
5. Der Meisterdieb

Ein letztes Wort noch

Abschließend möchte ich euch noch eines raten: Verbringt die restliche Vorweihnachtszeit mit Menschen, die euch wichtig sind. Schafft Erinnerungen, an die ihr euch gerne zurückerinnert und sei es nur, sich dabei auf die Reise in die eigene Kindheit zu begeben und alte Kinderserien zu schauen. Ich für meinen Teil kann euch bestätigen, dass dies nicht nur leere Worte sind, sondern gerade die Zeit, die ich mit Menschen verbrachte, die mir wichtig sind, mir die Vorweihnachtszeit versüßt hat. (Schöne Grüße an alle!)

Falls ihr euch jetzt denkt, dass SimsalaGrimm (warum auch immer) nichts für euch ist, haben wir bereits im letzten Adventskalender eine Liebeserklärung an Weihnachtsmann & Co. KG veröffentlicht. Vielleicht ist diese Serie ja etwas für euch.

Eine kleine Zusatzinfo: SimsalaGrimm kann man auf RTL Plus streamen. Allerdings (leider) kostenpflichtig.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Wir gründen den moritz.alumni!

Wir gründen den moritz.alumni!

Es gibt Neuigkeiten. Nach jahrelangen Überlegungen ist es nun so weit: Wir gründen einen Alumniverein für die moritz.medien! Dieser soll ein Netzwerk für alle moritz.menschen schaffen. Hierbei ist es nicht wichtig, ob Du gerade ein aktiver Teil unserer schönen Redaktionen bist oder vor 20 Jahren Dein Studium abgeschlossen und bei den moritz.medien aufgehört hast. Jede*r ist herzlich willkommen!


Ein Alumniverein ist ein Zusammenschluss von ehemaligen sowie aktiven Mitgliedern einer Institution, in unserem Fall der moritz.medien. Dieser Zusammenschluss stellt ein Netzwerk dar, von dem alle ordentlichen Mitglieder in Zukunft (nicht finanziell) profitieren können sollen.
Selbstverständlich kann eure Mitgliedschaft in diesem Verein einfach nostalgischen Wert haben. Das wollen wir natürlich unterstützen und geben einen Anlass, den moritz.spirit aufrechtzuerhalten. Wir planen mindestens ein Treffen im Jahr in Greifswald, an dem wir uns alle wiedersehen und uns austauschen können. Der große Nutzen soll in der Vernetzung untereinander und der schönen Zeit miteinander liegen.
Außerdem verstehen wir uns als gemeinnütziger Verein, der seine Aufgabe vor allem darin sieht, die aktiven Mitglieder der moritz.medien zu fördern. Wir alle kennen es: Es gibt immer viele Leute mit zahlreichen schönen Ideen, aber meistens hat es leider weder genug Menschen mit ausreichend Zeit, um diese verwirklichen zu können, noch die finanziellen Mittel, die notwendig sind. Seien es Workshops, Veranstaltungen oder »Vitamin B«: Die moritz.alumni wollen tatkräftig unterstützen. 
Außerdem kommt selbstverständlich die Stärkung der Autonomie der moritz.medien auf die Liste von Aufgaben, die wir uns geben wollen. In vielen Punkten (auch finanziellen) sind wir stark abhängig von der Hochschulpolitik, weshalb es vorkommt, dass wir Projekte nicht durchführen können. Auch hier wollen wir tun, was wir können, um den moritz.medien mehr Spielraum in ihren Ideen geben zu können.

Hast Du Interesse daran, uns bei diesem Projekt zu unterstützen? Dann komm zu unserer Gründungsversammlung! Diese findet am 18. Juli 2023 um 16 Uhr in unserer Redaktion statt (Rubenowstraße 2b). Wir freuen uns auf so viele moritz.menschen wie möglich!

Beitragsbild: moritz.medien

Eine Liebeserklärung an Takeshi´s Castle

Eine Liebeserklärung an Takeshi´s Castle

Ein Kribbeln im Bauch, ein unverhoffter Glücksmoment, ein wohlig warmes Gefühl. Dafür braucht es nicht immer ein großes Ereignis, vielmehr liegen diese magischen Momente oft verdeckt unter einem Mantel der Gewohnheit und der Selbstverständlichkeit. „Eine Liebeserklärung“ ist unsere neue Kolumne, in der es darum gehen soll, die vermeintlich einfachsten Dinge dieser Welt wertzuschätzen. Mit ihr bauen wir euch eine zynismusfreie Nische, in die sich hineingekuschelt werden kann, wenn der Alltag einem mal wieder die Daunendecke der guten Laune zu klauen versucht. In diesem Beitrag soll es um die Liebe zu der alten Kultserie Takeshi´s Castle gehen.

Was geschieht in der Burg dieses Takeshis überhaupt?

„Und wieder bricht ein Tag auf der Burg des Fürsten Takeshi an“, so lauten die berühmten Einleitungsworte der japanischen Spielshow, die von 1986 bis 1989 zum ersten Mal in ihrer Originalfassung ausgestrahlt wurde. Das Prinzip der Show ist ganz simpel, auf der einen Seite haben wir General Hayati Tani und seine Gefolgschaft von Kandidat*innen, die gemeinsam versuchen die Burg des Fürsten zu erobern. Auf der anderen Seite befinden sich Fürst Takeshi und seine Gefolgsleute, die alles dafür tun, um die Eroberung der Burg zu verhindern. Knapp 90-150 Teilnehmer*innen versuchen sich jedes Mal an der Herausforderung. Die Show ist wie ein Videospiel aufgebaut, welches mehrere Level hat, die man abschließen muss, ehe man sich dem Boss, in dem Fall Fürst Takeshi, stellen kann. In einer Reihe von Minispielen und Challenges versuchen so viele Teilnehmer*innen wie möglich sich bis zum Fürsten vorzukämpfen.

In den 133 Folgen gab es insgesamt 127 Finalrunden, in denen die Burg ganze 9-mal erobert wurde, 117-mal konnten die Angreifer erfolgreich abgewehrt werden und einmal trat ein Unentschieden ein. Takeshi’s Castle wurde zu Beginn noch mit eher geringem Aufwand wie auch Budget gedreht, aber konnte später in den Midoriyama-Studios bei Yokohama abgefilmt werden.

Takeshi’s Castle hat international einen großen Erfolg zu verzeichnen. So wurde die Serie beispielsweise in Spanien, Italien, Portugal, Taiwan, Australien und eben auch Deutschland ausgestrahlt. Dabei wurden die Originalsendungen etwas gekürzt und von berühmten Kabarettist*innen und Komiker*innen der jeweiligen Länder neu synchronisiert. Während die Kommentare in der japanischen Fassung oft eher bedeckt und nüchtern waren, wurden in den neuen Synchronisationen viele humorvolle Anmerkungen genutzt. In Deutschland wurde die Sendung das erste Mal von 1999 bis 2001 auf DSF ausgestrahlt und in war in den kommenden Jahren auch auf Sendern wie RTL 2, Comedy Central oder RTL Nitro zu sehen.

Was genau macht die Show jetzt so interessant?

Für mich persönlich ist Takeshi´s Castle eine meiner Lieblingsserien aus meiner Kindheit. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als kleiner Junge manchmal ganz unbeaufsichtigt und gelangweilt die Fernsehsender durchgeschaltet habe, auf der Suche nach etwas Interessantem. Hin und wieder landete ich eben bei der japanischen Spielshow. Mein 7-jähriges Ich hat nicht lange gebraucht, um Gefallen an der Show zu finden. Es war spannend, die vielen Teilnehmer*innen bei ihren Versuchen, die Minispiele zu überstehen, zu beobachten. Oft fand ich mich selbst mitgerissen und eiferte mit den Teilnehmenden mit und hoffte, dass sie eine Etappe weiter kommen würden. Da die Spiele aber alle auch einen Comedy Aspekt hatten, musste ich öfter schmunzeln, wenn mal wieder eine Person beim Überqueren des Drachensees auf den falschen Stein trat und ins Wasser plumpste. Ich war immer wieder fasziniert, wie viele verschiedene Spiele die Show zu bieten hatte. Es gab immer reichlich Abwechslung, aber genauso waren manche Klassiker immer wieder vertreten, wie zum Beispiel die Grenzmauer, die oft das erste Spiel war. Dabei müssen die motivierten Kandidat*innen versuchen, eine glitschige Schräge zu überwinden, auf deren anderer Seite ein Wassergraben wartete, in den die erfolgreichen Teilnehmenden hineinrutschten. Ich finde dieses spezifische Spiel als erstes immer ganz passend, da es zeigt, dass die Gefolgschaft von General Hayati Tani wirklich eine Einheit ist und auch als Team zusammen arbeitet. Selbst wenn die Kandidat*innen bei vielen Spielen auf sich alleine gestellt sind, helfen sie sich hin und wieder doch aus.

Meine Lieblingsspiele

Ich kann leider nicht auf alle Spiele der Show eingehen, da das wirklich eine ordentliche Anzahl ist, aber ich würde euch trotzdem gerne ein paar meiner Lieblingsspiele vorstellen. Zunächst hätten wir da einmal das Waben-Labyrinth, bei dem die Teilnehmenden sich einen Weg durch das Labyrinth an Kammern bahnen müssen. Nur eine Tür führt ins Ziel, alle anderen leiten entweder gegen eine Wand, ins Wasser oder in die Arme von Fürst Takeshis Gefolgsleuten, die sich ebenfalls im Labyrinth aufhalten. Ich fand es bei dem Spiel immer amüsant anzusehen, was für verschiedene Strategien die Kandidat*innen zu bieten hatten. Manche versuchten ganz leise und eher langsam durch das Labyrinth zu schleichen, während andere alles auf Schnelligkeit setzten, um ans Ziel zu kommen.

Ein weiteres meiner Lieblingsspiele ist die Hängebrücke, bei der die Teilnehmenden zunächst einen goldenen Ball fangen müssen, den ihnen General Hayati Tani persönlich zukommen lässt. Danach ist Balance und Geschick gefragt, denn man muss sich über eine schmale Brücke wagen und den goldenen Ball sicher auf die andere Seite bringen, während die Schergen von Fürst Takeshi versuchen die Teilnehmenden mit ihren Kanonen abzuschießen. Ich fand es immer wieder lustig, wie manche Kandidat*innen versuchten, im Matrix-Style den Schüssen der Kanonen auszuweichen.

Zu guter Letzt habe ich noch ein Spiel, welches man quasi auch in jeder Folge sieht, nämlich die Finalrunde. Hier stehen die Teilnehmer*innen, die alle Etappenspiele überstanden haben, dem Fürsten und seinen Schergen persönlich gegenüber. Alle sitzen in Fahrzeugen, die mit einem Sensor ausgestattet sind, der abgeschossen werden muss. Benutzt wurden dafür sowohl Wasserpistolen, als auch richtige Laser. Falls der Sensor des Fürsten getroffen wird, gilt die Burg als erobert, aber falls alle Sensoren der Kandidat*innen getroffen werden, haben diese versagt. Ich fand das Finale immer richtig cool inszeniert. Jede*r fährt in einer Art abgespaceten Autoscooter direkt auf dem Platz vor der Burg des Fürsten und versucht, das andere Team auszuschalten. Als meine Eltern mich damals fragten, was ich mir denn da anschauen würde und ich ihnen erklärte, dass die Leute versuchen sich mit Wasserpistolen abzuschießen, während sie in einem Autoscooter fahren, haben die mich auch erstmal komisch angeguckt. Das Ganze ist so absurd und spannend zugleich, aber genauso ist Takeshi´s Castle nun mal eben.

Schlusswort

Ich fand es immer faszinierend, wie die Show für ihre Zeit umgesetzt wurde, und was für eine Vielzahl an lustigen Spielen sich die Japaner*innen ausgedacht haben. Die Show hat nicht umsonst so einen internationalen Erfolg eingefahren, denn es gab nun mal nichts vergleichbares zu Takeshi´s Castle zu dieser Zeit, was Zuschauer*innen auf die Art und Weise unterhalten konnte, wie es die japanische Spielshow tat. Der Videospiel-Charakter der Show war für mich immer der größte Anreiz, die Serie weiterzuverfolgen. Man hatte wirklich das Gefühl, dass sich die Teilnehmenden von Level zu Level vorarbeiten würden, um den großen Fürst Takeshi herauszufordern zu können. Eine sehr erfreuliche Nachricht, auf die ich während der Recherche zu diesem Beitrag gestoßen bin, ist, dass Takeshi´s Castle angeblich im Frühjahr 2023 eine Neuauflage erhalten soll, die von Amazon Prime ausgestrahlt wird. Vielleicht ist das für einige die Chance, um etwas Nostalgie aufleben zu lassen oder die Show selber zum ersten Mal zu erleben. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das Reboot umgesetzt wird und werde bestimmt auch mal gucken wie es so ist, wenn wieder einmal ein neuer Tag auf der Burg des Fürsten Takeshi anbricht.

Beitragsbild: Alessio Ferretti auf Unsplash