Adventskalender Türchen 13: Rezension zu „The Red One – Alarmstufe Weihnachten“

Adventskalender Türchen 13: Rezension zu „The Red One – Alarmstufe Weihnachten“

In Kalendertürchen Nummer 13 werfen wir einen Blick auf einen der neusten Actionfilme – äh, ich meine Weihnachtsfilme. Die Rede ist von The Red One – Alarmstufe Weihnachten. Der neueste Film um Schauspieler wie Dwayne „The Rock“ Johnson und Chris Evans ist so impulsiv und energiegeladen wie die Geschäfte kurz vor Heiligabend. Wie weihnachtlich der Film wirklich ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Actionreiche Weihnachtszeit

The Red One – Alarmstufe Weihnachten ist ein actionreicher Weihnachtsfilm, der eine völlig neue Perspektive auf den Weihnachtsmann bietet. In diesem Film ist der Weihnachtsmann nicht nur ein gemütlicher Geschenkebringer, sondern ein erfahrener Agent mit dem Codenamen Red One. Von Beginn an macht der Weihnachtsmann nicht wirklich den Eindruck einer mystischen Figur der Winterzeit, sondern eher den eines besonders hohen Militär-Kommandanten. Ich will jetzt nicht sagen, dass das irgendwie typisch ist für einen in den USA spielenden Action-Film, aber es ist irgendwie typisch.

Die Prämisse des Films sieht wie folgt aus: Kurz vor Weihnachten verschwindet der Weihnachtsmann spurlos aus seiner Suite am Nordpol. Der Sicherheitschef des E.L.F.*, Callum Drift, gespielt von Dwayne Johnson, wird beauftragt, den Fall zu lösen. Gemeinsam mit seinem unerfahrenen Partner, Jack O’Malley, gespielt von Chris Evans, begeben sie sich auf eine wilde Jagd, um den Weihnachtsmann zu finden und Weihnachten zu retten.

(*Extremely Large and Formidable; nicht das, was man eigentlichen von Elfen erwartet glaube ich)

Während ihrer Mission stoßen sie auf eine geheime Welt voller magischer Kreaturen und gefährlicher Gegner*innen. Es stellt sich heraus, dass der Weihnachtsmann von einer Gruppe Bösewichten entführt wurde, die die Weihnachtszeit für ihre eigenen Zwecke missbrauchen wollen. Callum und Jack müssen nicht nur gegen die Bösewichte kämpfen, sondern auch gegen die Zeit, um den Weihnachtsmann rechtzeitig vor Weihnachten zu befreien und die Geschenke an alle Kinder der Welt bringen zu können.

Auf den ersten Blick scheint das für einen Weihnachtsfilm wohl für viele von euch nicht groß revolutionär, was die Storyline angeht. Und das ist es an sich auch nicht wirklich. Das Genre der Weihnachtsfilme wird in The Red One ganz sicher nicht neu erfunden, aber darauf zielt der Film auch gar nicht wirklich ab. Was ihn von den ganzen anderen Weihnachtsklassikern abgrenzt, ist die geballte Menge an Action, die für einen Film, der die ruhige und besinnliche Weihnachtszeit thematisiert, eigentlich komplett unpassend sein sollte, aber am Ende trotzdem irgendwie funktioniert. Der Film ist trotz fehlender tiefgängiger Story irgendwie unterhaltsam gestaltet. Wer ohne große Erwartungen in den Film reingeht, wird, denke ich, auch nicht wirklich enttäuscht. Wer einen neuen Star in der Szene der Weihnachtsfilme erwartet, sollte seine/ihre Aspirationen aber wohl etwas zurückschrauben. Überzeugt euch gerne selbst von The Red One in dem folgenden Trailer und bekommt einen ersten Einblick in die Rettungsaktion des Weihnachtsmannes.

Disclaimer: Ab hier folgen etwas genauere Informationen über den Film. Wer sich nicht spoilern lassen möchte, sollte den folgenden Part nicht lesen.

Sehr viel Action, wenig Tiefe, aber trotzdem unterhaltsam

Für alle, die sich dazu entschieden haben, sich etwas mehr spoilern zu lassen oder ihre Eindrücke des Films mit den Meiningen vergleichen zu wollen: Hier seid ihr richtig. Zunächst wollen wir nochmal etwas genauer auf die Geschichte und die Charaktere eingehen. Die beiden Hauptakteure des Films sind ohne Frage Callum Drift und Jack O’Malley. Beide sind charakterlich komplett unterschiedlich. Während Callum, wie in so vielen Performances von The Rock, den disziplinierten und draufgängerischen Part spielt, ist Jack eher ein entspannter, lässiger und unseriöser Kerl. Auch dieses charakterliche Duo ist vielen bestimmt schon bekannt, wenn man mal so an die Mischung aus Dwayne Johnson und Kevin Hart denkt, die einige von euch vielleicht noch aus Jumanji kennen. Passenderweise ist der Regisseur von The Red One auch der gleiche wie bei Jumanji. Von daher ist das Ganze am Ende wohl doch nicht so verwunderlich.

Zu Beginn des Filmes verstehen sich Callum und Jack kein bisschen. Vor allem Callum hat ein ganz großes Problem mit seinem zukünftigen Partner, denn Jack war derjenige, der den Bösewichten der Geschichte die Position des Hauptquartiers des Weihnachtsmannes verraten hat, um sich nebenbei etwas Geld dazu zu verdienen. Jack ist also der Grund, weshalb Red (so wird der Weihnachtsmann in dem Film größtenteils bezeichnet) überhaupt entführt wurde. Klar, dass Callum, der seit Jahrhunderten für Red arbeitet, überhaupt nicht gut zu sprechen ist auf Jack. Über den Film hinweg lernen sich die beiden aber immer besser kennen und arbeiten auch ihre persönlichen Probleme auf, mit denen wir als Zuschauer*innen ziemlich früh im Film bekannt gemacht werden. Jacks unseriöse Persönlichkeit spiegelt sich nämlich auch in seiner Fähigkeit als Vaterfigur wieder. Seine Ehe ist gescheitert und mit seinem Sohn verbringt er nur bedingt Zeit, auch wenn dieser sich eigentlich sehnlichst mehr gemeinsame Zeit mit seinem Vater wünscht. Die Verantwortung als Vaterfigur schiebt Jack beiseite, weil er nicht von sich selbst überzeugt ist. Auch Callum hat seine eigenen Probleme. So hatte er eigentlich vor, seinen Job beim Weihnachtsmann zu kündigen, weil er in der heutigen Gesellschaft den Glauben an das Kindliche und Unschuldige in den Menschen verloren hat. Heutzutage gibt es zu viele Erwachsene, die die Werte von Nettigkeit und Artigkeit komplett vergessen zu haben scheinen. Callums und Jacks Zusammenarbeit entpuppt sich am Ende nicht nur als Happy End für das Weihnachtsfest, sondern auch für die beiden selbst, da sie im Laufe des Films in der Lage sind, ihre persönlichen Probleme durch ihre Zeit miteinander zu lösen. Das Ganze ist aber mehr oder weniger auch der Großteil des Plots. Die Verbesserung des eigenen Selbst und die Klärung innerer Konflikte ist natürlich auch thematisch nichts Neues für einen Weihnachtsfilm, es ist schon eher ein Must-have in diesem Genre. Am Ende zu sagen, dass der Film überhaupt gar keine Tiefgänge in der Geschichte hätte, ist also nicht richtig, aber es sind nun mal – Abseits der persönlichen Probleme der Hauptcharaktere – auch nicht wirklich weitere Plot-Punkte vorhanden. Bei den ganzen Action- und Comedy-Szenen gibt es hier und da auch ein paar ernste Momente im Film, was immerhin für etwas Abwechslung sorgt. Dadurch wirkt der Film am Ende immerhin nicht komplett geradlinig, auch wenn die Story insgesamt trotzdem nicht wirklich komplex ist.

Neben den ganzen Actionszenen in dem Film, welche meiner Meinung nach übrigens recht unterhaltsam waren, sorgen viele Ausschnitte auch für den ein oder anderen Lacher. Ob es nun der sprechende Eisbär Garcia ist oder die Dialoge zwischen den ach so unterschiedlichen Gemütern Callum und Jack. Der Film taucht bekanntlich sehr stark in die mythische Welt ein und greift dabei auch in der Geschichte einige Figuren der Weihnachts- & Winterzeit auf. Wie in dem Trailer oben bereits zu sehen war, taucht der Krampus als ein weiterer Charakter im Film auf. Dieser ist vor allem in Österreich bekannt als Schreckensgestalt der Weihnachtszeit, um die unartigen Kinder aufzusuchen und zu bestrafen. In The Red One agiert er als der Bruder vom Weihnachtsmann und als ein alter Partner von Red. Die Wege der beiden haben sich aber schon lange getrennt, da die beiden unterschiedliche Ansichten haben, was den Umgang mit unartigen Persönlichkeiten angeht. Im Film wird der Krampus aber dennoch aufgesucht von Callum und Jack, da diese Hilfe benötigen bei ihrer Suche nach Red. Dass die beiden dabei in einen Wettkampf mit Reds Bruder verwickelt werden, haben sie nicht erwartet, als sie sich später im Krampus-Klaps beweisen müssen. Was ihr euch unter Krampus-Klaps vorstellen könnt? Dieses Video sollte glaube ich genug Aufschluss liefern. Neben dem Krampus macht auch die Winterhexe Grýla ihren Auftritt im Film als Hauptantagonistin. Ähnlich wie der Krampus ist sie aus Erzählungen wohl auch dafür bekannt, unartige Kinder verfolgt zu haben. Jedoch ging das Bestrafen bei ihr etwas weiter als beim Krampus, da sie die unartigen Kinder wohl nicht nur gejagt, sondern auch gefressen haben soll. Ihre Verbindung zum Weihnachtsfest folgte übrigens erst sehr viel später, aber das nur als Randinfo. In The Red One ist es Grýlas Ziel, alle Leute auf der Liste der unartigen Kinder zu fangen und für immer wegzusperren. Genau dafür braucht sie die Kraft und Magie des Weihnachtsmannes. Ich bin ja immer ein Fan davon, wenn man echte Mythen und Sagen als Grundlage für die Filme nutzt, anstatt komplett neue Gestalten zu erschaffen, mit denen niemand was anfangen kann. Dafür muss ich dem Film ein Lob aussprechen, auch wenn die richtige Herkunft der Mythen im Film selbst eher so semi-detailgetreu ist. Der Krampus wird dort nämlich als bekannte Figur der Weihnachtszeit in Deutschland beschrieben, was faktisch aber auch nur teilweise stimmt. Im Süden unseres Landes mag der Krampus vielleicht etwas verbreiteter sein, aber eine deutlich stärkere Präsenz hat er eigentlich in Österreich. Naja, man kann auch nicht alles haben, manchmal gehen bei der Recherche für Filme wohl ein paar Infos flöten. Im Film wird auch eine alte Beziehung zwischen dem Krampus und Grýla angedeutet, aber nicht weiter darauf eingegangen. Schade eigentlich, aber das ist wohl ein gängiges Motto in dem Film, dass viele Sachen angerissen werden und zeitweise Spannung und Interesse aufbauen, aber letztendlich doch nicht wieder aufgegriffen werden. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass The Red One nur der Start einer ganzen Filmreihe sein sollte, wie von den Machern angesprochen. Ob dies nun nur ein Wunsch ist oder ein wahrhaftiger Plan, ist nicht klar.

The Red One ist definitiv ein unterhaltsamer Actionfilm, aber ist er auch ein guter Weihnachtsfilm? Meiner Meinung nach ist er das nur bedingt. Die Basis wurde zwar gelegt mit einigen interessanten Elementen, wie die Inkorporierung von Mythen wie dem Krampus oder Grýla, aber der Film gibt einem als Zuschauer*in nicht wirklich dieses Weihnachtsfeeling, aufgrund der großen Actionanteile des Films. Die Aufarbeitung der Probleme von Callum und Jack im Verlauf des Films haben mir immer wieder einen Hauch dieses Gefühls vermittelt, aber da diese Story-Stränge dem Hauptstrang, nämlich der Rettung von Red, final leider nun mal untergeordnet sind, bleibt das Gefühl nie für lange Zeit bestehen. Wie vorhin bereits gesagt, ist der Film definitiv unterhaltsam, nur darf man nicht erwarten, dass man von der weihnachtlichen Atmosphäre des Films in den Bann gezogen wird, sondern eher von den kleinen Elementen drumherum, wie eben der Action, den passablen Comedy-Szenen oder der Inkorporierung von bekannten Sagen und Mythen. Wenn ihr euch ein eigenes Bild von dem Film machen wollt, dann schaut ihn euch gerne selbst an. Falls ihr den Film bereits gesehen habt, dann teilt doch gerne eure Erfahrungen und Meinungen in den Kommentaren.

Beitragsbild: Vanessa Finsel


Zur Person des Autoren

Adventskalender Türchen 22: Wintersonnenwende

Adventskalender Türchen 22: Wintersonnenwende

Heute, kurz vor Weihnachten, ist der Tag der Wintersonnenwende. Ein Tag, nach dem die Tage wieder länger werden und die Nächte wieder kürzer. Ein astronomisches Phänomen, dass auch schon in der Antike eine wichtige Bedeutung hatte. 

Wintersonnenwende – was ist das?

Sonnenwenden (lat. Solstitium, dt. Stillstand der Sonne) sind astronomische Phänomene, welche zweimal im Jahr auftreten. Diese werden als die Sommersonnenwende und die Wintersonnenwende bezeichnet. Sie beziehen sich auf den größten nördlichen oder südlichen Abstand, den die Sonne zweimal im Jahr zum Himmelsäquator der Erde erreicht. Die Wintersonnenwende fällt entweder auf den 21. oder wie dieses Jahr auf den 22. Dezember des Jahres und gilt als der astronomische Beginn des Winters, mit dem kürzesten Tag des Jahres und der längsten Nacht des Jahres, da die Sonne im Jahresverlauf dann, in der nördlichen Hemisphäre, den niedrigsten Stand mit Blick auf den Himmelsäquator der Erde erreicht. Nord- und Südhalbkugel verhalten sich diesbezüglich natürlich spiegelverkehrt. Am Polarkreis geht die Sonne um die Wintersonnenwende sogar gar nicht auf, da die Laufbahn der Sonne dann vollständig unterhalb der Horizontlinie liegt. Aber seid beruhigt, ab nun werden die Tage wieder länger, da sich die Nordhalbkugel der Sonne, bis zur Sommersonnenwende im Juni, wieder annähert. Das astronomische Ereignis der Wintersonnenwende ist nicht nur für uns heute wichtig, sondern hatte auch schon in zahlreichen antiken und frühmittelalterlichen Kulturen eine wichtige Bedeutung.

Mythen und Bräuche – die Germanen

In der germanischen Mythologie war die Wintersonnenwende der Startpunkt, an welchem der mächtige Gott Wotan und sein Heer über die Zeitspanne der Raunächte durch die Lüfte zogen. Um den Gott und sein Heer gnädig zu stimmen, war es Tradition, Speiseopfer vor die Tür zu stellen und mit Mehl Pentagramme auszustreuen, um ihnen den Weg zu weisen. Durch dies versprachen sie sich Fruchtbarkeit, Glück und Segen. Des Weiteren wurden Lichter aufgestellt und immergrüne Bäume oder Büsche im Haus geschmückt, es gab ein großes Festmahl, Gebete und Geschenke. Diese Traditionen kommen uns doch bezüglich des Weihnachtsfestes durchaus bekannt vor.

Mythen und Bräuche – die Kelten

Die Kelten feierten zur Wintersonnenwende das Yule-Fest, auch Mittwinter genannt, welches eine der heiligsten Sonnenfeiern im keltischen Jahr darstellte. Der kürzeste Tag des Jahres gefolgt von der längsten Nacht des Jahres stellte den Auftakt für die sogenannten Raunächte dar. Sie galten bei den Kelten als besonders magisch, weshalb sie ihre Häuser in dieser Zeit mit speziellen Kräutern ausräucherten. Die Erdgöttin der Kelten gebar zum Zeitpunkt der tiefsten Dunkelheit das Licht und somit begann der Kreislauf des Lebens erneut. Die Kelten feierten also die Geburt – die Rückkehr – des Lichts und somit den größer werdenden Sonnenbogen – die länger werdenden Tage. Das keltische Gegenstück zum Yule-Fest stellte Litha (Mittsommer) dar. Während beim Yule-Fest die Rückkehr des Lichtes gefeiert wurde, symbolisierte Litha die Sommersonnenwende und die volle Entfaltung der Sonnenkraft am längsten Tag des Jahres. Das Yule-Fest feierten die Kelten in einem kleinen Kreis, mit der Familie sowie den Ahnen und Göttern. Das Haus wurde mit immergrünen Zweigen geschmückt und es wurde einander beschenkt, so wie es heute zu Weihnachten auch üblich ist. In Nordeuropa wird das Yule-Fest auch heute noch gefeiert, je nach religiöser Zuordnung zwischen dem 21. Dezember und Anfang Februar. In Schweden beginnt das Yule-Fest am 13. Dezember mit dem Fest der heiligen Lucia. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt. schaut doch gerne einmal in einem unserer vorherigen Adventskalender-Türchen vorbei.

 

Wintersonnenwende und Weihnachten

Wie bereits gesagt, wurde vor dem christlichen Weihnachten ursprünglich das Yule-Fest zur Wintersonnenwende gefeiert. Das eine könnte mit dem anderen jedoch durchaus zusammenhängen. Yule steht im Englischen für Weihnachten und im Schwedischen, Dänischen und Norwegischen heißt Weihnachten heute auch Jul. Wie also ein Zusammenhang zwischen der Wintersonnenwende – der Geburt des Lichtes – und der Geburt Jesu besteht, können Interessierte hier nachlesen.

Es gibt jedoch noch weitere Traditionen aus anderen Teilen der Erde, welche sich um die Wintersonnenwende drehen, wie beispielsweise das japanische Feuerlauf-Fest (Hiwatari Matsuri).

Wintersonnenwende? Na und?

Wer sich die längste und dunkelste Nacht des Jahres nicht entgehen lassen will, kann auf einen klaren Himmel hoffen und mit etwas Glück die Dunkelheit nutzen, um sich die Sterne anzusehen. Wer jedoch kein Fan vom Sternschauen ist, kann sich bewusst einen Abend vor den Feiertagen nehmen, um noch einmal durchzuatmen und sich einen entspannten Abend zu machen. Denn für viele sind die Feiertage mit viel Stress verbunden und nicht immer nur schön. Also gönnt euch einen Abend alleine oder mit jemandem, der euch guttut, macht ein paar Kerzen an und kuschelt euch ein, zu einem guten Buch oder eurem Lieblingsfilm. 

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

moritz.vorpommern: Erdgeister im mystischen Greifswald

moritz.vorpommern: Erdgeister im mystischen Greifswald

Greifswald bietet uns allzeit eine steife Brise, Strände, Möwen und viel(es) Meer. Der webmoritz. zeigt euch die Stadt und ihre Region Vorpommern, und manchmal wagen wir uns sogar darüber hinaus. Ihr erfahrt, was wir hier lieben, welche besonderen Orte es zu entdecken gibt, was man so isst, trinkt oder worüber man spricht. Und es gibt einiges zu entdecken: egal ob Schlösser oder Erlebnisdörfer. Heute nehmen wir euch mit zu den mystischen Seiten Greifswalds.

In Greifswald gibt es einige Mythen und Sagen. So sollen vor geraumer Zeit Erdgeister („Zwerge“) in Greifswald ihr Unwesen getrieben haben, um welche sich einige Geschichten ranken. Sie sollen sehr lange in Greifswald gelebt haben, bis sie eines Tages verschwunden waren. Wann und warum sie Greifswald verließen ist nicht bekannt, jedoch sollen sie Pommern bei Jarmen den Rücken gekehrt haben und dann weiter in die Berge gezogen sein. Festgehalten wurden diese und andere Erzählungen 1840 unter dem Titel Die Volkssagen von Pommern und Rügen von Jodocus Temme, einem Juristen, Politiker und Schriftsteller.

Sämtliche Edelsteine, die in den Bergen zu finden waren und alles Gold und Silber wurden von den Erdgeistern beherrscht. Um zu ihren unterirdischen Wohnungen zu gelangen, mussten Neugierige durch einen dreckigen Ort, wie beispielsweise Abflüsse, hindurchgehen. Tagsüber sollen die Erdgeister als Frösche oder anderes Ungeziefer ihr Unwesen getrieben haben, nachts hätten sie sich dann in ihrer wirklichen Gestalt gezeigt und bei klarem Sternenhimmel überaus vergnügt im Mondschein getanzt. Temme charakterisiert sie in seinen Beschreibungen zwar auch als positive Wesen, die den Menschen geholfen hätten, die Geschichten selbst bieten aber ein anderes Bild.

Eine von ihnen besagt, dass sich einmal ein edler Zwerg in ein hübsches Mädchen verliebte, welches er mit Gewalt zur Frau haben wollte. Das Mädchen wollte ihn aber nicht heiraten, da er klein und hässlich war. Der Zwerg versprach ihrem Vater jedoch viel Geld, weshalb sie der Verlobung doch zustimmen musste. Ganz wollte sie ihre Hoffnung allerdings nicht aufgeben, also vereinbarte sie mit dem Zwerg, dass sie ihn nicht heiraten müsste, wenn sie seinen richtigen Namen erfahren würde. Der Zwerg willigte ein, da ihr sein Name nicht bekannt war und er fest davon überzeugt war, dass sie ihn auch nie herausfinden könnte. Die Suche nach dem Namen gestaltete sich wie erwartet als eine sehr schwierige Aufgabe, das Mädchen suchte lange vergebens. Ein glücklicher Zufall sollte ihr letztlich helfen. Eines Nachts fuhr ein Fischhändler nach Greifswald, als er auf einmal viele Zwerge im Mondschein tanzen sah und bei diesem Anblick verwundert anhielt. Einer der Zwerge rief lauthals: „Wenn meine Braut wüsste, dass ich Doppeltürk heiße, sie nähme mich nicht!“ Der Fischhändler erzählte in einem Wirtshaus von seiner Beobachtung. Die Wirtstochter hörte die Geschichte und berichtete der unfreiwilligen Braut davon. Dieser war sofort klar, dass es sich dabei nur um ihren Verlobten handeln konnte, also nannte sie ihn beim nächsten Aufeinandertreffen beim Namen. Der Zwerg musste sie nun lossagen und verschwand, sehr verärgert darüber.

Eine andere Geschichte erzählt davon, dass eine Mutter eines Abends ihr Kind verwünschte, da es einfach nicht aufhören wollte zu schreien, obwohl die Mutter schon sehr müde war und schlafen wollte. Augenblicklich ging die Tür auf, ein Erdgeist schlich herein und entriss der Frau ihr Kind – sie sollte es nie wieder sehen.
Eine andere Mutter hatte mehr Glück: sie war gerade mit ihrem Kind auf dem Schoß eingeschlafen, als ein Erdgeist hereinkam und es entführen wollte. Sie bekam das Kind jedoch glücklicherweise noch an der Ferse zu fassen und konnte es dem Erdgeist in letzter Sekunde entreißen. In anderen Erzählungen berichtet Jodocus Temme, dass die Erdgeister den Menschen nach dem Diebstahl der Kinder ihre eigenen, hässlichen, „Wechselbälger“ in die Bettchen legten.
Falls ihr euch beim nächsten Heimatbesuch über eure Geschwister ärgern solltet, könntet ihr also mal vorsichtig bei euren Eltern nachfragen, ob nicht vielleicht Erdgeister an der Familienplanung beteiligt waren.

Titelbild: Darkmoon_Art auf Pixabay

Bild: Tama66 auf Pixabay