von Juli Böhm | 28.09.2023
Ein Kribbeln im Bauch, ein unverhoffter Glücksmoment, ein wohlig warmes Gefühl. Dafür braucht es nicht immer ein großes Ereignis, vielmehr liegen diese magischen Momente oft verdeckt unter einem Mantel der Gewohnheit und der Selbstverständlichkeit. „Eine Liebeserklärung“ ist unsere Kolumne, in der es darum gehen soll, die vermeintlich einfachsten Dinge dieser Welt wertzuschätzen. Mit ihr bauen wir euch eine zynismusfreie Nische, in die sich hineingekuschelt werden kann, wenn der Alltag einem mal wieder die Daunendecke der guten Laune zu klauen versucht. In diesem Beitrag soll es um die Liebe zum Spät-Dran-Sein gehen.
Das Gefühl, wenn man sich eigentlich zu spät auf den Weg gemacht hat, aber trotzdem noch pünktlich ankommt, ist unbeschreiblich. Es ist wie ein Wettrennen, das man soeben gewonnen hat. Auf einmal fällt die ganze Anspannung ab und zurück bleibt ein Glücksgefühl, das die ganze Aufregung der letzten Minuten komplett wieder wett macht. Man kann also gar nicht anders, als gut gelaunt irgendwo anzukommen – und das ganz ohne Absicht.
Spät dran sein != zu spät sein
Spät dran zu sein heißt also nicht gleich auch zu spät zu sein – zu spät zu sein ist furchtbar und das versuche ich ja eben durch Beeilung zu umgehen. Da hätte man das Wettrennen ja verloren und das Glücksgefühl bliebe aus, um den obigen Vergleich fortzuführen. Natürlich ist es immer auch ein gewisses Risiko, doch mal zu spät zu sein, aber das ist eben das Pokern mit der Zeit und den Ampelphasen (zum Glück ohne Geldeinsatz).
3 gute Gründe fürs Spät-Dran-Sein:
- Spät dran zu sein ist immer auch eine Möglichkeit für ein bisschen Alltags-Fitness. Es ist Sport mit einem Nutzen, abseits von körperlicher Fitness. Dies mag für einige genau der Grund sein, weshalb sie nicht gerne spät dran sind, und das ist auch völlig in Ordnung, aber für mich bedeutet es eine Prise Sport an einem Tag, an dem ich mir sonst keine Zeit dafür nehmen würde. In Greifswald sind es nun einmal etwas kurze Wege, aber auch hier kann man meistens ein paar Minuten rausholen und ab und zu neue Bestzeiten für einzelne Strecken setzen.
- Man muss (meistens) nicht auf Freund*innen warten. Natürlich ist es nicht unbedingt nett, wenn diese stattdessen auf einen selbst warten müssen, aber daher kommt man ja auch nicht (viel) zu spät. Ich für meinen Teil frage mich allerdings immer, ob ich auch am richtigen Ort bin, wenn ich mal die Erste bin, und dieses verwirrende Gefühl kann ich ja ganz einfach umgehen – und meistens kommen meine Freunde sowieso selbst zu spät und dann kann man natürlich genauso gut darauf spekulieren.
- Durch das Spät-Dran-Sein bleibt mehr Zeit zum Fertigwerden. Ja, dieses eine mal zu viel snoozen morgens bringt einem ganz, ganz viel – zumindest rede ich mir das in dem Moment ein. Aber ich kann es mir ja leisten, wenn ich dann gleich mit dem Fahrrad in Höchstgeschwindigkeit fahre – ich mag es übrigens lieber mit dem Fahrrad spät dran zu sein, als zu Fuß. Einmal, als mein Fahrrad kaputt war, musste ich überall hin laufen und obwohl ich mich jedes Mal früher als sonst auf den Weg gemacht habe, war ich doch immer spät dran, weshalb ich schnell angefangen habe, überall hin zu joggen. Auf dem Fahrrad ist es dann doch weniger auffällig, wenn man spät dran ist.
Aber mal ehrlich, Spät-Dran-Sein ist nicht immer super. Ich bin nämlich immer spät dran und das auch bei irgendwelchen Aufgaben, wie für Klausuren lernen. Ich brauche da einfach den Druck und den Stress um irgendwas gebacken zu kriegen. Und bei den paar Malen, die ich doch mal pünktlich aufbreche, muss ich feststellen, dass es doch auch ganz schön ist, mal keinen Stress zu haben. Aber es ist schwer, sich zu ändern und bis dahin werde ich mich weiterhin mit dem Spät-Dran-Sein arrangieren und das Beste draus machen.
Beitragsbild: Simon Wierzba auf Unsplash
von Laura Schirrmeister | 18.09.2023
Ein Kribbeln im Bauch, ein unverhoffter Glücksmoment, ein wohlig warmes Gefühl. Dafür braucht es nicht immer ein großes Ereignis, vielmehr liegen diese magischen Momente oft verdeckt unter einem Mantel der Gewohnheit und der Selbstverständlichkeit. „Eine Liebeserklärung“ ist unsere Kolumne, in der es darum gehen soll, die vermeintlich einfachsten Dinge dieser Welt wertzuschätzen. Mit ihr bauen wir euch eine zynismusfreie Nische, in die sich hineingekuschelt werden kann, wenn der Alltag einem mal wieder die Daunendecke der guten Laune zu klauen versucht. In diesem Beitrag soll es um die Liebe zu Sonntagsfrühstücken gehen.
Sonntag. Für weniger gläubige Menschen der letzte Tag der Woche. Für gläubige Menschen der erste Tag der Woche. Für die meisten Menschen der Tag der Woche, an dem man vor verschlossener Supermarkttür steht. Der Großteil der arbeitenden Bevölkerung hat (im Normalfall) frei. Damit ist der Sonntag der Tag, an dem das Leben ein wenig herunterfährt. Der Tag, den man ein wenig mehr zelebrieren kann, zum Beispiel mit Ausschlafen und einem ausgedehnten Sonntagsfrühstück.
Das Besondere
Andere Wochentage bringen mehr Verpflichtungen mit sich. Am Sonntag ist man nicht gezwungen, irgendetwas zu machen. Dieser Drang, produktiv sein zu müssen, fehlt. Es ist einfach vollkommen legitim, sich an einem Sonntag mit einem Buch in der Hand an den Strand, aufs Sofa oder in eine Hängematte zu legen. Niemand schaut dich komisch an, wenn du sagst, dass du einfach NICHTS getan hast. Was soll man auch tun, wenn alles geschlossen hat?
Durch die gesetzliche Entschleunigung ist man schlichtweg gezwungen, selbst zu entschleunigen. Zumindest für ein paar Stunden. Von daher: einfach mal tiefenentspannt und langsam in den Tag starten.
Frühstück
Das Frühstück ist durchaus essentiell für einen guten Start in den Tag. Deswegen ist es sicher auch ein furchtbares Zeichen, dass ich meist ohne Frühstück aus dem Haus gehe. Ich habe schon oft versucht, mir das morgendliche Essen anzugewöhnen. Doch bereits während meiner Schulzeit habe ich das Frühstück geskippt. Ich bin morgens halb acht einfach nicht hungrig. Der Hunger kommt dann. Aber eben erst gegen neun oder halb zehn.
Wenn ich ausschlafen kann, stehe ich entsprechend schon leicht hungrig auf. Jackpot! Und dann ist doch so ein ausgedehntes Frühstück mit Eiern und gebratenem Bacon etwas Wunderbares. Der Geruch von frischen Brötchen. Das Knacken der Eierschale beim Aufschlagen. Das erhitzte Öl in der Pfanne. Brötchen, die noch warm sind, wenn man sie in die Hand nimmt. Alles ist so frisch und warm, und wenn man daran denkt, die Butter aus dem Kühlschrank zu nehmen, ist auch diese streichzart.
Alles auf den Tisch
Das Schönste ist, dass es keine Regeln gibt, was auf den Tisch kann. So ein Sonntagsfrühstück kann einfach alles beinhalten. Bei einem klassischen Sonntagsfrühstück denkt man vermutlich an Brötchen, Käse- und Wurstaufschnitt, Aufstriche, Eier und Orangensaft. Doch wie wäre es mit Pancakes? French Toast? Joghurt und Obst? Croissants? Porridge? Ja, auch Bratwürste funktionieren. Der Fanstasie sind keine Grenzen gesetzt. Die einzige Grenze stellt der eigene Magen dar und der Kopf. Die beiden müssen entscheiden, was letzten Endes in der Futterluke landet und wie viel der Körper verkraften kann.
Das perfekte Sonntagsfrühstück
Mein perfektes Sonntagsfrühstück besteht aus frischen Brötchen UND French Toast – so kann man zwei Scheiben Toast und ein Brötchen essen und hat am Ende The Best Of Both Worlds auf dem Tisch und im Magen. Pochierte Eier, die man sich dann auf das Brötchen legen kann und noch ein flüssiges Eigelb haben. Mit Butter natürlich. Frisches Obst, Gurke, ein paar Snack-Tomaties, ein wenig Joghurt, Avocado. Dazu dann noch ein guter Saft und vor allem: guter Kaffee. Diesen Sommer habe ich mir immer zum Sonntag einen leckeren Espresso mit meinem Bialetti gekocht. Auch das entschleunigt. Man wirft nicht einfach das Pulver in die Filtermaschine, sondern muss erstmal die Bohnen mahlen, das Pulver vorsichtig in das Bialetti füllen und dann warten, bis der Espresso auf dem Herd gekocht wurde. Man trinkt seinen Kaffee einfach anders.
Im Sommer darf dieses Frühstück viel zu gern auf dem Balkon, der Terrasse, irgendwo im Freien stattfinden. Im Winter logischerweise drinnen, am Küchentisch mit Kerzenduft und ganz wichtig: in gemütlichen Klamotten. Ich genieße es dabei immer, langsam essen zu können – kein Stress, keine Termine – nur das leckere Essen vor meiner Nase, von dem ich mir wieder viel zu viel auf den Teller gepackt habe. Gut, dass man sich nach einem ausgedehnten Sonntagsfrühstück auf das Sofa fallen lassen und verdauen kann.
Beitragsbild: David B Townsend auf Unsplash