Umgekrempelt: Eine Woche Pilates am Morgen

Umgekrempelt: Eine Woche Pilates am Morgen

Noch vor dem Frühstück Sport zu machen, mag sich für manche gut, für andere furchtbar anhören. Ich habe tatsächlich schon öfter versucht vor dem Frühstück Joggen zu gehen oder anderen Sport zu treiben, aber das ist mir bisher nie gut bekommen. Ich war anschließend den ganzen Tag lang total erschöpft und müde. Also habe ich die letzten Jahre vor dem Frühstück keinen Sport mehr getrieben. Aber ich dachte es ist mal wieder Zeit für eine Herausforderung!

Warum nicht mit einer sanfteren Art von Sport in den Morgen starten? Da ich in letzter Zeit tagsüber ab und zu Pilates Workouts in meinen Alltag integriert hatte, fiel meine Wahl auf diese Sportart. Das Neue war nun Pilates noch vor dem Frühstück zu absolvieren und zu beobachten, welche Auswirkungen zu spüren seien würden. Ich war jedoch erstmal skeptisch, ob mir Pilates besser tun würde oder ob ich danach auch eher müde als energiegeladen sein würde. Dennoch habe ich mich an das Experiment getraut.

Tag 1

Zugegebenermaßen: Am ersten Tag war ich so mittelmäßig motiviert. Vor dem Frühstück in Sportkleidung zu steigen, fand ich erst mal nicht so toll. Außerdem hatte ich, wie oben schon angesprochen, auch meine Bedenken, ob mir das überhaupt gut tun würde. Deshalb habe ich erstmal wirklich nur ein ganz kurzes Workout-Video von 10 Minuten, welches extra für den Morgen gedacht ist, für meine Pilates-Reise ausgewählt.

Die Zeit während des Workouts ging schnell vorbei und es war auch nicht super anstrengend, aber die Muskeln und Gelenke wurden bewegt. Anschließend hatte ich richtig Lust auf mein Frühstück und habe mich auch erholt und fit gefühlt. Die Frage war, ob dieses Gefühl den Tag über aber anhalten würde.

Die Stunden vergingen und was soll ich sagen? Meine befürchtete Müdigkeit und Erschöpfung blieben aus! Ganz im Gegenteil! Ich fühlte mich den ganzen Tag über angenehm erholt und gut. Mal sehen, wie es am nächsten Tag aussehen wird.

Tag 2

Da ich mich langsam steigern wollte, habe ich mich heute an ein 15 minütiges Workout-Video gewagt, welches ebenfalls für den Morgen konzipiert war. Auch das hat mir wieder sehr gut gefallen, war kurzweilig und ich habe mich danach super gefühlt! Mein Frühstück hat auch heute gefühlt noch besser geschmeckt als sonst. Auch den Tag über blieb die Müdigkeit erneut aus. Das lässt mich hoffen, dass Pilates für mich am Morgen die bessere Wahl im Vergleich zu Ausdauersport ist!

Tag 3

Wieder aufstehen, etwas trinken und rauf auf die Matte. Ich war voller Erwartungen, dass Pilates auch heute wieder positive Auswirkungen auf mich haben würde. Auch heute blieb ich auf dem gleichen Kanal und habe wieder ein Pilates-Video absolviert, welches extra für den Morgen gedacht war. Meine Erwartungen wurden komplett erfüllt! Ich habe mich erneut den ganzen Tag total erholt, aber gleichzeitig auch irgendwie energiegeladener gefühlt und konnte mich auf die Uni Sachen, die ich zu erledigen hatte, besser konzentrieren. Am Abend freute ich mich schon auf mein Pilates Workout am nächsten Morgen, da ich so langsam merkte wie gut mir die leichte Bewegung am Morgen tat und das gute Gefühl danach den ganzen Tag über anhielt!

Tag 4

Letzte Nacht habe ich weder besonders gut und noch besonders viel geschlafen. Trotzdem absolvierte ich wieder ein Pilates Workout-Video, aber ich erhoffte mir heute nicht die gleichen Ergebnisse, wie die Tage zuvor. Nach der Pilates-Einheit habe ich mich zwar erholt gefühlt, aber der Sport ist natürlich auch keine Wunderpille gegen Müdigkeit.

Am heutigen Abend habe ich mir gleich ein Video-Workout für den nächsten Morgen herausgesucht, damit ich morgens direkt starten kann und nicht noch Zeit für die Suche verschwende. Von dem Kanal, von dem ich bisher die morgentlichen Pilates Workout-Videos absolviert hatte, habe ich jetzt schon alle Pilates Videos durch, die extra für den Morgen konzipiert waren. Ich werde morgen deshalb mal ein „normales“ Workout probieren.

Tag 5

Das Video, welches ich mir am Vorabend herausgesucht hatte, ist 15 Minuten lang und auch wenn es nicht extra für den Morgen ausgerichtet war, so war es für mich genauso gut wie die Video-Workouts zuvor. Auch heute habe ich die gleichen Effekte wie an den Tagen zuvor gespürt, wie zum Beispiel, dass ich Energie für den ganzen Tag hatte und mich gleichzeitig entspannt fühlte.

Tag 6

The same procedure as last day – so langsam ist es fast schon eine Routine geworden – ich habe es schon abgespeichert, dass ich nach dem Aufstehen und noch vor dem Frühstück Pilates mache. Mittlerweile habe ich definitiv festgestellt, dass es sich für mich gut anfühlt und ich nicht mehr darauf verzichten möchte!

Tag 7

Heute morgen musste ich gar nicht mehr drüber nachdenken, was ich nach dem Aufstehen mache: rauf auf meine Matte! Zwar dauert es laut unterschiedlichen Studien 42 oder sogar 66 Tage bis man eine Gewohnheit etabliert hat, jedoch wurde es bei mir schon fast nach einer Woche zu einer Gewohnheit, welche ich auf jeden Fall weiter fortführen werde.

Fazit

Ich bin froh, dass ich dieses Experiment gewagt habe! Ich kann gar nicht glauben, wie viel Unterschied schon alleine 10 Minuten Workout am Morgen machen. Interessant war für mich, dass sich mein Körper nicht nur besser angefühlt hat, sondern ich mich auch mental besser auf die zu erledigenden Uni Aufgaben fokussieren konnte. Ich war viel konzentrierter. Pilates finde ich gerade für den Morgen deshalb so ideal, da der Körper optimal auf den Tag vorbereitet wird. Ich finde, dass gerade die Kombination aus etwas anstrengenderen Einheiten und Dehnübungen der optimale Mix für den Morgen sind. Ich denke, der Unterschied zu Ausdauersport liegt für mich darin, dass die Pilates Video-Workouts, die ich absolviert habe, nicht auf Ausdauer und hohen Kalorienverbrauch ausgelegt sind, sondern darauf den Körper zu lockern und entspannt in den Tag zu starten. Meinem Körper bekommt das so besser, deshalb werde ich auch in Zukunft Ausdauersport erst nach dem Frühstück machen.

Diese Morgenroutine mit Pilates möchte ich aber auf jeden Fall auch nach den 7 Tagen beibehalten, da ich gemerkt habe, welche positiven Auswirkungen sie auf mein Wohlbefinden über den ganzen Tag hat. Vielleicht ist mittlerweile auch der Placebo-Effekt eingetreten und ich rede mir die guten Effekte nur ein. Aber selbst dann: Bewegung und Dehnung am Morgen schadet auf keinen Fall!

Natürlich ist jeder Mensch anders. Nur weil mir Pilates am Morgen gut tut, heißt das nicht, dass es jeder und jedem auch so geht oder das Ausdauersport am Morgen für alle Personen zu Müdigkeit führt. Ich möchte euch eher dafür motivieren, auf euren Körper zu hören und euch dafür zu sensibilisieren, was euch gut tut und verschiedene Sportarten auszuprobieren bis ihr etwas gefunden habt womit ihr euch wohl fühlt.

Falls jemand die Pilates Workout-Videos probieren möchte, welche ich absolviert habe: Sie sind auf YouTube auf dem Kanal von Tasty Katy zu finden. Sie hat außerdem auch Yoga- und Meditationsvideos erstellt, welche ich auch empfehlen kann.

Beitragsbild: lograstudio auf Pixaby

Umgekrempelt: Spieglein, Spieglein von der Wand

Umgekrempelt: Spieglein, Spieglein von der Wand

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Er hängt in jedem Bad, schmückt die Wände jedes Fahrstuhls und ist namensgebend für eines der wichtigsten Nachrichtenmagazine: Der Spiegel. Gedanklich schenken wir ihm wenig Beachtung – welche Bedeutung er für uns hat, fällt wie so oft erst auf, wenn er aus unserem Leben verschwindet. Das musste auch ich feststellen, als eines Tages ein vorheriges WG-Mitglied unseren verspiegelten Badschrank mitnahm. Seitdem kann ich nicht mehr in den Spiegel schauen. Nicht aus Scham, sondern aus Bequemlichkeit. Mein ganzes Leben war ich ohne Den Spiegel ausgekommen, wieso also nicht ganz ohne Spiegel? Ob das wirklich so einfach war oder ich mir damit nur etwas vorspiegelte, sollte sich bald zeigen.

Die ersten Tage

Es sieht seltsam aus im Bad. Die Wand überm Waschbecken ist leer – und damit eigentlich nicht besonders spannend. Doch obwohl es da nichts zu sehen gibt, bleibt mein Blick immer wieder an dieser Stelle hängen. Ich kann nichts dagegen tun. Unheimlich. Schaue ich sonst so oft in den Spiegel? Ich halte mich wirklich nicht für besonders eitel, in meinem Kopf habe ich immer nur nach dem Haarewaschen zum Bürsten in den Spiegel gesehen. In der Realität muss ich eben diesen Kopf bei jeder Gelegenheit betrachtet haben – und sei es nur für einen kurzen Moment. Hoffentlich geht das bald weg, ich komme mir leicht dämlich vor.

Neue Gewohnheiten

So langsam sinkt mein Interesse an der weißen Wand. Dafür fallen mir plötzlich überall spiegelnde Oberflächen auf. Der Wasserhahn, die Herdplatte, die Lampe im Badezimmer,… – gefühlt sehe ich mein Spiegelbild häufiger als vorher. Und fast jedes Mal, wenn ich es sehe, streiche ich mir durch die Haare. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dadurch auch nicht groß anders aussehen als vorher (wirklich prüfen kann ich diese Hypothese mithilfe der mir zur Verfügung stehenden „Spiegel“ nicht, zumal ich ja versuche, auch da nicht hineinzusehen). Trotzdem erwische ich mich immer wieder dabei.

Gedächtnistraining

Meine Haare nicht sehen zu können, ist wirklich das Schlimmste. Auf mein Gesicht achte ich irgendwie gar nicht, auch nicht in den Pseudospiegeln. Das werde ich schon nicht verlieren. Aber obwohl ich meine Haare eigentlich nach einem festen Rythmus wasche, habe ich bisher oft durch einen Blick in den Spiegel festgestellt, ob sie wieder fällig sind. Das fällt jetzt natürlich weg. In meiner Handykamera nachzuschauen fühlt sich nach einer Niederlage an, dazu bin ich zu stolz. Leute fragen geht auch schlecht: „Sag mal, sehen meine Haare eigentlich aus, als hätte ich sie heute waschen müssen?“ Wer traut sich schon, da mit ja zu antworten? Zumal es dann ja eh schon zu spät wäre. Ich muss mich also auf meinen eigenen Kopf verlassen. Trotz der ganzen Dinge, die er mich unfreiwillig machen lässt. Das ist gar nicht so einfach, weiter als „also gestern habe ich sie jedenfalls nicht gewaschen“ reichen meine Erinnerungen meist nicht zurück. Oft muss ich ziemlich rätseln, bis ich von „dieser einen acht Uhr Vorlesung, in der ich mit nassen Haaren saß“ auf das letzte Mal komme, als ich meine Haare gewaschen habe.

Die Außenwelt

Ob ich nach außen hin gerade anders wirke als vorher, kann ich schlecht beurteilen. Irgendwie ist es mir aber auch egal. Wenn andere sich an womöglich zerzausten Haaren stören, ist das schließlich ihr Problem. Ich selbst bekomme das gar nicht mehr mit, weil ich es ja nicht sehe. Irgendwie hat das etwas sehr Befreiendes. Ich höre einfach auf, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich gerade aussehe. Jedes Mal, wenn ich doch irgendwo auf einen Spiegel stoße, komme ich in eine Art kindliches Staunen: Sowas, da bin ja ich! Wie ich dabei genau aussehe, nehme ich kaum noch wahr.

Wieder Zuhause

Über einen Monat bin ich ohne Spiegel ausgekommen, als ich in den Semesterferien heimfahre. Hier hat sich nichts verändert – außer mir vielleicht? Am ersten Abend mache ich blöde Faxen vor dem Badezimmerspiegel. Lächerlich, wie viel Spaß ich dabei habe. Ansonsten füge ich mich schnell wieder in den Alltag hier ein. Wenn schonmal ein Spiegel da ist, braucht man ihn ja nicht komplett zu ignorieren. Nur den Spiegeln außerhalb des Bades schenke ich keine Beachtung mehr. Seltsam, dass andere Familienmitglieder die sehr wohl benutzen, plötzlich fällt es mir schwer, den Sinn dahinter zu sehen. Ich sage aber nichts – wozu soll ich ihnen einen Spiegel vorhalten, wenn sie das selbst schon tun?

Inzwischen bin ich wieder in Greifswald. Dass hier nach wie vor keine Spiegel hängen, habe ich trotz der Zeit daheim kaum wahrgenommen. Anscheinend habe ich mich inzwischen echt entwöhnt. Und dabei bleibt es auch. Mir kommt so schnell kein Spiegel mehr ins Haus – und sei es nur, um ihn nicht putzen zu müssen.

Beitragsbild: Luis Villasmil auf Unsplash