Adventskalender-Türchen 4: moritz.playlist: Rolf Zuckowski

Adventskalender-Türchen 4: moritz.playlist: Rolf Zuckowski

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schon mal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus, und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist, und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

Die Vorweihnachtszeit ist geprägt von thematisch passender Musik, welche im Radio und auf Weihnachtsmärkten auf- und abgespielt wird. Ein deutscher Künstler hat es dabei geschafft, Generationen mit seinen Weihnachts- sowie auch Kinderliedern zu prägen: Rolf Zuckowski. Mit seinen Liedern hat er seit über 40 Jahren nicht nur die Kindheit vieler musikalisch untermalt, sondern den Kindern auch durch kleine versteckte Lehren das alltägliche Leben nähergebracht. 

Musikalischer Anfang

Rolf Zuckowski wurde am 12. Mai 1947 in Hamburg geboren. Schon während seiner Schulzeit sammelte er mit seiner Band „The beAthovens“ musikalische Erfahrungen. Diese gewann im Jahr 1966 bei einem Bandwettbewerb nicht nur einen Plattenvertrag, sondern bekam auch die Möglichkeit, im Vorprogramm der „Beach Boys“ aufzutreten. Im darauffolgenden Jahr erschien das erste und einzige Album der Band mit dem Titel „Happy To Be Happy“, bevor sich die Band 1968 letztendlich auflöste. 
Zuckowski studierte nach seiner Schulzeit Betriebswirtschaftslehre in Hamburg und schloss das Studium 1972 mit Diplom ab. Anschließend wurde er Assistent der Geschäftsführung im Musikverlag Hans Sikorski. Er schrieb Texte für andere Künstler und konnte sich als Produzent und Dirigent über Erfolge beim Eurovision Song Contest freuen.

Vom Familienvater zum erfolgreichen Kinderliedermacher 

Mit der Geburt seiner Kinder in den 1970er Jahren wandte sich Zuckowski immer mehr der Kindermusik zu. Seine Kinder sangen auch viele der Lieder mit ihm zusammen ein und sind auf den Alben zu hören. 
Zuckowski wollte mehr Alltägliches in die Welt der Kinderlieder einführen, da nach seinem Geschmack die alten Lieder wenig mit dem zu tun hatten, was die Kinder im Alltag erlebten. Seine Musik handelt von Themen wie den unterschiedlichen Jahreszeiten und ihren Festen, der Natur, dem Umgang miteinander sowie auch Verkehrssicherheit. Er versucht außerdem, durch Lieder wie Ich schaff‘ das schon, welches durch seinen Sohn inspiriert ist, den Hörer*innen Mut zu machen und ihnen wieder aufzuhelfen. 

Sein erstes Album für Kinder, „Rolfs Vogelhochzeit“, produzierte er im Jahr 1977.  Das Album basiert auf der Bilderreihe „Der Vogelkreislauf“ von Peter Meetz, einem weiteren ehemaligen Bandmitglied der „The beAthovens“. Die Bilder hat dieser im Rahmen seines Studiums zum Graphikdesigner erstellt. Zuckowski kreierte basierend auf diesen Bildern eine Liedergeschichte, die von einem Vogelmännchen handelt, welches nach einem Weibchen sucht und nach erfolgreicher Suche mit ihm Hochzeit feiert. Das Vogelpärchen bekommt Nachwuchs, welcher am Ende der Geschichte auch nach einem Partner sucht.  Der Name „Rolfs Vogelhochzeit“ wurde ausgewählt, um sich von der traditionellen Vogelhochzeit abzugrenzen. Das Album war sehr erfolgreich und wurde Ende der 1980er für das Kinderprogramm des ZDF verfilmt. 

Durch Sendungen beim Radio Luxemburg sowie Auftritte bei der Fernsehsendung „Wetten, dass…?“ stieg der Bekanntheitsgrad von Zuckowski in den 80er Jahren rasant an. Lieder wie Du da im Radio sowie …und ganz doll mich erlangten große Bekanntheit. 
Vor 40 Jahren, im Jahr 1983, entstand aus der Feder von Peter Maffay, Rolf Zuckowski und Gregor Rottschalk der kleine grüne Drache Tabaluga, der die Welt entdeckt. Die drei entwickelten um die Figur ein Rockmärchen für Kinder, welches zunächst nur ein Album werden sollte, aber aufgrund des Erfolges wird die Geschichte um den kleinen Drachen bis heute immer noch weitererzählt.

Eines seiner bis heute erfolgreichsten und gleichzeitig eines der erfolgreichsten deutschen Weihnachtsalben ist das 1987 erschiene Album „Winterkinder“. Neben eigenen neuen Liedern finden sich auf diesem Album auch Cover von traditionellen Weihnachtsliedern wie Leise rieselt der Schnee oder Kling Glöckchen. Das Album behandelt Themen wie das sehnsüchtige Erwarten von Schnee (Winterkinder), das Chaos in der Küche, welches beim Plätzchenbacken entsteht (In der Weihnachtsbäckerei) und die generelle Vorfreude auf Weihnachten (Auf der Suche nach Weihnachten). Seit 2010 findet sich das Album jährlich zur Weihnachtszeit in den deutschen Top 100 Albumcharts wieder und ist eines der meistverkauften Weihnachtsalben in Deutschland. 

Rolf Zuckowski veröffentlichte außerdem neben seiner Kindermusik seit 1985 auch Alben für Erwachsene und gründete 1995 sein eigenes Musiklabel „Musik für dich“.  Insgesamt veröffentlichte er über 40 Studioalben und zusätzlich dazu noch Noten, Bücher und Musikfilme. Er war regelmäßig auf Tour und trat in Fernsehsendungen auf, bevor er sich 2012 aus dem Showgeschäft zurückzog. Seitdem tritt er nur noch vereinzelt zu besonderen Anlässen beziehungsweise für gemeinnützige Zwecke auf.  2022 erschien seine Biografie „Ein bisschen Mut, ein bisschen Glück. Mein musikalisches Leben“, in der er auf über 40 Jahre Musikkarriere zurückblickt. 

Soziales Engagement

Neben seiner Musik ist Zuckowski auch sozial sehr engagiert. Abseits der Musik setzt er sich im Sinne der Kinder ein. So unterstützt er unteranderem die SOS-Kinderdörfer und mehrere Kinderhospize. 
Des Weiteren setzt sich Zuckowski für die musikalische Förderung junger Musiker*innen und Kinder ein. Dafür gründete er die Stiftung „Kinder brauchen Musik“, diese setzt sich unter anderem dafür ein, dass auch Kinder aus benachteiligten Verhältnissen die Möglichkeit bekommen, Musik zu machen und zu erleben. Für seinen unermüdlichen Einsatz für die musikalische Bildung wurde er 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande gewürdigt und bekam 13 Jahre später das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 

In der Weihnachtsbäckerei

Das wohl bekannteste Weihnachtslied Rolf Zuckowskis, das man mittlerweile auch als Klassiker deutscher Weihnachtsmusik bezeichnen kann, ist das Lied In der Weihnachtsbäckerei. Es erschien 1987 auf dem Album „Winterkinder“ Entstanden ist das Lied auf einer Autofahrt, nachdem Zuckoswkis Frau ihm am Telefon erzählt hat, dass sie und die Kinder gemeinsam Plätzchen backen.

Ich verbinde kein anderes Lied so sehr mit der Vorweihnachtszeit wie dieses. Bereits wenn die ersten Töne erklingen, bekomme ich ein nostalgisches Gefühl, welches mit dem Geruch von frisch gebackenem Stollen sowie dem Glücksgefühl, erfolgreich den rohen Keksteig aus der Schüssel auf dem Küchentisch stibitzt zu haben, verbunden ist. 
Das Lied handelt vom Chaos, welches beim Plätzchenbacken ohne Rezept entsteht, da dieses abhandengekommen ist. Letztendlich verbrennen den Bäcker*innen die Plätzchen im Ofen, aber dennoch wird der Zuhörenden die Freude am gemeinsamen Backen vermittelt. Außerdem sind kleine Lehren für Klein und Groß in den Text mit eingebaut, wie zum Beispiel vorsichtig mit Eiern umzugehen oder sich die Hände zu waschen. 

„Sind die Finger rein? 
Du Schwein.“ 

In der Weihnachtsbäckerei (1987)

Aus dem Lied entstand 2019 das gleichnamige Musical, welches zur Weihnachtszeit aufgeführt wird. Es handelt von drei Geschwistern, deren Eltern aufgrund von Schnee nicht rechtzeitig nach Hause kommen können, um die Weihnachtsleckereien zu backen. Mit viel Chaos und Improvisation übernehmen deshalb die Kinder diese Aufgabe. 

Es schneit 

Ebenfalls auf dem Album „Winterkinder“ erschien das Lied Es schneit. Es handelt von der kindlichen Freude, die entsteht, wenn die Umgebung von einer Schneedecke bedeckt ist und die graue triste Welt durch eine glitzernde weiße Pracht ersetzt wurde. 

„Aus grau wird weiß, aus laut wird leis
Die Welt wird zugedeckt
Und von der Frühlingssonne
Wird sie wieder aufgeweckt“

Es schneit (1987)

Zuckowski erfasst in dem Lied die Gedanken, die Kinder beim Anblick von Schnee bekommen: ans Rodeln, Schneemänner-Bauen und an Schneeballschlachten. 

Zuckowski schafft es, in seinen Liedern nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen Freude auch in tristeren Zeiten zu schenken, was seine Musik für mich immer besonders machte. Die Musik von Rolf Zuckowski ist ein großer Teil der Kindheit von vielen und ruft bei Erwachsenen nostalgische Gefühle hervor. Doch auch wenn man nicht mit seiner Musik aufgewachsen ist, kann ich nur empfehlen, sich ein paar seiner Lieder anzuhören und vor allem während der Weihnachtszeit nicht auf das Album „Winterkinder“ zu verzichten. 

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Mimimi-Mittwoch: Denglisch, das Wingdings des Redens

Mimimi-Mittwoch: Denglisch, das Wingdings des Redens

Anger, Hass, Zorn: All diese Feelings verbindet man so manches Mal mit hippen Denglisch-Speakern. Therefore ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns gepflegt über Sprache auslassen, lest ihr das hier.

Die Hipster-Welt ist eine gut durchdachte: Ihr Kaffee ist fair gehandelt, ihr Gemüse aus lokalem Anbau, eine digitale Lösung jagt die nächste. Nur ihre Sätze sehen aus wie im Schulbus abgeschrieben. Wer früher im Verkauf arbeitete, ist heute Sales Manager. Was gestern toll war, wird jetzt appreciated. Und der Zeitgeist heißt Cringe. Honestly?

„Sprache formt das Denken“, tweeten Befürworter*innen des Genderns. Sie haben Recht. Denn schon der Gelehrte Samuel Johnson wusste, dass Sprache die Kleidung der Gedanken ist. Wenn das stimmt, tragen viele jedoch ihren geistigen Schlüpfer über der Hose. Oder habt ihr noch nie gestruggelt, wenn eure Crowd awkward performt?

Wir alle tun es. Wir mischen Deutsch und Englisch, als wäre es ein Cocktail aus der Hölle von Chefkoch.de. Dabei geht es nicht um Anglizismen oder ihre Pseudogeschwister. Sprache gibt – und wenn sie nichts hat, dann nimmt sie. Doch Denglisch nimmt nicht, es zersägt und klebt wie Dr. Frankenstein. Denglisch ist das Wingdings des Redens.

“Total unusual zu Weihnachten nicht am Beach zu sein“ – Lisa (19) war letztes Jahr noch in Australien.
Irgendjemand auf Jodel

The reason for that ist eigentlich klar: Unsere Welt ist zweisprachig. Englisch ist kein Marktvorteil, sondern ein Muss. Wir haben internationale Freund*innen und schauen Netflix in OmU, „weil ich mir die Synchronisation einfach nicht anhören kann“. Ein Jahr in Australien ist heute so ungewöhnlich wie Zelturlaub in Dessau-Roßlau.

Auf Dauer zerschrammt dieses Durcheinander unsere Festplatte. Was rauskommt, klingt wie der Google-Übersetzer in der Beta-Version. Aber die Denglisch-Jünger*innen schwören drauf, denn das sei hip und international. Aber lasst uns ehrlich sein: Auch ein Flat White Caramell Flavour macht aus Ückeritz nicht Soho.

Das Pseudo-Internationale begräbt die Teilhabe, denn wer nur Englisch oder Deutsch kann oder erst lernt, kann mit Denglisch nichts anfangen. Alle anderen übrigens auch nicht. Wenn Mutti falsch gendert, rollen wir die Augen. Aber was ein Outcome ist, soll sie mal selbst rausfinden. Boomer Cringe und so.

This is my mom. Ich hab‘ in Englisch zwar ‘ne fünf, but this is my mom.“
Caroline Kebekus

Warum du trotzdem Denglisch sprichst? Weil es Zeit spart – allerdings nur dir. Du oder die anderen, eine*r muss sich plagen, denn verständlich zu sprechen ist Arbeit. In Stellenanzeigen steht schließlich nie, man brauche „Gutes German in Word und Shrift“. Ergo: Sprich bitte, als hätten alle einen Job für dich. Das darf von Stammhirn bis Stimmlippen auch gerne mal länger dauern.

„Die Deutsche Sprache schafft sich ab“, murmelt so mancher (meist männlicher) Zeitungsredakteur – und hätte mit diesem Text wohl seine Freude gehabt. Bevor also die Purismus-Blase jubelt, kommt hier ein Gruß in eigener Sache:

Lieber Verein Deutsche Sprache, das ist kein Mimimi für dich. Die deutsche Sprache ist toll – das ist unbestritten. Sie kann sich biegen, winden und drehen. Sie kennt mehr Wörter, als J. R. R. Tolkien auf Ritalin je eingefallen wären. Doch wer vom Sprachterror spricht, hat von Sprache so viel verstanden wie Attila Hildmann von Virologie.

An alle, die Sprache wirklich lieben, dieser Text ist für euch. Pimpt eure Sätze genauso auf wie eure Kleidung. Wenn’s mal sein muss, nehmt halt das Brainstorming. Diversity kannst du aber dalassen, wir haben noch Vielfalt zuhause. Vorschlag zur Güte: Die Sprach-Querdenker*innen lassen die Untergangsmetaphern in der Schublade. Wir anderen überlegen uns, wann es Denglisch wirklich braucht. Cringe over.

Beitragsbild: Marcel Knorn

Hi there, hier ist Annica trotz wirklicher Belustigung beim Lesen mit einem kleinen Konter-Vibe aus dem Lektorat, der einfach nicht unsaid bleiben kann: Wenn es erstmal established ist, dann ist da no way back. Man muss einfach mehr appreciaten, dass sich Sprachen auch da mischen – Von daher go with the flow!