Mit dem Plakat bis vor das Schweriner Finanzministerium

Mit dem Plakat bis vor das Schweriner Finanzministerium

Einem könnte schlecht werden, wenn man an die finanziellen Umstände der Universitäten denkt. In Greifswald können wir das am eigenen Beispiel merken, denn die Bildungspolitik in Mecklenburg-Vorpommern trifft uns ganz schön hart. Vor allem die Sparpolitik führt dazu, dass Lehrstellen stark gefährdet sind. Bereits seit längerem demonstrieren Greifswalder Studierende deswegen. Um die Situation zu ändern, wurde vor Kurzem eine Petition ins Leben gerufen und es kam zu einer Fahrt nach Schwerin. Was genau geschah, erfahrt ihr im Artikel.

Die Bildungsdemonstrationen häuften sich in diesem Semester. Angefangen hat alles mit der Bildungsdemo in Rostock, weiter ging es mit der Kundgebung in Greifswald und endete zuletzt mit der Fahrraddemo am 22. November. All diese Demonstrationen fanden statt, um auf die prekäre Situation der Universitäten, vor allem der Greifswalder, aufmerksam zu machen. Leider scheint keine Besserung in Sicht zu sein.

Studierende unserer Uni haben deswegen eine Petition gestartet, um die Bildung an unserer Universität zu retten. Bereits bei der Vollversammlung am 22. November nahmen die Studierenden Anträge zu #UNIINNOT- Investition statt Kürzung unserer Zukunft an. Bei einem davon ging es darum, dass der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) damit beauftragt werden sollte, eine Petition dazu zu starten. Diese Petition soll in Schwerin beim Petitionausschuss Mecklenburg-Vorpommerns eingereicht werden mit dem Ziel, genug Druck auf die Schweriner Landesregierung auszuüben, wenn genug Unterschriften erreicht werden. Andere Hochschulstandorte in MV sollen dabei inkludiert werden. Gesagt, beschlossen und getan: Die Petition ging vor ein paar Tagen online und hat bereits 747 Unterschriften [Stand: 18.12.2022].

Das soll aber noch nicht alles gewesen sein. Auch eine Reise nach Schwerin wurde geplant, um der Landesregierung die Tragweite der Situation zu verdeutlichen. In der Pressemitteilung des AStAs kann der genaue Grund nachgelesen werden: ,,[…] Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD) […] verteidigte die 18,3 Mio. EUR Minderausgaben in Forschung und Lehre.” Dass das nicht der richtige Weg sein kann, wurde schon bei den letzten Demonstrationen kundgetan.

Also ging es für eine Handvoll Greifswalder Studierende am 15. Dezember mit einem Plakat nach Schwerin. Die Studierenden waren Vertreter*innen der Studierendenschaft: AStA, Studierendenparlament, Fachschaftskonferenz, studentischer Prorektor. Das Plakat hatten sie bereits bei der Fahrraddemo am 22. November ausgelegt, um Unterschriften neben ihren Forderungen zu sammeln. Begleitet wurden sie in Schwerin von einem Kamerateam des NDR, berichtete Hennis Herbst, studentischer Prorektor, in einem schriftlichen Statement.

Ihre Forderungen:

  • …, dass die Kosten der Krise für Studierendenwerke kompensiert werden.
  • …, dass das Wissenschaftsministerium von den Kürzungen in Forschung  und Lehre absieht.
  • …, dass zusätzliche Kosten der Krise an Hochschulen durch das Land getragen werden.
  • …, dass die Landesregierung Mittel bereitstellt, um Hochschulgebäude energetisch zu modernisieren.
  • …, dass das BAföG reformiert wird, damit Bildung nicht länger vom Geldbeutel der Eltern abhängt. 
  • …, dass die Bundes- und Landesregierung Wege erarbeitet, die prekäre Beschäftigung von Wissenschaftler*innen und Studierenden an Hochschulen zu beenden.
  • …, dass das Wissenschaftsministerium den Wert der Hochschulen, deren Mitarbeitenden und Studierenden für die Zukunft des Bundeslandes anerkennt.

Eigentlich sollte das Plakat um 12 Uhr vor dem Finanzministerium ausgebreitet werden und anschließend an den Finanzminister Dr. Heiko Geue (SPD) übergeben, da das Finanzministerium die Minderausgaben entwirft. Sie trafen allerdings auf ein Problem. Hennis Herbst beschreibt es so: „Der war leider nicht zu sprechen. Wir wurden aber durch den stellv. Staatssekretär im FM [Finanzministerium] zu einem Gespräch gebeten. Dort wurden uns einerseits Zahlen des FM präsentiert, andererseits konnten wir unsere Perspektive darlegen. Ob es was genützt hat, bleibt abzuwarten. Das Banner haben wir dort für den Finanzminister hinterlegt.”

Der Finanzminister wurde also ungünstigerweise nicht angetroffen. Hat es denn dann überhaupt etwas gebracht, nach Schwerin zu fahren?

Insgesamt waren die Gespräche freundlich und von Verständnis geprägt. Konkrete Zusagen haben wir allerdings nicht bekommen. Insofern hat sich an der Situation erstmal nichts geändert, es bleibt aber abzuwarten, ob unsere Aktion Bewusstsein bei den Entscheidungsträger*innen geschaffen hat. Wir werden in jedem Fall am Ball bleiben.

Hennis Herbst (studentischer Prorektor) in einem schriftlichen Statement

Und wie geht es jetzt mit der Petition weiter? Sie konnten bereits viele Unterschriften sammeln.

Die Petition und damit auch unsere Forderungen möchten wir jetzt natürlich Uni-intern so breit wie möglich streuen, um genügend Unterschriften aus Greifswald zu sammeln (von allen Statusgruppen). Im Namen des AStAs werde ich die Petition heute auch bei der LKS-MV (Landeskonferenz der Studierendenschaften in MV) einbringen, umso auch Unterschriften von weiteren Hochschulstandorten sammeln zu können. 

Lukas Voigt (Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses) in einem schriftlichen Statement

Der Link zur Petition: Keine Kürzungen an unserer Zukunft! – Online-Petition (openpetition.de)

Beitragsbild: Hennis Herbst

Lasst uns dafür sorgen, gehört zu werden!

Lasst uns dafür sorgen, gehört zu werden!

Kürzungen in Forschung und Lehre, keine Unterstützung wegen der erhöhten Energiekosten und Studierende, die mit gestiegenen Lebenshaltungskosten klar kommen müssen. Der AStA ruft abermals auf, für die Zukunft der Universität und der Studierenden zu demonstrieren. Nach der ersten Bildungsdemo in Rostock Ende Oktober und der Kundgebung in Greifswald Anfang November findet nun am Dienstag eine weitere Demonstration für Bildung statt. Diesmal auf Fahrrädern. Sei auch Du dabei!

Es ist noch nicht vorbei. Die Uni ist noch immer in Not. Und auch die Studierenden ringen weiterhin mit den erhöhten Kosten. Doch die Hilfe der Bundes- und Landesregierung ist nach wie vor viel zu gering. Der Uni drohen 14 Millionen Euro zu fehlen, die diese jedoch braucht, um unter anderem Mitarbeitende, Sanierungen und Forschung zu finanzieren. Das Wegfallen dieses Geldes würde immense Folgen für die Qualität und Quantität der Lehre und Forschung haben und könnte ebenso der Region schaden. Auch das Studierendenwerk leidet unter der Inflation. Der Studierendenbeitrag, die Essenspreise in den Mensen und die Mieten in den Wohnheimen mussten bereits angehoben werden, aber auch das reicht nicht. Nun drohen unter anderem Standortschließungen.

Daher findet am Dienstag, den 22.11., eine Fahrraddemo statt. Diese startet um 13 Uhr auf dem Berthold-Beitz-Platz und endet pünktlich vor der Vollversammlung, welche um 14:15 Uhr im Hörsaal 3/4 am Ernst-Lohmeyer-Platz beginnt. Alle Studierenden sind herzlich dazu eingeladen, im Anschluss gemeinsam zu der Vollversammlung zu fahren.

Das wird gefordert:

  • Kompensation der Kosten aus der Krise für Studierendenwerke
  • Das Absehen von Kürzungen in Forschung und Lehre durch das Wissenschaftsministerium
  • Das Tragen der zusätzlichen Kosten der Krise an Hochschulen durch das Land
  • Bereitstellung von Mitteln durch die Landesregierung, um Hochschulgebäude energetisch zu modernisieren
  • Reformation des BAföG, damit Bildung nicht länger vom Geldbeutel der Eltern abhängt
  • Das Erarbeiten von Wegen durch die Bundes- und Landesregierung, um die prekäre Beschäftigung von Wissenschaftler*innen und Studierenden an Hochschulen beenden
  • Die Anerkennung des Wertes der Hochschulen, sowie deren Mitarbeitenden und Studierenden für die Zukunft des Bundeslandes durch das Wissenschaftsministerium

Das Wichtigste auf einen Blick:
Was? Fahrraddemo für Bildung
Wann? Dienstag, den 22.11.2022, um 13 Uhr
Wo? Start am Berthold-Beitz-Platz (Open Street Maps)

Beitragsbild: AStA der Universität Greifswald

Uni in Not – Greifswald protestiert

Uni in Not – Greifswald protestiert

Nach der recht wenig besuchten Bildungsdemo in Rostock, fand letzten Donnerstag auch eine Kundgebung in Greifswald statt. Studierende und Mitarbeitende der Universität wurden durch den AStA Greifswald innerhalb kurzer Zeit mobilisiert, um gegen Kürzungen und die fehlende finanzielle Unterstützung, aufgrund der gestiegenen Energiekosten, durch das Wissenschaftsministerium MV zu protestieren. Es folgt eine Zusammenfassung der Kundgebung und der Redebeiträge. Es sprachen Lukas Voigt (Vorsitzender des AStA), Prof. Dr. Katharina Riedel (Rektorin der Uni Greifswald), Rieke Trimcev (wissenschaftliche Mitarbeiterin), Prof. Dr. Uwe Bornscheuer (Vorsitzender des Senats der Uni Greifswald), Em (Vorsitz der Fachschaftskonferenz), die Leiterin des Studierendenwerks, Dennis (Jurastudent) sowie Jeannette von Busse (stellvertretende Oberbürgermeisterin und Baudezernentin der Stadt Greifswald).

Die wichtigsten Punkte auf einen Blick
  •  Der Uni drohen Mehrkosten und Kürzungen in Höhe von insgesamt 14 Millionen Euro
  • 500 Demonstrierende hatten sich daher am letzte Donnerstag auf dem Rubenowplatz eingefunden um dagegen zu protestieren
  • Es gab zwar Mehreinnahmen an Steuern, die unter anderem zur Unterstützung von Hochschulen verwendet werden könnten, jedoch gab es dazu bisher keine konkreten Pläne von der Landesregierung
  • Vor allem der wissenschaftliche Mittelbau, also all jene Mitarbeitenden ohne Professur, werden zuerst von personellen Kürzungen betroffen sein
  • Auch die Lehre wird massiv von den Kürzungen beeinflusst werden, wobei vor allem die Qualität leiden wird
  • Die Universität ist als größter Arbeitgeber und Ausbilder wichtig für die Region und sollte daher gestärkt und nicht geschwächt werden
  • Studierende haben auch mit den erhöhten Kosten zu kämpfen und müssen unterstützt werden
  • Das Studierendenwerk muss ebenfalls besser von der Regierung unterstützt werden, denn es drohen Kürzungen im Angebot, in den Öffnungszeiten und Schließungen
  • Die Stadt Greifswald möchte die Universität unterstützen

Das Land plant, Rücklagen der Hochschulen zu kürzen, wodurch die Uni Greifswald etwa 6 Millionen Euro abgeben müsste. Zudem kommen auf die Uni etwa 8 Millionen Euro Mehrkosten durch Inflation und gestiegene Energiekosten hinzu. Diese 14 Millionen Euro, die der Uni zu fehlen drohen, entsprächen wiederum dem Jahresgehalt von 250 Mitarbeitenden der Universität, deren Stellen nun in Gefahr sind. Daher wird an die Landesregierung appelliert, die Pläne für die Kürzungen zurückzuziehen und die Universität sowie das Studierendenwerk finanziell wegen der Mehrkosten zu unterstützen.

An die 500 Demonstrierende hatten sich daher am Donnerstag, den 03.11.2022, auf dem Rubenowplatz vor dem Universitätshauptgebäude zu der Kundgebung versammelt. Eröffnet wurde die Demonstration von Lukas Voigt, dem Vorsitzenden des AStA. Er betonte, dass eine ausreichende Finanzierung der Hochschulen auch für die Zukunft des Landes von essentieller Bedeutung ist und fordert, dass die Entlastung für Studierende schon im Winter und nicht erst im Sommer kommen soll.

„Wir sind in Not, es ist wirklich wahr.“

Prof. Dr. Katharina Riedel, Rektorin der Universität Greifswald

Danach kam die Rektorin der Uni Greifswald, Frau Prof. Dr. Katharina Riedel, zu Wort. Sie betonte unter anderem, dass die finanzielle Unterstützung nötig ist, weil die Uni als größter und verlässlichster Arbeitgeber in der Region von Bedeutung ist und weil die Wissenschafler*innen nach nachhaltigen Lösungen für die Zukunft forschen. Zudem kritisierte sie, dass die Landesregierung mit Mehreinnahmen an Steuern zwar öffentliche Einrichtungen unterstützen möchte, aber bisher die Hochschulen in ihren Plänen nicht berücksichtigt wurden, obwohl es ebenfalls öffentliche Einrichtungen sind. Zudem erklärte Riedel, dass die Uni dringend auf die Rücklagen angewiesen ist, die sie womöglich abgeben muss. Diese werden dann unter anderem für die Sanierung von Altbauten, zum Beispiel des Internationalen Begegnungszentrums, und für den Bereich Forschung fehlen. Durch das fehlende Geld wird die Lehre massiv beeinflusst werden, Wissenschaftler*innen können keine Verlängerungen für ihre Verträge bekommen und die Attraktivität der Uni könnte nachlassen, wodurch auch die wirtschaftliche Lage der Uni Schaden nehmen würde. Riedel kritisierte zudem, dass noch nichts Konkretes von der Landesregierung bezüglich finanzieller Unterstützung kam, aber die Uni dringend Planungssicherheit braucht. Mit den Worten „Es wäre fatal, in diesem Bereich zu sparen“, schloss sie ihre Rede.

Anschließend hielt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Rieke Trimcev eine Rede. Sie betonte, dass vor allem der wissenschaftliche Mittelbau von den personellen Kürzungen betroffen sein wird, also all jene Mitarbeitenden, die keine Professur besitzen. Denn dort haben viele aneinandergereihte Arbeitsverträge, die auslaufen und erneuert werden müssen. Diejenigen, deren Verträge nächstes Jahr auslaufen, werden dabei zuerst betroffen sein. Oft handelt es sich hier um Mitarbeitende kurz vor der Promotion, die die Verlängerung brauchen, um ihre Promotion abzuschließen. Das könnte dazu führen, dass die Betroffenen wegziehen und ihre Promotion in einem anderen Bundesland beenden oder gänzlich abbrechen müssen. Ein Verlust, den sich das Land, laut Trimcev, nicht leisten kann, zumal es auch ein großer Verlust an Mitteln wäre. Zudem betonte sie, dass die Sparmaßnahmen unglaublich ungerecht sind, weil sie Bildungschancen reduzieren und bestehende Ungerechtigkeiten verschärfen. Außerdem werden sich die Kürzungen auch „eklatant“ auf die Lehre auswirken, weil durch den Druck der Fokus auf den Output verschoben wird und die Lehre und gute Betreuung somit in den Hintergrund rücken. Mehr Arbeit wird auf weniger Schultern lasten. Trimcev befürchtet, dass die Dynamiken im Mittelbau durch die Unsicherheit schon heute leiden könnten und nicht erst, wenn es konkreter wird und die ersten Mitarbeitenden entlassen werden müssen.

Auch der Vorsitzende des Senats der Uni Greifswald, Herr Prof. Dr. Uwe Bornscheuer, hielt eine Rede. Er erzählte, dass der Senat bereits Ende September einen Appell an die Landesregierung geschickt hatte, in dem die Forderungen formuliert sind. Auch andere Hochschulen haben das aufgegriffen und sich beteiligt. Weiterhin kritisierte Bornscheuer, dass die Uni schon seit Jahrzehnten unterfinanziert sei und gerade in den Naturwissenschaften Mittel für die Reparatur und Neubeschaffung von alten Geräten benötigt werden, weil es ansonsten schwieriger ist, attraktive Publikationen zu veröffentlichen. Außerdem erinnert er, dass 2006 schon einmal 160 Stellen gestrichen wurden, wodurch ganze Studiengänge geschlossen werden mussten. Dies betraf einige Lehramtsstudiengänge, woraufhin ein Lehrer*innenmangel folgte. Daraufhin brauchte es wiederum sechs bis acht Jahre, bis neue Lehrkräfte ausgebildet waren. Das droht wieder zu passieren. Auch Bornscheuer sorgt sich, dass Masterabsolvent*innen das Bundesland verlassen könnten, weil sie hier keine Doktorand*innenstellen kriegen könnten. Bezüglich der gestiegenen Energiekosten hält Bornscheuer Online-Uni ebenfalls für die falsche Lösung, denn das hat negativen Einfluss auf die Lehrqualität und das Sozialleben. Ab hier wurde die Rede leider immer leiser und das Getuschel lauter, sodass ich nur wenig verstehen konnte.

„Wir können ja noch den Bunsenbrenner anmachen in der Biochemie – solange wir den da noch haben.“

Prof. Dr. Uwe Bornscheuer, Vorsitzender des Senats der Universität Greifswald

Als Vorsitz der Fachschaftskonferenz und als Studierendenvertretung trug als nächstes Em eine Rede vor. Em betonte, dass die Kürzungen alle betreffen und auch die Existenz der Studierenden gefährden. Ebenso betonte Em den Nutzen, den das Bundesland von der Uni zieht, denn die Uni bringt Bildung, Forschung und auch Fachkräfte in die sonst eher strukturschwache Region. Die Studierenden sind die glänzende Gegenwart und Zukunft des Bundeslandes. Das sollte die Landesregierung ebenfalls interessieren, denn die Uni bringt Geld in das Bundesland. Aber die erhöhten Lebenserhaltungskosten erschweren das Studieren zunehmend. Em erzählte von einer Kommilitonin, die sich die Mieterhöhung im Studierendenwohnheim nicht leisten kann und daher zu ihrer Familie nach Rostock zurückziehen muss, weil das Pendeln günstiger ist. In der Ersti-Woche hatte Em zudem oft gehört, dass Erstis ins Umland oder nach Stralsund gezogen sind, weil es dort günstiger ist. Em befürchtet, dass in Zukunft weniger Studierende nach Greifswald kommen könnten oder hier bleiben, gerade wenn Lehrveranstaltungen durch die Kürzungen wegfallen sollten. Gleichzeitig könnten die Stärken dieser Stadt schwinden, wie zum Beispiel das familiäre Umfeld. Em betonte, dass an der Uni nicht gespart werden darf, sondern viel mehr finanziert werden muss. Auch auf die bevorstehenden Kürzungen der Wohnsitzprämie ging Em ein, von denen zum Beispiel Exkursionen und Arbeitsmittel bezahlt werden und ohne die Lehre nicht möglich ist. Em findet es traurig, dass diese Mittel überhaupt nötig sind und findet es daher auch umso schlimmer, dass diese gekürzt und irgendwann gestrichen werden sollen. Auch die Lehr- und Forschungsstation auf Hiddensee sei dadurch in Gefahr, meinte Em. Zum Schluss betonte Em nochmals, dass die Studierenden die Zukunft des Bundeslandes sind und daher der Respekt vor ihrer Existenz und die Rücknahme der Kürzungen nötig sind.

„Liebes Ministerium, nehmt uns diese Dinge, die wir durch die Universität haben, nicht weg.“

Em, Vorsitz der Fachschaftskonferenz und Studierendenvertretung

Die Leiterin des Studierendenwerks hielt ebenfalls eine Rede und erklärte die Schwierigkeiten für das Studierendenwerk und weshalb auch hier finanzielle Unterstützung durch das Land von Nöten sei. Sie erklärte, dass zwei Drittel des Budgets durch die Mensen, Wohnheime und Studierendenbeiträge selbst finanziert werden müssen. Im Moment sei es aber unmöglich kostendeckend zu wirtschaften, denn die Abschläge und Preissteigungen sind immens. Sie befinden sich nun im dritten Krisenjahr und fühlten sich durch die Coronakrise bereits ganz erprobt. Allerdings war das nur in etwa ein Zehntel von dem, was jetzt auf sie zukommt. Noch immer wird in den Mensen weniger Essen als 2019 verkauft. Zwar steige die Zahl im Moment wieder, aber dennoch fehlen hier die Umsätze. Sie ist dankbar für die Präsenzlehre, weil dadurch mehr Leute die Einrichtungen füllen, allerdings befürchtet sie auch, dass sie es sich nicht mehr leisten könnten, diese offen zu halten. Zwar wurde finanzielle Hilfe bereits in Aussicht gestellt, jedoch gab es bisher nichts Konkretes. 2 Millionen Euro können nicht aus Rücklagen finanziert werden, erklärte sie. Der Semesterbeitrag wird um 8 Euro steigen, Mieterhöhungen in den Wohnheimen wurden angekündigt und die Essenspreise in den Mensen bereits angehoben. Sie betonte, dass die Kostensteigungen so gering wie möglich gehalten wurden. Auch im Vergleich zu anderen Unis waren diese eher gering, dennoch versteht sie, dass es für viele Studierende trotzdem schwierig ist. Das Studierendenwerk ist neben den Semesterbeiträgen und den Umsätzen auf eine dritte Säule angewiesen – und das ist der Zuschuss des Landes. Zurzeit steht alles auf dem Prüfstand, das heißt, Angebot und Öffnungszeiten sollen angepasst werden. Auch Standortschließungen müssen in Betracht gezogen werden. Sie erklärte, dass die stärkeren Mensen bisher die schwächeren Mensen unterstützt haben, aber dies nun nicht mehr möglich ist. Dadurch werden die kleinen Mensen zuerst betroffen sein. Zuletzt betont sie nochmal, wie wichtig die Unterstützung des Landes ist, schließlich geht es hier um die Grundbedürfnisse der Studierenden.

An vorletzter Stelle hielt Dennis, ein Jurastudent im fünften Semester, eine Rede. Auch er sprach davon, wie sehr die Studierenden von den Kürzungen betroffen sind und dass die Unterstützung von der Landesregierung dringend benötigt wird.

Zuletzt hielt Jeannette von Busse, die stellvertretende Oberbürgermeisterin und Baudezernentin der Stadt Greifswald eine Rede. Sie betonte, wie wichtig das Wohlergehen der Uni auch für das Wohlergehen der Stadt ist. Zum Beispiel könnten die Kürzungen dazu führen, dass die Stadt in Zukunft weniger Einwohner*innen haben könnte und sich weniger entwickeln würde. Weniger Absolvent*innen würden auch weniger Fachkräfte bedeuten, die in den Betrieben der Region arbeiten könnten. Auch sie betonte, wie wichtig die Uni als größter Arbeitgeber und Ausbilder der Region ist und wie eng die Uni mit der Stadt verbunden ist. Von Busse versicherte, dass die Stadt die Uni mit allen Kräften unterstützt und betonte, dass die Studierenden und Mitarbeitenden der Uni zur Stadt gehören. Sie bedeuten mehr junge Leute und mehr Diversität. Das möchte die Stadt nicht verlieren.

Im Anschluss wurde mit einigen Teilnehmer*innen der Demo auf dem Innenhof der Universität eine symbolische 250 gestellt, die an die gefährdeten Arbeitsplätze erinnern soll. In nächster Zeit sollen noch weitere Protestveranstaltungen folgen.

Beitragsbilder: Constantin Krüger und Juli Böhm

Ab auf die Straße für bessere Bildung!

Ab auf die Straße für bessere Bildung!

Bescheidene BAföG-Bedingungen, die Coronapandemie, Wohnungsnot und Probleme bei der Finanzierung: Am kommenden Samstag soll auf die schlechten Studienbedingungen aufmerksam gemacht werden. Die Landeskonferenz der Studierendenschaften MV ruft dafür am 22.10. zu einer landesweiten Bildungsdemo auf in Rostock auf. Los geht es auf dem Doberaner Platz um 13 Uhr.

Bereits am 4. Oktober hat die Landeskonferenz der Studierendenschaften (LKS) MV einen offenen Brief an die Bildungsministerin, die Wissenschaftsministerin, die Landesregierung und die Landtagsabgeordneten veröffentlicht. Darin wird “aufgrund der erheblichen Mängel in der Bildungspolitik des Landes” die Bildungsdemo angekündigt. Die LKS bemängelt in ihrem offenen Brief unter anderem, dass die Landesregierung, die nun seit einem Jahr im Amt ist, mit ihrem Koalitionsvertrag lediglich Hoffnung, bisher aber keine Fortschritte in den Bereichen Bildung und Wissenschaft gemacht habe. Ein weiteres großes Thema des Briefes ist die Finanzierung der Studierendenwerke. Die Beiträge für die Studierendenwerke in den Rückmeldegebühren werden zum Sommersemester 2023 steigen, da die aktuellen Krisensituationen unter anderem auch im Bereich der Wohnheime und Mensen für höhere Ausgaben sorgen. Die LKS fordert eine kostendeckende Finanzierung der Studierendenwerke durch die Landesregierung, damit diese Mehrkosten nicht von den Studierenden getragen werden müssen.

Weitere Punkte des offenes Briefes sind die Novellierung des Lehrerbildungsgesetzes, der hohe bürokratische Aufwand, die Kürzung von Mitteln (beispielsweise der Wohnsitzprämie), die Mobilität von Studierenden, die unzureichende BAföG-Novelle, Wohnraummangel und der noch immer fehlende Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte. Doch nicht nur die Studierendenschaften bemängeln diese Umstände: Auch der akademische Senat der Universität Greifswald hat in seiner letzten Sitzung einen Appell an die Landesregierung zur auskömmlichen Finanzierung der Universität verfasst. Dieser Appell wird “uneingeschränkt und mit Nachdruck” vom akademischen Senat der Universität Rostock unterstützt.

Die AStA der Hochschulen bzw. Vertreter*innen der jeweiligen Studierendenschaften haben sich mit Transportmöglichkeiten auseinandergesetzt, um Interessierten den Weg nach Rostock zu erleichtern. Für die Greifswalder Studierenden ist eine gemeinsame Anfahrt geplant. Die Anreise soll um 11:21 Uhr am Greifswalder Hauptbahnhof beginnen. Von dort geht es mit dem Schienenersatzverkehr nach Stralsund und anschließend nach Rostock. Die Fahrt kann mittels MV-Ticket (ein Gruppenticket für bis zu 5 Personen) angetreten werden, die entstandenen Fahrtkosten können Greifswalder Studierende sich danach über das Reisekostenformular vom AStA rückerstatten lassen. Eine Übersicht gibt es nochmals auf dem Instagram-Account des AStA Greifswald.

In Rostock sollen sich ab 13 Uhr die Demonstrierenden auf dem Doberaner Platz sammeln, dort soll die Veranstaltung gegen 13:40 Uhr auch offiziell eröffnet werden, bevor sich ab 14 Uhr der Demozug in Bewegung setzen wird. Eine Zwischenstation auf der Route ist das Studierendenwerk Rostock-Wismar. Daraufhin ziehen die Demonstrierenden in Richtung Neuer Markt, wo die Abschlusskundgebung stattfinden wird.

Die Demonstration ist nicht nur für Studierende der Hochschulen in MV gedacht. Teilnehmen können alle Menschen, die sich von den Forderungen angesprochen fühlen.

Das Wichtigste auf einen Blick:
Was? Demonstration für bessere Bildungspolitik
Wo? Rostock, Doberaner Platz
Wann? Samstag, 22. Oktober 2022, 13 Uhr bis 16:30 Uhr
Abfahrt Greifswald: 11:21 Uhr am Hauptbahnhof/Zentraler Omnibusbahnhof für den Schienenersatzverkehr

Feministische Aktionswochen

Feministische Aktionswochen

Die Greifswalder Aktionsgruppe NEONLILA hat anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März viele Aktionen mit lokalen Initiativen rund um das Thema Feminismus geplant. Vom 26. Februar bis zum 31. März werdet ihr mit einem vollen Kino-, Radio-, Theater- und Bastelprogramm gut versorgt.

Den 8. März kennt ihr vielleicht eher als “Frauentag” anstatt als “feministischen Kampftag“. Im Grunde geht es aber um das Gleiche, bloß die Wortwahl ist eine andere. Bereits seit mehr als 100 Jahren wird an diesem Tag weltweit auf Frauenrechte, die Gleichstellung der Geschlechter und bestehende Diskriminierungen aufmerksam gemacht. Da Frauen in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen immer noch stark benachteiligt werden, kämpfen Frauen heute noch für eine Gleichberechtigung der Geschlechter. NEONLILA schreibt in der Pressemitteilung: “Mit dieser Veranstaltungsreihe möchten die Akteur*innen ein Zeichen setzen für Chancengleichheit und Selbstbestimmungsrechte unabhängig vom Geschlecht.” Das spiegeln auch ihre Veranstaltungen wider.

Das Programm ist auch auf Instagram unter @neonlila_greifswald komplett und mit allen Updates einsehbar.

DIE Demonstration

  • Was? Laufdemo zum Feministischen Kampftag!
  • Wann? Dienstag, 8. März, 17:30 Uhr
  • Wo? Bahnhof Greifswald

Bastelarbeiten/Kreatives

  • Was? Bastelaktion und Demovorbereitung mit dem IKUWO e.V.
  • Wann? Samstag, 26. Februar, 12 Uhr
  • Wo? IKUWO Saal
  • Was? Gestaltung von Demo-Bannern und -schildern
  • Wann? Sonntag, 27. Februar, 14 Uhr
  • Wo? IKUWO Saal
  • Was? Feministisches Halstuchdrucken in der STRAZE Druckwerkstatt
  • Wann? Donnerstag, 3. März, 16 bis 18 Uhr
  • Wo? STRAZE Druckwerkstatt oder bei schönem Wetter im Garten der STRAZE
  • Was? FLINTA* Bootsbau-Workshop
  • Wann? Samstag und Sonntag, 12. und 13. März, 10 bis 17 Uhr
  • Wo? Museumswerft Greifswald e.V., Salinenstr. 20
  • Anmeldung? boddenpirat.innen@systemausfall.org

Filme/Theater

  • Was? Film “Die Unbeugsamen”
  • Wann? Montag, 28. Februar, 20 Uhr
  • Wo? online oder im STRAZE Saal
  • Was? Filmisches Theater “Damenwahl” von hashtagmonike
  • Wann? Samstag, 5. März, 20 Uhr + ggf. Vorstellung draußen am Nachmittag
  • Wo? IKUWO Saal
  • Was? Film “Tove” von Zaida Bergroth
  • Wann? Montag, 7. März, 20 Uhr
  • Wo? STRAZE Saal
  • Kosten? 5 Euro
  • Was? Film “Luchadores” von Paola Calvo und Patrick Jasim
  • Wann? Freitag, 11. März, 20 Uhr
  • Wo? Koeppenhaus
  • Kosten? 3/5 Euro

Vorträge/Gespräche

  • Was? Vortrag der Juristin Prof. Dr. Ulrike Lembke zum Thema “Reproduktive Rechte”
  • Wann? Dienstag, 1. März, abends
  • Wo? online
  • Anmeldung? akj-greifswald@systemausfall.org
  • Was? Austausch über Pro-Feminismus und Männlichkeitskritik
  • Wann? Samstag, 26. März, 13 bis 18 Uhr
  • Wo? IKUWO Saal
  • Was? von Qube veranstalteter tin* Tratsch für trans*, inter* und nicht-binäre Menschen
  • Wann? Donnerstag, 31. März, 16 bis 18 Uhr
  • Wo? STRAZE

Radiosendungen

  • Was? Feministische Bewegungen, 1. Sendung
  • Wann? Mittwoch, 2. März, 18 Uhr und Donnerstag, 3. März, 9 Uhr
  • Wo? Radio LOHRO (Mittwoch) und MEDIATOP.Radio (Donnerstag)
  • Und danach? Nach der Ausstrahlung kann die Sendung in der mmv-mediathek.de und unter bildung-verquer.de/radio nachgehört werden.
  • Was? Feministische Bewegungen, 2. Sendung
  • Wann? Mittwoch, 16. März, 18 Uhr und Donnerstag, 17. März, 9 Uhr
  • Wo? Radio LOHRO (Mittwoch) und MEDIATOP.Radio (Donnerstag)
  • Und danach? Nach der Ausstrahlung kann die Sendung in der mmv-mediathek.de und unter bildung-verquer.de/radio nachgehört werden.

Beitragsbild: Vonecia Carswell auf unsplash